Tschüss Leipziger Krümelschnee und Hello Winterwonderland. So hatte sich das Bild von unserem diesjährigen Skiurlaub in meinen Gedanken in den letzten Wochen manifestiert. Nachdem selbst in Tirol langsam eher Palmen wachsen und die Schneesicherheit in den letzten Jahren auch etwas mit Glück zu tun hatte, wurde es Zeit für den langgehegten Wunsch, einmal im Leben den Weihnachtsmann zu besuchen. Und ich meine natürlich den echten, richtig echten Weihnachtsmann mit seinen Elfen und natürlich den Rentieren.

Als wir dann gestern morgen gegen 9 Uhr starteten, war ich der festen Meinung, dass es sich nicht lohnen würde, über den Anreisetag einen Blogeintrag zu schreiben. Doch mal wieder behielt ich nicht Recht. Denn natürlich sind unsere Urlaube jedes Mal so schön unterhaltsam und lustig, weil immer Dinge fernab jeder Planung passieren oder wir uns selbst köstlich über die kleinsten Missgeschicke und Erlebnisse amüsieren. So auch gestern…
…Unsere erste Etappe führte uns mit dem Auto erst einmal nach Berlin zu unserem Hauptstadtflughafen, der eine gewisse provinzielle Idylle ausstrahlt. Wie immer parkten wir unser Auto bei einem dieser Shuttleanbieter und ich wartete vor dem Parkhaus mit unserem überdimensionierten Gepäck, während meine Männer ihrer Parkschwäche nachgingen. Wenn ich auf Abflug programmiert bin, kann ich stundenlange Entscheidungen, ob der eine oder der andere Parkplatz nun der bessere ist, nicht ertragen. Und so wartete ich und wartete und fragte mich nach vielen Minuten, ob die Tatsache, dass zwei männliche Wesen den Parkvorgang begleiten, alles noch verschlimmerte. Doch Irgendwann, nach gefühlten Stunden, kamen beide aus dem Parkhaus und Swen schüttelte nur noch den Kopf. Erster Gedanke: Auto demoliert? Zweiter Gedanke: Portemonnaie zu Hause vergessen? Dritter und umgesetzter Gedanke: Einfach mal fragen, was los ist?
Tja, was soll ich sagen: Unser Sohn hat das Parkhaus umdekoriert, indem er mehrere Galonen Mageninhalt als menschliche Schaumkanone durch das Parkhaus gedonnert hat. Natürlich galt sofort die Sorge meinem Sohn, aber auch er konnte sich nicht erwehren, ob der massiven Verschmutzungsparty zu lachen. Das machte mir Hoffnung, dass dies nur ein einmaliges Erleichterungsmanöver war. Also kurz die Mundwinkel gesäubert und getrocknet und weiter gehts in den Urlaub.
Im Flughafen hatten wir dann heute gleich zwei Missionen zu erfüllen. Erstens natürlich das normale Eincheckmanöver zu meistern und zweitens mussten wir dabei toll aussehen. Denn wir waren heute als Filmteam unterwegs. Nicht um wie ein Youtuber auf uns aufmerksam zu machen, das haben wir gar nicht nötig. Auch nicht um der Presse Konkurrenz zu machen. Sondern um den Weg nach Finnland für unsere große Pini zu dokumentieren, die in vier Tagen als Nachzügler hinter uns her reist. Und solche Aufgaben nehmen wir sehr ernst und dokumentierten jedes noch so kleine Hinweisschild, jeden Automaten und jeden freundlichen Mitarbeiter. Für Außenstehende sah es sicher aus, als würden wir hier professionell ausspionieren, aber das kümmerte uns nur wenig. Hauptsache das Kind geht zwischen Leipzig und Rovaniemi nicht verloren. Also wurde jeder Schritt auf Foto oder Video aufgenommen, was nun nachweislich auch noch extrem schnell ging. Innerhalb von nicht einmal 5 Minuten waren wir unser Gepäck los und konnten dank Runway-Ticket direkt in den Shoppingbereich wechseln.
Andere nennen es ja den Sicherheitsbereich auf dem Weg zu den Gates, aber ich sehe hier immer nur die vielen Parfümfläschchen, die von mir getestet werden wollen. Da gibt es die, die einen tollen, aufregenden Flakon haben und dabei riechen, als wäre man mit Zucker bestäubt worden. Oder die dezenten Fläschchen, die wiederum ganze Duftgalaxien in sich tragen. Ich probiere alles und gerne auch doppelt. Manchmal teste ich sogar noch die Herrendüfte als Vorab-Check der nächsten Valentinstagsgeschenke. Ich gebe ja zu, dass ich meistens nach der ersten Runde durch den DutyFree schlimmer rieche als eine Douglas-Mitarbeiterin auf Speed, aber dafür falle ich dann auch auf. Dieses Mal fiel ich so sehr auf, dass direkt an der Kasse ein C, D, oder X-Promi auf mich aufmerksam wurde und sofort ein Selfie verlangte. Privatsphäre, Privatsphäre bitte. Ist ganz schön aufdringlich, wenn man mich fragt. Immer diese Jäger nach Selfie’s mit mir, die sich in meinem Ruhm sonnen wollen. Da wird mir sogar schon mal die Hand auf die Schulter gelegt und sich sinnlos in den Vordergrund gedrängt. Aber was soll man machen, mit soviel Fame wie ich…..

…nein ganz im Ernst. Natürlich war ich der Selfiejäger, der diesen Schritt allerdings nur wagte, weil wir förmlich in ein rein zufälliges Gespräch über den Dschungel, die Krone, rohe Büffelvagina und Ziegen-Anus hineinstolperten. Ist sicherlich schon jedem von Euch mal passiert, wenn man an der Kasse zu lange warten muss und mit den Mitwartenden ins Gespräch kommt. Da kommt eines zum anderen und schwups tauscht man sich aus, wie so eine Büffelvagina wohl schmeckt. Die Lilly jedenfalls war ne nette Unterhaltung in der Warteschlange und ich schreibe nun definitiv RTL ein Einschreiben, dass sie mich gefälligst von der Liste für das nächste Dschungelcamp wieder streichen dürfen. Was die Lilly da erzählt hat….Igitt, igitt!
Aber auch das war noch nicht das letzte Highlight des Tages. Denn anschließend ging es stinkend wie ein neuer Duft von „More geht nicht mehr“ in den Flieger. Im Nachhinein bin ich ja froh, dass ich alle anderen Düfte um mich herum übertrumpfte. Denn kaum hoben wir ab, wurde Georg wieder blass und wir testeten die Funktionsweise und Aufnahmekapazität der schon immer bewunderten Papiertütchen.

Und ich sag Euch, die Dinger halten mehr als sie versprechen. Und das ist enorm wichtig, wenn man nämlich genau in dem Moment die Funktionsweise testet, während links und rechts ein paar tolle Saftschubsen den Weg zum WC versperren.
Unsere Popcorntüte a.D. hat jedenfalls gehalten, was sie versprach. Und während ich dann Georg den restlichen Flug die Tüte vor das dann schlafende Gesicht hielt, versuchte ich parallel über den Wolken die ersten Nordlichter zu entdecken. Ein Spagat der seinesgleichen sucht. Kurz vor dem Landeanflug blinkte es dann plötzlich gen Osten in grünen Bändern am nächtlichen Himmel. Meine ersten echten Nordlichter und ich war schockverliebt. Nur das mit dem Foto hat noch nicht geklappt, da ich einfach keine Hand frei hatte und mein Bewegungsspielraum, dem eines Entfesslungskünstlers in einem Schuhkarton ähnelte. Aber ich sehe es als gutes Omen für die nächsten Tage in Finnland. Mein Fotofinger und ich sind somit startklar.
Die Landung in Rovaniemi war insofern noch einmal spannend, da ich trotz meiner vielen Flüge in diesem Leben das erste Mal vor dem Landeanflug folgende Ansage vernahm:
„Wir beginnen nun mit dem Landeanflug auf Rovaniemi. Bitte machen sie sich noch einmal mit den Sicherheitshinweisen auf der Karte vor Ihnen vertraut. Sollte es zu einer Notsituation kommen, lassen sie alles Handgepäck im Flugzeug und verlassen selbiges zügig.“
Mal ganz ehrlich, dass will keiner so kurz vor der Landung hören. Ich ließ augenblicklich Georg’s Popcorntüte a.D. fallen und studierte noch mal das Thema Notwasserung. Wobei, den Teil hätte ich mir aufgrund der Außentemperaturen und daher zugefrorenen Seen wohl eher sparen können.
Vor lauter Not-Lektüre bekam ich gar nicht mit, dass wir inzwischen fast den Boden erreicht hatten. Erst als die Bremsen ihren Job bewältigten und die anderen Touris zu klatschen anfingen, wusste ich, ich darf nun nicht nur Kind und Kegel mit von Bord nehmen, sondern auch meinen Rucksack samt reingeschmuggelten Wein. Fast hätte auch ich mitgeklatscht.
Danach verließ ich nun zum ersten Mal in meinem Leben ein Flugzeug und stand direkt im Schnee. Nicht einmal die Fahrtwege der Flugzeuge waren geräumt und somit habe ich doch einiges an Verständnis für die Durchsage vor der Landung hinzugewonnen.
Wenn ich der Versuchung nachgegangen wäre, vor Glück den Boden zu küssen, wäre ich sicherlich wie in „Dumm und Dümmer“ festgefroren und hätte einen Notarzteinsatz ausgelöst. Was hätte ich danach nur für Lippen gehabt? Ich muss mir angewöhnen, Dinge mal bis zum Schluss zu durchdenken.
Doch statt einer natürlichen Lippenvergrößerung inkl. Krankenhausaufenthalt verließen wir das Flughafengelände mit unserem Gepäck und natürlich nicht, ohne dabei alles für unsere Tochter zu dokumentieren. Mit unserem Mietwagen, einem weißen Corolla, der im Schnee total gut zu finden ist, steuerten wir als erstes den Supermarkt an, um für Zwieback, Abendbrot und Frühstück zu sorgen. Und zur Feier des Tages sollte Swen, vor dem noch eine ca. 2 stündige Fahrt in das Appartement lag, eine leckere Büchse Bier zur Belohnung bekommen. Doch mit Supermärkten im Ausland ist es wie mit Parfümfläschchen im DutyFree. Alles sieht tausendmal verlockender aus, als zu Hause bei Aldi, Lidl und Co.. Es gibt andere Geschmacksrichtungen, andere Verpackungen und so viel mehr als zu Hause. Zumindest fühlt es sich immer so an. Und da hilft auch nicht, dass ein Mitreisender sich den Magen leer gemacht hat und die anderen vor lauter Schreck vergessen haben, an die Nahrungsaufnahme zu denken. Der Hunger trieb uns durch die kilometerlangen Gänge mit knurrendem Magen. Und so standen wir 20:55 nach finnischer Zeit vor dem Regal mit den Bierbüchsen und lasen das Schild: „Alkoholverkauf nur bis 21:00 Uhr möglich.“
Kennt noch jemand den Supertoy-Club, wo Kinder mit dem Einkaufswagen auf Zeit durch den Spielzeugladen rennen und dabei einpacken dürfen, was Ihnen gefällt? So ungefähr sahen wir Drei nun auf dem Weg zur Kasse aus. Wir rannten und versuchten auf dem Weg noch so wichtige Dinge wie Nudeln, Sauce und Käse für das Abendbrot zu finden, während uns die Zeit davon raste. Pünktlich 20:59 Uhr legte ich die Bierbüchse hinter den letzten Warenabtrenner und der finnische Samu an der Kasse begrüßte uns mit einem „just in time, you lucky guys“. Ich wartete noch auf die Konfettikanone zu unserem Fabelstück während meine Männer unser Erjagtes schnell einpackten. Selten so einen spannenden Einkauf gehabt.
Und dann lagen noch 160 km auf verschneiten, teils vereisten, wenig geräumten Landstraßen vor uns, die nur alle Nase lang mal ein Dorf mit 3 Häusern kreuzten und dann auch Straßenlaternen aufwiesen. Unser Kotzbeutelchen schlief sich auf dem Rücksitz gesund und wir versuchten die Augen offen zu halten, sämtliche Elche und Rentiere schon vor der Geburt oder Straßenüberquerung zu erspähen und den richtigen Weg zu finden. Natürlich spähte ich auch hi und da nach Nordlichtern, aber offiziell unterstützte ich meinen Mann bei der Einschätzung der Wege. Bis ich plötzlich im Osten etwas sehr, sehr Helles am Horizont entdeckte. Es sah aus wie ein Sonnenaufgang über den Wäldern, die tief verschneit sind. Faktisch gar nicht möglich, weil es so dunkel wie in einem Rentierarsch war. Aber es leuchtete so hell, dass ich verwirrt Swen auf meine Sichtung hinwies. Es hätte ja schließlich wirklich eine verwirrt aufgehende Sonne oder ein Ufo oder sogar der Weihnachtsmann sein können. Aber nein, es war nur der fast volle Mond, der meine Synapsen verwirrte. Ich glaube, hier war ich dann auch bereit für die finale Phase unserer Reise. Endlich ankommen, ein Bierchen und ein Bettchen. Mal sehen wie es tagsüber hier aussieht?





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