Heute sollte das Wetter besser werden und wir durften endlich mal in ein Boot steigen. Bisher hatte sich dieser Plan ja als eher unrealistisch dargestellt. Aber nach dem Aufstehen war immer noch keine „Cancellation“ im Postfach, so dass wir sehr optimistisch in den Tag starteten. So fuhren wir wieder mal unsere Lieblingsstrecke an der Küste entlang und hielten nochmal an unserer Außendusche von vorgestern. Okay, die Wellen waren deutlich niedriger als vor zwei Tagen, aber ich kann nicht behaupten, dass das Meer wie eine ruhige Badewanne aussah. Eher so wie ein kochender Topf auf dem Herd, kurz bevor ich die Nudel reinschmeiße. Aber die Bootsführer werden schon wissen was sie tun.
Ziel unserer Bootsfahrt war ja eine Fahrt entlang der Cliffs of Moher. Laut unserem Gastgeber hier ist das touristische Grundaufkommen ungefähr vergleichbar mit dem Eiffelturm in Paris. Und das nicht wegen der Höhe, der Eiffelturm ist 330 Meter hoch und die Klippen hier „nur 214 Meter“, sondern wegen der Menge an Touristen, die hier täglich vorbei schlendern. Wir dachten uns jedenfalls, wir machen erstmal eine gemütliche Fahrt am Fuße der Klippen, bevor wir uns am Nachmittag das Ganze mal von oben ansehen. So stiegen wir mit etwas Verspätung nach 12 Uhr mit ca. 200 anderen Touristen in ein großes Boot. Da ich ja fotografieren wollte, blieb ich mit Swen oben an Deck und Pini und Georg zogen die windgeschützte Variante unter Deck vor.
Kaum verließen wir dann den kleinen Hafen von Doolin, ging es los:
„Herzlich Willkommen zur neuen Harry-Potter-Achterbahn in Doolin. Hier haben Sie mehr Action als in den Universal Studios“
Okay, das war so nicht geplant. Wenn ich eine Achterbahnfahrt will, dann buche ich diese für gewöhnlich bewusst. Jetzt wollte ich eine gemütliche Bootsfahrt mit reichlich Fotos von den wunderschönen Klippen. Deshalb hatte ich mich als eine der Wenigen auch stehend an der Reling positioniert. Die anderen hatten wohl eine Vorahnung und saßen alle fest verwurzelt in ihren Sitzen. Wäre die bessere Idee gewesen. Denn die Fahrt war so turbulent durch die einzelnen Wellen, dass zu einer echten Achterbahn eigentlich nur der Looping gefehlt hat. Ich hatte an meiner Reling nur zu tun, nicht über selbige zu fliegen. Ich hob sogar einige Male ab und verlor den Boden unter meinen Füßen. An Fotografieren war überhaupt nicht zu denken, ich war schon froh, dass ich noch einen Fotoapparat hatte. Irgendwann versuchte ich dann zu meinem Sitz zurück zu kommen, ohne einen Umweg über das Meer zu nehmen, dafür kam dann wieder eine Gratisdusche Meerwasser auf mich nieder.
Nun stand nur noch die Frage, wie ertragen die Kinder unter Deck diese Fahrt. Wir hatten schlicht keine Chance, lebend die Etage zu ihnen hinunter zu wechseln und nach Ihnen zu sehen. Also hieß es einfach nur überleben und das Beste hoffen. Zumindest kam keine Lautsprecherdurchsage:
„Die Rabeneltern auf Deck 1 sollen sich gefälligst sofort um ihre kotzenden Kinder unter Deck kümmern!!“
Ich hätte eigentlich schon vor Betreten des Bootes stutzig werden sollen, als die Stewards – noch bevor wir an Bord durften – erst einmal alle Stühle abwischten. Jetzt, mit etwas Erfahrung denke ich, es war nicht wegen dem Regenwasser.
Eine halbe Stunde ging diese Achterbahnfahrt in einem Höllentempo über die Wellen, meine längste Fahrt ever. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es an den Tagen davor auf dem Meer zugegangen ist. Irgendwann wendete das Boot in Richtung „Mit den Wellen“ und fuhr etwas ruhiger. Es war zwar immer noch nicht so ruhig, dass ich Personen mit einem unruhigen Magen die Fahrt empfehlen würde, aber immerhin konnte ich jetzt wieder an die Reeling und ohne Rettungsring um den Bauch dort stehen. Nun wurden auch die Klippen vor uns in ihrer ganzen Größe erklärt. Irgendwo hier versteckte sich auch der Höhleneingang von Harry Potter und Dumbledore aus dem Halbblutprinzen. Da ich aber nicht verstand, welche Klippe es nun wirklich war, fotografierte ich einfach jede Klippe in verwackelter Qualität, denn schließlich hatten wir es immer noch mit den gleichen meterhohen Wellen zu tun.
Inzwischen stellte sich bei uns auch langsam ein flaues Gefühl im Magen ein. Ich denke einfach, unser Magen fuhr immer noch Achterbahn. Aber die eigentliche Achterbahn fand nach nervenaufreibenden 45 Minuten ihr Ende und wir warteten an Deck, bis unsere Kinder nach oben kamen. Wir waren eigentlich auf alles gefasst: ausgefüllte Anträge zur Freigabe einer Adoption, sehr böse Blicke bis hin zu schlicht vollgekotzten Kindern. Beide kamen hoch, Georg hielt eine Kotztüte in der Hand, die aber Gott-sei-Dank leer war und wir ernteten nur böse Blicke und die Aussage, dass dies die schlimmste Bootsfahrt ever war. Aber wir hatten überlebt.

Die Kotztüten waren wohl unter Deck direkt an alle verteilt worden. Dabei gab es unten auch eine kleine Bar. Und mit meinem wiedergefundenen Schmunzeln stellte ich mir vor, wie Hartgesottene sich erst einmal ein Aperölchen gönnen und dann bei dem Wellengang in Wellenbewegungen eben diesen Aperol durch die Gegend verteilen. Dass wäre ein richtiger Spaß geworden.
Nun brauchten wir erst einmal etwas in unsere unruhigen Mägen, nämlich Burger und Cookies, und erstaunlicher Weise blieb alles drin. Deshalb ging es nun hinauf auf die Klippen und unser Gastgeber hatte nicht übertrieben, es ging zu wie am Eiffelturm. Schon der Parkplatz glich einer Glückslotterie, die wir allerdings knackten. Dann ging es im Gänsemarsch zuerst rechts zum O’Brien’s Tower und dann den langen Weg links entlang auf den eigentlichen Klippen. Eine herrliche Route, wären nur nicht so viele Menschen da und die Wege so eng wie die Straßen. Selbst der Gegenverkehr war hier teils herausfordernd. Ich kam mir vor wie in einer engen Pipeline und konnte nur gelegentlich anhalten. Aber wenn ich es konnte, glühte mein Fotoapparat und mein Herz, weil es so schön hier war. Mittlerweile war die Sonne rausgekommen und beleuchtete die Klippen mit einem wunderbaren Licht. So genossen wir einfach den Nachmittag und irgendwann wurden auch die Menschenmassen deutlich weniger, desto weiter wir uns vom Parkplatz entfernten.
Inzwischen hatten wir dank der traumhaften Aussichten auch unsere Bootsfahrt weit aus unserem Gedächtnis verdrängt und auch unsere Kinder redeten wieder mit uns. Wir leisteten dann abschließend noch Wiedergutmachung mit Pizza und Döner und belohnten uns selbst mit einem letzten Besuch in unserer Whiskey-Bar hier in Ballyvaughan. Nach dem ersten Whiskey war die Kneipe voll mit lauter ü70-Dorfbewohnern und alle genossen den Sonntag Abend. Nach dem zweiten Whiskey stellten wir übrigens auch eine Ähnlichkeit der Kneipenchefin mit Meryl Streep fest. Ob das nun an ihrem Aussehen oder den Whiskey’s lag, lasse ich jetzt mal einfach unkommentiert.








































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