5. Juli 2024 – Wir haben wirklich Einsatz gezeigt

Wieder stand ein Hüpftag an, also ein Inselhüpfen von einer Insel auf die nächste Insel. In diesem Fall geht es für uns heute von Faial auf Terceira. Und auch, wenn ich versuche immer alles zu planen, so sind manche Dinge doch unplanbar. So zum Beispiel die Tatsache, dass wir um 10 Uhr unsere Unterkunft verlassen mussten und erst um 16:25 fliegen sollten. Das birgt gleich vielfache Probleme in sich: 1. konnten wir nicht einfach einen Tag auf der Insel mit Gepäck verbringen, da wir ja einen Kleinwagen hatten und das Koffertetris mit einem Koffer zwischen meinen Beinen endete. 2. wollten wir aber noch so einiges sehen. Und 3. startet 16:00 Uhr das Viertelfinale Deutschland gegen Spanien. So viele Probleme und keine Lösung in meinen Vorbereitungsunterlagen. Doch wir wären nicht wir, wenn wir nicht Lösungen finden würden.

Also zuerst einmal mit vollgeladenem Auto zum Flughafen, der im übrigen sehr klein und beschaulich ist. Dort die Damen und Herren am Check-in bequatschen und schon mal einchecken. So schnell ist Problem 1 gelöst. Hier sind alle so hilfsbereit, dass einfach eine Lösung gefunden wird, statt auf den Regeln zu beharren.
Damit können wir uns nun Problem 2 zuwenden und ausführliches Sightseeing in Horta absolvieren. Ein hübsches Hafenstädtchen ist es mit allem, was das Herz begehrt. Wir fuhren zuerst auf den Monte da Guia und schauten uns Horta von oben an. Ein Stadtstrand mit Sand und toller Lagune, der in Sichtweite thronende Pico mal fast wolkenlos und das Meer himmelblau bzw azurblau. Was will man eigentlich mehr? Ich hab es hier vergessen. So genossen wir noch etwas den Ausblick hier oben und auch den kurzen Wanderweg zum Ende der Halbinsel, die natürlich auch ein Vulkankrater ist.

Und während die agilen Swen und Pini noch schnell den Monte Queimado überschritten, machten Georg und ich Pause unten am Sandstrand. Wellen spüren, kleine Fische jagen und Sandburgen bauen. Da will man fast gar nicht mehr weg. Wäre da nicht der Drang, dass man noch etwas mehr sehen will und in Peter’s Cafe Sport einen würdigen Inselabschluss erleben möchte. Also schnell nochmal umgeparkt und die Uferpromenade abgelaufen. Das besondere am hiesigen Hafen sind die unendlichen vielen handgemalten Flaggen und Bilder die Kaimauer entlang. Jeder kann sich hier verewigen, der mit einem Boot anlegt. Da wir kein Boot haben, betätigten wir uns nur insofern kreativ, dass wir das Gesehene ins Bild einfingen. So viele Bilder, so viel zu entdecken.
Aktuell ist die Uferstraße auch noch wunderbar geschmückt, aufgrund der im Juli stattfindenden Feste. Da macht es Spaß zu schlendern. Und so schlenderten wir und schlenderten wir, direkt in den Freisitz von Peter hinein. Dort gab es als erstes einen Drink und dann einen Platz im Schatten. Trotz unserer Ansage, dass wir hungrig sind und kaum Zeit haben, da unser Flieger geht, wurde unser Essen vergessen und kam erst im zweiten Versuch. So etwas kann passieren und schließlich hatten wir ja schon eingecheckt, dass würde uns sicherlich noch etwas Zeit geben. Also hurtig aber nicht hastig gegessen und ab ins Auto zum Flughafen bzw. der Tankstelle vor dem Flughafen.

Doch wenn man es eilig hat, liegt meisten so etwas von Scheiß-Karma in der Luft und erwischt dich kalt. Beim Ranfahren an die Tankstelle erwischte uns dann dieses Scheiß-Karma, denn die Tankstelle war einfach mal ausgesaugt. Nix mehr drin in den Tanksäulen. Blöd, wenn man den Mietwagen nur 500m weiter gefüllt abgeben will. Also wieder 10 km zurück nach Horta. Ich brauche nicht erwähnen, dass wir aufgrund unserer Gemütlichkeit bei Peter schon etwas verspätet waren. Aber was willste machen. Die nächste Tankstelle war gesperrt, da dort die Tanksäule gerade wieder aufgefüllt wurde. Wollen die uns verarschen? Wir sind auf einer kleinen Insel ohne Millionenmetropole. Da gibt es nicht alle fünfhundert Meter eine Tankstelle. Eine Chance hatten wir jedoch noch und die Chancen, dass auch dort ein Tankwagen seinen Job erledigte, waren eher gering. Und fürwahr, wir hatten Glück.
Kaum war preiswertes Benzin im Tank rief auch schon die Mietwagenfirma an, wo wir denn bleiben und ich begrüßte sie mit einem schuldbewussten „Sorry“. Flüchten auf einer Insel mit einem Mietwagen ist eh schwierig, also nix wie Vollgas und ab zum Flughafen, wo Parken, Rückgabe des Mietwagens und Security-Check ganze 15 Minuten brauchten. Neuer Rekord, falls jemand fragt.

Nun saßen wir erleichtert im Boardingbereich und widmeten uns dem 3. Problem des Tages. Das Fussballspiel Deutschland gegen Spanien wurde angepfiffen und wir hatten uns pünktlich eingewählt und saßen nun gebannt vor Handy bzw. Tablet (je nachdem was mehr Akku hatte). Ein Bild für die Götter. Und so waren wir auch nicht traurig, als eine Verspätung um 30 Minuten ausgerufen wurde. So können wir wenigstens die erste Halbzeit ungestört schauen, dachten wir. Der Boarding-Bereich füllte sich, da wohl mehrere Flieger losgehen sollten, aber in unserem Bereich Nr. 1 stand kein Flugzeug und keine Aktivitäten am Schalter waren zu erkennen. Also stoisch weiterschauen. Verstehen ja die portugiesischen Durchsagen eh nicht. Als aber zur Halbzeit gepfiffen wurde, wollte ich mal schauen, ob sich an der Anzeige etwas getan hatte und sah bzw. hörte eine Angestellte mit den Worten: „last call for Terceira.“. Ach Du Scheiße, dass waren wir. Aber mal ehrlich, manchmal geht Fussball einfach vor. Und so flitzten wir als die Letzten zum Flieger und stiegen in der Halbzeitpause ein. Peinlich!

Ganze 30 Minuten später landeten wir auf Terceira und konnten es kaum erwarten, ins Netz zu gelangen. So saßen wir noch im Flieger als wir vom 0:1 erfuhren. Jetzt hieß es Daumen drücken. Also schnell raus in den Bus und ab ans Gepäckband. Immer mit dem Handy in der Hand und der Live-Übertragung vor Augen. So saßen auch dreiviertel meiner Familie auf der Bank, wie die Auswechselspieler, während ich das Gepäck vom Gepäckband sicherte. Alle anderen Touristen waren übrigens neidisch und wollten wissen, wie wir das Spiel auf dem Handy schauen konnten. Doch ihr Lieben, dieses Wissen teilen wir nur gegen ein Daueraufenthaltsrecht hier auf den Azoren.
Als wir durch den Zoll gingen, dem klassischen mit der roten und der grünen Zone, schrie Swen plötzlich laut „Toooor“ und dann etwas zurückhaltender „sorry“, da er alle um uns her Laufenden tierisch erschrocken hatte.

Doch noch war das Spiel nicht vorbei, aber wir immer noch im Wlan-Bereich und damit im Empfangsglück. Gott-sei-Dank! Jetzt hieß es Mietwagen sichern, ohne die Damen am Schalter mit meinem geistig abwesenden Mann zu verschrecken. Aber auch das schafften wir, ohne dass in der ersten Nachspielzeit ein Tor fiel. Nun rannten wir in der dritten Pause zu unserem Mietwagen und positionierten uns dann erst einmal für die Spielzeit Nummer 4 hinter dem Auto. Ich gebe zu, das verunsicherte kurz den Herrn bei der Fahrzeugübergabe, aber nach einer kurzen Erklärung zeigte er vollstes Verständnis und checkte einfach mit mir den Wagen.

Doch was muss ich sagen, trotz unseres Einsatzes hat die Deutsche Nationalmannschaft nicht gewonnen. Und das können wir wirklich nicht akzeptieren. Wir haben fast unseren Flug verpasst, sämtliches Datenvolumen der nächsten Monate verbraucht und dank luschiger Mietwagenübergabe nun einen hässlichen, kleinen Fiat Panda, aber wir haben genauso gekämpft wie die deutsche Elf und fühlen uns jetzt so um den Einzug ins Halbfinale betrogen. Wir hatten doch schon gecheckt, wo wir beim nächsten Spiel sind und festgestellt, dass keine Hürden zu erwarten sind. So ein Mist.
Darauf werden wir jetzt in unserer neuen schicken Unterkunft erstmal ein Bierchen trinken müssen. Adieu Heimsieg, hallo Euro 2024 mit anderen Favoriten. Vielleicht kaufen wir uns jetzt Portugal T-Shirts?

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