Ein Tag, der bestimmt in die Memoiren meines Lebens eingeht, als einer der besten Tage überhaupt. Da gab es zwar schon so einige. Aber es hat ja kein Mensch, Gott oder Irgendwer behauptet, dass man hier nur eine bestimmte Anzahl aufführen darf.
Wir hatten in unserem “Zelt“ hervorragend geschlafen. Das lag natürlich daran, dass wir wieder so tolle Heizmatratzen hatten und auch die Klimaanlage lief auf volle Pulle, als wir vom Abendessen zurückkamen. Mollig warm huschten wir in unsere Betten und dann ging das Nachtkonzert los, als hätte jemand zur Party geblasen. Alle Tiere verständigten sich mit einem unüberhörbaren „hier bin ich!“-Ruf und es war insgesamt deutlich lauter als tagsüber hier im Camp. Ich hatte so meine Zweifel, dass wir überhaupt in den Schlaf finden würden, aber ich glaube, es hat maximal 5 Minuten gedauert, bis wir alle im Traumland angekommen waren und mit den Vögeln um die Wette zwitscherten bzw. schnarchten. .
Heute Morgen wachten wir dann mit einer immer noch beheizten Matratze auf, die Sonne ging purpurrot auf und wir nahmen ein schnelles Frühstück, denn wir waren 7:45 Uhr schon verabredet. Ein kleiner Traum von mir sollte in Erfüllung gehen und ich sollte meine ersten freilebenden Erdmännchen sehen. Denn auf all meinen Afrika-Reisen habe ich noch nie Erdmännchen gesehen. Was erstaunlich ist, da ich eigentlich so alles erlebt hab, was es auch nur zu erleben gab. Aber Erdmännchen waren halt noch nie dabei.
Wir starteten, wie für eine Arktis-Expedition ausgestattet bzw. angezogen auf unsere erste gemeinsame Safari und steuerten zielgerichtet die Höhlen der Erdmännchen an. Insofern war es keine Überraschung, dass wir auch welche von ihnen antrafen, die dann auch nach einer kurzen Wartezeit aus ihrem Bau schlüpften. Herrlich, wie das Arschloch des Tages erst einmal die Lage inspiziert, bevor alle anderen Erdmännchen sich ans Tageslicht getrauen. Hier wird er zwar als Held gefeiert, aber die Theorie vom Arschloch finde ich einleuchtender. Schließlich hält er den ganzen Tag Wache und wird im Zweifelsfall als erster gefressen. Und falls nicht er, sondern ein Kumpel gefressen wird, hat er einfach versagt. Das ist wie Schmiere stehen beim Banküberfall: man ist immer der Looser, habe ich gehört.



Auf dieser frühen morgendlichen Safari bewies Georg erneut, dass ein wahrer Tierentdecker in ihm steckt, und erspähte als allererstes die Büffel des Reservats. Während meine Augen noch nach dem ersten Kaffee suchten, waren seine schon voll auf Tier programmiert und Swen lag noch gedanklich auf der Heizmatraze. Aber mehr war nach dem Erdmännchen-Meeting zeitlich nicht möglich.




Und schon wartete das nächste Traumerlebnis auf uns. Wir durften erneut die Elefanten füttern. Nun könnte man denken, das haben wir ja schon mal gemacht, ein alter Hut, gar nichts besonderes mehr. Aber dennoch war das heutige Erlebnis einfach unvergleichlich. Wir fütterten nämlich nicht nur die Elefanten, sondern wir waren in dieser Zeit auch die besten Freunde der Dickhäuter und das artete soweit aus, dass uns die Elefanten mit einer dicken Umarmung dankten.
Ich kann kaum in Worten beschreiben, wie toll es sich angefühlt hat, eine Umarmung von den Elefanten zu bekommen. Aber ich glaube, auf den Fotos sieht man in unseren Gesichtern, wie glücklich uns diese Umarmung gemacht hat. Mein Grinsen ist im Duden hinter der Beschreibung „Lächeln wie ein Honigkuchenpferd“ zu sehen.








Noch jetzt spüre ich das Gewicht des Rüssels auf meinen Schultern und kann mir gerade nichts schöneres vorstellen, als noch einmal zu kuscheln. Besonders der Moment, als alle drei Elefanten ihre Rüssel um mich legten, geht als absolutes Highlight in meine Memoiren ein. Dieses Gewicht, diese Kraft, diese borstigen Haare und dieses Gefühl dabei, zauberten uns ein dickes fettes Grinsen ins Gesicht. Ich kann gar nicht genug davon schwärmen. Und hätten fünf Elefanten, oder gar zehn dagestanden, so hätte ich auch die Last von zehn Rüsseln genossen. manchmal ist halt einfach „Mehr gleich Mehr“.
Wenn ich ehrlich sein soll, möchte ich jetzt gleich bei eBay Kleinanzeigen drei kleine Elefanten bestellen, die künftig bei jeder Fütterung ihre Rüssel um mich legen. Ich weiß jedenfalls schon, wovon ich heute Nacht träumen werde.
Nach so viel Erlebnis brauchten wir erst einmal eine kleine Pause, und das hieß Mittagsschlaf für alle. So konnte ich schon von meinen Rüsseln träumen und Georg kam auch mal zum Verarbeiten der vielen Eindrücke.
Als wir aufwachten mussten wir feststellen, dass der Himmel weinte und es aus allen Kübeln goss. Das stellte unsere Nachmittagssafari ganz schön infrage. Nicht, dass es den Tieren auch nur ansatzweise etwas ausmachen würde, wenn sie im Regen stehen und fressen. Uns selbst war es auch völlig egal, ob wir auch noch nass würden. Aber die Befahrbarkeit der Wege verursachte das große Fragezeichen. Wir hatten jedoch einen maximal hochmotivierten Guide, der es wie die Tiere nahm und das Wetter völlig ignorierte. Während wir unseren kompletten Koffer unter der Regenjacke anhatten, stand er in kurzen Hosen da und rief: „let‘s go“. Damit wir weiche Touristen nicht erfrieren würden, bekamen wir noch einen Umhang und einen Schnaps und los ging es. Wo ist meine Heizdecke???




Georg bewies wieder seine Entdeckerqualitäten und entdeckte ein Kudo, zwei gehörnte Übergewichtige, diverse andere Böcke und Antilopen und einen Adler. Ich durfte wenigstens die erste Entdeckung der Giraffen auf meine Liste schreiben, aber alles andere war Georg‘s Werk. Swen übt sich derweil noch im Entdecken und konnte kleinere Erfolge wie den fünften Kudu oder das zehnte Impala für sich verorten. Wir verlassen uns nun lieber auf Georg, wenn es darum geht, irgendwelche Tiere zu entdecken.
Dass es die ganze Zeit in Strömen goss, interessierte uns nur insofern, dass wir uns Scheibenwischer an die Brillengläser wünschten und die Straßenverhältnisse immer schlechter wurden. Falls man hier überhaupt von Straßen reden kann. Aber unser Guide manövrierte uns durch jede Schlammpfütze und das Driften seines Jeeps gehörte offensichtlich zum Unterhaltungsprogramm. Da wir quasi einen Sonnenuntergang hatten, den man aufgrund des schlechten Wetters nur nicht sehen konnte, gab es natürlich auch das entsprechende Sundowner-Getränk, einen afrikanischen Gintonic und dazu noch das typische südafrikanische Trockenfleisch. Beides war sehr lecker. Uns fehlte rein gar nicht zu unserer Sundowner-Safari, außer vielleicht der Sonne.







Von den übergewichtigen Tieren mit Hörnern darf ich hier leider kein Foto posten und auch nix schreiben, da dies nur irgendwelche Wilderer animieren würde, nach den Tieren und ihren Hörner zu suchen. Dabei habe ich sie wirklich schön abgelichtet.
Und irgendwann ist auch die schönste erste gemeinsame Safari zu Ende, und wir rannten pitschnass zurück in unser vorbeheiztes Zelt. Da ließen wir uns als erstes eine ordentlich warme Wanne ein und erwärmten uns beim gemeinsamen Bad. Einige von uns mussten noch ihre Unterhosen vor der Klimaanlage trocknen, bevor es zum Abendessen gehen konnte. Fotos erspare ich euch an dieser Stelle.
Ganz ehrlich, nach diesem Tag möchte ich die Lodge eigentlich nie wieder verlassen. Ich heuer an als freiwilliger Regenschirmträger oder Tierentdecker. Und solange ich etwas zu essen und ein Zelt über meinen Kopf bekomme (mit Heizdecke, Badewanne und Zimmerservice), braucht mir auch keiner etwas für meine Dienste bezahlen. Nur hätte ich gern wieder einen Laptop, damit ich all meine Erlebnisse nicht nur einsprechen, sondern auch einschreiben kann.
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