2. August 2023 – In Kilkenny ein Kilkenny

Der Tag fing in unserem tiny, tiny Pferdewagen mit einer schlechten Erkenntnis an. Der Georg hatte Fieber. Offensichtlich müssen sich unsere Körper doch noch an dieses nassgraue Wetter anpassen. Also war gegen 7 Uhr die Nacht zu Ende und ich musste mir den Kopf zermartern, wo in unseren vier Koffern das Fieberthermometer und der Fiebersaft versteckt sind. Ich brauch an dieser Stelle nicht erwähnen, dass unsere vier Koffer nicht auch noch in diesem winzigen Wagen Platz gefunden haben. Wir hatten hier nur das nötigste dabei: Schlafklamotten, Zahnbürste, Wechselschlüppi und Powerbank für die Stromversorgung. Also pellte ich mich völlig verpennt aus meinem Bettchen und ging zum Auto, um diese logistische Herausforderung zu knacken. Das Packen der Koffer übernehme ich immer nach Themenbereichen und weiß somit sehr genau, wo was liegt. Kann es sogar auf zentimetergenau orten. Allerdings nur, wenn ich wach und ausgeschlafen bin. In meinem aktuellen Zustand, ohne viel Schlaf und ganz ohne Kaffee dauerte es dann doch ein paar Minuten, eh ich die richtige Ecke im richtigen Koffer gefunden hatte.

Nun hieß es Kind versorgen und die Checkout-Zeit so lange wie möglich ausreizen, damit Georg sich noch gesund schlafen kann. Wenigstens regnete es nicht, so das wir gemütlich in Decken eingehüllt draußen sitzen konnten und frühstückten. Das war an der Stelle das Beste was wir machen konnten, denn Georg geht es nach einer reichlichen Tüte Schlaf wieder gut. Nur wir waren noch verdammt müde.

Also machten wir heute eine abgespeckte Version der Tagesplanung und nutzten die Fahrzeiten für die Heilung. Abgespeckte Version heißt aber nicht, dass wir nicht doch die 10.000 Schritte knackten und mein Fotoapparat zum Einsatz kam. Also erster Stop gleich um die Ecke im Tal von Glendalough, ein wunderschönes Tal mit zwei großen Seen, reichlich Wasserfällen und einigen alten Ruinen, mal ganz abgesehen von tausenden Wanderwegen. Wir machten allerdings nur einen kurzen Spaziergang zum Lower Lake, da einfach mehr noch nicht drin war. Jedoch entdeckten wir eine sehr alte Kirche, unsere erste irische Ruine, inklusive einem separaten Glockenturm, der schon über 1.000 Jahre auf dem Buckel hat und immer noch steht. Da sollte sich der BER mal ein Beispiel dran nehmen. Auch wenn wir nicht in Schottland sind, so fühlte ich mich gleich wie die Maid vom Highlander. Die Romantik wurde nur noch getoppt durch ein paar Rehe, die am Flussablauf grasten. Und um es nochmal zu erwähnen, alles war so unfassbar GRÜN.

Weiter ging es durch die Wicklow Mountains nach Carlow zu dem Brownshill Dolmen. Die Strecke durch die Berge war fantastisch, nur etwas eng. Hier bewahrheitete sich mal wieder der Spruch: Man sollte immer aufpassen, was man sich wünscht. Denn ca. fünf Minuten nachdem Swen auf einer einspurigen Strecke erwähnt hatte, dass ihm jetzt nur noch ein Traktor im Gegenverkehr zu seinem Glück fehlen würde, kam eben dieser Traktor uns entgegen. Warum klappt dies eigentlich nie, wenn ich mir einen Lottogewinn wünsche? Hier jedenfalls haben der Traktorfahrer in Kooperation mit uns die Situation gut gemeistert. Allerdings haben wir dazu nicht viel beigetragen. Auch wenn unser Auto nicht sofort als Mietwagenauto zu erkennen ist, so verrät uns aktuell immer noch unsere vorsichtige Fahrweise. Mal sehen wie das am Ende der drei Wochen aussieht.

Unfallfrei fuhren wir dann weiter zum Brownshill Dolmen. Einer typischen Gesteinsform hier aus den nördlichen Gebieten, wobei man sich nur fragt, wie haben die das denn gebaut. Liegt wohl daran, dass ein 1000 Tonnen schwerer Granitblock auf mehreren kleineren liegt und dadurch eine Art Hausdach bildet. Das ganze stammt aus der Zeit vonn 3000-4000 vor Christigeburt. Also gab es definitiv keinen Kran oder ähnliches. Hier gibt es so viele dieser Gesteinsformationen oder Ruinen mit historischer Bedeutung, dass man sich einfach eine aussucht und garantiert eher alleine vor Ort ist. Das hat einen gewissen Charme. So als wären wir alleine auf der Welt. 

Nach diesem Fotostopp waren es nur noch wenige Kilometer nach Kilkenny. Zielsicher peilten wir das Parkhaus an und haben auch diese Challenge im Linksverkehr gemeistert. Doch dann hieß es „Game Over“. Das war nämlich der Name unserer Unterkunft direkt ums Eck vom hiesigen Schloß. Also eigentlich hieß so das Gamingcenter im Erdgeschoss, aber der Name zeigte uns, wo wir rein mußten. Und was soll ich sagen, der Name war nur insofern Programm, als dass wir mit unseren 4 Koffern in die dritte Etage mussten und dann kräftemässig erst einmal Game Over angesagt war. Aber ansonsten eine süße kleine Wochnung mit Toilette unter den Treppenstrufen. Kam mir beim Austritt vor wie Harry Potter bei seinen Erziehungsberechtigten. Nach einer erneuten kurzen Heilungspause für Georg zogen wir nochmals durch die Stadt und versuchten die kurzen Regenpausen mit Sightseeing zu füllen. Ein süßes kleines Städtchen, wo man sicherlich auch noch einen Tag länger verbringen könnte, vor allem bei Sonnenschein. 

Wir kehrten jedenfalls abschließend in einem Pub ein und hier möchte ich nochmals diese unheimlich freundlichen Iren loben. Während wir an der Bar auf einen freien Tisch warteten, gönnten wir uns in Kilkenny natürlich ein Kilkenny. Da wir nur einen Barhocker hatten, durfte sich unser krankes Hasi hinsetzen und wir anderen wippten von einem Bein auf das andere. Bis ein Ire mit mir quer durch den Pub Blickkontakt aufnahm und mir andeutete, dass ich doch seinen Hocker nehmen kann. Gesagt getan. Wenn er mir mit dem Blickkontakt etwas anderes sagen wollte, hatte er nun Pech bzw. keinen Hocker mehr. Aber dem nicht genug. Er besorgte uns noch einen weiteren und trug ihn sogar zu uns hin. Letztendlich stellte sich heraus, dies war nicht irgendein Ire, der hier sein Feierabendbierchen genoss, sondern der Live-Künstler, der 20 Minuten später mit seiner Gitarre aufspielte. Wir hatten inzwischen unseren Tisch und konnten somit rundum genießen: Kilkenny, Essen, Live-Musiker und zum Abschluss einen Jameson Whiskey.

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