15. August 2023 – Bang a gong

Als erstes begrüßte uns Diesel, unser neuer Gastgeberhund mit einer Kuscheleinheit. Daran könnte ich mich echt gewöhnen. Swen sagt zwar, dass er hässlich ist und wie ein Pfeil aussieht, aber ich finde ihn süß und er liebt meine Kuscheleinheiten. Also warum nicht?
Dann ging es in die Tagesplanung und es musste eine Entscheidung getroffen werden. Das Wetter sagte, erst morgen wird ein richtiger Badetag, also mussten wir uns einig werden über die heutige Alternativplanung. Swen hatte aus irgendeinem Grund keinen Bock auf einen Roadtrip mit dem Auto. Er wollte seine Füße benutzen. Georg würde am liebsten den ganzen Tag mit seinen neuen Kumpels Fußball spielen. Pini war für alles offen, Hauptsache Bewegung. Und ich wollte am liebsten 500 km den Norden entlang fahren und keine Bucht, keine Aussicht, keinen Strand auslassen. Da hilft nur Schnickschnackschnuck, Swen hat leider gewonnen und wir nahmen uns eine ordentliche Wanderung vor.

Ziel war der Benbulben, ein Tafelberg, der bei fast jedem Blick aus dem Auto oder dem Fenster in das Blickfeld rückt. Ein riesig grüner Tisch mit grüner Tischdecke, gerade mal 521 m hoch und doch thront er so riesig vor einem, dass ich auf dem Parkplatz ins Zweifeln geriet, wie wir das schaffen sollten. Aber loslaufen kann man ja erst einmal, alle anderen Varianten wurden ja abgewählt.
Zuerst ging es mit einer moderaten Steigung Richtung der hinteren Tischbeine der Tafel. Das bewirkte einerseits, dass der Tisch noch riesiger über einem ragte und unbezwingbar erschien. Andererseits lernten wir auf dem Weg etwas sehr Wichtiges. Nämlich, warum alles so unglaublich grün ist in Irland.

Es ist einfach alles nur nass!

Und mit nass meine ich hier Moor, moorastige Wiesen, verschwundene Wasserwege, Seen, Wasserläufe, Matschepampe. Ja, wir waren die Moorsoldaten und gingen ohne Spaten durchs Moor… Bitte alle Kinder der DDR jetzt ordentlich mitsingen, dass könnt ihr doch noch. Wir trällerten auch diesen Song während wir versuchten, trockenen Fusses an das Tischbein des Tafelberges zu kommen. Hat allerdings nicht funktioniert. Als erstes ging Pini mit ihren Stoff-Turnschuhen baden und steckte im Modder fest. Wir anderen drei blieben noch bis zum Rückweg trocken, wenn auch bei weitem nicht sauber. Aber das war ja auch kein Ziel am heutigen Tag.

Am Tischbein angekommen hieß es nur noch kraxeln und versuchen nicht wieder gen Abgrund zu rutschen. Ich verfluchte an die hundert Male meinen mir angetrauten Ehemann für diese Tagesbeschäftigungsauswahl. Wir schafften es allerdings dennoch hinauf und fühlten uns wie nach der Erklimmung des Mount Everest und das nicht nur, weil wir keine Puste mehr hatten. Nein es war auch ein erhabenes Gefühl auf der grünen Tischplatte des Benbulben. Selbst hier oben war noch alles wie ein stark bewässertes Beet, also zum Einsinken und zwanghaften Verweilen. Die Aussicht war dagegen zum Niederknien, denn wir hatten einen lohnenden Ausblick bis zum Ozean und zu den Inseln. Über uns hingen die Wolken fest und unten am Strand schien die Sonne. So mussten wir wenigstens nicht sinnlos schwitzen. Der höchste Punkt war statt mit Gipfelkreuz mit einem Stein markiert und das Umfeld beschreibt ganz gut die Beschaffenheit der Wege. Es war eher eine Schlammwüste nach einem Wacken Konzertmarathon.

Irgendwann trennten wir uns dennoch von der traumhaften Aussicht und traten den Rückweg an. Jetzt wurde es eine wilde Mischung aus „Lasst uns doch einfach auf dem Hintern runterrutschen“ und „Wir schaffen das zu überleben, bestimmt“. Es war so schmierig und das ständige „Schmatz, schmatz“ unserer Schuhe trug nicht zu einem besseren Halt bei. In der Ebene wählten wir dann bewusst einen anderen Weg, weil wir dachten, der ist weniger nass. Pustekuchen, jetzt gingen auch Swen und Georg bis über die Knöchel baden. Die Einzige mit trockenen Socken war nun noch ich und ich blieb es auch.

Wir haben übrigens hier oben auch unsere erste Flussquelle entdeckt und es entbrannte eine Fragestunde zum Thema, wieso die Quellen oben am Berg entspringen. Darüber könnten wir stundenlang fachsimpeln und ehrlich gesagt, möchte ich dies jedem Leser ersparen, aber gleichzeitig die Diskussion anregen, wieso es so ist. Damit können auch noch andere Spaß haben und sich heiß diskutieren.

Wir hatten jedenfalls den Berg bezwungen, der uns nicht mehr aus dem Blick ließ. Das zeigte sich auch nach der Bezwingung. Wir fuhren Richtung Küste, um einerseits mal die Füße in den Sand zu stecken und andererseits den Benbulben mal aus einer anderen Perspektive, nämlich mit Castle an Küste im Vordergrund, zu sehen. Beides schafften wir bei der Halbinsel um Mullaghmore. Zuerst das Fotomotiv und dann die Füße in den Sand bzw. den Ozean. Wir wollen Mut sammeln für den Badetag am morgigen Tag. Das Wasser ist kalt, aber der Ausblick und der Strand und die Dünen sind toll. Warum also nicht?

Zum Abschluss des Tagen zwang ich meinen Mann noch zum romantischen Sonnenuntergang und lockte ihn mit einer Büchse Gin-Tonic. Wir saßen am Steinstrand, holten uns Beulen von den Steinen in den Hintern und schauten in die untergehende Sonne. Es war einfach wunderschön, auch für Nicht-Romantiker.

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