Die gute Nachricht ist, wir wurden nicht von hinterhältigen Pudeln überfallen. Und die schlechte Nachricht….gibt es nicht, denn wir hatten einen wunderbaren Tag.
Da uns heute kein fester Termin hetzte, gingen wir es heute ganz entspannt an. Beim Frühstück suchten wir den vielgelobten Meerblick aus unserem Hotel, was aber nicht am fehlenden Meer oder fehlendem Blick lag, sondern schlicht an der Tatsache, dass die Wolken auf Kniehöhe hingen und uns Afrika daran erinnerte, dass wir hier im Winterurlaub sind, während zu Hause 35 Grad und mehr die Menschen zum Stöhnen bringt. Also, es ist nun nicht so, dass wir jeden Moment mit Schnee rechnen müssen, aber es ist halt eher so ein Wechselwetterchen. Und heute erwartete uns laut Wettervorhersage Regen und kühlere Temperaturen. Keine Sorge, es nicht nicht so kalt, dass wir die Thermounterwäsche anziehen müssten, oder Euch in Deutschland um ein paar Grad anpumpen wöllten.
Aber wir beschlossen beim Frühstück mit Traumblick ins Einheitsgrau, dass wir trotzdem Richtung Cap fahren wollten. Gesagt getan und ab zum südwestlichsten Punkt von Afrika. Da war ich schon vor 18 Jahren und textete gleich mal meine Mitreisenden zu, was es da alles gibt: eine Wanderung, viel Wind, Strauße und eine tolle Küste.
Zuerst fuhren wir ziemlich einsam über die Hochebene der Kapregion, die irgendwie aussah wie der Vorgarten von Mordor. In dem Schittwetter sicherlich noch mal eine Spur mystischer und verlassener, als bei Sonnenschein. Überall wuchsen und blüten Protea’s und andere sturmerprobte Gewächse. Keines höher als 1-2 Meter, obwohl alles fruchtbar und lebensbejahend erscheint. Das mag wohl an dem ewig pfeifenden Wind hier über dem Hochplateau liegen.
Doch irgendwann kommt man auch in Mordor zum Turm und wir halt zum Leuchtturm am Ende des Kap’s der Guten Hoffnung. Wie Frodo und Sam wagten wir auch den Aufstieg auf den Schicksalsberg und jetzt höre ich mal auf mit den Vergleichen, sonst muss ich mich oder den Ring zum Schluss noch die Klippen runter werfen. Das ist natürlich nicht passiert. Sondern wir wanderten den Berg hinauf zum Leuchtturm, entdeckten ganz viel Pudel-aa, oder wie wirklich Wissende sagen würden: Pavian-Kacke. Ist übrigens zu einem Running-Gag geworden, den Swen nun bei jeder Gelegenheit um die Ohren gehauen bekommt. Außerdem entdeckten wir irgendwelche Böcke oder ähnliches, die am Hang weideten und nicht wie Pudel aussahen. Genauer kann ich sie aber nicht beschreiben, da sie einfach zu weit weg waren.
Aber es schien, dass es heute ein Tag der Tierentdeckungen werden könnte. Oben am Leuchtturm lernten wir noch, dass der Leuchtturm außer Dienst gestellt wurde, weil er ständig in den Wolken hing und kein Schiff sein Leuchten sehen konnte. Deshalb wurde weiter unten noch ein sichtbarer Leuchtpunkt gebaut. Mir tat der schöne große Leuchtturm etwas leid. Aber am Kap der guten Hoffnung hatte ich die Hoffnung, dass der Leuchtturm das nicht so eng sieht wie ich.
Apropos gute Hoffnung, wenn wir hier schon auf einem Aussichtspunkt standen, kann man ja mal sicherheitshalber das große Objektiv rausholen und die Whalewatcher-Augen aktivieren. Und tatsächlich, ihr werdet es nicht glauben, entdeckten wir (also ich) einen Wal direkt vor dem Kap. Allerdings war es eher ein sehr schüchterner Wal, der nur gelegentlich an der Wasseroberfläche trieb. Weder schlug er Pirouetten, noch jagte er wild, noch zeigte er aufreizend seine Schwanzflosse. Aber dennoch können wir nun behaupten, wir haben unseren ersten Wal gesehen.
Das animierte uns dazu auch dem Leuchtturm 1.Wahl einen Besuch abzustatten und wir wanderten noch etwas weiter mit dem Blick gen Meer. Doch leider kam keine ganze Walfamilie hinzu und mein Objektiv verschwand dank dem Nieselregen wieder im Rucksack.
Zurück am Parkplatz wollten wir uns noch schnell etwas stärken, was in Georgs und meinem Falle eine gute Idee war. Für Swen war es eine blöde Idee, denn sein Hühnchenbaguette hatte noch andere Liebhaber. Keine Sorge, keine Pudel, sondern nur Vögel. Und die schnappten ihm sein Hühnchen einfach so direkt aus der kurzen Distanz zwischen seinen Fingern und seinem Mund, als er gerade abbeißen wollte. Das war ein wahrer Kunstflug des kleinen schwarzen Teufels. Und was Swen angeht, so haben wir nur etwas Mitleid. Passiert ihm nämlich dauernd. Zuletzt in Warnemünde mit dem fischklauenden Möwen.
Wir hatten noch nicht genug und wollten noch zu dem eigentlichen südwestlichsten Punkt fahren. Der ist nämlich gar nicht beim Leuchtturm und Sourvenirshop, sondern völlig unspektakulär am Ende einer kleinen abzweigenden Stichstraße. Okay einen Fotopoint mit dem passenden Schild zum Familienfoto gibt es auch hier, aber das war es auch mit den Hinweisen.
Auf dem Weg dahin berichtete ich noch davon, dass ich vor 18 Jahren genau hier meine ersten Strauße gesehen habe, nur um festzustellen, dass diese Strauße immer noch hier grasen. Angesichts der Tatsache, dass diese Vögel tatsächlich bis zu 40 Jahre alt werden können, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es echt die gleichen Strauße von damals sind. Noch etwas machte mein Deja Vu dann für mich endgültig perfekt. Denn in der Wendeschleife am Kap stand „The Big Red Truck“ und mit genau solch einem Auto war ich vor 18 Jahren hier. So viele Erinnerungen, die ich damit verbinde und die mich lächeln lassen.
Georg hingegen hatte nur noch Augen für die Strauße, die wilden sich aufbäumenden Wellen und die mitten vor uns ruhenden Robben. So viele Tiere an einem Tag in ihrer natürlichen Umgebung sind eindeutig besser als Brawl Stars auf dem Handy.
Und so fuhren wir zurück in unser Hotel und wärmten uns in einer warmen Wanne auf, bevor es zum leckeren Abendessen inklusive Pudelsichtung ging.
Nun blieb uns nach diesem tollen Tag nur das Daumen drücken für den nächsten. Denn dank der Wetteraussichten der nächsten Tage hatte man unsere Waltour für den 4.7. schon mal gecancelt und um einen Tag vorverlegt. Es sollen nämlich Stürme von bis zum 60 km/h an Land und Starkregen mit fast 30 mm kommen. Und die Vorverlegung folgt rein dem Prinzip Hoffnung und ist noch keine Garantie. In solchen Momenten kann ich mein Planungstalent für Urlaubsreisen mal so richtig ausleben und spontan alle Planung über den Haufen werfen. Also verschoben wir den Besuch der Geparden einfach, denn denen ist Wind und Regen tendenziell egal, und setzten alles auf eine Karte und ließen heute früh den Wecker schon 6:30 Uhr klingeln. Sowas nennen wir Urlaub…
Nach einer schon sehr regnerischen Nacht sah es heute noch grauer als gestern aus und wir packten schnell unsere sieben Sachen um nach Hermanus zu den Walen zu kommen.
Allerdings half alles Hoffen nichts, denn 8:30 Uhr kam die endgültige Absage der Waltouren für die nächsten Tage. Das Wetter wird hier einfach zu heftig. Nun muss ich meine planerischen Fähigkeiten nochmal verstärken und eine Waltour aus dem Boden stampfen, wenn wir eigentlich den Walspott Nr. 1 verlassen haben. So ein Mist! Aber wir geben noch nicht auf und werden unser Whalewatching bekommen. Hoffnung am Kap der guten Hoffnung.

Losgefahren sind wir natürlich trotzdem, denn von wo aus wir in den Regen schauen ist nun auch egal. Und so eine Regenfahrt schließt jedenfalls nicht unbedingt kleine Fotostopps aus. Und so musste mein Mann kurz in Muizenberg parken, damit ich die berühmten Fotomotiv-Strandhütten fotografieren konnte. Und ich finde, den Fotos sieht man das Schittwetter gar nicht an. Also hat sich der Stop gelohnt.
Dann ging es noch durch die ewigen Dünen vom Wolfgat Nature Reserve und ich jammerte nur „oh, wie toll“ oder „hach“, weil ich hier nicht anhalten konnte. Es goss in Strömen, aber ich sah vor meinem inneren Auge, wie unglaublich schön es hier aussehen würde, wenn die Sonne scheint. Ich würde für Tage in den sanften Dünen verschwinden und gar nicht wieder auftauchen.
Da sich aber hinter der Straße Townships versteckten, konnte ich Swen nicht zu einen Stop überreden. Nur Georg schaffte es, indem er mit der Zwangsbewässerung unseres Auto’s drohte. Also durfte ich wenigstens ganz kurz für eine fingierte Pinkelpause mit Fotoapparat aus dem Auto springen. Hab jetzt einen Plan für tolle Fotostopps. Entweder Georg oder ich täuschen jetzt regelmässig eine volle Blase vor und ich komme so zu meinen Foto’s.
Über den Sir Lowry’s Pass schleppten wir uns mit den wenigen PS unseres Mietwagens und konnten auch hier die vielgelobte Aussicht nicht genießen. Dafür waren wir zeitig in Hermanus und hielten am riesigen Shoppingcenter dieser Stadt. Es ist total crazy, wenn man genauer darüber nachdenkt oder sich gestattet, sich mal Gedanken über die Kluft hier in Südafrika zu machen. Zwischen dem Shoppingcenter und den TownShips von Hermanus liegt gerade mal ein knapper Kilometer Luftlinie. Sichtbarer könnte die Kluft zwischen Arm und Reich kaum sein. Auf der einen Seite Hütten aus Wellblech mit Stromleitungen die einfach abgezweigt werden und auf der anderen Seite ein Shoppingcenter, dass alles anbietet, was man mit Geld kaufen kann. Selbst der Supermarkt ist hier besser ausgestattet, als manch heimischer in Deutschland. Uns jedenfalls beschäftigt diese Kluft oder Schere und diese massiven Gegensätze schon. Auch wenn es uns nicht abhält für die nächsten Tage einzukaufen.

Denn nun stehen zwei Nächte in Hermanus an und dank dem Wetter bleibt uns förmlich nichts anderes übrig, als einfach die Aussicht aus unserer traumhaften Wohnung zu genießen. Wir schauen aufs Meer, beobachten die Urgewalten und hoffen von Land aus, Wale zu sehen. Aber mal ganz ehrlich, mit diesem Ausblick ist die Gefahr verdammt groß, dass ich mich für die nächsten Jahre genau hier einschließe und Bücher über Bücher schreibe. Dieses Meeresrauschen und dieser Ausblick machen mich zum Suchti. Falls also das Unwetter für zerstörte Straßen sorgt, wisst ihr wo ihr mich finden könnt.





















































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