Wenn Heidi Klum und Angela Merkel meine Welt retten

Zur Zeit bin ich ja meistens der Meinung, die Welt dreht jetzt wohl völlig durch. Und das meine ich nicht im positiven Achterbahn-Looping-Sinne. Nein, die halbe Welt bekriegt sich, das Klima spielt verrückt und wer nicht an einem Krieg beteiligt ist, meint plötzlich trotzdem mit Waffen Konflikte klären zu müssen, für die früher ein ordentlicher Schlagabtausch gereicht hätte. So zumindest ist mein Eindruck, wenn ich die Nachrichten lese.

Und damit kommen wir gleich zu dem Punkt. Ich lese keine Nachrichten mehr. Spätestens nach der fünften Headline über Krieg, Überfälle, Umweltkatastrophen und persönliche Fehden von X-Promis hätte ich sonst das dringende Bedürfnis, mich für eine Neubesiedelung des Mars freiwillig zu melden. Aber heute ist etwas passiert, was ich doch mit allen Menschen teilen will. Eine Headline hat nämlich bei mir 1. einen Lachflash ausgelöst, 2. mir soviel Kreativität entlockt, dass ich nun nach einer renomierten Filmfirma Ausschau halte, die meine Ideen schnellstmöglich umsetzt und 3. mich immer noch zum lächeln bringt, was ja am wichtigsten ist.

NTV und sicherlich auch andere Gazetten titelten nämlich heute:

„Tasche umkreist die Erde
Astronautinnen verlieren Werkzeug im All“

n-tv.de vom 15.11.2023

Und mein erster Gedanke war nur „Houston, wir haben ein Problem!“. Schließlich war es eine Tasche im Wert von 100.000 USD und ich schätze, Astronautinnen hin oder her, es sind auch bloß Frauen wie Du und ich. Deshalb entspannt sich in meinem Kopf sofort die folgende Situationskomik:

Schwups stellte ich mir vor, wie die zwei professionellen Damen in den schmucken weißen, zwar unförmigen, aber dafür luftdichten Anzügen schnatternd von ihrem Weltraumausflug zurückkehren. Gerade noch tauschen sie sich tratschend aus, welcher Astronaut auf der ISS den knackigsten Hintern hat und plötzlich stellen sie fest, dass ihre Tasche fort ist. Wären es männliche Astronauten gewesen, hätte man sicherlich in den Nachrichten von einem verdammt männlichen Werkzeugkoffer gesprochen. Bei zwei Astronautinnen wird immer nur wieder eine Tasche erwähnt. Aber ich schätze, das ist nur ein blödes Vorurteil von mir. Die Astronautinnen hatten sicherlich ihr ganzes Werkzeug in eine schicke Louis Vuitton Fake-Tasche gepackt, denn ich schätze, mit dem angegebenen Wert der Tasche meinten die Redakteure nicht die Tasche an sich, sondern den Inhalt der Tasche.

Ich kann mir richtig vorstellen, wie die beiden noch lachend ihren Helm abnehmen und weglegen und plötzlich feststellen, dass etwas fehlt. Wieso stellen sie es fest? Na, weil sie ihren Lippenstift da oben auf der ISS nachziehen wollen und ihnen plötzlich bewusst wird, dass der neben dem Schlüsselbund, dem Spiegel, der Ersatzstrumpfhose, ca. 30 Kugelschreibern, zwei Abholscheinen für die Reinigung und diversen Couponheften, okay und ein paar Werkzeugen, gerade in unendliche Weiten verschwindet. Ein entsetzter Blick und dann kommt der Satz, der in keiner guten Komödie über das Weltall fehlen darf: „Houston, wir haben ein Problem“. Genau so stelle ich mir die Meldung an die Bodenstation vor. Natürlich wird genauestens beschrieben, welchen Farbton der Lippenstift hatte und welche sonstigen unersetzlichen Güter in der Tasche steckten, bevor die beiden Astronautinnen erwähnen, dass auch ein paar Werkzeuge vom Außeneinsatz dabei waren, die man aber eigentlich gar nicht mehr braucht. Der Außeneinsatz war ja von diesen hochqualifizierten Astronautinnen erfolgreich beendet worden.

Nach also ca. einer halben Stunde theatralischer Meldung der vermissten Utensilien und Beschreibung der Tasche nach Größe, Farbe und dem Gefühl, welches man beim Tragen hat, verlangen nun meine beiden hochqualifizierten Astronautinnen ein sofortiges Notfalleinsatzkommando unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Kräfte. Sie verlangen eine bemannte Taschenmission, könnte man also sagen.

Und nun stelle ich mir eine rein weiblich besetzte Bodenstation vor, die in den Panikmodus gerät. Schließlich kennen sie die Tragweite solch eines Verlustes. Die erste zu klärende Frage wäre demnach: „Kann der Lippenstift noch nachgekauft werden?“ Bei einer positiven Antwort geht es also nur noch um 999 andere wichtige Utensilien in der Tasche. Bei einer negativen Antwort wäre direkt der Countdown eingeblendet wurden: 10, 9,8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, Go, zur ersten bemannten Lippenstiftrettung im Weltall. Natürlich darf hier die Presse nicht fehlen, die mittlerweile sicherlich komplett ausblendet, dass es noch männliche Mitreisende auf der ISS gibt. Aber das spielt in meiner Filmadaption auch keine Rolle mehr.

Ich stelle mir übrigens das Notfallsrettungsteam mit folgenden Akteuren vor. Zuerst einmal wäre Heidi Klum, auf meiner Besetzungsliste für die engagierte, aber leicht schrille Oberbefehlshaberin. Sie weiß am besten, wie man sich im luftleeren Raum bewegt. Und sie hat im absoluten Notfall die Aufgabe für den Schlusssatz: „Ich habe heute keine Handtasche für dich!“.
Als nächstes sollte Frau Baumgartner aus der Georg-Schumann-Str. einen Einsatz bekommen. Schließlich dachte ich früher immer, dass sie die Mutter von Felix Baumgartner ist und der hat schließlich Erfahrung beim freien Fall aus dem All. Davon könnten wir profitieren.
Dann wäre da noch Angela Merkel, schließlich gab es schon lange keine Nachrichten mehr über sie und ihre Merkelraute hatte damals immer etwas Beruhigendes. So eine Mutter Merkel können bestimmt auch die beiden Astronautinnen da oben gebrauchen. Sie kann ja Tee kochen, oder mit Putin verhandeln, falls die Tasche mal ausnahmsweise nicht über einer amerikanischen Wüste abstürzt.
Damit auch einige Männer sich meinen Film anschauen, würde ich als Kontrast zu Frau Merkel noch die Megan Fox als tragische Heldin einbauen, die beim Versuch der Rettung der Tasche stirbt, weil ihre Brustimplantate im Weltall dem Druck nicht standhalten. Ja, so sollte mein Team aussehen.

Wenn all diese Damen sich nun auf der ISS, die natürlich drinnen ganz in Pink und Glitzer gehalten ist, treffen, um über die lebensmüde und gefährliche Rückholaktion der Tasche zu sprechen, fliegt selbige natürlich in regelmässigen Umlaufbahnen um die ISS herum. Jedes Mal, wenn das passiert, geht von meinen beiden Astronautinnen ein Schluchtzen aus, ob der verlorenen Wertgegenstände.
Gleichzeitig wird auf die Erde filmtechnisch geblendet, wo sich hunderttausende Frauen unter dem Sternenhimmel vor dem Kapitol mit Duftkerzen in den Händen versammeln, um für die Handtasche und die Astronautinnen zu beten. Im Fernsehen gebe es kein anderes Thema mehr und dabei explodieren die Werbeeinblendungen für den verwendeten Lippenstift und andere Kosmetika aus der Handtasche. All diese Artikel sind natürlich längst vergriffen, aber diese Information behält Heidi Klum auf der ISS lieber noch für sich. Sie muss ja das Team motivieren.

Ihr seht, mein Drehbuch ist aufgrund so einer kurzen Headline schon nahezu fertig. Ich baue jetzt noch etwas an den Einzelheiten und hoffe, ich konnte Euch ein Feierabendlächeln ins Gesicht zaubern.

Eines möchte ich noch klarstellen, nicht ich bin die, die diese Astronautinnen sexualisiert hat. Das war schon vorher in den Nachrichten geschehen. Doch manche Dinge, können auch wir Frauen mit Humor nehmen. Nur vielleicht nicht den Verlust einer Handtasche.

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