10.Juli 2025 – unser Zelt hat echt ne Tür aus Holz?

Heute morgen wachten wir auf in Erwartung des Whalewatchings 4.0 und unserer ersten gemeinsam Safari. Also alles Gründe, um mit einem dicken, breiten Lächeln aufzuwachen. Ein weiterer Grund zur Freude war, dass wir schon 7:00 Uhr ganze 9 °C aufweisen konnten. Ich habe langsam das Gefühl, dass hier eigentlich doch Sommer ist.

Nach einem leckeren Frühstück hieß es einmal mehr Abschied nehmen von einer unserer vielen Unterkünfte mit Ausblick. Wir fuhren auf die kleine Insel von Knysna, waren angezogen, als ob wir mit Walen schwimmen wollen und glaubten einfach hoffnungsvoll, dass es nun endlich klappt.

Kaum beim Whalewatching angekommen, bekamen wir auch direkt wieder unsere Abfuhr. Heutiger Grund war schlicht der Mond, fast Vollmond, der die Gezeiten dazu brachte, besonders hohe Wellen zu schlagen. Aber dadurch war es förmlich unmöglich, aus der Bucht von Knysna hinaus aufs offene Meer zu kommen.

Jetzt hatten wir endgültig das Gefühl, das wir für dieses Jahr aufgeben müssen und keine Wale mehr in Südafrika sehen werden. Ein bissl beleidigt bin ich ja schon, dass wir nun keine Big 6 schaffen werden.

Nachdem wir ja schon drei Absagen erhalten hatten, nahmen wir diese vierte Absage relativ gelassen, fast schon mit Übung hin, auch wenn wir uns bis gerade eben noch sehr viel Hoffnung gemacht hatten. Aber es hilft nichts, manchmal muss man das Leben einfach so nehmen, wie es kommt.

Also nahmen wir uns einen starken Kaffee, setzten uns auf die Straße vor unserem Touranbieter auf eine Bank und überlegten, was wir mit den gewonnenen 2 Stunden nun so anfangen sollten.

Zur Auswahl standen diverse südafrikanische Tier-Attraktionen, vom Wolf, über Raubkatzen, bis hin zu Vögeln und Affen. Da wir heute auf dem Weg zu unserer ersten Safari Location waren, entschieden wir uns gegen all diese Optionen und für eine weitere Dosis Ozean. Davon können wir einfach nicht genug bekommen. Also fuhren wir nochmals nach Robberg bzw. Plettenberg Bai, suchten und fanden den öffentlichen Strandzugang, neben den vielen privaten der umstehenden Villen, zogen uns alles aus, was auf Winterbekleidung hindeutete, und betraten diesen herrlich langen Strand. 

Eine Stunde pures Meeresrauschen, Tausende kleine Schnecken, die sich nach jeder Welle wieder in den Sand buddelten und ganz viel Sonne. Georg hat es diesmal wirklich geschafft, dass die Hose nass wurde, aber das war auch egal. Hauptsache Spaß!

Dabei hat er sich sogar als Herr der Wellen gezeigt, denn er schaffte es, einen Fisch mit bloßer Hand zu fangen. Wenn ich also irgendwann einmal auf einer einsamen Insel strande, dann möchte ich, dass Georg dabei ist, damit er mich mit Fisch versorgen kann. 

Irgendwann ging es für uns dann los, Richtung kleine Karoo und damit geradewegs über die Berge. Die Aussicht war atemberaubend schön. Nach tagelanger Küste fühlte sich diese Aussicht wie der Himmel auf Erden an. Aber nur, wenn man neben jemanden sitzt, der auch irgendwo anhält. Dabei spreche ich sowohl von Parkbuchten, als auch von spontan vorgetäuschten Motorschäden. Gleiches Problem, neuer Ort und keine Lösung, die mich zufrieden stellen würde. Ich versuchte wieder einige Fotos aus dem Auto zu schießen, aber entweder störte Swen im Bild, oder es war verwackelt, oder es zeigte bei weitem nicht das, was ich sah. 

Gegen 14:30 Uhr, kamen wir dann an unsere Lodge, der Buffelsdrift Game Lodge, an und wurden als erstes zum Essen verführt. Das Schöne dabei war, dass wir direkt am Wasserloch saßen, hinaus auf unendlich viele Tiere schauten, dabei Wein tranken, und die Sonne uns auf die Nase schien. Okay, in diesem Moment waren es noch keine exotischen Tiere, denn wir sahen zuerst einmal nur Karpfen, verschiedene Spatzenarten und andere Vögel. Aber so kleinkariert wollen wir gar nicht sein, denn jedes Tier ist schön.

Nach dem opulenten Mal durften wir unser Zelt beziehen und Swen fiel aus allen Wolken, was die hier unter einem Familienzelt verstehen. Dank seiner Vorstellungen erwartete er einen vielleicht etwas größeren Iglu und fragte mich schon seit Tagen aus, warum dieses Zelt einem Löwen oder anderem Stand halten sollte, wieso es da angeblich kaum Spinnen und Schlangen gibt, wo wir auf Toilette gehen und wie wir das mit dem Strom machen. Ich hab ihm ja auch versucht, alles zu erklären, aber bis in seine Vorstellungskraft bin ich offensichtlich nicht vorgedrungen. 

Unser Familienzelt dagegen hatte mehrere Türen, zwei Zimmer plus ein großes Bad mit Badewanne und Außendusche, Klimaanlage und eine Terrasse. Jetzt versteht er auch, warum ich die ganze Zeit von Luxuszelten spreche. Das hält ihn aber dennoch nicht davon ab, jede Naht auf ihre Dichtigkeit zu überprüfen und sicherheitshalber mit der Taschenlampe unter das Bett zu leuchten, als ob sich da ein Löwe unauffällig verstecken würde.

Nach diesem Kulturschock ging es für uns nochmals ans Wasserloch, denn mit Karpfen und Spatzen wollten wir uns hier nicht zufrieden geben. Direkt vor unserem Zelt stand direkt eine Nyala Antilope mit ihrem Nachwuchs. Am Wasserloch entdeckten wir dann noch zahlreiche Nyala‘s mehr plus eine Giraffe und Flusspferde. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass all diese Tiere zuerst Georg entdeckt hatte. Er scheint in direkter Erblinie das Tierbeobachtungs-Gen von mir geerbt zu haben. Ich bin so verdammt stolz auf ihn und verlasse mich nun voll auf seine Augenleistung. 

Swen dagegen konzentrierte seinen Blick auf diese Safarijeeps, die er immer nur wegfahren, aber nicht wiederkommen sah. Ich meinte darauf nur trocken, das ist richtig so, denn all diese Touristen werden regelmäßig vom Löwen gefressen. Man nimmt extra immer geschlossene Gruppen, die keine weiteren Verwandten im Camp haben, damit es nicht weiter auffällt. Und außerdem kann man so aufgefressen und tot, wie diese Touristen, auch keine schlechte Bewertungen im Internet abgeben. Deshalb hat er davon noch nie etwas gelesen. Er glaubt jetzt, dass ich ihn nicht ernst nehme. Dabei will ich nur auf seine Sorgen eingehen. 

Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages durften wir noch den Vollmond in voller Pracht aufgehen sehen. Und geleitet von dieser überdimensionierten Straßenlaterne namens Vollmond schleppten wir uns zur Abendspeisung, wo wir schon nach einer Viertel Portion aufgeben mussten. Wir waren einfach zu satt und bekamen nichts mehr rein. Was Swen‘s Theorie unterstützt, denn demnach werden wir hier so lang gemästet, bis der Löwe nur noch an unserer Zelttür klopfen muss, wir ihn freiwillig reinlassen und er anschließend ein lautes Bäuerchen machen kann.

Bin gespannt, ob diese beiden Safari-Anfänger schlafen können, bei den Geräuschen der Nacht. 

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