19. August 2023 – Desire

Der heutige U2-Songtitel trifft in vielerlei Hinsicht auf unseren letzten Tag zu. Der wichtigste Wunsch ist natürlich einfach noch ein paar Wochen Urlaub im Lotto gewinnen, nebst dem nötigen Kleingeld, und noch mehr Irland erleben. Aber ich schätze, dieser Wunsch bleibt bis zum nächsten Urlaub ein Wunsch, den wir uns nur selbst erfüllen können. Doch bevor ich in Abschiedsgejammere übergehe, erzähle ich mal lieber von unserem letzten, wahrlich tollen Tag in Irland.

Für heute stand in der Routenplanung (die Interessierte übrigens gerne bei mir anfragen können) nur ein vages Ziel, nämlich den Mietwagen heile zurück nach Dublin zu bringen und ganz viele Fragezeichen. Für die Rückfahrt nach Dublin hatten wir uns nämlich ein Ziel auserkoren, welches uns am letzten Tag noch einiges an Kultur in den Nischel einhämmern sollte. Dabei handelt es sich nicht um irgendein Ziel, sondern eine der wenigen Weltkulturerbestätten. Wir wollten nach Newgrange bzw. Bru´ na Bóinne. Doch nur weil man kulturwillig ist heißt dass noch lange nicht, dass man sich auch Kultur zuführen darf. Die Tickets für Newgrange sind nämlich mindestens so begehrt und schwer zu bekommen, wie Tickets für Taylor Swift. Ich persönlich wollte halt zu den bedeutendsten Megalithanlagen von dreitausend vor Christi und nicht zu TS. Aber leichter gesagt als getan. Trotz monatelangem Vorlauf waren keine Tickets zu buchen. Um hierfür ein Gefühl zu vermitteln kann ich nur sagen, dass jährlich die Tickets für die Wintersonnenwende nur per Lotterie verlost werden.

Aber im Lotto gewinne ich nie, also wurde ich hartnäckig für meinen Wunsch nach Kultur. Irgendwann entdeckte ich aber einen Trick, den ich vom Gefängnis in Dublin gelernt habe. Wenn man täglich zwischen 9:00 und 9:15 auf die Buchungswebsite klickt, werden mit etwas Glück für Mittags 12:00 zwischen 10 und 20 Tickets freigegeben. Da täglich insgesamt nur ca. 100 Touristen reingelassen werden, sind aber selbst diese Rückgabetickets schneller vergriffen als Tourtickets für TS. Und dies auch nur für den aktuellen Tag. Also entweder sollte man eh schon auf dem Weg nach Newgrange sein oder zumindest in der Nähe im Wlan bereitstehen.

Wir jedenfalls hatten mit diesem Trick, dank der täglichen Eingabe der Buchungsseite gecheckten Möglichkeit, Glück und ergatterten für 12 Uhr vier Tickets. Nun nichts wie ins Auto und los, denn wir brauchten noch knapp zwei Stunden bis zum Ziel. Dort angekommen wurden wir gleich mehrfach mit den folgenden Worten willkommen geheißen:

„Ihr seid also die Glücklichen des Tages, herzlichen Glückwunsch!“

Und jetzt steht natürlich die Frage im Raum: Hat es sich gelohnt? Also ich muss sagen ja, auf jeden Fall. Zuerst ging es in die Ausstellung, die man auch ohne eines der begehrten Tickets besuchen darf. Diese war dank super Audioguide sehr gut aufgebaut und auch für Kinder spannend und lehrreich. Letztendlich wurde sogar eines der „Chamber“ nachgebaut, sodass man auch in der Ausstellung mal das Gefühl bekam, wie es ist, reinzukommen. Das ist ungefähr so, als hätte man an einer Angel vor sich immer dieses leckere Stück Möhre, als könnte man reinbeißen, wenn man nur schnell genug ist.

Wir dagegen durften nach der Ausstellung, als „Lucky People“ zuerst in die Anlage Knowth und dann in die Anlage von Newgrange. Weltgeschichtlich ist es ungefähr mit den Pyramiden in Gizeh zu vergleichen, nur etwas kleiner, aber nicht weniger beeindruckend. Denn es bleibt immer nur die Frage, wie haben die das vor ca. fünftausend Jahren nur hinbekommen, mit dieser Perfektion? In Knowth wurde uns von außen sehr viel zu diesen Anlagen erklärt, natürlich von einer begeisterten und begeisternden Archeologin. Danach ging es nach Newgrange und wir sahen so einige heulende Touristen am Zaun auf Zehenspitzen stehen. Wir dagegen durften rein und mit rein meine ich in diesem Fall ganz hinein in die Anlage. An der Stelle könnte ich mir vorstellen, dass neben den erschwerten Ticketbedingungen auch noch Abfragen zu Körpergröße und Körperumfang erfolgen. Denn die Menschen, die hierfür verantwortlich sind, waren offensichtlich viel kleiner und schmaler als wir. Und dabei mit ich weder so groß wie Dirk Nowitzki noch so umfangreich wie Dirk Bach. Und dennoch blieb ich fast stecken in den engen Gängen. Fotografiert oder gefilmt werden durfte nicht und ich kann mir nicht erklären, wieso mein Auslöser dennoch gezuckt hat, keine Ahnung. Jetzt kann ich mir jedenfalls auch vorstellen, warum die Tickets für die Wintersonnenwende per Lotterie verlost werden. Denn nur zur Wintersonnenwende schafft es die Sonne, die inneren Räume zu erhellen, in einem ganz wunderbaren Licht. Und das ist nicht dem Zufall zu verdanken, sondern der Intelligenz und dem Wissen der damaligen Erbauer. Neben dem rein Architektonischen, finde ich dieses tatsächlich noch beeindruckender.

Doch irgendwann mussten auch wir dieses Monument verlassen und traten die letzte Fahrt nach Dublin an. Schnell ins Hotel eingecheckt und dann den Mietwagen unfallfrei abgegeben. Sicherlich klemmte in jeder Ritze ein Büschel Gras und sauber war das Auto auch nicht mehr, aber das gehört dazu.

Wir überlegten nun, wie wir den letzten Abend verbringen. Zur Auswahl stand ein Abend im Flughafenhotel an der Hotelbar bzw. dem untypisch italienischen Restaurant oder nochmals ein Abstecher rein nach Dublin in das Temple Bar Viertel um einen letzten Pub-Abend zu verbringen. Wie werden wir uns wohl entschieden haben? Natürlich für die Fahrt ins Pub. Da Samstag war, war in den Pubs und auf den Straßen ordentlich was los und aus jeder Kneipe drang Live-Musik, bereichert um singende alkoholisierte Touristen. Wir wählten somit eines der älteren Pubs für ein Abendessen und sangen ungelogen bei jedem Song mit. Ein Stop an DER Temple Bar musste auch sein und da unsere Kinder nicht mit rein durften, wurde der letzte genüssliche Whiskey zur Live-Musik draußen an der Straßenlaterne genossen. Ich kann nur sagen, von diesem Gefühl hier in Irland möchte ich definitiv mehr kosten und es ist eine Drohung, wir kommen wieder.

Ich hoffe, die Mitlesenden hatten ähnlich viel Freude, wie wir Mitreisende. Und während wir interfamiliär am letzten Abend immer eine große Feedbackrunde zu den schönsten Urlaubserlebnissen machen, frage ich auch euch mal: Habe ich es geschafft, Euch neugierig zu machen? Was wollt ihr unbedingt auch mal sehen und wie hat es Euch gefallen, mitzulesen?
Der nächste Urlaub kommt bestimmt und bis dahin fahrt schön vorsichtig Achterbahn.

6 Antworten auf „19. August 2023 – Desire

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  1. Vielen lieben Dank für deine tollen Worte, als ob ich mit dabei gewesen bin, super geschrieben. Ich durfte Irland auch schon kennen lernen und bin begeistert gewesen. Auch die perfekten Bilder mit dazu, irre. Jetzt holt Euch leider der Wahnsinn wieder ein, aber die Erinnerungen werden bleiben.

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  2. Vielen Dank für die herrliche Unterhaltung. Jetzt freuen wir uns noch mehr auf unsere Reise im Oktober. Hätte großes Interesse an euren Routenplanung. Vielleicht können wir uns mal treffen. 🤔 freu mich jetzt schon auf euren nächsten Urlaub🤗LG

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  3. Dankeschön, dass ich eure Reise miterleben durfte. 😊 Ich fühlte mich schon wie mit dabei und habe den Whiskey geschmeckt und den Regen gefühlt.😉 Tolle Reise, wunderbare Dokumentationen und traumhafte Fotos. Ich werde den Lesestoff ab morgen Abend vermissen. Ich wünsche euch ein angenehmes Wiederankommen zu Hause mit den vielen wunderschönen Erinnerungen im Gepäck.

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