Heute war es nun soweit. Es ging an Bord. Nachdem ich in einer der zahlreichen Aida-Facebook-Gruppen freundlich darauf hingewiesen wurde, dass man „an Bord“ schreibt und nicht an „Board“, habe ich mich zum ersten Mal belehren lassen. Und damit komme ich auch gleich zum Wesentlichen. Es gibt so unendlich viel zu beachten, wenn man „an Bord“ steigt und so eine Kreuzfahrt machen will.
Zuerst einmal hätte ich meinen Packvorgang über Wochen in die Länge ziehen können, hätte ich jeden FB-Gruppeneintrag zu diesem Thema gelesen, beachtet und ggf. auch selbst noch ausdiskutiert. Da gibt es allein hunderte Treffer wenn man danach sucht, ob man ein Glätteisen einpacken darf. Darf man übrigens nicht. Was auch egal ist, wenn man mit einer Naturlocke im Oktober nach Norwegen will. Da verlässt man nämlich nur einmal das klimatisierte Zimmer und schon ist der Effekt eines Glätteisens für den Ars…. Aber egal, Fakt ist, dass man hierzu nichts in den Buchungsunterlagen lesen muss, sondern die vielen erfahrenen Kreuzfahrer einfach fragen kann. Und egal wie blöd einem manchmal die Frage erscheinen mag, man bekommt garantiert Antwort. So wurde zum Beispiel gefragt, ob es in den Kabinen XY genug Haken für die Jacken gibt und falls nicht, wo man welche bestellen kann, um sie mit an Bord zu nehmen. Bei solchen Fragen kam ich echt ins Grübeln über unser „leichtes Gepäck“. An solche Notwendigkeiten hatte ich im Leben noch nicht gedacht. Aber wir waren halt auch noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff. Jedenfalls packte ich mein Glätteisen wieder aus, dafür ein paar Haargummies wieder ein. Sind eh leichter zu transportieren. Und bei den Jacken würde ich es halten wie zu Hause, einfach zehn Jacken übereinander hängen und hoffen, dass der Haken hält.
Wir jedenfalls hatten unseren Packvorgang ohne Übergewicht abgeschlossen und starteten früh um sechs Uhr gen Kiel. Ganz entspannt mit dem eigenen Auto, ohne an den Fähigkeiten des Zugverkehrs zu scheitern. So kamen wir auch gegen 12 Uhr nach reichlich Pausen in Kiel an und parkten zuerst am Bahnhof. Denn eine der FB-Gruppen hatte mir vertrauensvoll gesteckt, dass man dort direkt sein Gepäck abwerfen kann. Also kurz am Kurzparker halten und nach einem roten Kussmund Ausschau halten. Tatsächlich stand irgendwo ein Pavillion mit Kussmund und nahm uns unser Gepäck ab. Ich gebe zu, ich war skeptisch. Würde ich mein Gepäck jemals wiedersehen? Kann sich ja schließlich jeder vor den Bahnhof stellen und behaupten, der Kussmund hätte was mit der Aida zu tun. Aber als Grundvertrauensgeber machten wir uns keine weiteren Gedanken und gingen ins Prinzip Hoffnung über. Doch ich muss sagen, als wir Stunden später endlich in unsere Kabine kamen, stand auch unser Gepäck schon da. Ein Wunder der Logistik.
Doch noch war es nicht soweit. So konnte ich zuerst den nächsten FB-Gruppen-Tipp umsetzen. Nämlich in der Nähe der Anlegestelle in einem vorreserviertem Parkhaus unser Auto abstellen. Auch hier öffneten sich die Schranken wie von Zauberhand, nachdem sie unser Kennzeichen erkannten. Bis hierhin war also alles ganz geschmeidig und entspannt. Das Einzige was angespannt war, war unsere Aufregung als wir unser Böotchen sahen. Ein Kolloss, ein Gigantus, ein Riese, ein kollossal, gigantisches Riesen-Schiff. Wahnsinn.
Den Nachteil an solchen riesigen Schiffen habe ich auch sofort ausgemacht. Es wollen nämlich auch mächtig viele Menschen an Bord. Das sind wir ja so gar nicht gewohnt. Wenn sich sonst im Urlaub irgendeine Schlange bildet, umgehen wir sie entweder oder vermeiden sie. Aber wir stellen uns nie an. Anders hier, da fängt das Anstellen schon vor dem Buffett an, nämlich beim Check-in. Und wir konnten dem nicht ausweichen oder es umgehen. Also hieß es, still Ertragen und daran denken, was man zukünftig lieber machen würde.
Nach knapp zwei Stunden in der Schlange, und ja etwas übertreibe ich, schließlich waren es nur 1:40 h, betraten wir erstmals das wenig schwankende Geschoss und suchten unser Zimmer. Wie schon erwähnt, fanden wir es und damit auch unsere Koffer. Eigentlich wäre jetzt mein dringendstes Bedürfnis, eine Flasche mit Prickelwasser zu öffnen, mich auf den Balkon Richtung Bug zu stellen und einfach nur zu genießen. Aber Pustekuchen, denn ohne Sicherheitseinweisung jedes Passagiers legt dieses Boot nicht ab. Und während ich, wie bei Google oder ähnlichen aufploppenden Fenstern zum Thema Geschäftsbedingungen schnell durchscrollte und blind bestätigte, war ich hier auf dem Boot nicht durch mit der Nummer. Denn nun hieß es, auch noch die Schwimmwesten unfallfrei und richtig anzulegen und zum Sammelpunkt zu marschieren. Das mit dem Anlegen der Schwimmwesten hatte etwas von dem Anziehen eines zu engen Neoprenanzuges. Es passt nie auf Anhieb und irgendwie sieht man damit dämlich aus. Aber es ging ja hier nicht um Schönheit, sondern um Sicherheit. Und so rannten wir ohne einen Funken von Orientierung auf diesem Schiff los gen Etage 6 Punkt A. So stand es zumindest auf unseren Sicherheitswesten.

Man könnte meinen, dass man damit gleich ein Orientierungsspielchen verbindet und danach das Boot kennt. Wir nicht, wir brauchen bestimmt noch eine Woche dafür. Aber dafür durften wir anschließend in Etage 15 zurück, natürlich über die Treppen, weil die Fahrstühle verstopft waren. Aber so hatten wir nun schon unsere ersten 10.000 Schritte und die Aktivitätsminuten erledigt. Jetzt heißt es erst einmal ankommen und orientieren. Und mal kurz auf dem Zimmer und dem Balkon in Ruhe die Ausfahrt genießen, bevor man wieder auf alle Mitreisenden trifft.











Ein sehr schöner Block, den man gut lesen kann. Auch ich war, mit meiner Familie und Freunden, Teil dieser Reise, und dein Geschriebenes dazu ist wirklich großartig. Man hat, beim Lesen, das Gefühl, dass man den Urlaub ein zweites Mal erlebt.
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Das freut mich total. Danke dir dass du bei meiner Reise mit dabei warst und an Bord sowieso
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