3. August 2023 – Beautiful Day

Um fünf Uhr wurden wir heute geweckt von einem lautem Poltern und dass auch noch in einer steten Monotonie. Die ersten Minuten brauchten wir, um dieses Geräusch irgendeiner Handlung zuzuordnen. Aber irgendwann fiel trotz der frühen Stunde der Groschen. Wir waren schließlich in Kilkenny und was liegt da näher, als ein hoher Kilkenny-Verbrauch. Es handelte sich um die vielen, vielen Fässer Bier, die gerade in das gegenüberliegende Pub angeliefert wurden. Leute, trinkt bitte weniger Bier.

Wir jedenfalls schliefen wieder ein und träumten natürlich von Bier. Danach ging unsere Reise weiter. Natürlich regnete es mal wieder, aber das war nur der Anfang, denn im Laufe des Tages wurde das Wetter besser und besser. Heute standen einige Stops auf dem Plan und so fuhren wir zuerst zur Kilcooley Abbey, einer ersten Ruine auf dem Weg. Dort angekommen gab es weder Parkplätze noch andere Touristen, was wohl daran lag, dass diese Ruine gesperrt ist, wegen Einsturzgefahr. So etwas hält uns jedoch nicht ab. Auch nicht der Zaun und die Tatsache, dass rund um die Abbey lauter Kühe und Bullen weideten. Keiner von uns war in Signalrot gekleidet und so waren wir mutig und traten doch den Weg zur Abbey an. Immer im Blick, die Kühe. Falls sich doch eine von uns bedroht fühlt, was faktisch Blödsinn ist, dann hatten wir immer den kürzesten Weg Richtung Zaun im Blick. So konnten wir aber mal eine Ruine ganz für uns allein und dazu noch gratis genießen. Okay, wir durften nicht rein, da wir ja auch nicht lebensmüde sind, aber ein paar Fotos waren schon drin.

Weiter ging es zum nächsten Highlight nach Cashel, zum auf dem Berg thronenden Rock of Cashel. Doch vor dem Sightseeing kommt immer erst die Parkplatzsuche und die war sehr unterhaltsam. Ausnahmsweise fiel mal nicht Swen mit seiner Parkschwäche auf, sondern ein anderer Tourist. Der Parkplatz war zugegebenermaßen recht übersichtlich, aber da es ein stetiges Kommen und Gehen gab, war eigentlich immer ein Platz zu finden. Es sei denn, man war eben dieser Tourist mit Parkschwäche, der sich entschloß den mittleren der drei Durchfahrtswege zu blockieren und darauf zu warten, dass genau vor ihm ein anderer Tourist spontan beschloss seinen Parkplatz nach erfolgtem Sightseeing aufzugeben. Allerdings stand der so blöd rum, dass nun gar keiner mehr eine Runde in die anderen Durchfahrtswege schaffte. Und statt sich nun auch nur 1 m fortzubewegen, um dem lustigen Spielchen im Kreise „Wir suchen einen Parkplatz“ eine Chance zu geben, blieb er einfach stehen. Das verursachte bei allen anderen lange Gesichter, wir an Position drei hinter ihm, und viele verwirrte Blicke. Warum macht er das nur?? Noch lustiger wurde seine Sturheit, als wir mitbekamen, dass im Auto mittlerweile der „Rosenkrieg 2.0“ ausgefochten wurde. Denn offensichtlich verstand seine Ehefrau auch nicht seine Beweggründe. Nach Mimik und Gestik zu urteilen, war die Lautstärke im Auto mittlerweile gesundheitsschädigend und die Scheidung war beschlossen. Ich hätte ja gerne gewusst, ob sie irgendwann mit dieser Strategie noch einen Parkplatz gefunden haben und wie lustig und harmonisch anschließend die Besichtigung der Burgruine war, aber das haben wir nicht mehr erlebt. Denn direkt vor uns wurde ein Parkplatz aufgegeben und so schlüpften wir mit seiner Theorie einfach rein.

Ab ging es auf die Burg, vorbei an der langen Schlange, denn wir hatten unsere Tickets online vorgebucht. Auch wenn es fotografisch sicherlich reizvoll ist, Ruinen zu betrachten, so finde ich es dennoch schade, dass hier durch ewige Kriege und Fehden so viel zerstört wurde. Aber dennoch eine Augenweide. Da dies nicht die einzige Ruine in Cashel war, ging es gleich weiter zur Nächsten. Mitten über eine Weide hin zu der Kirche Hore Abbey. Wegen dem Ausblick auf den Rock of Cashel und den vielen Möglichkeiten, durch die Ruine zu wandeln, war es fast noch sehenswerter als die eigentliche Sehenswürdigkeit. Und Fotomotive gab es ohne Ende.

Die Zeit in Cashel schlossen wir dann noch in einem Coffee-Shop ab mit wirklich leckerem Kaffee und zwei Stücken Whiskey-Kuchen für Swen und mich. Okay zwei Stücken Whiskey-Kuchen für mich, denn der Whiskey kommt schließlich nur in den Kuchen, wenn sich ganz viele verarbeitete Rosinen damit vollsogen. Und Swen isst keine Rosinen. „Warum willst du dann den Kuchen?“, „Dachte dass sind Schokostückchen!“. Okay sein Pech, mein Whiskey-Genuss.

Weiter ging es zur nächsten Ruine, dem Cahir Castle in Cahir. Ein süßes kleines Städtchen und eine gut erhaltene Burgruine, nicht groß aber sehr schön zum Erkunden. Fast noch besser, zumindest für Georg, waren die vielen weißen Gänse, in dem Burg anliegenden Park. Diese durften gefüttert, aber nicht gejagt werden. Von der Fotojagd war keine Rede, also schoß ich so einige Bilder, während die Gänse sich den Bauch voll schlugen oder chillten.

Doch auch das war noch nicht der letzte Stop. Wir versuchten es nochmal in Lismore mit einem Castle, allerdings beharrte man hier auf die Öffnungszeiten und ließ uns nicht mehr rein. Das war für uns ein deutliches Zeichen, die Schlussstrecke zur nächsten Unterkunft anzutreten. Doch auch das nicht über die schnellste Strecke, sondern über den Gebirgspass The Vee. Und dieser Weg bzw. der Wald durch den wir fuhren, hat mich komplett geflasht. Es war ein riesiger Rhododendrenwald. Jeder heimische Rhododendron, der in meinem Garten und selbst die Großen auf dem Südfriedhof, würde mit Minderwertigkeitsgefühlen zu Grunde gehen, wenn sie dass hier sehen würden. Denn wenn ich Wald sage, meine ich auch Wald. Hoch sind die Rhododendren wie Häuser und alle sind völlig dicht verwachsen, kein Durchkommen mehr. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das während der Blüte aussieht. Schon jetzt bin ich ein Fan, der aus dem Staunen nicht rauskommt und gleichmal die Blütezeiten für den nächsten Besuch gegoogelt hat. Einfach nur Wahnsinn!

Aber das sollte nicht mein letztes „Wahnsinn“ für heute bleiben. Denn wir hatten ja noch ein Ziel. Unsere Unterkunft mitten im Nirgendwo, aber gleich fussläufig am Meer. Nachdem wir sie endlich gefunden hatten, wurden wir mit einem „Welcome Daniela & Crew“ begrüßt und ich finde das ist mal ein Name für unsere Reisegruppe. Unser AirBnB ist einfach der pure Wahnsinn. Von der Toilette und der Dachterrasse aus sehe ich das Meer und kann mich gar nicht entscheiden, wo ich lieber sitze. Die Zimmer sind so geschmackvoll und perfekt eingerichtet, dass ich hier bitte irgendwann mal 4 Wochen am Stück sitzen möchte, um mein Buch zu schreiben. Hier will ich nicht mehr weg. Maximal mal kurz runter zum Strand um die rotgefärbten Klippen anzusehen und einen Gintonic zu genießen. Mehr will ich gerade nicht.

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