Bevor ich zu diesem fulminanten Titel des Blogs komme, fange ich mal lieber am frühen Morgen an. Denn da hätte es Swen fast geschafft, dass ich ihn aus unserer Reisegruppe verbanne. Ich wachte nämlich wunderbar ausgeschlafen und zufrieden gegen 8:30 Uhr auf und freute mich über den Blick direkt aus dem Bett hinaus auf die stürmische See. Swen begrüßte mich mit einem Kuss und einem Lächeln, soweit so gut. Noch kein Grund, ihm die Freundschaft zu kündigen. Aber dann sagte er: „Ich war schon vor einer Stunde wach und das war ein fantastischer Sonnenaufgang in orange. Hab Dich aber nicht geweckt, weil Du so schön geschlafen hast.“
Und damit war meine gute morgendliche Laune dahin. Kennt mich mein Mann denn kein bisschen? Ein fantastischer Sonnenaufgang und er lässt mich schlafen? Das ist eigentlich ein Anfängerfehler und ich kann es nicht als „gut gemeint“ durchgehen lassen. In dieser Ehe gibt es Regeln: Wenn die Sonne irgendwo auf- oder untergeht, muss ich inklusive Fotoapparat geholt, geweckt oder gerufen werden. Da gibt es keinerlei Ausnahmen.
Zur Strafe machte er ganz freiwillig, um weiter unserer Reisegruppe angehören zu dürfen, ein leckeres Frühstück mit der bisher besten Aussicht auf unserer Reise. Vielleicht hatte ich ihm da schon verziehen, aber ich hätte es zu diesem Zeitpunkt niemals nie zugegeben, denn ein bissl Leiden muss noch sein.
Aber der Tag sollte wirklich noch versöhnlich werden. Das Wetter sah immer noch nach Weltuntergang aus. Die See peitschte jede Welle gen Küste und der Regen fiel mal senkrecht und mal waagerecht. Aber Wetter vermiest uns nicht die Stimmung und so fuhren wir wieder über den Sir Lawry’s Pass nach Sommerset. Dort erwartete uns das Cheetah Outreach und damit unser Zusammentreffen mit echten Geparden. Und dort wurde ich so begrüßt bzw. so per WalkieTalkie angekündigt: „The VIP Daniela is here!“. Dass nenne ich mal eine gelungene Begrüßung, die ich somit allen ans Herz legen möchte, die von mir ein Lächeln sehen wollen. Eigentlich wurde ich überall auf dem Gelände des Cheetah Outreach „VIP Daniela“ genannt. Ich fand das äußerst zuvorkommend. Liegt aber leider nicht daran, dass ich hier schon stadtbekannt bin, sondern nur an der Tatsache, dass ich eine VIP-Tour mit reichlich Zeit bei den Geparden gebucht hatte.
Nun kann jeder seine Meinung dazu haben, ob man so etwas machen sollte oder nicht. Ich bin der Meinung ja, und zwar aus ganz vielen Gründen. Einmal möchte ich meinem Sohn die Welt erlebbar und spürbar machen. Wir sind nicht die letzte Generation auf dieser Welt, so hoffe ich, und wir leben in der Regel im Lebensraum von so allerlei Tieren. Wir haben uns diesen Lebensraum zu unserem eigenen gemacht, ohne Erlaubnis und ohne Gegenleistung. Georg soll erleben, welche Tiere er schützen sollte, erkennen, dass nicht alles selbstverständlich ist und es soll ihm zu einem nachhaltigeren Leben anregen. Rein aus Büchern kann er nicht so fühlen, wie er hier fühlt, wenn er diese Tiere erlebt und fühlt.
All die hier lebenden Tiere hätten keine Chance in der freien Wildbahn, da sie als Waisen gefunden wurden und nie von ihren Müttern das Jagen gelernt haben. Aber sie helfen so, dass neben diversen direkten Projekten für die Geparden zum Beispiel der Mensch-Tier-Konflikt verkleinert wird. Denn neben den Geldern für die Lebenshaltung der fünf Geparden hier, werden die Einnahmen unter anderem auch für die Aufzucht von Anatolian Sheppards, Hütehunden, genutzt, die dann an die Farmer gegeben werden. So verjagen diese Schäferhunde lieber die Geparden, bevor diese das Vieh der Farmer reißen und von den Farmern erschossen werden. Eine Hilfestellung, die eher auf nachhaltige Weise funktioniert. Und diesen Gedanken fördere ich gerne durch mein Eintrittsgeld, welches nicht in den Taschen der Volunteere landet.
Nachdem ich, okay wir, als VIP zu den Geparden gebracht wurden, entdeckten wir als erstes einen jungen Geparden im Spiel mit einem Schäferhund-Welpen. Hund und Katze und beide hatten richtig Spaß. Sie sind wohl gleich alt, gerade mal 8 Monate, was man diesen Riesen gar nicht ansieht. Und es ist köstlich zu beobachten, wer hier wen stänkert. Es ist wie im wahren Leben immer die Katze, die anfängt.
Vor dem Besuch bei den Geparden müssen wir uns desinfizieren inkl. unserer Schuhe und erhalten allerlei Informationen rund um das Projekt und die Cheetahs. Auch bekommen wir die Benimmregeln erklärt. Will ja keiner mit nur einer Hand wieder rauskommen oder noch größere Familienteile verlieren.
Also hören wir brav zu, während der Regen und Sturm immer heftiger werden.
Doch irgendwann ist es endlich soweit und wir dürfen, begleitet von zwei Volunteeren, in Reih und Gleid hinein in das Gepardengehege. Dort treffen wir auf Tobias, einen 8 jährigen Geparden, den man somit schon alten Herrn taufen kann. Er wird ruhig gehalten von 2 weiteren Volunteeren. Damit fühle ich mich schon etwas sicherer und Georg auch.
Und dann geht es los, wir dürfen streicheln (nie gegen den Strich), riechen, beobachten und einfach nur den Moment aufsaugen. Tobias ist entspannt und lässt uns machen. Zwischenzeitlich schnurrt er wie Schecki zu Hause.
Doch irgendwann müssen auch wir uns lösen und stellen erst jetzt fest, dass wir nass und völlig durchfroren sind. Aber wir haben ein dickes, fettes Grinsen im Gesicht.
Danach wollten wir eigentlich nach Stellenbosch fahren und uns mal durch die tausend Weingüter hier kosten. Aber das Wetter war mal wieder anderer Meinung. Die Passstraße wurde gesperrt und von der Region um Stellenbosch sah man vor lauter Starkregen gar nichts mehr. Auf weitere Straßensperrungen hatten wir einfach keine Lust und beschlossen, an der Küste entlang wieder nach Hermanus zu fahren. Wird sich schon zeigen, was wir auf dem Weg zur Unterhaltung noch finden.
Und wir fanden etwas, denn Wein gibt es nicht nur um Stellenbosch, sondern eigentlich in der ganzen Kap-Region. Also suchten und fanden wir Benguela Cove, ein Weingut unweit von Hermanus. Dazu noch hoch ausgezeichnet und schickt eingerichtet. Was will man mehr, wenn man Durst hat. Also platzierten wir uns, outeten uns als Deutsche und wurden mit den Worten „aus Deutschland kommt der Gott des Weines!“ willkommen geheißen. Ich schätze allerdings, die meinten dieses Mal nicht VIP Daniela sondern den Bacchus. Wobei, nachdem ich alles gegeben habe bei der Verkostung des gesamten Weinlagers, bin ich mir da nicht mehr so sicher.



















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