1.10.2023 – Was haben die nur alle mit den Seetagen?

Als erste Nachricht am Morgen begrüßte mich eine der FB-Gruppen mit der Info, dass 6.700 Gäste an Bord sind. So auf nüchternen Magen ist das für mich eine Info im Stil, es sind somit 6.697 Menschen zu viel um mich herum. Aber nachdem ich trotz leichtem Schaukeln gut geschlafen hatte, unterdrückte ich den Drang gleich zum Tagesbeginn den Klippenspringer zu machen. Außerdem war es ehrlich gesagt erst 8:00 Uhr und damit noch viel zu früh für körperliche Aktivitäten an einem Seetag. Das Einzigste was ich bereit war zu tun, war mich in die Decke einzuhüllen und auf meinen Balkon gen Bug hinauszutreten um die Fahrt über das Meer zu beobachten.

Also gesagt getan und hinaus an die frische Morgenluft mit Weitblick und einem unendlichen Horizont. Herrlich, dieses Gefühl des Dahinschwebens auf dem Meer. Logisch, dass ich da ständig den Fotoapparat in der Hand hielt und zwischen den Objektiven wechselte, als wäre ich bei einem Fashionshooting. Wobei, egal welches Objektiv, egal welche Brennweite, zu sehen war nur Himmel und Meer. Aber halt in Schön.
Wir waren auch so zeitig nicht die Einzigen, die ihre Nase an die frische Luft hielten. Einige Nachbarn taten es uns gleich und gott-sei-Dank hielten alle in dieser schönen Stimmung ihre Klappe. So mag ich das.

Also gingen wir tiefenentspannt an unserem ersten Seetag zum Frühstück. Wer die Wahl hat, hat die Qual und da wir noch nicht bereit waren für tiefgehende Entscheidungen, wählten wir das Frühstücksbuffet in der Etage über uns, mit dem kürzesten Anreiseweg. Und wurden begrüßt von übervollen Tischen, vielen Kindern und einem vollen Buffet. Wo kommen bloß die ganzen Menschen her? In den Gängen ist man immer ziemlich alleine und auf den Balkonen neben uns waren auch immer nur eine Handvoll Menschen. Aber wenn es um das Essenfassen geht, dann kommen sie alle gefühlt gleichzeitig aus ihren Kabinen. Dabei ist die Auswahl an Frühstücksrestaurants ungefähr so groß, wie das Angebot unterschiedlicher Parteien zur Landtagswahl. Doch trotzdem fühlte es sich an, als hätten wir das Restaurant mit der absoluten Mehrheit gewählt. Da hilft nur Augen zu und durch, also den Kampf am Buffet aufnehmen und möglichst eine große Auswahl an Lebensmitteln auf den Teller werfen, um sich mehrere Gänge zu ersparen. Nur so hat man dann an seinem Tisch, falls man einen freien Tisch auf Anhieb findet, die Chance auf ein gemütliches und ruhiges Frühstück. Also ruhig nur, wenn man Noise-Canceling macht und alles in Abstand von über 50 cm ausblendet.

Doch auch wenn ich mich an den Teil echt noch gewöhnen muss, so muss ich hier mal Service und Speisenauswahl loben. Schmeckt alles und ich bin satt und zufrieden.

Doch was nun anfangen, mit solch einem Seetag. Schwärmen ja viele davon, als wäre es das Beste an den Kreuzfahrten. Runter vom Böotchen kann ich ja eh nicht, also mal schauen, was es alles auf dem Boot zu sehen gibt. Fangen wir also mal oben auf dem Dach an und erlaufen die komplette Länge des Bootes. Da gibt es diverse Außenpools, die wir trotz der Kälte erkunden möchten. Erster Eintrag für den Tagesplan. Außerdem einen Fussball-‚Basketball-Platz, der besonders unseren Kurzen anzieht. Zweiter Eintrag auf dem Tagesplan. Und natürlich Bars und Chill-Out-Ecken in Hülle und Fülle. Eintrag Drei bis Zehn. Die großen Innenpools fanden wir dann auch noch, nachdem wir der Außenrutsche folgten. Sind wir inzwischen bei Punkt 20 angelangt? Dort gab es auch einen Kletterpark, der unserem willigen Sohn jedoch nicht die Schranken öffnete, weil ihm noch ein paar cm zur Einstiegshöhe fehlten. Haben nun mit ihm verabredet, dass wir ihn jeden Abend einmal in die Länge ziehen und hoffen, dass diese fehlenden Zentimeter bis zum Ende unserer Bootsfahrt hinzukommen. Ansonsten gibt es hier dann einen Aufruf für Highheels in Größe 35, möglichst Unaufällige.

Nach diesem Rundgang hatten wir irgendwie schon über 7.000 Schritte auf der Uhr, obwohl wir das Boot nicht mal verlassen hatten. Wahnsinn, was man hier an Kilometern schrubben kann. Aber nun wollten wir im wahrsten Sinne des Wortes eintauchen, nämlich in die Poollandschaft. Und da waren sie wieder, die 6.697 Anderen. Alle Stühle, Liegen und auch nur die kleinste Sitzfläche waren mit Handtüchern belegt. Wenn all diese Liegenbeleger in den Pools sind, sollte es nach Adam Riese keinen Platz für Wasser mehr geben. Aber so leicht lassen wir uns, bzw. unser Sohn sich nicht abschrecken. Also rauf auf die Rutsche und im Adlermodus nach freien Plätzen Ausschau halten. Und wir haben sie sogar gefunden. Sogar mit Meerblick und Sonne auf der Nase. Die Tatsache, dass wir dafür ein paar drapierte Handtücher umdrapieren mussten, verschweige ich an dieser Stelle einfach mal. Aber solange wie unsere Handtücher hier lagen, hat sich zumindest niemand beschwert. Ich sag’s Euch, beim nächsten Seetag stehe ich pünktlich 6:00 Uhr mit meinen Handtüchern bereit und erfülle das deutsche Klischee.

Zum Abschluss dieses Poolevents nahmen wir sogar noch ein Bad im Außenpool bei steifer Brise und auf der Schattenseite der Aida. Deshalb war es auch nur ein kurzes Vergnügen, aber ein schönes. Nur beim Weg aus dem Pool zum kuscheligen Bademantel wäre ich gern mit Düsenantrieb ausgestattet gewesen. Aber dann wäre ich wohl auf dem slippery Boden ausgerutscht und hätte unfreiwillig doch noch den Klippenspringer gemacht.

Stattdessen gönnten wir uns auf dem Zimmer einen urlaubstechnischen Mittagsschlaf mit Blick auf den Horizont. Der Teil gefällt mir echt gut, um nicht zu sagen hervorragend.
Doch wenn man so einen Seetag hat, verspürt man auch ständig das Bedürfnis, man müsste noch etwas erleben und erkunden. Ich würde nicht sagen, dass ich Hummeln im Hintern hatte, aber zumindest einen Schwarm Heringe. Und so zogen wir los und stärkten uns erst einmal mit einer ordentlichen Currywurst zum Nachmittagskaffee. Wilde Mischung, aber wer es noch nicht ausprobiert hat, sollte dies mal tun.
Nach der Stärkung für Zwischendurch ging es weiter mit der Erkundung. Da wären ja schließlich noch 1.000 Quadratmeter Shopping-Meile und eine Ausstellung, sowie die vielen Bars, das Fernsehstudio, das Fitnesscenter und und und. Ich brauch nicht erwähnen, dass wir an dieser Stelle unsere 10.000 Pflichtschritte schon längst überschritten hatten, mal von den vielen Treppen ganz zu schweigen. Damit ist auch erklärt, wieso wir uns eine fettige Curry-Wurst für Zwischendurch gegönnt haben.

Bei den vielen Eindrücken auf dem Schiff ist man schnell überfordert und weiß gar nicht mehr, was man zuerst tun sollte. Und dabei waren wir noch nicht mal in der Nähe vom Wellness. Also mir geht es zumindest so und so schoben wir gelegentliche Pausen an diversen Bars ein. Unser Sohn konnte hierbei auch immer etwas entdecken und wir sortierten unsere Eindrücke bei einem Glas Wasser, zwinker, zwinker.

Irgendwann war es dann soweit und wir mussten oder wollten zum nächsten Buffet. Heute stand für uns Asiatisch auf der Wunschliste und irgendwie fand ich zwischen den anderen 6.697 Menschen noch einen freien Tisch. Das Buffet war voll und das nicht nur voll Menschen. Auch voll Essen und selbiges war trotz Buffets sehr lecker. Aber der Teil ist und bleibt für mich der Stressigste. Immer in der Angst das Kind zwischen den vielen Beinen und Ärschen zu verlieren und vor lauter Angebot zu viel zu essen. Morgen müssen wir mal etwas anderes ausprobieren. Auswahl gibt es ja genug und irgendwo muss es auch die Ecke ohne Menschenmassen geben.

Aber ein Massenevent sollte es für heute trotzdem noch sein. Denn im Theatrium stand eine Country-Show an und irgendwie fanden wir traumhafte Plätze mit Kuschelsesseln in der ersten Reihe der oberen Etage. Was zu süffeln gab es auch noch und die präsentierten Songs waren bekannt und luden zum mitsingen ein. Ein schöner Tagesabschluss, bevor wir uns noch 10 Minuten bei großem Mond und Blick auf das Meer gönnten, um zur Ruhe zurück zu finden. Wir haben unseren ersten Seetag überstanden und freuen uns auf den ersten Landgang und eine Ecke ohne Menschenmassen.

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