Da haben wir es mal wieder mit der Gleichstellung aller Familienmitglieder ordentlich übertrieben. Aber Pini wollte halt einfach alles machen, was wir auch in Finnland gemacht haben. Und diese Herausforderung, dieses in ganze drei Tage zu packen, nahmen wir natürlich an. Nun hat sie tatsächlich alles erlebt, inklusive der unnützen Schaumkanonen-Party von Georg und mir. Manchmal ist Urlaub halt auch ganz schön hart.
Mich haben ja schon viele gefragt, ob wir denn nun in unserer letzten Nacht zum Spielabschluss, sprich der Sichtung von Nordlichtern kamen. Also erst einmal ging es wie immer los. Immer wieder stand einer von uns draußen mit dem Handy in der Hand und dem Blick gen Himmel. Immer wieder wurde die Aurora-App gecheckt und die Live-Cam’s beobachtet. Doch gegen 23:45 Uhr waren wir einfach zu müde und fielen ins Bett, wo wir sofort einschliefen. Gegen 1:30 Uhr wachte ich mit einer Frage im Kopf auf: „Sind sie jetzt zu sehen?“. Und wer aufgepasst hat weiß, dass es bedeutet: raus in den kühlen Schnee. Und da spielt es keine Rolle, dass ich eigentlich in einem warmen, kuscheligen Bettchen liege, die Schlafmaske zumindest im Augenblick auf dem Kopf habe und tierisch müde bin. „Die Regels are die Regels“. Also schlich ich mich gen Ausgangstür, warf mir noch schnell eine Decke über das Nachthemd und zog die gefütterten Stiefel über. Und ab ging es raus in eine sternenklare Nacht voller Leuchten am Himmel. Schnell ein paar Foto’s gemacht und wieder ab ins Bett. Und wenn jetzt einer die Echtheit meiner nächtlichen Aufnahme anzweifelt, dann werde ich richtig sauer. Bin schließlich nicht umsonst mitten in der Nacht zu Bären, Wölfen und Rentieren raus und habe mir Gänsehaut in den Ausmaßen einer gerupften Weihnachtsgans geholt.

Hab die anderen aber mal sicherheitshalber nicht geweckt und dieses einmalige Erlebnis bleibt somit mein Geheimnis.
Wie auch immer, ich schlief wieder ein und am nächsten Morgen begrüßte uns Pini mit dem Kopf über der Schüssel. Eine echt aufregende Familientradition, die wir hier in Finnland geschaffen haben. Das blöde daran war allerdings, dass wir heute Abreisetag hatten und somit nicht die Alternative bestand: Wir bleiben einfach mal alle liegen.
Also haben wir unsere sieben Sachen eingepackt und wie in jedem Skiurlaub festgestellt, dass wir die Hälfte der mitgebrachten Anziehsachen gar nicht benutzt haben. Sind wir denn eigentlich so gar nicht lernfähig? Mach mir da echt langsam keine Hoffnung mehr. So hatten wir also einen ganzen Koffer voller ungenutzter Wäsche und einen Koffer mit Schmutzwäsche und spielten wieder einmal Tetris mit den Koffern im Auto.
Wie jedes Mal im Urlaub traf uns auch heute wieder der Abschiedstag in gewohnter Weise: Es regnete. Nach Tagen von Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und der Annahme, dass Finnland gar keine Plusgrade kann, waren wir echt überrascht, dass wir +2 Grad Celcius hatten und es echt regnete. Wer unsere Urlaube verfolgt weiß, dass dies ein ganz typisches Muster für uns ist und hier wiederum glaube ich definitiv daran, dass dies immer etwas mit unserer Gefühlslage am Heimreisetag zu tun hat. Wir weinen innerlich und äußerlich weint das Urlaubsland mit. Nennt man Trennungsschmerz. Auch wenn dies also für uns völlig normal war, so war es doch ein ungünstiger Zeitpunkt. Erstens, weil wir ein bleiches Kind auf der Rückbank sitzen hatten und zweitens, weil Finnland im Winter mit so etwas ganz schlecht umgehen kann. Denn eigentlich ist hier alles unter dem Gefrierpunkt, so auch der Boden. Das hatte bisher den Vorteil, dass die nicht geräumten oder gesalzenen Straßen trotzdem immer griffig waren und wir uns sicher fühlten. Nun fiel Regen auf gefrorenen Boden und welche Überraschung, es wurde arschglatt.

Auf der Fahrt nach Rovaniemi hieß es deshalb stur geradeaus einfach mal die Spur halten. Ist aber so einigen auf der Strecke weniger gelungen. Die schossen über oder durch die Schneebarrieren am Rande der Fahrbahn und gingen lost im tiefen Schnee. Sie kamen da nämlich genauso wenig raus, wie ich beim schneeengeln und da eine Hunderolle hier nichts hilf, ging es nur mit Abschlepper. Das wollten wir nun auf gar keinen Fall für unser Erlebnistagebuch, also fuhren wir sehr gemütlich ohne jegliches Wechseln der Spuren.
So schafften wir auch tatsächlich unser Ziel, das Weihnachtsmanndorf von DEM Weihnachtsmann himself. Der hat nämlich ne Außenstelle außerhalb des Nordpols direkt am Polarkreis in Rovaniemi, direkt neben dem Flughafen und zufällig angeschlossen an die Landstraße. Und wenn wir schon mal hier sind, wollen wir natürlich auch den echten Weihnachtsmann treffen. Ein Kindheitstraum soll war werden und all die über 50 Jahre angesammelten Vorstellungen treffen hier an diesem Ort auf die ungeschönte Realität.
Gleich vorab, wenn man mit Kleinkindern und deren strahlenden Augen hierher kommt, vielleicht auch nicht im Regen, sondern während große Schneeflocken fallen, so kann man sicherlich den Zauber spüren. Wenn man aber wie wir mit nem 10jährigen, ner kotzenden Erwachsenen und gestresst von der Fahrt hierher kommt, dann fallen schon mal einige Illusionen wie Schneeflocken vom Himmel. Als erstes steuerten wir dann den Weihnachtsmann an, hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass Pini aktuell dicht war und wir nicht den Weihnachtsmann vollkotzen wollten.
Während wir als Erste in einer wachsenden Schlange vor der Tür zur Weihnachtsmann-Audienz warteten, war der Weihnachtsmann offensichtlich gerade mal schnell auf Toilette. Denn es dauerte. Ich weiß, auch Weihnachtsmänner müssen sicherlich mal für kleine Elfen und ich habe auch vollstes Verständnis dafür. Aber die Romantik ging etwas in dem langem Gang und vor der Tür, die wir nicht öffnen durften, verloren.

Doch nach verrichtetem Geschäft, oder seiner Mittagspause, öffnete eine Elfe uns die Tür und wir wurden vom Himself begrüßt. Ja, er sieht schon so aus, wie ich ihn mir – seit ich denken kann – vorgestellt habe. Oder wie ihn mir die Weihnachtsindustrie per Gehirnwäsche eingetrichtert hat. Egal, er sieht alt, gemütlich, dick und kuschelig aus, während er uns freundlich bittet, neben ihm Platz zu nehmen. Natürlich für ein Foto, welches man dann für läppische (kommt von Lappland) 30-45€ kaufen kann. Ob es das wert ist, muss jeder für sich entscheiden und es spielt auch keine Rolle. Denn der schönste Teil beim Weihnachtsmann war, dass er sich trotz der langen Schlange von wartenden Kinderaugen vor der Tür, die Zeit nahm, mit uns in aller Ruhe zu quatschen. Mal abgesehen davon, dass der Weihnachtsmann doch nicht alle Sprachen perfekt beherrscht, wie unser Sohn schnell feststellte, so konnten wir uns sehr gut mit ihm im englischen unterhalten.
So fragte er natürlich nach unserem letzten Weihnachtsfest und auch nach unserem Urlaub hier in seinem Revier. Aber er fragte auch nach dem Schneeaufkommen zu Hause und ob wir Unterschiede zu unseren Kindertagen feststellen können. Darüber kamen wir dann auf eine Unterhaltung über den Klimawandel und die Sorgen des Weihnachtsmanns bezüglich der aktuellen weltpolititschen Lage. „Es braucht weise Männer, die jetzt Entscheidungen treffen und nicht die aktuellen Herren an der Macht.“ Wie weise der Weihnachtsmann doch ist. Mit diesen weisen Worten hat er wiederum unser Herz gewonnen und ich werde auf meinem Stimmzettel nachsehen, ob ich irgendwo bei „Weihnachtsmann“ ein Kreuz setzen kann.
Nun waren wir glatt wieder in Weihnachtsstimmung und schlenderten über das ganze Gelände vom Weihnachtsdorf. Doch damit war die Stimmung auch wieder dahin. Denn dass Weihnachtsdorf besteht auch aus lauter Souvenirläden und Themenrestaurants. Zwischendrin noch ein paar Rentiere für eine Runde im Kreis und die Miss Santa Claus, die für einen Besuch Geld verlangt. Irgendwie sah die Heimat vom Weihnachtsmann in unseren Träumen anders aus. Also hüpften wir nur ein paar Mal über den Polarkreis und beschlossen, mit den noch verbleibenden Illusionen Richtung Flughafen zu wechseln.
Das war er nun, unser Urlaub in Finnland und es war finntastisch, um mich mal einer neuen Steigerungsform zu bedienen. Wir hatten es vor unserem Flug hierher als Sehnsuchtsziel im Kopf und sind sooooo froh, dass wir es einfach mal gemacht haben. Das Winterwonderland hat alles gehalten, was es versprochen hat, wenn nicht sogar noch viel mehr. Danke, dass ihr mit uns gereist seid und scheut euch nicht, Feedback zu geben.
Jetzt gehts noch schnell meinen Teil für die Demokratie leisten. Geht bitte auch wählen und wählt nicht leichtfertig!














Es hat viel Spaß gemacht mit euch zu reisen. Vielen Dank. dass ich teilhaben durfte.
LG und gutes Einleben im Alltag
Martina
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