8. Juli 2025 – Schon wieder VIP

Mal ganz ehrlich, an diese Sprachsteuerung gewöhne ich mich noch nicht so richtig. Das ist für mich ziemlich hart, denn normalerweise denke ich erst, dann schreibe ich, formuliere dabei fünfmal um und dann kann ich es vielleicht auch in gesprochenen Worten ausdrücken. Eine andere Reihenfolge fühlt sich für mich an, als würde jemand anderes für mich denken, oder als hätte ich unpassende Schuhe an, oder als würde ich in einem Maskottchen Kostüm durch die Gegend laufen und Texte hochhalten, die nicht meine sind. Alles komplett ungewohnt, einfach ekelig. Und was sagt mein Laptop dazu? Nichts! Macht immer noch einen auf Scheintod.

Und dennoch möchte ich zumindest für uns selbst an dem Vertexten unserer Reisegeschichten im geschriebenen Wort festhalten. 

Jedenfalls habe ich die halbe Nacht wach gelegen und über meinen Laptop nachgedacht. Eine schlaflose Nacht wegen einem aus Dioden bestehenden Teil ist nicht nur sinnlose Schlafvergeudung sondern auch im Nachhinein betrachtet völlig irrsinnig. 

Doch so lag ich heute auch noch wach, als 6:30 Uhr der Wecker klingelte. Wir hatten geschmeidige 5 °C, und uns erwartete ein spannender Tag. Natürlich wollten wir nicht grundlos so zeitig aufstehen. Wir hatten eine Tour in das Featherbed Nature Reserve geplant. Bei Featherbed könnte man wortwörtlich denken, dass wir auch gleich hätten liegen bleiben können. Aber nein, es ging ab in die Natur. Das kurz FNR ist ein kleines, unerschlossenes Gelände an der Ozeanküste, welches nur per Boot erreicht werden kann und so einiges an verwunschenen Wegen zu bieten hat.

Und so zogen wir bei 5 °C erst einmal alles an, was unser Koffer zu bieten hatte. Swen durfte natürlich seine neue Jacke anziehen, während Georg und ich aus den Vorräten schöpften. Michelin hätte spätestens jetzt die Idee für ein Logo gefunden. Ich sag’s euch, unsere Koffer waren leer und wir hatten nun Übergewicht.

Bibbernd begrüßte uns 8:00 Uhr die Ticketverkäuferin und der Bootskapitän lachte nur, als wir erwähnten, dass wir aus Deutschland kommen. Schließlich ist es in Deutschland deutlich kühler als in Südafrika, seiner Meinung nach und wir fühlen uns sicherlich wie zu Hause. Der Mann hat keine Ahnung, aber wir lassen ihn mal in dem Glauben. Um unser eigenes Bippern in den Griff zu bekommen, holten wir uns noch schnell einen starken und heißen Kaffee bzw. Schokolade mit Haut und setzten uns dann in das Ausflugsboot. Trotz Nebensaison, waren wir heute Morgen nicht die einzigen, die frierend und mit Pudelmütze bewaffnet in See stachen. 

Kaum am anderen Ufer angekommen, lohnte sich das frühe Aufstehen schon eher. Denn die Sonne schien, es wurde wärmer und wärmer und die Natur war spektakulär. Als erstes ging es aber nicht zu Fuß los, sonder ein übergroßer Safari-Jeep fuhr uns auf den Gipfel des Nationalparks und setzte uns am letzten Wendepunkt ab. So viel zum Thema „unerschlossen“. Und von dort aus konnten wir entweder in der Horde oder alleine zurücklaufen zum Bootssteg. Wir bummelten natürlich alleine los, ich immer bewaffnet mit dem Fotoapparat und einem Fotorucksack, der schwerer als Hulk persönlich war und meine Männer mit ihren leichten Handys. Meter für Meter wurde es wärmer und wir strippten bergabwärts besser als Kim Basinger.

Eine der mitlaufenden Touristinnen wurde von Georg und Swen nicht aus den Augen gelassen. Sie hatte eine ihren Körper sehr betonende enge babyblaue Hose an und Georg wurde anhand ihrer Attribute schnell mal in Kürze aufgeklärt. Was ich dazu zu sagen hätte, war ihnen schlicht egal bzw. wurde gekonnt überhört. Auf 2 km gab es nun kein anderes Thema mehr als die blaue Hose und ihren voluminösen Inhalt.

Ich dagegen genoss den Ausblick auf die Natur, das Wellenrauschen, die Stille, mal abgesehen von den beiden Plappermäulern. Eine herrliche Wanderung, die uns dazu zwang, zuerst die Mützen, dann die neu gekaufte Winterjacke bzw. unsere alten Regenjacken, den Schal und sonstige Lagen an Kleidung abzulegen. Nur die Frau mit der blauen engen Hose zog sich nicht aus. Ich persönlich war darüber eher froh, meine beiden Männer sahen eher so aus, als wäre ihnen gerade der Laptop kaputt gegangen. Jetzt wissen Sie wenigstens einmal, wie es mir gerade geht. Verständnis auf die harte Tour.

Aber mal ganz abgesehen davon, war es eine traumhafte Wanderung entlang der Küste, die ich nur jedem empfehlen kann. Hab es sogar geschafft, mal wieder einen Akku leer zu fotografieren auf der Jagd nach der perfekten im Bild festgehaltenen Welle.

Kaum wieder in Knysna angekommen, gönnten wir uns ein spätes Frühstück und nochmals einen heißen starken Kaffee. Bin mittlerweile echt ein kulinarischer Fan von Südafrika. Nicht wegen dem Kaffee, sondern wegen der hervorragenden Köche hier im Land.

Als Nächstes zogen wir circa eine halbe Stunde weiter in den Elephant Park gleich hier in der Nähe. Nur so konnte ich Georg und Swen von der blauen Hose ablenken, denn hier konnten sie tatsächlich echte Elefanten mit gigantischen Hinterteilen erleben. Am Eingang zum Park kauften wir uns zwei Eimer voller Obst. Nicht etwa, weil wir schon wieder Hunger hatten, sondern weil wir selbiges an diese Dickhäuter verfüttern durften.

Und so wurden wir mit einem Traktor ein kleines Stück gefahren, wo wir mit unseren Eimern voller Obst ausstiegen und sechs Elefanten schon begierig auf uns warteten. Es gab eine kurze Einweisung und dann ging es auch schon los. Melone auf die flache Hand gelegt, dem Elefanten hingestreckt und der lange borstige Rüssel schnappt sich selbige Melone. Das ist ein Gefühl, als würde man die Melone einem borstigen Schwein unter den Bauch schieben. Besser kann ich es nicht erklären. Aber eigentlich ist es 1000 mal schöner. 

Ratzfatz waren unsere zwei Eimer leer und ich überlegte, wie ich an eine Wagenladung Obst kommen könnte. Kann ja nicht sein, dass dieses süße Vergnügen so schnell endet. Aber weder standen in der Nähe Bananenstauden oder Melonenpflanzen rum, noch schmiss der liebe Gott Möhren vom Himmel. Also blieb uns nur der Moment und die Möglichkeit, noch einige Fotos mit den Elefanten zu schießen. Das ist zwar nicht dasselbe, aber immerhin noch eine schöne Erinnerung an dieses einzigartige Erlebnis.

Ich nenne es mal einen Vorgeschmack auf die kommenden Safari‘s und bin jetzt so richtig im Afrika Modus. Georg und Swen können es auch kaum erwarten und gemeinsam haben wir in den wenigen Tagen schon mehr afrikanische Tiere gesehen, als einheimische Tiere in manchen Monaten zu Hause in Deutschland. Und dabei rede ich nicht von exotischen Tieren, sondern von ganz stinknormalen einheimischen Haus- und Hoftieren. 

Während Swen und ich darüber redeten, wie beeindruckend dieses Erlebnis ist, schlief Sohnemann schon wieder hinten auf der Rücksitzbank einfach völlig geschafft ein. 

Aber auch das war noch nicht der letzte Programmpunkt für den heutigen Tag. Denn wir hatten mit dem hiesigen Touristenanbieter noch eine Sundowner Tour per Boot gebucht. Im Kleingedruckten stand auch, dass es hier nun die ersten Austern für uns geben sollte. Davon hatte ich Swen natürlich nur ganz beiläufig etwas erzählt. Aber er muss auch nicht alles wissen.

Entsprechend unseren Erfahrungen mit Sumdowner-Touren erwarteten wir ein Touristenboot mit mindestens 50-100 Gästen und entsprechende Trinkfreudigkeit. Allerdings bekamen wir etwas ganz anderes geboten. Denn wir waren am heutigen Tag die einzigen Gäste, somit wieder VIP‘s, die den Sonnenuntergang anhimmeln wollten. Gibt es hier denn keine Romantiker? Kann doch nicht sein, dass wir die einzigen sind, die diesem Schauspiel frönen wollen.

Also bekamen wir tatsächlich zu dritt unser Boot inklusive Skipper zugewiesen. Neben uns waren an Bord nur noch zwei Weingläser, eine Flasche Weißwein, eine Cola, zahlreiche Austern inklusive Zitronen und Tabasco und eine gemischte Vorspeisenplatte. Hatte ich schon erwähnt, dass ich diese Nebensaison sehr liebe. Keine Touristen, die dir deinen VIP Status vermiesen oder streitig machen wollen.

Ich brauche natürlich nicht erwähnen, dass Georg noch nicht so auf Austern steht. Dafür bekam er eine Cola und die gut ausgestattete Vorspeisenplatte. Wir dagegen schlürften nach Anleitung diese flutschigen Austern. Die erste sollten wir wie einen Tequila einfach auf Ex nehmen. Da wussten wir gleich, was er meinte. Bei der zweiten fingen wir an zu genießen und nach der dritten fanden wir das Ding mit den Austern ziemlich gut. Sicherlich war der gute Wein, der Sonnenuntergang, die gesamte Stimmung, und der Rückblick auf diesen Tag Grund genug, dass wir mittlerweile alles gut fanden.

Und ich finde jetzt gerade, trotz der vielen Austern, trotz des leckeren Weines und trotz der Romantik beim Sonnenuntergang kann ich noch geradewegs sprechen und meinen Blog vertexten. Ich bin so stolz auf mich, auch wenn ich mittlerweile rede, als hätte ich es mit halbblinden Lippenlesern zu tun, denen selbst Hochdeutsch zu unverständlich ist. Ich hoffe, ich gewöhne mir das hier nicht langfristig an. Sieht und hört sich total bescheuert an. Seid froh, dass ihr mich gerade nicht sehen und hören müsst. Ich verspreche hoch und heilig, es wird kein Hörspiel geben.

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