Nächster Tag auf Pico, nächster Versuch einer Walbeobachtungstour, um mal mit den englischen Begriffen zu brechen. Doch zuerst stand ein wundervoller Morgen an. Die gegenüberliegende Insel Sao Jorge war endlich wieder zu sehen, nach dem schlechten Wetter des Vortages. Das bedeutete gleichzeitig, dass das Wetter sich gebessert hatte und somit die Chancen für unsere Mission gar nicht so schlecht standen. Die Sonne schien, die Wolken hielten sich in Grenzen und der Wind hatte auch abgenommen. Wenn ich das mal von mir behaupten könnte. Wird aber auch garantiert nix, wenn man vom Unterkunftsinhaber mit einem leckeren Frühstück inklusive vieler süßer Teilchen überrascht wird. Es gibt nichts, was so ein reichhaltiges Frühstück in der Sonne mit Blick auf’s Meer toppen kann. Also rein mit den süßen Teilchen, schließlich habe ich keine Waage mit dabei und rede mir mein Gewicht einfach noch ein paar Tage schön.

Da das Wetter war, wie es war, beschlossen wir einen weiteren Fotostopp-Haken zu setzen. Es ging an den Lagoa do Cavaleiro, der den perfekten Spiegel des riesigen Pico bildet. Quasi Pfützenbild in groß. Allerdings klappt das nur an windstillen Tagen, da der See ganz ruhig sein muss. Nun hatten wir zwar weniger Wind, aber von windstill waren wir noch ein Stückchen entfernt. Getreu der Hoffnung, dass immer Wunder passieren, liefen wir an den See und ich stellte fest, dass ich für das perfekte Bild an die Nordseite des See’s gehen muss. Bewaffnet mit dem Fotoapparat ging es los und Georg tippelte hinter mir her. Und damit nahm unser Schicksal seinen Lauf. Von Wasser und kräftigen Kuhfüßen war der Boden ähnlich stabil wie ein Kartenhaus und so sackte ich plötzlich mit dem rechten Fuß bis zum Knie in dem weichen Schlamm ein. Bitte lieber Gott, lass es Schlamm und nicht Schei… sein. Mein erster Instinkt ließ mich einen Stabilisierungsschritt mit dem linken Fuss machen, der aber einen ähnlichen Effekt hatte. Nun stand ich schwankend bis zu den Knien versunken im Schlamm und drohte unkontrolliert mit der Kamera vorneweg umzukippen. Georg eilte mir deshalb zur Hilfe und stabilisierte seine schwankende Matrone, was aber wiederum den Effekt hatte, dass nun auch er versank. Statt zu fluchen und zu schimpfen, bekamen wir erst einmal einen ordentlichen Lachanfall. Swen filmte sicherheitshalber mal alles fürs Familienalbum und Pini übernahm meine Kamera und machte ein paar Foto’s zur Erinnerung von unserem Fuss-Wellness.
Es half alles nichts, ohne die Hilfe eines Krans kamen wir hier nicht raus. Es sei denn, wir flutschen mit unseren Socken aus den Schuhen. Ich hatte übrigens blütenweiße Socken an, was ich hier mal erwähnen will. Dann fingerten wir anschließend in dem Schlamm nach den Überbleibseln unserer Schuhe. Ein herrlicher Spaß, der allerdings das Todesurteil für meine Schuhe bedeutete. Georg rettete seine noch durch ein Bad im See und wir versuchten, auch uns im See zu reinigen, aber irgendwie sahen wir wie die Schweine aus. Meine Schuhe hatten ja schon vorher ihr Schicksal durch ein Loch besiegelt, aber so sparte ich mir einfach den Rettungsversuch. Und falls jemand denkt, dass unser Schicksal irgendjemanden von der gleichen Dummheit abhalten würde, der täuscht sich. Denn während wir noch die Beine wuschen, latschte der nächste Trottel in den Schlamm mit seinen ehemals weißen Turnschuhen. Scheinbar stehen auch noch andere auf Schlammpackungen.
Aber eines passierte nicht: Ich verzichtete nicht auf mein Foto, nur weil der Wind wehte und ich nun keine Schuhe mehr hatte. So leicht knicke ich nicht ein.
Natürlich fuhren wir anschließend erst einmal zurück in die Unterkunft, denn Georg und ich brauchten neue Schuhe und Socken. Gott-sei-Dank hatten wir die Anreise zu den Walen nicht zu knapp geplant. Also genossen wir anschließend die Fahrt um die halbe Insel und kamen immer noch überpünktlich am Hafen von Lajes an. Heute waren wir direkt aufgeregt, aber auch voller Hoffnung. Erstens, dass die Mission auch wirklich starten würde und Zweitens, dass wir auch tatsächlich Wale sehen würden.
Wir hatten uns hier für den Anbieter entschieden, der besonders auf das Wohl der Tiere achtet. Und das erlebten wir auch so, sowohl beim wiederholten Briefing, als auch an Bord des Bootes. Insgesamt fuhren heute 4 Boote raus, was hauptsächlich mit den ‚Ausfällen des gestrigen Tages zusammenhing. Eigentlich sind es weniger. In unserem Fall steckten sie alle Deutschen zusammen in ein Boot, was für Georg den unschlagbaren Vorteil hatte, dass er endlich mal was verstand und nicht von seinen schlecht übersetzenden Eltern abhängig war. Trotz aller Warnungen entschied Swen für uns, dass die ersten beiden Reihen die Besten sind. Rein sichttechnisch ist das auch so, aber ähnlich wie in der Achterbahn sind diese Reihen auch einem besonderen Adrenalinpegel zugeordnet. Wenn das Boot durch die Wellen peitscht, hat man vorn das Gefühl man hebt meterweit ab und landet dann, als würde man vom Wasserfall fallen. Und ich weiß, wovon ich rede. Aber egal wie, wir saßen nun vorne und es ging los. Also Beine und Bauch anspannen und dem Rücken einfach „Viel Glück“ wünschen.
Und ich kann jetzt sagen, es war ein Wahnsinnsritt. Durch den Sitz zwischen den Beinen, kam und komme ich mir immer noch vor, als wäre ich drei Stunden mit nem störrischen Gaul über den Ozean geritten. Doch all das spielt keine Rolle, wenn dann plötzlich die ersten Tiere auftauchen. Wir entdeckten die ersten Tümmler, die in direkter Linie von Flipper abstammen sollen. Ich weiß, dass unser Guide viel Interessantes über diese Tiere berichtet hat, während wir sie sahen. Aber ich bekam nichts mit, war voll und ganz auf diese Schönheiten konzentriert.
Als nächstes entdeckten uns die Fleckendelfine, die sich ordentlich nah an die Boote ranpirschten und wunderschön aussahen. Mein Fotofinger glühte und allen anderen ging es nicht anders. Ich gebe zu, dass sehr viele Bilder entstanden sind, die entweder nur Wasser ohne Delfine oder verschwommene Delfine zeigen, aber einige sind einfach nur toll geworden. Und mit denen quäle ich euch jetzt.
Dann suchten wir ziemlich lange die Grindwale und kurz bevor wir aufgeben wollten, entdeckte ich sie direkt vor unserem Boot. Der Frontsitz hatte sich somit doch gelohnt.
Weiter ging es und die stinknormalen Delfine begleiteten uns mit Sprüngen und Salti. Ein Wahnsinnsmoment. Und wir hatten Glück und entdeckten dann einen Seiwal, den drittgrößten Bartenwal der Welt. Erst hörte man seinen Blow, dann sah man den Blow und dann sah man den riesigen Wal durch das Wasser gleiten.
Wenn es nach uns ginge, könnten wir diese Walbeobachtung noch so lange machen, bis alle Tiere abgehakt sind. Aber sowohl unser Rücken, als auch der Feierabend der Guides hatten etwas dagegen. Also ging es begleitet von weiteren Delfinen wieder zurück zum Hafen. Und wir hatten ein dickes fettes Grinsen im Gesicht über beide Wangen.
An Land angekommen und den stabilen Stand wieder eingenommen, bekamen wir als erstes etwas zu trinken und dann noch mal all die Informationen, die wir während der Bootstour überhört hatten. Es gab sogar ein Zertifikat für die Kinder und die großen Kinder, damit eineindeutig nachgewiesen ist, was wir heute gesichtet haben. Ein toller Trip, den man nun noch feiern sollte. Also fuhren wir in unsere Lieblings-Tapas-Bar und verwöhnten uns nochmal ordentlich selber. Pico hat es definitiv in unsere Herzen geschafft. Mit die nächste Insel, auf der wir unsere Zelte aufstellen wollen.










































Bringt mir doch bitte einen kleinen Delphin mit. Vielen lieben Dank 😜
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