6. August 2023 – Mysterious Ways

Der Song von U2 trifft es ganz gut, denn wir hatten mal wieder einen Wandertag. Doch zuerst mussten wir mal munter werden. Nach Tagen der absoluten Stille, erst im Pferdewagen, dann in unserem neuen Zuhause, hatten wir nun echte Obermieter. Also echte Menschen, auch noch junge Menschen, die normalerweise zu Lautstärke neigen, die über uns die Ferienwohnung bezogen haben. Dies ließ bei den dünnen Wänden und Decken schlimme Party’s erwarten. Aber Pustekuchen, wir waren gestern zu viert länger wach, als die Etage über uns, dafür standen die „Jugendlichen“ schon um 6 Uhr auf, um in den Tag zu starten. Das sind definitiv Lerchen und Lerchen vertragen sich mit uns Eulen nur am Abend gut.

Nach dem munter werden fuhren wir in das Stadtzentrum. Da wir einen Sonntag hatten, durften wir gratis parken. Dann ging es zum ersten Event, der mit Wandern noch nicht soviel zu tun hatte. Aber wir müssen ja bei den ganzen anstrengenden Tagen auch immer daran denken unseren Kleinsten bei Laune zu halten und so ging es mit der Pferdekutsche, dem Jaunting Car, in den Killarny Nationalpark. Diese recht kleinen Pferdekutschen sind hier absolut typisch im Ganzen Nationalpark. Überall kann man sich als Mitreisender einkaufen und durch die Gegend fahren lassen, wenn die Füße nicht mehr wollen. Wir fingen mal damit an und schonten einfach noch unsere Füße. Mit diesem Einspanner ging es also quer durch den Park. Hier leben recht viele Rehe bzw. Rotwild und so kam es recht schnell, dass links von uns das erste Reh graste (Suchbild). Dies sollten wir an diesem Tag noch recht häufig erleben. Und da hier im Nationalpark jagen verboten ist, sind die Rehe so gechillt, dass es sie nicht einmal stört, wenn ich nur zwei Meter entfernt Foto’s schieße.

Die Natur hier im Nationalpark und rund um den Lough Leane und die Nachbarseen ist einfach Wahnsinn, total mystisch und verwunschen. Mal von dem Grün ganz abgesehen, sieht es fast aus wie in einem Moor. Überall Moos und Wasser, mal von den riesigen Rhododendren ganz abgesehen.

Wir jedenfalls trabten gemütlich durch den Park Richtung Ross Castle wo auf uns die nächste Fortbewegungsart wartete. Ein Ausflugsboot über den Lough Leane. Irgendwie werde ich langsam unglaubwürdig bezüglich meiner Aussage zum Wandertag. Aber ich schwöre, das kommt noch. Also erst einmal das Castle bzgl. der Toilette besuchen, dann einen heißen Kaffee besorgen und rauf aufs Boot und für eine Stunde über den See.
Ich werde immer noch nicht fertig darüber, dass es hier aussieht, als würden wir hoch in den Bergen von Südtirol Urlaub machen und dabei befinden wir uns mit dem Höchsten Berg, der sich heute in den Wolken versteckte, gerade einmal knapp über 1.000 Meter hoch. Die Stadt liegt quasi auf Höhe des Meeresspiegels. Total verwirrend Auge und Kopf hier zusammenzubringen.

Nach dem See ging es endlich mit der richtigen Benutzung der Füße los. So liefen wir quer durch den wunderschönen Nationalpark, wo man übrigens ganze Wochen sinnvoll verbringen könnte, zum Killarny House and Gardens und schauten uns dort die interaktive Ausstellung zum Park an, die unsere Kinder in uns weckte. Zuerst wurden Bilder gemalt. Ihr kennt es alle noch. Man legt ein blankes Blatt Papier auf eine Münze und reibt mit dem Bleistift drüber. Hier war es nur keine Münze sondern eine große Abbildung von verschiedenen Tieren. Aber das weckt solche Kindheitserinnerung, dass wir alle vier dasaßen und malten bzw. rieben. Danach gab es noch ein interaktives Spiel mit fang das Reh. Und was soll ich sagen? Georg und ich waren einfach unschlagbar in unserer Schnelligkeit und unseren Instinkten. 90:71 haben die beiden gegen uns abgeloost. Looser!

Nach diesem Ausflug in warme Räume ohne echte Natur ging es wieder raus in den Garten, wo wir dann endlich mal picknickten und unsere geschmierten Brötchen genossen, bevor wir weiter in die Innenstadt zogen. Dort war ordentlich was los. Alle Läden, Pubs und Straßenmusiker gaben ihr bestes gehört zu werden. Bei den Straßenmusikern ist zur Zeit wohl Ed Sheeran ganz groß im Rennen, jedenfalls konnten wir nahezu seine komplette Schaffensbreite auf dem Weg durch die Stadt anhören. Und da gibt es diese tollen Läden mit den Produkten der irischen Schafwolle. Hier könnte ich mir mindestens einen Schal gönnen, dazu noch eine Kuscheldecke für zu Hause, diverse Pullover in diversen Farben, natürlich auch Socken und und und..Und da alles gratis nach Deutschland verschifft wird, entfällt sogar die Sorge ums Übergepäck. Bleibt nur noch die Sorge um den Kontostand. Ich glaub ich brauch einen Whiskey um darüber nachzudenken.

Und da gab es ihn, also es, das erste Whiskey-Eis in meinem Leben. Der Verkäufer fragte mich noch, ob ich ein Problem wegen dem Alkohol habe. Mal ehrlich, würde ich Whiskey-Eis bestellen, wenn ich ein Problem mit Alkohol habe? I am a big Girl!
Das Eis war sehr, sehr lecker, aber es brachte mich noch nicht zu meiner Entscheidung des Woll-Einkaufs. Ich glaube, dafür muss ich noch mehr Eis essen, oder so etwas ähnliches, Hauptsache mit Whiskey.

Nun hatten wir unsere Füße warm gelaufen und so ging es an den ersten Startpunkt einer echten Wanderung, an den Torc Wasserfall. Ja, mit Wasserfällen haben wir es. Besonders ich habe dafür ein Faible, weil ich dann immer so schön ruhig dasitzen kann um eine ordentliche Langzeitbelichtung hinzubekommen. Wären nur nicht immer so viele Leute da mit ähnlichen Ideen. Zum Beispiel frisch Vermählte, die eben vor dem Wasserfall meiner Wal ihre Hochzeitsfoto’s machen wollen. Das nervt tierisch. So mussten wir uns einigen, wer welchen Blickwinkel erwischt. Ich persönlich hätte mich als Braut übrigens geweigert, denn sie musste mit ihrem Kleid und den schicken Schuhen den Berg hochhasten und dann auch noch durch den Schlamm latschen. Ich schätze auf der Feier danach sahen sie eher aus wir frisch aus dem Survival-Camp, statt frisch vom Traualtar. Aber was tut man nicht alles für unvergessliche Foto’s. Ich jedenfalls genoss das Stillhalten und machte meine x-ten Wasserfallfoto’s in meinem Leben.

Nach dem Wasserfall ist bekanntlich vor dem Wasserfall und so liefen wir noch weiter und machten eine Rundwanderung draus. Hier latschten wir wieder durch diese unglaublichen Rhododendrenwälder. Und damit ihr mal versteht was ich meine, habe ich mal einen Größenvergleich fotografiert. Unser Rhododendron im Garten, als Größenvergleich ein handelsüblicher Maulwurfshügel davor. Und der Rhododendron hier im Wald mit meinem Sohn davor. Und kommt mir jetzt nicht mit Perspektive, denn mein Sohn ist definitiv größer als ein Maulwurfshügel!

Dieses Pflanzenwachstum hier beschäftigt mich so stark und darauf brauch ich jetzt noch einen schönen selbstgemachten Grillteller und ein Glas Rotwein oder Whiskey, bevor es dann mit den Lerchen zu Bett geht.

Eine Antwort auf „6. August 2023 – Mysterious Ways

Add yours

Hinterlasse einen Kommentar

Webseite erstellt mit WordPress.com.

Nach oben ↑