Für heute hatten wir uns einiges vorgenommen und so klingelte der Wecker recht früh. Hätte er aber gar nicht müssen, denn vor uns eröffnete sich das Fjord von Stavanger und ein traumhafter Sonnenaufgang, bei herrlichsten Wetter, küsste uns wach. Der Kapitän begrüßte uns nahezu persönlich über die Lautsprecher und unterstrich nochmal, dass blauer Himmel, Sonnenschein wie heute nicht ganz das typisch zu erwartende Wetter in Stavanger ist. Tja, wir hatten schönes Wetter gebucht und unsere Mission „Abenteuer“ schien auch vom Wettergott abgesegnet zu sein.




Also hieß es, das erste Buffett auf dem Weg zum Ausgang wählen, schnell eine Grundlage für eine 10köpfige Familie verschlingen und ab zum Ausgang. Noch standen wir vor verschlossenen Toren und so checkten wir noch kurz den Weg, den wir für heute geplant hatten.
Doch Achtung: Auf der Aida ist die Kompassnadel und damit auch sämtliche Navigationssysteme gelegentlich gestört. Diese Erfahrung, die ich hier mit Euch teile, mussten wir natürlich erst begleitet durch heftiges Herzflattern und leichte bis starke Panik durchmachen. Denn kaum hatten wir Google beauftragt, alles zu checken, so behauptete dieses, dass wir ganz wo anders angelegt haben und unser Mietwagen für den heutigen Tag ca. 1,5 h entfernt ist, also zu Fuß, statt der kalkulierten 800 Meter.
Ich war schon am Buchen eines Taxis für den Weg, als wir uns doch entschieden, Google wenigstens ein Mal im Leben zu misstrauen und statt dessen aus dem Fenster, bzw. in unserem Fall von der Reeling zu schauen. Alles sah genauso aus, wie es laut meiner Planung aussehen sollte. Nur halt die Navigation bzw. das böse, böse Internet war anderer Meinung. Also schalteten wir das Grundvertrauen in uns selbst wieder ein und verdrängten die Panik.
Sollte ja schließlich ein entspanntes Abenteuer werden. Wir hatten uns nämlich die Wanderung auf den Preikestolen vorgenommen. Da wir nicht bereit waren, eine weitere Bustour ohne Fotostopps zu buchen, hatten wir dieses mal zu unseren Wurzeln des Individualtourismus zurückgefunden. Und da wir wenigstens hier etwas ökologischer herangehen wollten, hatten wir uns bereit erklärt, unseren Mietwagen für die Strecke zum Berg zu teilen. Nichts leichter als das, wenn man mit Aida fährt. Einfach in eine der FB-Gruppen das Angebot eingestellt und schon nach Minuten hatten wir zwei nette Mitfahrer zum Teilen der Kosten. So schnell kann man neue Bekannte finden. Sonst ist es ja auf der Aida eher so, als wäre man an Demenz erkrankt. Ständig neue Leute und keinen trifft man zweimal. Aber in diesem Fall verbrachten wir mit völlig Unbekannten einen entspannten Tag.
Also los ging es für uns fünf zur Mietstation in natürlich 800 Meter Entfernung. Natürlich gab es eine Schlange. Sind wir als Wanderheuschrecken ja schon gewohnt. Aber nur mal so ein Tipp am Rande, der allen Beteiligten etwas Entspannung bringen kann. Wenn am Morgen die SMS kommt:
„Jungs und Mädels nutzt bitte den Online Check-In zur Hinterlegung aller Daten, damit es dann ganz schnell geht!“
Dann macht dass bitte auch! Dauert für einen selbst nur fünf Minuten und erspart locker 15 Minuten in der Schlange. Aber da viele scheinbar dachten, dass diese SMS nur ein böser Enkeltrick ist, um an die Daten zu kommen, war die Schlange lang und zäh. Aber wir kamen irgendwann dran und waren dank online Check-in nach nur 5 Minuten durch mit der Übergabe. Hinzu kam, dass ich betonte, dass wir uns doch so ein besonders schickes Autolein verdient hätten. Das Ganze gewürzt mit einem sehr freundlichen Lachen und überschwänglicher Freundlichkeit. Und was bekamen wir? Einen wirklich schicken SUV als Hybrid. Der stellte uns zwar erstmal vor die Herausforderung: Wie geht das Ding an? Aber dank der Hilfe einer netten, hybriderfahrenen Norwegerin, schafften wir es. Ich brauch nicht erwähnen, dass die Männer es stur selbst versuchten, während wir Frauen einfach mal fragten.
Nach dem ersten ruckeligen Kennenlernen unseres Gefährts waren wir ca. 40 Minuten später und somit noch vor den Bussen am Parkplatz zum Preikestolen. Und dann ging es los auf die Wanderung, die heute Ziel für einige Tausend Menschen war. Ich brauche nicht das Ding mit den Ameisen zu wiederholen, denn auch hier bildete sich schnell eine schnaufende Kette Richtung Berggipfel. Das Ganze wurde noch erschwert durch die Tatsache, dass es meist in Stufen bergauf ging und diese Stufen die Höhe eine normalen Kleinkindes hatten. Als ob Treppensteigen auf der Aida nicht reichen würde, machten wir so unser persönliches Bauch-Beine-Po-Training am Berg. Wenn nun noch vor Einem, ein normales Kleinkind diese Kleinkind-hohen Stufen erklimmen wollte, kam alles in der Schlange zum Erliegen. Ich kann ja verstehen, dass Kinder mit ihrem dicken Kopf so etwas schaffen wollen und befürworte auch diese Willensstärke, aber als 1.000ste in der Reihe fühlt es sich trotzdem doof an. Das einzig Gute an diesen Stopps waren die Pausen, die meine Lunge und meine Beine bekamen. Es ist definitiv kein Spaziergang da hoch, falls es irgendeinem in einem Hochglanzprospekt so verkauft wurde. Es ist eine knapp 9km lange, anstrengende Wanderung, die Trittsicherheit und einiges an Kondition verlangt. Also immer schön überlegen, ob man drei Kleinkinder plus Hund und Verpflegung für 20 Tage mitnehmen sollte. Nur so als Idee.
Wir jedenfalls kämpften, schnauften und jammerten, während wir gleichzeitig diesen wunderschönen Tag und das traumhafte Wetter genossen. Ich hatte immer den Fotoapparat im Anschlag, denn dank Wetter sah jede auch noch so kleine Pfütze, wie ein traumhaftes Spiegelbild der Landschaft aus. Auf dem Hinweg bekam ich allerdings nach Hundert Auslösungen das Fotoverbot verhängt, da mein Mann noch Illusionen hatte, das wir dann allein auf der Kanzel des Preikestolen stehen und es sich lohnen würde. Er sah sich schon wie Tom Cruise einen Stunt machen, während ich das Ganze filme, oder anders herum.





Naja, alleine waren wir jedoch bei Weitem nicht. Es war eher so, dass es hi und da noch so ca. 1-2 Quadratmeter Platz gab, um sich hinzusetzen. Wahnsinn was da oben los ist. Zur Ecke hin stand dann echt sogar noch eine Schlange, um sich vor dem Abgrund fotografieren zu können.
Ich hatte schon genug Schlangen für den heutigen Tag erlebt und wollte somit meine eigenen Fotoecken suchen. Hierbei trennt sich an der 580 Meter herabfallenden Kanzel die Spreu vom Weizen. Die Einen hängen an der bergseitigen Wand, zittern und haben selbst aus diesem Blickwinkel mit ihrer Höhenangst zu kämpfen und die Anderen überlegen, ob hier der richtige Ort wäre, für den ersten einhändigen Handstand, damit man mit der anderen Hand ein Foto machen kann.
Ich neige zu Zweitem und musste mir deshalb sehr viele Verwarnungen meines Ehemannes anhören. Dabei hatte ich die Idee mit dem Handstand schon verworfen und wollte einfach nur ins Tal blicken. Aber jeder Schritt wurde überwacht und verwarnt. Gefühlt hatte ich noch so 100 Meter bis zum kritischen Rand. Doch ich kann auch alle mit Höhenangst verstehen. Denn diese ist unkalkulierbar und macht wirklich böse Panikattacken. Allerdings frage ich mich, fällt einem die eigene Höhenangst erst da oben auf oder ist es persönliches Schönreden á la „Das wird schon nicht so schlimm sein?“.
















Wir jedenfalls beendeten irgendwann den Streit „Wer wie weit gehen darf“ und machten uns auf den Rückweg. Die kindshohen Stufen noch im Kopf, machen sich Knie und Hüfte auf sehr viele Schmerzen gefasst. Da half auch nicht, dass ich nunmehr uneingeschränkt fotografieren durfte. Okay, es war schon ein Trost und hat sich auch wirklich gelohnt, aber die Knochen schmerzten trotzdem.



Unten angekommen trafen wir auch wieder unsere Mitreisenden für die Rückfahrt. Ich glaube, sie hatten etwas Angst, dass wir sie am Berg vergessen. Aber keine Sorge, versprochen ist versprochen! Und auch wenn ich einen schrägen Humor habe, so bin ich doch sehr vertrauenswürdig.
Da wir alle allerdings völlig knülle waren, beschlossen wir einstimmig: Es geht zurück zum Schiff. Also Rückfahrt eingeleitet, schnell noch getankt und den Mietwagen wieder abgestellt. Die Mission war so was von entspannt, dass es wieder Sehnsucht auf unsere Individualreisen machte. Und wenn es für Tom Cruise eine Mission Impossible war, so nicht für uns. So ein Anfänger!
Zurück an Bord beschlossen wir, dass es keine einzige Treppe mehr für uns zu Erklimmen gibt. Schließlich wurden ja Fahrstühle erfunden und diese sollten auch genutzt werden. Unser Sohn jedoch rannte erstmal noch die 11 Etagen nach oben. Wo bitte ist der Ausschalter zu diesem Kind?
Wir jedenfalls gaben uns nochmal das volle Programm: Essen im Brauhaus mit anschließender Schlagerdisko. Dann ab ins Theatrium zur Tanz Show Avona Dia, was Aida Nova auf rückwärts ist. Aber die Show war gar nicht so rückwärts, wie der Name erwarten ließ. Am besten gefielen mir jedoch die Techniker, Choreographen und was auch immer in der Kanzel auf Deck 7. Denn mit einer Inbrunst, die sich mancher Tänzer abschauen könnte, vollführten sie sämtliche Bewegungen unten auf der Bühle nach. Ich hätte Tränen lachen können über diesen Enthusiasmus. Die hatten sogar Puschel in den Händen, um alles Mitzuerleben. Achtet mal beim nächsten Mal drauf und lacht mit.
Nach diesem Showhighlight schauten wir uns im Beachclub noch die LiveBand an. Allerdings müssen wir feststellen, dass an dieser Stelle, sich jeder zusätzliche Schritt, schon wie der Gang über Nadeln angefühlt hat. Die Beine brannten von oben bis unten und der Kopf war nur noch Matsch. Also ab ins Bett und auf einen faulen Seetag zusteuern.


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