Schon wieder sind wir völlig freiwillig und ganz ohne Druck viel zu zeitig aufgestanden. Die gute Nachricht am heutigen Morgen ist, dass es glatt plus Grade waren als wir aufwachten, wenn auch nicht viele. Aber wer halt keinen Sommerurlaub mit 40 Grad im Schatten und der morgendlichen Handtücherschlacht an den Poolliegen haben will, bekommt halt auch was er verdient. Doch dank der Klimaanlage konnten wir die Zimmer relativ schnell hoch heizen, so dass wir uns zumindest aus unseren Betten schälen konnten, ohne zu Eis zu erstarren.
Jedenfalls zogen wir uns erst einmal warm an. Allerdings wurde für den heutigen Tag echtes Sommerwetter vorhergesagt. Ganze 25° sollten es werden, was in meinen eisgekühlten Augen völlig realitätsfremd klang. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und so packte ich todesmutig sogar etwas Sonnenmilch und ein Basecap ein.
Heutiges Ziel war das Robberg Natur Reserve, unweit von Plettenberg Bay. Eine kleine Halbinsel mit zahlreichen Wanderwegen und unendlich vielen Chancen, die Wildtiere der Küste zu beobachten. Unser Bootsführer vom Vorabend hatte uns weiße Haie, Robben und eventuell auch Wale versprochen. Und mit dieser nicht gerade niedrigen Erwartungshaltung stiegen wir früh morgens um 8:30 Uhr ins Auto und fuhren die kurze Strecke an die nächste Bucht.
Dort angekommen beschloss ich, gleich sämtliche Jacken im Auto zu lassen. Ich trennte mich sogar von meiner Mütze und meinem Schal, so warm war es. Und Swen verzichtete auf seine neue Winterjacke, auch wenn er noch etwas skeptisch war.
Kaum sahen wir den Strand von Plettenberg Bay, sahen wir auch schon die ersten Robben. Sie zogen durch die Wellen, als hätten sie ein Surfbrett unter dem Hintern und spielten in dem flachen Gewässer, als gäbe es weit und breit keine weißen Haie. Aber offensichtlich war das auch so, denn wir sahen nicht einen weißen Hai, obwohl wir förmlich ununterbrochen aufs Wasser starrten. Okay gelegentlich musste ich auch meine Augen auf dem Boden lassen, denn der Wanderweg war schön, schmal, immer an der Küste entlang. Für Wasserfallhinabstürzer wie mich eine potentielle Gefahrenquelle. Allerdings hatte ich Swen und Georg bei Urlaubsantritt versprechen müssen, dass ich so einen Scheiß dieses Mal auslasse.











Und ich schätze, genau in solch einem Moment der Fussbodenbeobachtung tauchte der weiße Haie auf, lachte laut und tauchte wieder ab. Wir haben ihn auf jeden Fall nicht gesehen. Auch die Wale halten sich weiter vor uns versteckt. Dafür aber gab es unendlich viele Robben.
Nach dem ersten Berganstieg trennte ich mich sogar von meinem Pullover, denn mittlerweile produzierte ich echten Schweiß. Hinzu kam, dass dieser Berg, auf dem wir wanderten, eigentlich eine riesengroße Düne war und somit nur aus Sand bestand. Damit hatte ich alle Bestandteile eines Sommerurlaubs in einem Paket: Sonne, die Sonnenbrille auf der Nase, die Sonnenmilch im Auge, inklusive der Tränen, und Sand in meinen Schuhen. Was will man mehr? Okay eine kurze Hose wäre jetzt echt das I-Tüpfelchen.






Aber dennoch war es eine fantastische Wanderung. Besonders der Teil, als wir diese riesige Düne hinunter zum Meer durch tiefen Sand rennen mussten. Um die Dimensionen zu erahnen, muss man auf dem einem Foto die kleine Stecknadel in der Mitte des Bildes suchen. Das war Georg, der die Düne förmlich runter geflogen war.

Mittlerweile waren meine Wanderschuhe eher ein Auffangbecken für den nächsten Sandstrand in Leipzig und ich war von der kleindosierten Schweißproduktion auf Massenproduktion übergegangen. Unten angekommen, erwartete uns wieder ein riesiger Strand nahezu für uns allein. Außerdem diese unglaublichen Wellen, die mich jeden Tag faszinieren. Wenn man deren Energie irgendwie im Tüten abpacken könnte, wären so einige Probleme gelöst. Für den Privatgebrauch würde dies für eine Weltumwanderung inklusive Abendstudium an mindestens zehn verschiedenen Universitäten reichen. Für die Weltwirtschaft würde es eher die Beleuchtung eines ganzen Kontinents ermöglichen. Nur bei dem Abpacken in Tüten wäre mir wichtig, dass es nicht dieses wunderschöne Gesamtbild zerstört und maximal über Nacht vertütet wird. Denn Wellen schauen, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.






Was ich bei dem Abstieg von der Düne nicht beachtet hatte, war die Tatsache, dass unser Auto oben auf dem Berg stand. Also Schweißproduktion wieder anwerfen und ab auf den Berg kraxeln. Wie immer, wählte ich meine andere Lieblingsbeschäftigung als Ausrede, um wieder zu Luft zu kommen: Aussicht fotografieren.






Oben angekommen, haben wir uns dann erst einmal einen leckeren Vanille Milchshake verdient, denn ein Foodtruck und zahlreiche Bänke warteten auf uns.
Das Wetter war immer noch traumhaft, aber unsere Beine waren mittlerweile auch ganz schön schwer. Also suchten wir uns erst einmal etwas zur Stärkung. Wieder eine Empfehlung von unserem Bootskapitän: das Enrico’s Restaurant. Kaum dort angekommen, konnten wir seine Empfehlung durchaus nachvollziehen. Es ist ein hübscher Italiener, also ein hübsches italienisches Restaurant inklusive aller Speisen, die man sich so wünscht und das direkt am Meer, inklusive Ausblick auf die geliebten Wellen.
Als Vorspeise bestellten wir uns zwei kleine Knoblauchbrote zu dritt und waren überrascht, was uns auf den Tisch gestellt wurde. Die Tatsache, dass das Knoblauchbrot hier „Bomba“ hieß, haben wir irgendwie überhört oder schlichtweg namentlich nicht mit einem Knoblauchbrot in Verbindung gebracht. Aber der Name war Programm und so waren unsere zwei Knoblauchbrote einfach nur bombastisch groß, aber auch fluffig.
Auch die Hauptspeise wurde nicht kleiner, und so hatten wir ganz schön zu tun, alles in uns hinein zu zwängen. Dank der Meeresbrise oder der Meeresgicht braucht man hier auch nichts nachsalzen. Ich schätze, hier steckt jahrelange Erfahrung und Einberechnung des Salzgehaltes der Luft dahinter damit man die perfekte Würzung hinbekommt.




Zum Abschluss legten wir uns mit unseren dicken Bäuchen einfach nur noch an den Strand und schauten den Wellen zu und kämpften gegen den Mittagsschlaf. Nur Georg hatte den Kampf mit den Wellen aufgenommen. Wer ist wohl der Schnellere? Die Wetten laufen und ich lege schon mal Wechselklamotten bereit. Bei aller Liebe zum Sohn, zählt doch in erster Linie das Malheur im Bilde festzuhalten.







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