Heute verließen wir Kapstadt mit dem Ziel Simonstown. Ich brauche nicht erwähnen, dass man in Kapstadt noch so viel mehr Zeit verbringen könnte, dass nicht einmal ein ganzer Urlaub reicht. Wir hätten noch so vieles auf der Liste, was sich lohnt anzuschauen, zu erleben und zu kosten. Ich persönlich finde ja, man sollte vor dem Urlaub eine Diät einlegen, damit man im Urlaub auch ja alles ausprobieren kann. Und hier gibt es so verdammt viel leckeres zum ausprobieren, denn die Südafrikaner wissen mit Nahrungsmitteln und Gewürzen umzugehen.
Doch auch wenn die Zeit zu kurz war, um mir einen Rettungsring anzufressen, so habe ich wenigstens Ziel 2 geschafft und mein Mann rennt nicht mehr die ganze Zeit wie ein scheues Reh mit Helikopteraugen durch die Gegend. Für Afrika-Neulinge klingt ja meist ein Afrikaurlaub noch gefährlicher als eine Never-Come-Back-Safari auf die Sonne. Man stolpert ständig über diverse Warnungen, sei es von Bekannten oder dem überfüllten Internet, vor Überfällen, Dieben und allerlei Menschen, die einem etwas schlechtes hier wollen. Doch dies entspricht nicht dem Bild, welches man sich hier selber machen kann. Sicherlich muss man sich in einigen Situationen anders verhalten als zu „Hause“, aber das zeugt nur von gesundem Menschenverstand und betrifft die dunkle Zeit des Tages und halt Gegenden, in denen ich auch tagsüber lieber nicht mit meiner Rolex am Arm über die Straße gehe. Würde ich doch aber zu „Hause“ auch nicht machen, oder?
Wir jedenfalls haben in den ersten beiden Tagen in Kapstadt nur Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit erlebt. Also kein Grund, um Geisterbahn zu fahren. Heute morgen erwärmte uns wieder diese Freundlichkeit, sei es beim Frühstück, dem Checkout, oder dem Ausparken aus der Hotelgarage.
Und kaum erfolgreich ausgeparkt, fuhren wir noch schnell durch das Bo-Kaap-Viertel inklusive der wunderbar farbigen Hausfassaden, die von Unabhängigkeit und Freiheit nur so schreien. Aber leider gab es keinen Parkplatz für uns und so zogen wir weiter in den Botanischen Garten Kirstenbosch auf der Rückseite des Tafelbergs. Der Park war entspannt leer und ich konnte mindestens 10 Millionen Pflanzen fotografieren. Jetzt ganz stark und gleichzeitig dankbar sein, liebe Leser. „Stark“ wegen der unzähligen Blütenbilder, die ihr nun durchscrollen müsst. Und „Dankbar“ dafür, dass hier jetzt Winter ist und damit aktuell bei weitem nicht die Hauptblütezeit vorliegt. Es hätte also noch schlimmer kommen können. Denkt immer daran.
Aber angesichts der Tatsache, dass ich hier meine ersten freilebenden Proteas erlebte, überwiegt nun doch eher das Mitleid mit Euch. Diese riesigen Blüten bzw. die ganzen Pflanzen werden auch Zuckerbüsche genannt und sehen genauso aus, wie ein vom besten Zuckerbäcker kreierter Traum. Und davon gab es so viele wunderbare Blüten.
Dieser wunderschöne Botanische Garten ist allerdings am Berg positioniert und damit ging es hoch und runter und wieder hoch, wenn die Mutti wieder diese eine Blüte entdeckt hat, die unbedingt noch fotografiert werden muss. Kein Preis ohne Fleiß, oder wie das so heißt. Im Tale stärkten wir uns dann noch mit etwas Kaffee und einem Muffin, der die Ausmaße einer Torte hatte. Und ich überlegte, wie viele Pflanzenkennungsapps ich jetzt so füttern könnte.
Ich habe so die Befürchtung, dass unser heranwachsender Sohn diese Ausflüge in Botanische Gärten nur erträgt, weil er gelegentlich auf Bäume klettern und über Baumwipfelpfade rennen kann. Gott-sei-Dank kommt hier als Bonuspunkte noch hinzu, dass es verschiedenste Tiere gibt, die Georg nicht kennt und damit das Entdecker-Gen aktiviert wird.
Weiter ging es für uns gen Süden entlang der Westküste zum Chapman’s Peak-Drive. Eine der wenigen Mautstraßen hier, die in die Steilküste direkt an den Berg gebaut wurde. Swen war dank der leeren Strecke sogar bereit und willens, gelegentlich an Aussichtspunkten anzuhalten. Ein immer währender Stresspunkt zwischen Männchen und Weibchen. Weibchen sieht Haltebucht und will Aussicht fotografieren, natürlich auf der gegenüberliegenden Fahrbahn, schreit auf und will augenblicklich anhalten, so wie ein Stuntman mit einem ordentlichen Drift quer über die Fahrbahn genau passend in die Parklücke. Männchen hört Schreien, schaut sich in Ruhe um, sieht dann Haltebucht, achtet auf den Verkehr (der nicht da war) und fährt langsam aber sicher an dieser Haltebucht vorbei. Daran sind schon Ehen gescheitert, sag ich Euch.
Aber ich will ja nicht nur schimpfen. Auch ohne Drift haben wir gelegentlich eine Parklücke erwischt und ich konnte auch fotografieren.
Am Ende des Chapman’s Peak Drive eröffnete sich nur ein toller Strand , der Noordhoek Beach.
Aber wir wollten noch ein anderes Ziel erreichen und uns dafür genügend Zeit lassen. Also ging es weiter nach Simon’s Town und dort zum Boulders Beach.
Und nun heißt es ein weiteres Mal dankbar und stark zu sein. Denn die Wirkung von tollen Blüten auf meinen Fotofinger wird noch übertroffen, wenn ich auf süße kleine Pinguine treffe.
Da wir hier in Reichweite der Antarktis sind, ist es nur verständlich, dass man hier auch auf Pinguine treffen kann. Eisbären dagegen sind äußerst unwahrscheinlich, wie ich schon in der Schule gelernt habe. Am Boulders Beach befindet sich dann gleich mal eine riesige Kolonie. Und kaum hatten wir geparkt, zeigte uns der selbsternannte Parkplatzwart gleich die ersten 2 Pinguine im Gebüsch. Ich schätze einfach, seinen ersten Pinguin vergisst man nie. So muss es sich für meinen aufgeregten Georg angefühlt haben. Einfach nur süß, wie aufgeregt er war und ab da jeden Pinguin in Foto und Video festhielt. An alle, die mit ihm per Telefon verbunden sind, entschuldige ich mich schon jetzt dafür, dass er sie mit tausenden Bildern und Video’s zuspamt.
Aber so ein Parkplatzpinguin reichte uns nun noch lange nicht. Also ging es in den offiziellen Teil des Pinguin-Beobachtungs-Projektes inklusive Eintritt und ab auf die Aussichtsplattform, wo ich schon vor 18 Jahren stand. Mal ganz davon abgesehen, dass mich als Pinguin diese vielen Touristen stören würden, so waren die heimischen Pinguine ganz entspannt und liefen am Strand umher, schliefen oder schwammen durchs Wasser. Ich habe hier angefangen allen einen passenden Namen zu geben. Das kann man allerdings nur, wenn man jeden Pinguin fotografiert und dann anhand seines Brustfell-Musters identifiziert. Also fotografiert habe ich alle und jetzt gehts an die Namen und Erkennungskarten.
Besonders süß sind die Kinder und Jugendlichen, die noch einen kleinen oder größeren Flaum tragen und aussehen, als würden sie meinen: „Wenn ich groß bin, dann bin ich auch so ein schlanker, attraktiver Pinguin und nicht mehr so ein kleines Dickerchen wie jetzt. Das verwächst sich!“.‘
Ich kann sie ja soooo gut verstehen.
Gibt es eigentlich Menschen, die Pinguine nicht niedlich finden? Dann bitte jetzt Augen zu und durch.
Nach dieser Pinguin-Orgie sahen wir auch noch Klippschliefer, die bis hoch in die Büsche kraxelten, um sich leckere Beeren zu schnappen. Und wir sahen nun endlich auch den unendlich schönen Blick auf das türkisfarbene Meer. Vorher war mein inneres Auge auf Zoom Richtung Pinguine eingestellt. Aber nun fiel auf, an welch wunderschönem Ort wir hier standen.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz fielen uns die Warnschilder vor chillenden Pinguinen auf und ich war wirklich versucht mich auf den Boden zu legen, bevor wir unser Auto starteten. Schließlich will ich nicht am Tod solch eines süßen Tierchens Schuld sein.
Kaum am Hotel oben am Hang von Simon’s Town angekommen, bekam ich den Lachflash des heutigen Tages, denn Swen fragte mich, warum hier wohl vor Pudeln gewarnt wird. Pudel? Diese leicht verpeilten, gemütlichen Tiere sollten Grundlage für eine Warnung sein?
Dann entdeckte ich das Warnschild und es war vorbei mit dem Ernst. Aber bildet Euch selbst ein Bild. Seht ihr einen Pudel, oder vielleicht doch einen touristentaschenplündernden Pavian??? Ich jedenfalls mache heute noch spontan auf dem Hotelzimmer eine Diashow über die verschiedenen Tiere Afrika’s. Wer zuschauen will, muss sich aber beeilen.
















































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