22. Juni 2024 – Nach links….nach rechts…

danke liebe Holländer, dass ihr mir diesen wunderschönen Ohrwurm verpasst habt. Noch vor einigen Wochen, genauer gesagt nach dem Wahlsonntag der Europawahl, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich zu diesen Worten lache, tanze und strahle. Aber die Holländer haben es geschafft und so war ich noch nicht einmal böse über diesen sehr penetranten Ohrwurm, der meine eh schon kurze Nacht noch verkürzt hat. Und so tippelte ich 5.00 Uhr noch total verschlafen mit einem deutlichen „nach links….nach rechts“ ins Bad, um zu richten, was zu richten war. Doch was tut man nicht alles, wenn es endlich in den Urlaub gehen soll. Da ignoriert man sämtliche Augenringe der letzten Tage und auch die Tatsache, dass man vor holländischen Fangesängen nicht in den Schlaf gefunden hat.

In einer Rekordzeit von 30 Minuten ab Weckerklingeln schafften wir es, alles zusammenzupacken, was noch nicht gepackt war und uns verabredungsgemäß ins Auto zu setzen. Neuer Urlaubsrekord. Normalerweise nehmen wir uns bestimmte Abfahrtszeiten vor und schaffen diese in der Regel nicht auf die Minute.
Aber nun ging es los und spätestens an der ersten Biegung trällerte ich los: „Nach rechts….“. Das Ganze choreografierte ich mit einer Verschiebung meines Hinterns auf die rechte Pobacke. Also nahezu genauso wie die tausenden Holländer am gestrigen Tag in Leipzig. Ich glaube, Swen war recht froh, dass wir nach nur wenigen Abbiegungen auf der Autobahn landeten und mein „Links-Rechts“ ein würdiges Ende fand. Vor langer Weile schlief ich dann auch gleich ein und wachte kurz vor dem Frankfurter Flughafen wieder auf. Hab sogar die Frankfurter Skyline verpasst.

Und auch hier im Flughafen stellten wir einen neuen Urlaubsrekord auf. Nämlich auf dem Weg zum Gate waren wir noch nie, in unserem ganzen Leben nicht, schneller als heute. Alles klappte wie am Schnürchen. Zuerst ohne Anstehen zur Gepäckabgabe und nach fünf Minuten waren wir durch, dank der mittlerweile eingeführten Roboter, die weder blöde Fragen stellten, noch sich auf eine Unterhaltung mit mir einließen, dass ich es doch tatsächlich geschafft hatte, einen Koffer mit genagelt 20,00 kg zu packen. Eine Stewardess hätte sich hier mit mir lange über die Schwierigkeit dieses Unterfangen unterhalten dürfen. Wir hätten uns wahrscheinlich über die verschiedenen Packtechniken ausgetauscht und sie hätte mir berichtet, was sie so schon alles an extremen Abweichungen erlebt hat. Aber der Roboter ging darüber hinweg, als wäre es völlig egal oder noch schlimmer, normal. Ignorantes Stück Blech.

Danach probierten wir mal den SmartWay beim Securitycheck aus. Smart steht hier wörtlich übersetzt für „sauclever“, denn mit dieser kostenlosen und sehr spontanen Buchung eines Zeitslots konnten wir an den langen, langen Schlangen des Securitychecks vorbei gehen, wie die Queen oder nun der King süffisant winken und direkt unser Hab und Gut auf dem Laufband parken. So dauerte auch dieser Teil nur knappe 10 Minuten und wir standen fertig im Duty-Free Bereich und hatten nun noch über 2 h Zeit, um die Parfümregale durchzuprobieren. Tolle Wurst. Da hätte ich doch noch locker eine Stunde länger schlafen bzw. schlafend etwas mehr „nach links…nach rechts…“performen können. Aber nö, so blieb uns nur „Zeit totschlagen“ übrig. Georg fand sofort seine Beschäftigung, denn auch am Flughafen stand dank der Euro 24 eine Torwand rum, die beschossen werden wollte. Damit kann so ein Fussballer schon mal locker 20 Minuten überbrücken. Und auch eine Fussballer-Mama versucht ihr Bestes und ergattert so zumindest einen Trostpreis. Jetzt haben wir eine neue Sporttasche, gesponsert von KitKat, und ein Nackenkissen, von Milka. Beides nicht schön, aber praktisch.

Aber irgendwann stanken wir so nach den unterschiedlichen Parfumsorten und hatten einfach keine Lust mehr zum Bummeln, dass wir uns am Gate niederließen und stoisch den Ablauf der Zeit beobachteten. Bis zu der Minute, als ausgerufen wurde, dass der Flug gnadenlos überbucht war. Nun wurden Bereitwillige gesucht, die einfach mal 6 Stunden später nach Lissabon fliegen würden. Und das Ganze für unglaubliche 400€ Schmerzensgeld pro Person. Wir vier schauten uns in die Augen, sahen dabei nur Dollarzeichen hoch und runter hüpfen und so stürmten Swen und ich sofort zum Schalter, um das Angebot anzunehmen. Hätten uns Kinder und Rentner im Weg gestanden, hätte ich für nichts garantieren können. Denn die Wahl, sechs Stunden halb schlafend auf einem Flughafen zu verbringen und dafür reichlich Urlaubsgeld in der Tasche zu haben, war zu verlockend. Natürlich waren wir bereit. Allerdings nur, wenn wir alle vier davon profitieren dürfen. Denn wir wären ja schlechte Eltern, wenn wir in Frankfurt bleiben, während zum Beispiel Georg alleine nach Lissabon fliegt, um dort auf uns zu warten. So geldgierig sind wir nun wirklich nicht. Und diese Liebe zum Zusammenhalt besiegelte dann auch unser Schicksal in dieser Angelegenheit, denn nur noch 3 Plätze galt es umzubuchen. Also „Adieu“ du schnell verdienter Groschen und „Hallo“ pünktlicher Abflug nach Lissabon. Man kann halt nicht immer Glück haben.

Und nun sind wir schon in Lissabon. Es ist deutlich wärmer und auch südländischer als zu Hause. Unser Taxifahrer war zwar super, konnte jedoch genauso viel Englisch, wie ich Portugiesisch. Dennoch fanden wir uns auf dem Flughafen und er setzte uns auch direkt an dem richtigen Appartement ab. Ein Träumchen der Kommunikation via Translator. Was haben wir nur früher gemacht, als es diese Möglichkeit noch nicht gab.

Und die Unterkunft gefällt mir schon mal und nun bin ich nur noch gespannt, was mein Mann so für die nächsten Tage organisiert hat. Bei einem ersten Rundgang durch die Stadt fiel mir direkt die riesige Bühne samt Foodtrucks und Festzelten am Hafen auf. Das wäre doch nicht nötig gewesen, mein Liebster. Okay, heute fand da noch eine Pride-Parade statt, aber ich schätze, morgen ist das meine persönliche Eventlocation. Deshalb gehe ich jetzt auch mal nach links und nach rechts nach Hause ins Bettchen, damit ich morgen deutlich jünger aussehe, als ich werde. Gute Nacht!

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