9. August 2023 – Nothing compares 2 you

Falls ich bis gestern Abend noch so ansatzweise, vielleicht ein kleines bisschen in Irland verknallt war, so bin ich jetzt bis über beide Ohren, ganz und gar, vom Scheitel bis zur Sohle, für immer und ewig verliebt in Irland. Meine Auswanderungspläne sind somit in Arbeit und es ist eigentlich nur noch die Frage des Wie zu klären.

Der Tag fing an mit der Auswahl der Schuhe. Wir hatten in den letzten Tagen eine alternative Wettereinschätzungsmethode zur Wetterapp entwickelt. Und die ist ganz einfach. Wenn ich meine Turnschuhe anziehe regnet es und sie werden nass. Wenn ich dagegen meine Wanderschuhe anziehe kommt kein Regen. Darauf war in den letzten 10 Tagen Verlass, also gehen wir jetzt unter die Wetterbeeinflusser. Ich zog meine Wanderschuhe an, packte sogar noch die Sonnenmilch in den Rucksack und los ging es bei anfänglichen bodentiefen Wolken nach Kenmare und den Ring of Beara. Wir hatten uns gegen den bekannten Ring of Kerry entschieden, da hier massenhaft Touristen unterwegs sind. Und da ich ja mit meinen Schuhen heute für bestes Wetter sorgen würde, würden wohl alle Touristen dorthin wollen. Also nahmen wir den anderen Ring der Südwestküste. Wer die Wahl hat, hat ja bekanntlich die Qual.

Zuerst ging es Richtung Küste und kaum hatten wir Kenmare passiert, begann die Folter meines Fotofingers. Denn wirklich überall beschien die Sonne die schönsten Fleckchen Erde und ließ sie in einem wunderbaren Licht erscheinen. Allein hier könnte ich Fotoalben füllen ohne Ende. Aber wir hatten wieder das Problem der üppigen Vegetation am Straßenrand und der fehlenden Heckenschere meinerseits. Selbst eine klare Ansage an unseren Fahrer machte ihm vielleicht Angst, löste aber nicht mein Problem.

Wenn ich mich hier niederlasse, werde ich jedenfalls das Ultimative Irland Fotografen-Auto erfinden. Es ist ca. 50 cm schmaler als übliche Autos. Damit entfällt das hektische Ausweichen bei entgegenkommenden Verkehr auf diesen äußerst schmalen Straßen. Dafür hat es auf dem Dach einen Kranausleger, ähnlich von Hubbühnen. Darin sitzt dann der Fotograf und kann ganz entspannt über die riesigen Hecken hinaus fotografieren. Der Fotograf hat natürlich auch ein Walkie Talkie, mit dem er dem Fahrer klare Ansagen für spontane Stopps geben kann. Brauche nur nur noch einen Investor, aber ich denke, der findet sich unter den Irlandfans.

Das Blöde ist, dass dieses vorteilhafte Modell bisher nur in meinem Kopf existiert und wir uns hier weiter mit den vorhandenen Problemen der fehlenden Parkbuchten beschäftigen müssen. Also machten wir das Beste draus und ich bin froh, dass Swen meinen stetigen Schmollmund nicht fotografiert hat.

So tingelten wir von Stop zu Stop über die Halbinsel an deren Nordküste entlang. Bis Swen eine falsche Abfahrt erwischte. Wendemöglichkeiten sind hier so eine Sache, denn ohne Fotostopps auch keine Wendeschleifen. Dafür hatte die Straße haargenau die Breite unseres Auto. Also hieß es den spontanen Umweg einfach genießen, das Beste hoffen und überleben. Doch ich muss sagen, wenn Swen einen Umweg macht, dann einen richtig schönen. Wir fuhren nämlich diese enge Straßen rauf auf einen Berg und hatten eine Aussicht zum Niederknien. Allein hier hätte ich mir sofort eine Hütte bauen wollen, so schön war es. Das war übrigens auch der am heutigen Tag am meisten genutzte Satz:

„Oh mein Gott, wie schön ist das denn?!“

Irgendwann fanden wir dann wieder auf eine gängige Straße und setzten die Suche nach Fotostopps fort. Doch wir hatten auch ein Tagesziel, nämlich den Lift nach Dursey Island. Ja, richtig gehört, wir suchten einen Lift. Hier gibt es nämlich als Verbindung zwischen Festland und eben genannter Insel eine Seilbahnverbindung aus den 60’ern. Dieses Abenteuer wollten wir uns nicht entgehen lassen, schon gar nicht bei diesem tollen Wetter. So peilten wir die Seilbahn an, an der uns mitgeteilt wurde, dass jede Bahn hin-und zurück 15 Minuten braucht, pro Fahrt nur 6 Personen mitdürfen, die Schlange schon recht lang ist und wir einiges warten müssen. Aber so leicht lassen wir uns nicht von einem Abenteuer abbringen. Also die Schlange hinten verlängert und als erstes erst einmal am Foodtruck ganz leckere Fish’n’Chips geholt. Damit hatten wir schon die ersten 12 Personen vor uns fahren lassen. Ingesamt mussten wir zwar trotzdem 75 Minuten warten, aber in Disneyland steht man noch länger an der Achterbahn an. Die Gondelfahrt dauerte dann ganze 7 Minuten und schwups waren wir auf der Insel, die schon die ganze Zeit vor uns lag. Jetzt wollten wir endlich mal unserem Bewegungsdrang nachkommen und machten zumindest den kleinen Loop. Da ja alle rübergefahrenen Fahrgäste auch wieder zurück wollten, mussten wir ja die Schlange bei der Rückfahrt auch mit beachten.
Dafür hatten wir aber eine tolle Wanderung, erst an den Klippen entlang, dann Richtung Gipfel auf den Berg und an der Küste wieder zurück.

Dort durften wir dann auch live Zeugen einer Schafscherung werden. Ich brauche nicht erwähnen, dass sich ein Fitzelchen Wolle in meine Tasche als Andenken verirrt hat. Ist immer noch besser, als ein ganzes Schaf! Aber was mich wirklich überrascht hat, hier werden die Schafe noch per Hand geschoren, mitten auf dem Weg. Kein elektrisches Schergerät, sondern eine manuelle Schere, die unserer Buchsbaumschere verdammt ähnlich sah. Damit getraue ich mich nur selten an den Buchsbaum, aber ein Schaf wäre für mich ein NoGo.

Naja, irgendwann mussten wir Touristen uns von diesem Event trennen und stellten uns wieder in die Schlange an unsere Seilbahn. Mittlerweile frage ich mich, warum sie die 200 Meter Wasserweg nicht mit Booten bedienen, aber ich schätze, so würde sich keiner bis hier hinten an das Ende der Welt verirren. Eine Seilbahn über das Meer bzw. den Ozean zieht da deutlich mehr.

Trotz, das wir vom Wind bei strahlendem Sonnenschein durchgefroren waren, gab’s auf dem Festland erst einmal ein Eis zu Belohnung und weiter ging es mit unserer Rundfahrt. Letzte Etappe war der Healy Pass, ein 12 Kilometer langer Höhenpass über die Berge. Das die Berge nur 300 m hoch sind, kann man hier einfach nicht fassen, denn auch der Pass fühlt sich an wie eine Fahrt übers Timmelsjoch. Wir jedenfalls genossen unsere abendliche Passüberquerung und die Aussichten, die sich uns boten.

Nun wieder zuhause in der Ferienwohnung sitze ich vor den wunderschönen Foto’s und kann mich noch nicht einmal entscheiden, welche es hier in den Blog schaffen. Das Ganze ist unbearbeitet und so realitätsnah wie möglich und erklärt meine tiefe Liebe zu dieser Insel.

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