24. Juni 2024 – Muskelkater im Arm

Schon mal in der linken Hand eine ganze mit Pina Colada gefüllte Ananas vom Berg runter getragen? Dann könntet ihr mitreden. Ich habe heute, gerade eben, diese Erfahrung gemacht und erwarte morgen entweder eine Sehnenscheidenentzündung oder heftigen Muskelkater im linken Arm. Und alles nur, weil wir eigentlich nur einen schönen Sonnenuntergang erleben wollten.

Doch zurück zum Anfang und damit zu dem Punkt des Tages, als ich nicht mehr das Geburtstagskind war. Demzufolge fielen alle Überraschungen weg und wir teilten uns wieder den Job der Tagesgestaltung. Kein TukTuk, dass auf uns wartete. Kein organisiertes Candlelight Dinner. Nur die Frage, was machen wir denn heute? So entschlossen wir uns, es heute mit dem Rest der wunderschönen Stadt Lissabon aufzunehmen. Will heißen, es stand eine klassische Hop-on-Hop-Off Tour an. Unsere Kinder erlebten wie immer eine sensationelle Verjüngung bei dem Ticketkauf. Dass ich nunmehr –zig bin spielte insofern keine Rolle, da ich immer noch zu jung bin um als Senior zu zählen. Das beruhigt auch irgendwie.

Wir wählten bei 30 Grad im Schatten die blaue Tour gen Westen und setzten uns natürlich in die obere Etage des Busses ohne Schatten aber mit Ausblick. Gott-sei-Dank gibt es aber Fahrtwind. So merkt man wenigstens nicht gleich, dass man verbrennt. Erst wenn es Blasen schlägt oder der Feuerwehrmann neben dir sitzt und dich freundlich fragt, ob er löschen soll. Also genossen wir einfach die Fahrt und die Aussicht und freuten uns über jeden Baum auf dem Weg, der kurzzeitig für Schatten sorgte. Wir entdeckten Ronaldos Wohnsitz wieder und fanden seine riesige Dachterrasse viel zu sonnig. Wir hielten auch an Basilica da Estrela nebst riesigem Park und hatten zu diesem Zeitpunkt offensichtlich schon einen Sonnenstich. Denn obwohl jeder Schritt in dieser Hitze anstrengend ist, beschlossen wir noch auf das Dach der Kirche zu klettern, um die Aussicht zu genießen. Es war übrigens kein Sauerstoffzelt oben, hatte allerdings darauf gehofft.

Danach fuhren wir noch an der Küste entlang, bis wir endgültig nicht mehr konnten. Der Kopf war weichgekocht und uns dürstete es nach Schatten. Also wählten wir den Bus mit Sonnendach ab und entschieden uns für den Fussmarsch im Schatten. Deutlich besser muss ich gestehen. Insbesondere, weil es hier in Lissabon überall wirklich tolle Schattenplätze gibt, mit kleinen Kiosken, die für günstiges Geld Getränke und Snacks und Toiletten anbieten, was fast am wichtigsten ist. So schlenderten wir uns durch die Stadt bis wir zum Elevador da Gloria ankamen. Einer von drei „Fahrstühlen“ hier in der Stadt, die diese ständigen Höhenunterschiede zwischen den Straßen ausgleichen. Eigentlich ist der Elevador aber eine Straßenbahn, die halt einfach nur zwischen zwei Stationen, oben und unten, hin und her fährt und schon so gebaut ist, dass sie die enorme Steigung ausgleicht. Wäre sie anders gebaut, würden bei Start im Tal alle nach unten rutschen und bei Start am Berg alle gen Tal kullern. Aber so kann jeder gemütlich und gerade sitzen. Dank dem pfiffigen Schaffner mussten wir noch nicht einmal zahlen, da auch dieses Fortbewegungsmittel im Hop-on-hop-off enthalten ist. Wie praktisch.

Oben angekommen, ohne einen unnötigen Tropfen Schweiß verloren zu haben, entdeckten wir im Schatten wieder einen dieser Food-Märkte mit regionalen Speisen, Getränken und reichlich Biertischgarnituren im Schatten. Also auf zur Verkostung und ich kann nur sagen, jeder von uns hat etwas Leckeres gefunden und satt und zufrieden zogen wir in luftiger Höhe weiter zum Convento do Carmo, einer Kirchenruine, die passenderweise ein Archeologisches Museum enthält. Blöderweise fehlte in der Kirche das Dach und damit der Schatten und so beschlossen wir nach der Besichtigung, dass es nun Zeit ist für die südländische Siesta. Wir müssen nur noch runter vom Berg und so wählten wir den direkt dahinter liegenden Fahrstuhl „Elevador de Santa Justa“ einem sehr ansehnlichen Stahlturm, der einen Fahrstuhl enthielt. Während sich unten im Tal lange Schlangen zur Benutzung des Fahrstuhls bilden, kann man hier oben direkt rein, ohne warten zu müssen. Dank Hop-on-Hop-off auch wieder ohne zusätzliche Kosten. Und so sparten wir uns auch noch den Abstieg vom Berg und bummelten die letzen fünfhundert Meter zurück zu unserer kühlen Wohnung.

Gegen 19 Uhr äußerte ich dann meinen Wunsch, dass doch ein Sonnenuntergang noch lange nicht ausreichend ist und wir mal schnell hoch auf einen der Aussichtsberge sollten. Eigentlich war meine Idee, ein Taxi zu nehmen. Aber wenn man eins braucht, dann ist keines in der Nähe und so seppelten wir gen Aussichtspunkt nach oben und hatten den Geheimtip vom gestrigen Ingo als Ziel. Der geheime Garten am Miradouro da Senhora do Monte sollte es werden mit Drinks und einem traumhaften Ausblick gen Meer und Sonnenuntergang. Der geheime Garten liegt wirklich völlig versteckt hinter einer kleinen Schwingtür am Hang mitten im Grünen. Doch offensichtlich hatte Ingo diesen Tip schon mehrfach geteilt, denn so geheim war der geheime Garten nicht mehr. Alle Plätze waren belegt und ich bezweifele, dass diese Gäste so kurz vor dem Sonnenuntergang noch entscheiden nach Hause zu gehen, um ihre Plätze an uns freizugeben. Also blieb uns nichts anderes übrig, als ein Alternativlokal ohne Aussicht in der Nähe zu wählen. Verhungern kann man hier in Lissabon eh nicht. Überall gibt es Lokale, Essenstände und kleine Lebensmittelläden. Und auch wenn wir keine Aussicht hatten, war es trotzdem sehr lecker und morgen ist ja noch ein Tag für einen traumhaften Sonnenuntergang in Lissabon.

Stattdessen beschlossen wir nun unseren Tag mit einem letzten Gang bergab und als wir einen Pina Colada-Stand kreuzten, fiel auch die Entscheidung für einen Cocktail to go. Nur habe ich echt nicht beachtet, wie schwer so eine Ananas werden kann, wenn sie mit Pina Colada gefüllt ist. Wäre es nicht schon so spät gewesen, hätte ich mich an den Bordstein gesetzt und meinen Cocktail direkt vor Ort geschlürft. Aber das Bettchen rief uns und so trainierte ich die linken Armmuskeln. Hauptsache er schmeckt jetzt auch, wenn ich eine Tastatur zur Seite lege….Prost.

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