7. Juli 2025 – Schreiben kann ich nicht mehr, aber dafür quatschen

Eigentlich fing der Tag ja ganz gut an. Wir hatten wieder ein Whale-Watching geplant, unser zweiter bzw. eigentlich unser dritter Versuch. Und ich wachte mit Ozeanblick auf und schaltete einfach so meine altersgerechte Matratze inklusive Heizfunktion an. Hätte nur noch eine Vibrationsfunktion gefehlt, dann wär das Leben perfekt.

Stattdessen nahm der Tag seinen ganz eigenen Verlauf. Wir fuhren als erstes zum Hafen von Mossel Bay zu unserem geplanten Whale-Watching und mussten feststellen, dass weit und breit kein Wal zu sehen waren. Wenigstens haben wir das Geldbeutel-schonend festgestellt, bevor es los ging und nicht erst danach. Unser Veranstalter war so nett, uns das vor der teuren Waltour zu sagen, anstatt uns danach betröppelt abmarschieren zu lassen. Irgendwie spielten seit Tagen die Wale verstecken mit uns. Ob nur mit uns oder generell vor der Menscheit, wissen wir nicht. Ist aber auch egal, denn das Ergebnis ist gleich. Aber der Veranstalter hatte noch ein paar Tipps für uns für Mossel Bay und der wichtigste war ein guter Coffeeshop am Hafen. Insofern gab es statt Walen Kaffee, aber das kann einen Kaffeesachsen auch glücklich machen, zumindest temporär.

Somit war Versuch Nummer drei gescheitert und langsam verlor ich die Hoffnung, dass wir hier mehr als unseren ersten Wal vom Kap der guten Hoffnung sehen werden. Wir genossen also noch unseren Kaffee am Strand von Mossel Bay und fuhren dann direkt weiter nach Knysna, um dort erst mal in unsere Unterkunft einzuchecken. 

Wieder ein traumhafter Ausblick auf den Ozean, den Indischen, beziehungsweise in diesem Fall die Bucht von Knysna. Und das ganze Haus für uns alleine. So eine Nebensaison macht schon manchmal Sinn, denn wir haben alles für uns alleine und kaum Touristen sind unterwegs. 

In Knysna findet zur Zeit das Austernfestival statt und für diese Mission brauchen wir noch etwas Einstimmung. Swen hat noch nie Austern gegessen und meine letzten Austern waren auch nicht so der Hit. Aber wir sind total aufgeschlossen, brauchen nur etwas Mut vor der befürchteten Fisch- oder Eiweißvergiftung. Und so zogen wir als erstes in die Stadt, um mal die Shopping Mall zu erkunden und uns langsam an diese schlüpfrigen Dinger anzunähern. Zumindest das mit dem Shopping hat geklappt. Wir haben alle etwas klitzekleines eingekauft. Ich einen Kuschelschal im Animalprint, wir Souvenire für die Anverwandten und Swen gleich mal eine Winterjacke, weil er aus irgendwelchen Gründen hier ständig friert. Ja, wir haben natürlich hier Winter und entsprechend durchwachsene Temperaturen. Ist eher so wie ein Spätsommer oder Frühfrühling. Aber das ist doch nun wirklich kein Grund zu frieren und zu jammern. Vielleicht ein bisschen Erpelpelle auf unserer jugendlichen Haut, aber man kann nicht von Erfrierungen reden. Swen übertreibt wie immer maßlos. Während ich also nach Bikinis Ausschau halte, sucht er Winterbekleidung. Typisch Mann ohne Wechseljahre.

Nach diesem bezeichnenden Shoppingausflug ging es für uns als ersten Schritt auf dem Weg zu flutschigen Austern in ein Fischrestaurant. Ich bin immer wieder begeistert, wie günstig und gut man hier hervorragenden Fisch essen kann. In unserem Fall gab es Scampi in allen Größen und bezahlt haben wir nur einen Bruchteil von dem Preis, den man bei uns bezahlt. Und hier ist der Fisch oder Scampi wirklich fangfrisch und garantiert kein aufgetautes Fischlein. 

Nach diesem kulinarischen Highlight gab es noch einen kurzen Ausflug auf die Heads von Knysna und den dazugehörigen Aussichtspunkt, wo wir einfach den Sonnenuntergang genossen. Ich glaube, dieses Fleckchen Erde kann mir sehr gut gefallen bzw. gefällt mir schon jetzt sehr gut.

Allerdings war unser Tag damit noch immer nicht vorbei. Zu Hause angekommen, griff ich wie immer zuerst zur Flasche Wein, waren ja hier schließlich auf einer tollen Weinverkostung und haben uns bevorratet. Und als zweites griff ich zu meinem Laptop, um den heutigen Blog zu schreiben. Kaum hatte ich das entsprechende Programm geöffnet, gab es einen Neustart. Okay, kann ja mal vorkommen. Im zweiten Versuch dauerte es wieder 3 Minuten bis zum nächsten Neustart. Dieses Spiel trieb ich nun ungefähr 8-10 mal, um dann meinen IT-ler des Vertrauens zu Rate zu ziehen. Nach mehreren OP-Stunden am Gerät teilte er mir die niederschmetternde Diagnose mit: Tod durch Hardwareausfall. Ich kann die lebenserhaltenden Maßnahmen abstellen, es gibt eigentlich keine Hoffnung mehr.

Nun mal ehrlich, soll das ein Scherz sein?

Kann man einem Schriftsteller seinen Schreibblock und seinen Schreibschrift gleichzeitig wegnehmen? Kann man einem Künstler seinen Pinsel entwenden? Kann man einem einfachen Blogschreiber seinen Laptop entreißen? Das ist ein Fall für Amnesty International. Ich finde es gibt Grenzen bei der Menschenfolter. Kein Mensch kann so viel Leid ertragen.

Ich sackte sofort völlig in mich zusammen, malte Entzeitszenarien und stellte mir vor, wie dieses Leben ohne Laptop überhaupt möglich sein soll. Trostlos, langweilig, farblos, wortlos,…. Mir fehlen die Worte.

Das ist ungefähr so schlimm, als wenn man mir neben dem Schreibblock auch noch den Fotoapparat wegnehmen würde. Nein, eigentlich ist es schlimmer. Denn fotografieren kann ich ja immer noch, aber ich kann meine Bilder kaum noch teilen. Und vor allen Dingen kann ich nicht mehr meine Gedanken teilen. Keine fremden Leute quälen mit meinen Urlaubserlebnissen.

Jetzt könnte man vorschlagen, dass ich mir hier schnell mal einen Neuen besorge. Aber das ist ungefähr so wahrscheinlich, als wenn ich hier auf einem Eisbären reiten möchte. Nicht, dass es in Afrika keine Apple Shops gibt, aber für mich sind sie im Augenblick unerreichbar. 

Und so sitze ich hier beim zigsten Glas Wein und überlege, wie ich Herr der Situation werde. Okay wie ich Frau der Situation werde. Hauptsache ich löse das Dilemma und kann weiterhin im Urlaub meine Gedanken in Worte fassen und den ein oder anderen mit auf Reise nehmen.

Und dann kam mir die Erleuchtung. Genau dafür hat der liebe Gott die Spracherkennung erfunden. Und so sitze ich hier und versuche nicht mehr zu lallen nach meinem xten Glas Wein und deutlich in Hochdeutsch zu sprechen. Ist aber gar nicht so einfach. Und allein das wäre ein Video wert. Aber immer noch einfacher, als den ganzen Text mit dicken Fingern in das Handy einzugeben. Das funktioniert nämlich gleich gar nicht.

Nun entscheidet selber, ob ihr mir immer noch folgen wollt, wenn ich spreche statt schreibe. Die Bilder sind immer noch live aus dem Urlaub, aber der Text wird in ungefähr 300 Versuchen eingesprochen.  Und glaubt mir, ich hatte ungefähr schon 500 Versuche, in denen ich das Handy an die Wand klatschen wollte. Aber ohne Handy UND Laptop wäre mein Leben noch sinnloser. Also seid bitte nachsichtig und hofft einfach darauf, wie ich auch, dass ich heute im Lotto gewinne, oder morgen einen Schreibblock plus Stift irgendwo im Laden finde.

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