17. Juli 2025 – Bitte noch mal von vorn

Unser letzter richtiger, echter Urlaubstag brach noch einmal mit einem recht zeitigen Wecker zu unchristlichen Zeiten an. Aber ich hatte gelernt, denn noch einmal wollte ich nicht von Morgenmuffeln umgeben sein. Also gab es direkt nach dem Weckerklingeln eine Runde ABBA zum mitsingen. Damit krieg ich die beiden immer. Georg ging direkt von der Tiefschlafphase in rhythmisches Wippen unter der Bettdecke über und Swen tanzte mit der Zahnbürste durchs Bad. Mamma Mia in Dauerschleife bewirkt bei uns launetechnisch wahre Wunder. 

So stiegen wir auch mit einem Lächeln zu Forrest in den offenen Jeep, bewaffnet mit Decke und Wärmflasche. Und so typisch für unsere Morgensafaris sahen wir auch heute als erstes einen Löwen. Aber nur kurz, denn der Mähnenträger verkroch sich tief ins Gebüsch und ließ uns draußen warten. Lag sicherlich daran, dass der Löwe von unserer guten Laune abgeschreckt war. 

Aber eine Safari ist auch ohne Löwen und andere Highlights, mit denen uns unser Guide immer zu versorgen versuchte, ein wahrer Genuss. Denn es gibt einfach so viel Leben hier. Wenn ich mich in Deutschland auf eine Waldwiese stelle, freue ich mich schon wie ein Eichhörnchen, wenn ich mal ein Reh oder einen Falken sehe. Aber hier ist es einfach Wahnsinn. Vor uns liegt eine weite Ebene und es werden minütlich mehr Tiere. Mit jedem Sonnenstrahl, der es über die Berge schafft, steigt die Temperatur und damit die Anzahl der Tiere, die sich hier aufwärmen wollen. Da sind Herden von Impala‘s, männliche und weibliche Gruppen von Kudu‘s und Nyala‘s, die über die Wiesen grasen. Dazu kommen noch, ich weiß nicht wieviele Familien von Warzenschweinen, die ich persönlich ja für ihr Panikverhalten liebe. Solange unser Auto in Bewegung ist lassen sie sich nicht stören und trotten über die Ebenen. Doch sobald der Wagen hält und man den Fotoapparat in Anschlag bringt, wetzen sie davon und stellen ihren Schwanz senkrecht gen Himmel. Das sieht immer wie eine Antenne auf der Suche nach Empfang aus. Total süß.

Auch Schakale sieht man recht häufig und das Vogelzwitzschern ist mit einem verdammt vielfältigen Rockkonzert zu vergleichen. 

Ich muss zugeben, dass wir in dieser friedlichen Atmosphäre förmlich nach Harmonie stinken. Als dann auch noch Giraffen mit ihren Jungen auftauchen, ist der perfekte Platz für einen Morning-Kaffee am Auto gefunden. Und so trinken wir das schwarze Glück nicht einmal 50 Meter entfernt von Giraffen mit ihren Baby‘s. Ehrlich gesagt, kann ich mir gerade nix Schöneres vorstellen. Sozusagen mein Happy-Place. 

Irgendwann bestiegen wir dann trotz der Idylle wieder unseren Jeep und fuhren noch ein Stück. Dabei entdeckten wir eine riesige Büffelherde beim Morgenmahl. Wieder ganz viele Jungtiere und ihre Eltern mit diesen wirklich respekteinflössenden Hörnern. Während erst alle gedankenverloren und durcheinander grasen, pupsen und wiederkäuen, stehen plötzlich sämtliche Bullen aufmerksam da und recken ihre Köpfe gleichzeitig in eine Richtung. Während uns das erst mit Verzögerung auffällt, ist Forrest sofort alarmiert und steuert das Auto in die Blickrichtung. Grundlos schauen über 50 Büffel nie irgendwohin. Also muss es einen Grund geben. Und der war auch gleich zu hören, denn oben auf dem Berg hatte irgendwas eine kleinere Elefantenherde aufgescheucht, die nun laut schimpfend in einem Elefantenzahn den Berg runter gerannt kam. Was der Grund war wussten wir nicht, aber es war noch einmal sehr beeindruckend. 

Ich persönlich denke ja, dass die Elefanten von unserem nahenden Abschied erfahren haben und einfach noch mal kuscheln wollten. Aber darauf ging Forrest nicht ein. Er vermutete eine Begegnung mit dem Löwen, was die Herde einfach verunsichert hat. 

Und dann war es auch soweit. Ein letztes Mal für diesen Urlaub öffneten sich die Tore, um uns aus dem Park zu lassen. Dieses Mal hörte ich keine Filmmusik von Jurassic Park vor meinem inneren Ohr, sondern ich war einfach nur traurig. Auch Swen und Georg waren ganz ruhig und Georg sprach es mit seinen Worten aus: „Ich werde Forrest und all das hier vermissen.“. Autsch, was macht Afrika nur immer wieder mit uns Menschen? Ist es die Weite, die unglaubliche Nähe zur Natur, die gigantischen Tiermassen? Ich glaube, es ist einfach all das und noch soviel mehr. 

Nun blieb uns nur noch ein gemeinsames Frühstück mit Forrest, Georgs Freund. Ich erkundigte mich offensiv nach Bleibe-Möglichkeiten, um die Abreise zu verzögern. Also wie schnell ich hier Guide werden könnte, oder Campfotograf. Für das nächste Leben steht der Plan. Nur das mit den Spinnen und Schlangen im afrikanischen Sommer gefällt mir nicht so sehr. Ich schätz, in der Zeit wäre ich dann eher bei den Nordlichtern als Reisebegleiter unterwegs. Für dieses jetzige Leben kann ich wohl maximal noch Campleiterin werden, aber auch das klingt sehr verlockend. 

Doch es hilft alles nichts, unsere letzte Etappe auf unserer Reise steht an. Und somit ging es für uns und unsere Dreckwäsche ab in unser Auto, das so gar keine Ähnlichkeiten mit einem Safari-Jeep hat. Als einziges Pro-Argument kann ich den vielen Staub und Dreck zählen, aber bei Contra-Argumenten steht auf jeden Fall: es hat ein Dach und keinen 4×4 Antrieb. 

Da wir in Swen‘s Handy eine lokale SIM-Karte haben, wird immer mit seinem Mobiltelefon navigiert. Und was entdeckte ich da in Maps im Verlauf? „Krankenhaus in der Nähe“. Jetzt glaube ich Swen, dass er ganz schön Respekt vor seiner ersten Safari zwischen Löwen und Elefanten in einem offenen Jeep hatte. Aber dieses Stadium hat er längst überschritten und kann nun tatsächlich drüber lachen. 

Unser heutiges Ziel liegt nur 1,5 Stunden entfernt, Port Elisabeth, wo uns ein süsses kleines privat geführtes Guesthouse in Flughafennähe erwartete. Die Eigentümerin hieß uns mit ihren leuchtend blauen Augen willkommen, als die letzten Gäste für die nächsten Monate, denn sie plante eine größere Erweiterung ihres Guesthouses. Die letzten und einzigen Gäste und ein gefüllter Kühlschrank plus Getränkekühlschrank, der das halbe Township ernährt hätte. Aber ich schätze einfach, das ist die Einladung auf die wir warteten: wir sollen einfach länger bleiben. 

Wir wurden von ihr auch noch durch einen einstündigen Vortrag in die Funktionsweise der Alarmanlage inklusive Panikknopf und Security-Überwachung eingeweiht. Mir macht so etwas ja immer eher Angst, als dass es mich beruhigt. Bei Swen und Georg ist es genau andersrum, sie fühlen sich gleich sicherer. Deshalb probierte Swen auch ein bissl rum, als wir das Haus für uns alleine hatten und löste direkt mal den ersten Fehlalarm aus. Ich schätze, er wollte auch hier nur den Umgang mit solchen Situationen üben. Ich dagegen sehe uns nun schon nachts nach dem fünften Fehlalarm mit der Security im Gespräch, die langsam von uns genervt ist. 

Zum Abschluss unseres Urlaubs ging es dann quer über die Straße in ein hervorragendes Steakhouse. Mit Fleisch können die Südafrikaner umgehen, genauso wie mit allen anderem Essen. Aber für Fleischliebhaber ist es ein wahres Eldorado. Ich bin ja eher Typ Weinliebhaber, aber auch da würde mir Bacchus zustimmen, dass wir hier an der richtigen Adresse sind. 

Jetzt blieb nur noch ein ganz traditioneller Programmpunkt vor unserer Abreise: die jährliche Wahl des schönsten Ferienerlebnisses, welches wir immer dafür nutzen, um uns bei den vielen Erlebnissen nochmal alles ins Gedächtnis zu holen und den Urlaub Revue passieren zu lassen. Dafür machten wir den Kamin an und gossen uns noch ein Gläschen Wein ein. Dieses Mal riefen wir mehrere Kategorien aus: die schönste Unterkunft und Platz 1-3 der schönsten Erlebnisse, da es einfach so viele davon gab.

Bei der Unterkunft waren wir uns alle einig, die Kariega River Lodge mit all ihren Aktivitäten und unserem Lieblingsguide. Auch wenn wir zu 100 Prozent mit allen anderen Unterkünften sehr zufrieden waren, so hat diese Lodge nochmal alles getoppt.

Bei den Highlights der Reiseerlebnisse merkten wir drei schnell, dass 3 Plätze dem gar nicht gerecht werden können. Also gab es Platz 1 für die Safari im Allgemeinen und Platz 2 für das Elefanten-Kuscheln in Buffelsdrift. Bei Platz 3 ergänzten wir einfach ein  a, b, c für die Pinguine, alle Strände und das Streicheln der Geparden. 

Aber wenn wir jetzt nochmal den Blog durchlesen und die Bilder anschauen, müssen wir wohl noch einige Buchstaben ergänzen. 

Ich werde noch einen letzten Abschlussartikel nachschieben, über die Heimreise und die Antworten auf die vielen Fragen zur Planung, Sicherheit und Reisezeit. An alle, die mit eingestiegen sind in meine Achterbahn, danke fürs mitreisen. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht und ich freue mich über jedes Feedback. 

Der nächste Urlaub kommt bestimmt und damit Futter für meine Schreiblust. Für alle, die hier gerne mitlesen eine kleine Ankündigung (die große kommt noch), voraussichtlich am 30.9. erscheint nun tatsächlich mein erstes Buch. Natürlich geht es um das Reisen und das, was Reisen mit Dir macht. Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Buch gedruckt ist. Vorbestellbar ist es schon: „Mit Ohne geht es auch“ von Daniela Jedlicka und ich platze vor Stolz. 

4 Antworten auf „17. Juli 2025 – Bitte noch mal von vorn

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  1. Ich werde am 30.9. gleich in den Buchladen rennen und dein Buch kaufen. Deine Reiseberichte sind so toll geschrieben, dass man immer mehr lesen möchte.

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