5. Juli 2025 Atlantischer oder Indischer, Hauptsache Ozean

Heute hatten wir mal wieder einen Fahrtag..Nun könnte man meinen, hach wie langweilig… Oder aber man kann schauen, was man mit solchen einem kilometerfressenden Tag anfangen kann.
Zuerst einmal wird ausgeschlafen. Hab mir heute sicherheitshalber den Wecker auf vor 8:00 Uhr gestellt, da ich Swen nicht mehr vertraue, was das Teilen von Sonnenaufgängen angeht. JA, ich bin nachtragend wie ein Elefant.
Aber es hat alles nichts geholfen, es war nur ein schnöder, unbeleuchteter Standard-Sonnenaufgang über dem Meer, der mich nicht aus dem Bett gekitzelt hat. Okay, die Aussicht hier ist immer noch Bombe, aber so ein kuscheliges warmes Bett, während draußen immer noch die Stürme toben und wir ja offiziell Winter haben, hat auch seine Vorteile.

Dennoch ging es irgendwann raus an den Frühstückstisch mit Aussicht. Und dieses Mal sahen wir auch noch etwas anderes als Wellen. Nein, keinen Wal, aber dafür lebensmüde Surfer. Ich finde ja, so aus dem Trockenen betrachtet, mit ner Kamera in der Hand ist das Ganze schön anzuschauen und auch ansatzweise spannend, wenn sie aller paar Minuten versuchen, die Welle perfekt zu reiten. Aber wenn ich mir jetzt vorstelle, ich müsste mich erstens mit einem Stück deutscher Markenbutter bewaffnen, um in einen Neoprenanzug zu schlüpfen und zweitens dann freiwillig mit einem Brett in dieses ungestüme Meer begeben, würde ich mir selbst einen Vogel zeigen. Mein Körper ist dafür nicht gemacht, auch wenn ich Ähnlichkeiten mit einer Robbe habe. Zu kalt, zu nass, zu hohe Wellen und zu viele Möglichkeiten schneller abzuleben als ein Hai „yummy, yummy“ sagen kann.
Dafür kann ich gut Surfer bei ihrer Tätigkeit knipsen, was ja auch irgendwie eine Daseinsberechtigung ist.

Und während ich so auf die Wellenritte achtete und jeden Einzelnen im Dauerfeuer fotografierte, packte ich auch noch und sann über die heutige Route nach. Also mindestens ein schöner Spott musste schon auf der Strecke liegen. Und da ist es auch nicht verwunderlich, wenn ich mal schnell noch einen klitzekleinen Umweg von 2 Stunden einplane. Liegt doch quasi auf der Strecke. Also wirklich nicht so ein großer Umweg.
Nur mal schnell zum Kap Agulhas, denn dort ist wirklich der südlichste Punkt und dort fließen wirklich der indische und der atlantische Ozean zusammen. Haben ja schließlich nicht nur Urlaub, sondern auch einen Bildungsauftrag für unser Kind.

Allerdings hat das Wetter keine Ahnung von unserem Bildungsansinnen, denn es wechselt und wechselt und wechselt. Kaum die Sonnenbrille aufgesetzt, schon denkt man es wird nacht und man sucht nach ner Taschenlampe. Entweder sitze ich mit Mütze und Regenjacke im Auto oder ich entblättere mich auf das Nötigste. Ein deutscher April kann hier noch lernen, wie man das richtig macht.
Also fuhren wir an das Cap, stiegen aus dem Auto raus, bewegten uns 100 Meter und rannten aufgrund eines ordentlichen Regengusses zurück zum Auto. So wird das nichts mit unserem Bildungsauftrag.

Aber auch hier muss man die Dinge einfach akzeptieren, wie sie kommen. Und bei einer ordentlichen Brise Wind, die es hier genügend gibt, wird auch die letzte Wolke weggeblasen. Die Sonne zeigt sich wieder und fabriziert im Minutentakt die schönsten Regenbögen über dem Meer. Das wiederum bedeutet, dass ich Swen förmlich zum Parken am Straßenrand zwinge, um selbiges zu fotografieren. So verfliegt auch ganz schnell meine schlechte Laune, wenn mir das Wetter Fotostopps vermiest.

Aber einen hatten wir ja noch und so steuerten wir in unmittelbarer Nähe den Struisbaai Beach an, der seinen Namen aufgrund der Tatsache hat, dass er der längste (14km) Strand in der südlichen Hemisphere ist. Was für ein toller Strand das ist. Und was dazu kommt, wir hatten ihn ganz für uns alleine. Keine einzige Menschenseele auf 14 km Traumstrand. Nur die Robbe, der Vogelflüsterer und der Fussballer ohne Ball. Ganz ehrlich, es war einfach nicht zu fassen. Also Schuhe und Socken ausziehen und schauen, ob wir einen Unterschied zwischen Atlantik und Indischen Ozean spüren. Genau wie zwischen Schwarz und Weiß, es gibt keinen Unterschied. Es war nass, angenehm kühl und so schön aufbrausend. Ich hätte hier Tage verbringen können.

Aber noch eine lange Fahrtstrecke nach Mossel Bay lag vor uns. Also musste ich mich trennen, bevor ich jede Muschel gesammelt und jedes Sandkorn irgendwo in Körperritzen verstaut hatte.
Vorbei an Straußen, Schafen, Kühen, Pferden und anderem Getier und entlang von unendlichen Feldern zogen wir gen Osten.

Vor lauter landschaftlicher Routine wurde auch Swen’s Fahrstil zur Routine. Ich bin ja der Meinung, dass mein Mann einmal vom Blitzer erwischt wurde, aber er meint, dass war unser Vordermann oder ein Leuchten am Himmel, oder eine Fata Morgana. Naja, die Wette gilt und den eventuellen Strafzettel werde ich mir dann einrahmen. Man bekommt ja schließlich nicht aller Tage ein Knöllchen aus Afrika. Bezahlen darf aber natürlich Swen, der Raser.

In Mossel Bay angekommen, brauchten wir dringend Nahrung bevor wir in unsere Unterkunft eincheckten. Die Supermärkte waren fast schon geschlossen, so dass es nur zur Notversorgung für das Frühstück reichte und für’s Restaurant war es noch nicht spät genug. Also sprangen wir über unseren Schatten und direkt ran an das hiesige Township in den Rasthof mit dem goldenen M. Gibt es nämlich auch hier und bietet somit etwas Sicherheit für den kindlichen Magen. Man bekommt weltweit einfach mal das Gleiche, egal ob in Dubai oder im Township. Finde ich fast schon gut, aber nur fast.

Und um den Gegensatz noch zu komplettieren, fuhren wir anschließend zu unserer Unterkunft. Schon bei der Schranke des umzäunten Wohngebietes kam ich mir direkt underdressed vor. Ein Golfressort mit Hubschrauberlandeplatz, hunderten Villen und ganz viel Geld. Ach ja, wir sind nun auch für zwei Tage Bewohner hier und sehen mit unserem kleinen Mietwagen und unserer MC-Tüte ganz schön albern aus. Aber das ist uns egal. Und so genießen wir unsere Pommes auf einer traumhaften Terrasse mit Ausblick auf den Ozean. Nächster Lieblingsaussichtspunkt.

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