Ausnahmsweise packe ich mal zwei Tage in einen Blogeintrag. Das liegt einerseits natürlich an urlaubsbedingter Faulheit, aber andererseits auch daran, dass gestern ein Flugtag bzw. Insel-Wechsel-Tag war. Denn wer es noch nicht wusste, die Azoren sind eine Inselgruppe mit insgesamt 9 Inseln. Und während wir einen Großteil unseres Urlaubs auf Sao Miguel verbracht haben, wollten wir unserem Motto „on-the-road“ doch treu bleiben und mehr als nur eine Insel kennenlernen. Also stehen für uns noch Fajal, Terceira und Pico auf dem Plan. Für all die anderen Inseln haben wir schon jetzt beschlossen, dass wir unsere diesjährige Ignoranz wieder gut machen und sie später noch besuchen werden. Wir entschuldigen uns also zum jetzigen Zeitpunkt aufs heftigste.
Gestern stand dann also der Wechsel von Sao Miguel nach Fajal an. Und dass ist hier bei den Inselprofi’s deutlich unspektakulärer, als man es sich vorstellen mag. Man steigt in den Flieger wie in den Bus und wechselt mal schnell in unter einer Stunde die Insel. Okay, die Sicherheitsvorkehrungen eines internationalen Flughafens gibt es natürlich, aber alles läuft ziemlich entspannt ab. Man könnte zwischen den Insel auch per Schiff pendeln, aber für uns als Familie ist es einfach super easy zu fliegen und die Zeit effektiv zu nutzen. Und so checkten wir irgendwann ein nach Horta, der Stadt auf der Insel Fajal. Uns erwartete eine kleine Propellermaschine und das war für uns nochmal eine ganz neue Erfahrung. Man startet gleich neben dem Meer, fliegt kurz mit Blick auf das Meer und entdeckt hi und da die ersten anderen Inseln der Azoren. Damit beginnt dann das lustige Inselraten, denn noch kennen wir nicht alle Umrisse und Positionen der Inseln. Aber ich glaube, wir haben es ganz gut hinbekommen. Zuerst flogen wir an Terceira vorbei und dann genau zwischen Sao Jorge und Pico. So konnte ich auf der rechten Seite des Flugzeugs Sao Jorge fotografieren und Swen auf der linken Seite Pico. Keine Insel verpasst. Vor uns zeigte sich dann auch gleich unser Ziel Fajal und es sah genauso toll aus, wie jedes Fleckchen hier. Der Landeanflug war mal wieder speziell, denn wenn man auf der linken Seite rausblickte, wie Swen, dachte man, dass wird eine Wasserlandung. Auf meiner rechten Seite sah es auch nicht viel besser aus. Aus meiner Position konnte ich schon fast die Fische im Wasser zählen, bevor wir auf der Landebahn aufsetzten. Und dann waren wir auch schon da und gut gelandet.
Auch das mit den Mietwagen ist hier entsprechend einfach. Die Stationen sind gut vorbereitet und da jeweils nur ein Flieger zeitgleich landet, ist der Andrang an den doch reichlichen Mietwagenstationen auch übersichtlich. Heute gab es einen Kleinwagen, aber dafür einen niegelnagelneuen. Allerdings für 4 Personen plus 4 Koffer eine echte Herausforderung, der wir uns jedoch optimistisch annahmen. Schlussendlich hatte ich auf dem Beifahrersitz einen Koffer zwischen den Beinen und die Kinder hatten hinten auch eine Schallmauer in Form einer riesigen Tasche zwischen sich. Da die Insel im Durchmesser vielleicht 15-20 km hat, ist die Anreise in die Unterkunft, egal wo, eher entspannt. Also blieb nur noch die Herausforderung, mit einem vollbeladenen Kleinstwagen ohne PS im nennenswerten Bereich auf den Berg raufzukommen. Ich glaube, wir wären schneller gewesen, wenn wir das Auto geschoben hätten, aber mal den ersten Gang bergauf zu benutzen war auch eine interessante Erfahrung.

Und dann kamen wir an, an unserem künftigen Alterswohnsitz. Ich weiß, ich langweile, wenn ich hier ständig schwärme, und eine Unterkunft die letzte noch übertrifft. Aber es ist wirklich so. Es war hier in unserer Unterkunft Liebe auf den ersten Blick und das lag nur teilweise an der Unterkunft selbst. Denn noch viel schöner ist der Standort und der Ausblick. Einfach unschlagbar. Man sitzt im Bett und sieht den höchsten Berg Portugals von der Sonne angestrahlt. Man sitzt im Wohnzimmer, gleicher Blick. Man sitzt auf der Terrasse, gleicher Blick. Doch am schönsten sitzt man auf der Zisterne und genießt einfach nur noch. Hier wollen wir bleiben. Und wer’s nicht glaubt, muss herkommen und die Erfahrung selber machen.
Den heutigen Morgen starteten wir dann natürlich schon wieder mit dieser Aussicht bei einem gemütlichen Frühstück und nicht schon beim zeitigen Sonnenaufgang. Denn um diesen zu checken brauchten wir nur kurz die Augen öffnen. Und es war um 6 Uhr noch bewölkt, also konnten wir noch etwas schlafen.
Nach dem Frühstück nahmen wir uns eine ausführliche Inselumrundung vor. Bei einer Küstenlänge von gerade mal 80 km schafft man das auch locker, wenn man trotzdem an jedem Aussichtspunkt oder jeder Parkbucht anhält, um zu fotografieren. So ein süßes Inselchen und so entspannt. Kaum Auto’s sind unterwegs, so dass auch gar nicht auffällt, dass wir jede Steigung im ersten Gang machen müssen. Die Dörfer bestechen durch herrliche Aussichten und eine Gemütlichkeit, die uns zur Ruhe kommen lässt. Überall sieht man hier jedoch auch Hausruinen, die wohl von dem letzten Vulkanausbruch 1957 und dem Erdbeben 1998 stammen. Also ist reichlich Material für den Hauskauf vorhanden, man muss nur aufbauen, denn Aussicht und Grundstück sind schon perfekt.
Nach reichlich Viewpoints und immer noch keiner Walsichtung nahmen wir uns dann mal den verantwortlichen Vulkan Capelinhos vor, um mit ihm ein Wörtchen über seine zerstörerischen Kräfte zu reden. Und direkt bei Ankunft auf dem Besucherparkplatz erkennt man, dass das alles noch nicht so lange her sein kann. Denn vor uns tat sich eine Mondlandschaft in schwarz, grau und rot auf. Hier hatte sich das Grün noch nicht zurückgekämpft. Überall bedeckte noch Asche den Boden. Dank dem heutigen Wind bildeten sich im Minutentakt Windhosen und Staubwirbel. Am Ende der eigentlichen Insel trohnte der Leuchtturm und vor ihm lag nun seit 1957 eine neue Halbinsel. Hier war der Vulkan dem Ozean entsprungen und bildete neues Land. Mit einer Markierung per Fahne hat dann Portugal noch während des Ausbruchs seinen Anspruch auf dieses Land geltend gemacht.
Und damit kommen wir zu meinem Anliegen. Wenn sich hier noch so ein Vulkanchen zu einer Insel erhebt, stehe ich ab sofort bereit mit meiner Fahne. Okay, es ist nur ein Handtuch von Decathlon, aber ist auch egal. Denn dann wäre es meine Insel und ich könnte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: 1. eigene Insel und 2. werde ich endlich Prinzessin in meinem eigenen Reich. Größenwahn lässt grüßen.
Da allerdings kein Vulkanausbruch in den nächsten 10 Tagen in der Region erwartet wird, muss ich mich wohl noch etwas gedulden. Deshalb schauten wir uns das sehr spacige Museum unter der Erde an und erfuhren jeden Fakt, den man zum Thema Vulkan erfahren möchte. Sehr interessant und auch irgendwie einschüchternd. Da hat sich aus der Erde einfach ein neues Stück Land erhoben, feuerspuckend und speihend, bis irgendwann der Vulkan sagte: „Fertsch für heute“. Heute sieht alles immer noch sehr nach Mondlandschaft aus und irgendwie surreal. Aber wir stapften dennoch durch die Asche, um die Kontraste zwischen dem Ozean, dem Himmel und dem Vulkan aufzusaugen.
Dabei endeten wir unten am Meer, ließen die verstaubten Beine ins Wasser hängen und beobachteten die Natur um uns. Alles ist wunderschön und kraftvoll, Wahnsinn.
Auf unserer Inselumrundung hielten wir schlussendlich noch an einem Naturpool direkt neben der Landebahn vom Flughafen. Hier sind gleich mehrere Pools teils künstlich und teils natürlich angelegt wurden und man kann wunderbar baden. In den natürlichen Pools gab es dann noch das I-Tüpfelchen, dass man sich den Pool mit den Bewohnern des Meeres teilt. Was für mich wie ein tolles Abenteuer klingt, schließlich kann man so im glasklaren Wasser mit kleinen Fischen schwimmen, ist für andere Familienmitglieder, Namen werden nicht genannt, der pure Horror. Denn schließlich könnten sich spontan ein paar Haie in die kleinen Lagunen verirren, weil sie gerade Hunger auf einen knusprigen Touristen haben. Ich gebe zu, dass ich diese Sorge nicht ganz so ernst nehme und mich etwas darüber lustig mache. Allerdings sind wir auf einem guten Weg für die Akzeptanz der anderen Meeresmitbewohner mit uns als Badebesucher, denn heute waren wir alle zusammen in der Lagune baden. Welch ein Fortschritt.
Tja und jetzt sitzen wir schon wieder auf unserem Alterswohnsitz und der erste Tag unseres Fajal-Besuchs ist fast vorbei. Die Kids haben lecker für uns gekocht, Lachs mit Spinat, und die Picknickdecke (Handtuch) auf unserem Lieblingsplatz ausgebreitet. Es gibt nichts, was dies noch toppen könnte.














































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