26. Juni 2024 – ohne Ellenbogen geht’s nicht

Heute war es nun Zeit für die Weiterreise auf die Azoren. Und nach dem Aufstehen war es wie immer an Abreisetagen, Lissabon weinte, sprich es regnete. Nach 4 Tagen in brütender Hitze war es nun recht kühl und die Tropfen fielen vom Himmel. Also strichen wir die kurze Verabschiedungsrunde durch die Stadt und holten uns nur einen morgendlichen Kaffee, damit das Koffer-Tetris leichter zu organisieren ist. Pünktlich 11 Uhr holte uns dann das Taxi ab und auf ging es zum Flughafen.

Eigentlich hatten wir uns wieder gut vorbereitet. Plätze gebucht, Boardingpässe auf dem Handy und einen guten Zeitplan. Doch als erstes wurden mal schnell unsere Plätze geändert von 2×2 am Fenster auf Georg mit einem Einzelsitz zwei Reihen hinter uns. Macht das Sinn, liebe Fluggesellschaft? Ja ich gebe zu, manchmal brauchen wir auch eine Pause von ihm, aber deswegen gleich getrennt von uns fliegen lassen? Ist ja, glaube ich, auch nicht so nett für die anderen Gäste neben ihm. Schließlich kann er schon verdammt viel erzählen und fragen und krümeln. Also habe ich aus reiner Nächsten- und Mutterliebe entschieden, dass ich den Mittelsitz zwischen hoffentlich leichtgewichtigen und gutgebauten Azorianern wähle und Georg zwischen Swen und Pini sitzt, um sie zu nerven. Ich bin sooooo uneigennützig.

Doch wie immer war der Karmagott bezüglich der Nächstenliebe nicht ganz so schnell. Denn links und rechts von mir saßen zwei Herren, die zumindest in ihren Träumen von Dwayne the Rock Johnson abstammten. Beide meinten Erstens, dass ihre Eier so verdammt dick sind, dass sie nur breitbeinig als visuelles V dasitzen können. An ihrer Größe und der Beinfreiheit kann es zumindest nicht gelegen haben, denn sie waren beide nur wenige Zentimeter größer als ich. Also müssen es die dicken Eier gewesen sein. Auch waren sie in ihrer Welt offensichtlich auch mit riesigen Brust- und Armmuskeln ausgestattet. Denn nur das kann erklären, dass sie links und rechts von mir mit abgewinkelten Ellenbögen die kompletten Armlehnen blockierten. Und nun stellt Euch mich einmal vor, wie ich mit am Oberkörper klemmenden Armen, den gestrigen Blogartikel in den Laptop tippe, während ich die Knie aneinander presse, als hätte das einen sportlichen Hintergrund. Mit jedem Absatz habe ich nun versucht, meine Ellenbögen ein kleines bisschen mehr Richtung Armlehne auszubreiten. Und bei jedem Körperkontakt mit den Dwayne-Träumern habe ich erwartet, dass die Herren den Wink verstehen und augenblicklich ihr eigentlich gebuchtes Sitzvolumen nutzen. Aber nö, keinen Zentimeter haben sie gezuckt. Noch nicht einmal rot angelaufen sind sie, weil sie peinlich berührt waren, die Mistsäcke. Ich wähle somit für alle Zeiten den Mittelsitz ab und künftig ist mir egal, ob Georg dazwischen gepresst wird. Schließlich ist er deutlich schmaler als ich, mit meinem Schreibmaschinenbizeps.

Aber trotz dieser Strapazen habe ich den Überflug auf die Azoren genossen. Lange habe ich in dem winzigen Spalt zwischen Vollbart und Fensterverkleidung nur Wolken und Meer gesehen, bis dann eine Insel in der Ferne auftauchte. Das musste Santa Maria sein, was mich spontan zum Summen brachte. Und kurz darauf setzten wir dann zur Landung an und mich beunruhigte ehrlicherweise, dass ich immer noch nur Wasser sah. Weit und breit keine Landebahn. War ich in einem Wasserflugzeug? Nein, natürlich nicht. Die Insel war auf der anderen Seite des Flugzeugs zu sehen und kurz bevor wir aufsetzten, sah auch ich den Boden und die Küste und war beruhigt.

Jetzt noch schnell den Mietwagen holen und dann ab in unsere Unterkunft auf Sao Miguel. Beides war perfekt, also der Mietwagen und unsere Unterkunft und so kann ich nun nur noch auf den Ozean starren und mich freuen, dass morgen unser Azorenabenteuer losgeht. Ich bin so gespannt.

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