10. August 2023 – Just my imagination

Nun hieß es Abschied nehmen von Killarney und den Rings of Ireland und wir nahmen unser neues Ziel Ballyvaughan ins Visier. Ein Fahrtag mit einigen Stops zur Auswahl auf der Strecke. Zuerst machten wir Halt in Limerick. Sicherlich gewinnt Limerick hier in Irland nicht den Preis für die schönste Ortschaft, aber für einmal Füße vertreten und Stadtbummel musste es reichen. Außerdem begründet sich hier die berühmte Reimform, der Limerick und Dolores von den Cranberries wurde ganz in der Nähe geboren. Wenn das mal keine Gründe für einen Besuch sind.

Zuerst ging es für uns am Flussufer entlang, wo hunderte Tauben gefüttert wurden. Pini stand mit einem einzelnen, winzigkleinen, vom Munde abgesparten Brotkrumen vor den Tauben und gegenüber stand eine Frau mit zwei ganzen Tüten Vogelfutter. Also wenn ich Taube wäre, wäre die Entscheidung für Pini gefallen, aber die Limericker Tauben dachten irgendwie anders. So half es nur weiterzugehen bis zum Castle der Stadt. Übrigens wirklich ungelogen, jeder Ort hier in Irland mit mehr als 5 Einwohnern hat ein Castle. Das gibt eine Castle-Ruinen-Dichte, die unseren Kulturbanausen Georg schlicht überfordert. „Nicht schon wieder eine Burg!“.

Um ihn aber trotzdem zu fordern und zu fördern, schließlich steht das neue Schuljahr vor der Tür, machten wir gelegentlich Rechenübungen. Und so kamen nach dem Lernen der englischen Zahlen von 1-15 so sinnvolle Aussagen wie die folgenden von ihm:

„Papa, Du bist ein Jahr älter als die Hälfte von Hundert!“

Das will echt keiner hören. Seine zweite Rechenaufgabe danach war:

„Mama und Papa, zusammen seit ihr 100 Jahre alt!“

Und dass wollte ich schon gleich gar nicht hören. Somit war das Schulprogramm für heute beendet. Ab sofort gibt es nur noch Englisch und Deutsch und das Kind bekommt heute kein Eis. Aber darauf schnell noch ein Gedicht, nämlich einen Limerick:

Ein steinalter Mann aus Deutschland
fand Dolores Bild an der Wand
Er fand es sehr schön
doch wollte weitergehn
bevor er das Bild per Whatsapp versandt

Bildung können wir! Swen fand nämlich wirklich ein riesiges Graffiti an der Wand mit Dolores von den Cranberries. Darauf hin hatten wir alles wichtige von Limerick gesehen und gelernt und fuhren weiter. Natürlich stand nun die Autofahrmusik fest und Swen und ich sangen laut die alten Songs mit.

Nach diesem Stop folgte recht bald der nächste, nämlich das Bunratty Castle, „schon wieder eine Burg?“, und der angegliederte Folk Park. Dies war wirklich ein lohnender Stop. Das Castle war erstaunlich gut erhalten und konnte komplett durchkämmt werden. Eigentlich war es gar nicht so riesig, aber mit vier Türmen und den darin versteckten Zimmern, konnte man hier locker eine Regenphase überbrücken. Wenn man wie wir eine französische Familie vor sich laufen hatte, reicht es sogar für zwei Regenphasen. Denn in jedem Turm blockierten diese den Auf-bzw. Abgang und es war verdammt eng. Ihre Devise war, einfach mal stehenzubleiben und zu hoffen, dass alle anderen den Rückweg antreten, statt selbst drei Stufen zum nächsten Zimmer zu gehen und den Weg frei zu machen. Nach drei Türmen mit ihnen, beschlossen wir gemeinschaftlich nun großen Abstand zu ihnen zu halten, für unser aller Wohlergehen.

Weiter ging es durch den Folk Park. Eine nachkonstruierte Ansammlung der Irischen Lebensweise mit zahlreichen Hütten, von weit zurückliegend bis in die Gegenwart und vielen tollen Details. In der Hauptstraße fand man zum Beispiel eine Schule mit viel zu engen Sitzbänken für meinen Hintern nebst Fotorucksack, eine Kneipe mit sogar frischem Bier, die Post mit einem Telegraphen und noch vieles mehr. Vor einem Laden spielte ein Geiger auf und es kam sogar zu spontanen Tanz- und Gesangseinlagen der Besucher. Der Geiger sah übrigens wie Ryan Gosling aus, zumindest im Jahr 2040. Aber diese Tatsache ließ auch mich das Schauspiel gut ertragen.

Kaum sahen wir den Ausgang, fing es mal wieder an zu schütten und das nahmen wir als Zeichen, die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft in einem Stück zu reißen. In Ballyvaughan angekommen bezogen wir schnell unser Cottage und machten uns auf Nahrungssuche. Trotz dass der Ort recht klein ist, gab es gleich einen leckeren Italiener um die Ecke. Gestärkt und trocken, also ohne Regen, genehmigten wir uns noch einen kleinen Rundgang durch den Ort und kamen bei O’Loclainn’s Whiskey Bar vorbei. Endlich mal eine Gelegenheit zur Whiskey-Verkostung, ohne dass einer wegen der Fahrtüchigkeit verzichten muss. Also liebe Kinder, es war nett mit Euch, aber nun ist Elternzeit. Man muss halt manchmal Prioritäten setzen. Die Kinder gingen also zurück zur Unterkunft und wir in die Whiskey-Bar. Ein herrlich uriger Ort mit ganz vielen Flaschen und noch mehr Charme. Die Eigentümerin hinter der Bar nahm sich auch gleich unserer an und beriet uns in Sachen Whiskey. Und der war verdammt lecker, viel besser als Guinness und Kilkenny zusammen. Also schätze ich, wenn wir keinen Kater bekommen, dass wir hier noch einmal rein müssen. Schließlich standen da noch ganz viele andere Flaschen. Toi, toi, toi!

Hinterlasse einen Kommentar

Webseite erstellt mit WordPress.com.

Nach oben ↑