Dies war heute unsere Devise, denn wir halten so gar nichts davon alt oder gar vollständig spaßbefreit Erwachsen zu werden. Deshalb ging die Entscheidung zur Tagesbeschäftigung heute an die Kinder. Also die Entscheidung dazu hatten wir schon gestern vorbereitet, aber die Durchführung fand heute statt.
Doch worum geht es eigentlich, um hier endlich mal auf den Punkt zu kommen? Um einen Regentag zu überbrücken, waren wir auf der Suche nach einer sinnvollen, naja vielleicht nicht sinnvollen, aber erfüllenden Indoorbeschäftigung. Und die fanden wir in Boda Borg. Nein, dass ist kein Ort, sondern eine Erfindung aus Schweden und das irische Äquivalent befindet sich am Lough Key in einem Adventure Park rund um den See. Und es handelt sich nicht um etwas typisch Schwedisches, sondern um eine abgewandelte Form vom Escape-Room. Hier gilt es, in Gruppen von 3-5 Personen insgesamt 47 Challenges zu bestehen und 15 Welten zu knacken. Also sozusagen ein nichtdigitales Computerspiel, komplett analog. Dabei ist völlig egal, ob man nun Englisch kann, oder eben nicht. Es gibt nämlich keinerlei Erklärungen und man muss seinen Weg immer selbst finden. Pro Raum gibt es eine Challenge und 3-4 Räume ergeben eine geknackte Welt. Nur ein leuchtender Pfeil an der nächsten Tür zeigt einem, ob man richtig liegt. Wenn er grün leuchtet darf man in den nächsten Raum. Wenn man aber versagt hat, dann leuchtet der Pfeil rot und man muss über den Notausgang raus und kann wieder von ganz vorne in der jeweiligen Welt anfangen.
Ich gebe zu, so etwas muss man erleben und nicht beschreiben. Wir gingen jedenfalls mit einem lauten Chaka und ganz viel Teamgeist und der festen Überzeugung hinein, dass wir am Ende des Tages die 15 Welten geknackt haben und als Tagessieger an der Wand der Glorreichen stehen. Sind ja schließlich weder auf den Kopf gefallen, noch körperlich unbeweglich bzw. unsportlich. Ohne jetzt etwas vorwegnehmen zu wollen, es kam etwas anders, als wir geplant hatten.
Wir gingen rein und wählten die erste Welt. Im ersten Zimmer befanden wir uns in einem dunklen Raum mit drei weißen Lichtern an der Wand und einigen Knöpfen an anderen Wänden und vielen Linien quer durch den Raum. Wären wir Helden in einem Computerspiel, hätte nun eine Glühbirne des Nachdenkens über unseren Köpfen geschwebt. So drückten wir erst einmal unkontrolliert an den Knöpfen rum und sahen somit das erste Mal direkt den großen roten Pfeil mit der Aufforderung, den Raum bitte sofort zu verlassen. Also Challenge angenommen und noch einmal in den gleichen Raum. Ich kann es hier an der Stelle abkürzen, wir brauchten allein zehn Versuche, um diesen Raum zu knacken und die Knöpfe in der richtigen Reihenfolge zu drücken. Dann endlich ging es in den zweiten Raum und nach weiteren Versuchen sogar in Raum 3 und 4. Aber wir haben nach x Versuchen mit diesem Raum schlicht aufgegeben, da wir Raum 4 einfach nicht schafften und somit immer wieder rausflogen und bei Raum 1 anfangen mussten. Wie ne Ratte im Hamsterrad.
Also auf zur nächsten Welt und nächsten Chance. Manchmal hilft es ja, die Perspektive zu ändern. Jetzt ging es um Balancieren. Hier versuchten wir in unzähligen Versuchen den Raum zu knacken. Rein in die Tür, rotes Licht, raus aus der anderen Tür und wieder von vorn.
Langsam schrumpfte unser Selbstvertrauen, schließlich hatten wir noch nicht eine einzige Welt geknackt. Sind wir zu blöde? Endlich wählten wir eine Welt, die weniger unsere intellektuellen Fähigkeiten, als unsere körperlichen forderte und in nur zwei Räumen und mit lediglich drei roten Pfeilen schafften wir endlich unsere erste Welt und bekamen einen Stempel. Inzwischen standen zwar Swen und ich kurz vor der Scheidung, weil wir beide Anweisungen geben wollten und jeder es besser wusste, aber dies stoppte nicht unseren Siegeswillen. Außerdem waren ja unsere besonnenen Kinder bei uns, die viel mehr die richtigen Ideen hatten, als wir Alten. Also weiter und weiter und weiter. An einigen Zimmern kamen wir uns vor wie auf einem Drehtablett: rein und raus und wieder rein und raus. Mich hat zwischenzeitlich eigentlich nur getröstet, dass es anderen Familien ähnlich ging.
Wie zum Henker schaffen es hier echte Familien oder sonstige Gruppen auf 15 geknackte Welten? Entweder buchen die sich statt zwei Stunden zwei Jahre ein, oder sie kommen so oft wieder, bis sie alle Lösungen auswendig kennen. Wir jedenfalls waren nach unseren zwei Stunden nur Master of simply, fucking 2 Challenges und kamen uns wie die größten Looser aller Zeiten vor. Allerdings Looser mit sehr viel Spaß am Rätseln.
Nach unserer Zeit in diesem Bingo Bongo waren wir definitiv um ein paar Erfahrungen reicher und schafften es auch, harmonisch wieder in unsere Unterkunft zu fahren, ohne einander umbringen zu wollen.
Und hier gab das irische Wetter nochmals alles und wir genossen den Regen und gingen noch einmal lecker Essen. Bei Burger und irischem Whiskey versuchten wir langsam uns mit dem Gedanken anzufreunden, dass nur noch ein Tag vor uns lag. So ne Scheiße…


















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