Ein echt bunter Tag in Dublin neigt sich dem Ende und ich muss sagen, ich bin schockverliebt. Und das obwohl es 80% des Tages zwischen Nieselregen und Wolkenbruch hin- und herschwankte, was definitiv nicht meiner natürlichen Wetternatur entspricht. Doch die Mischung aus Dubliner Menschen, der Architecture, den bestimmt Tausend Pubs und den Sehenswürdigkeiten hat mich über das Wetter nur müde lächeln lassen.




Der Tag fing bei Nieselregen an, also entschieden wir uns für ein Frühstück im trockenen Hotel. Ich musste mit einem älteren Herrn ausdiskutieren, wessen Eier hier im Eierkocher kochen. Und was soll ich sagen, es waren meine Eier, die trotz seines Diebstahlversuchs oder gerade deswegen nur weichgekocht waren. Aber so ähnelten sie einem leckeren Spiegelei auf meinem Toast und ich war mit meinem ersten Frühstück äußerst zufrieden. Man(n) verteidigt ja schließlich nicht täglich seine Eier vor älteren Herrn in Dubliner Hotels.
Anschließend entschieden wir uns für den DoDubliner Hop-on-Hop-off-Bus und erwischten bei unserem Glück gleich eine Live-Tour. Was soll ich sagen? Ich habe H-O-H-O-Busse schon in allen möglichen Städten dieser Welt erlebt. In der Regel trifft man diese in allen Städten mit einem touristischen Grundaufkommen an und kann sich hier „gratis“ zur Fahrkarte Kopfhörer nehmen, die man in mehr oder weniger funktionierende Stationen am Sitz einführt, unter zig verschiedenen Sprachen Deutsch wählt, ohne dass es die Nachbarn sehen, anschließend seine Lautstärke auswählt und sich dann von langweilig dahin gesprochenen Informationen zur jeweiligen Stadt berieseln lässt. Im besten Fall ist es so langweilig, dass man noch dabei ein Mittagsschläfchen erledigen kann. Am Ende lässt man die Kopfhörer irgendwo liegen und freut sich, wenigstens ein paar Informationen aufgeschnappt zu haben.
Anders mit dem DoDubliner, denn wenn man wie wir Glück hat, erwischt man die Live-Touren und erhält statt Kopfhörern einen echten Reiseverkehrs-Busfahrer mit Leidenschaft. Wir haben dieses Glück heute ganze drei Mal genossen und wenn ich genießen sage, meine ich es auch so. Es war einfach fantastisch.
Der erste Reiseverkehrs-Leidenschafts-Busfahrer fesselte uns so, dass der eigentliche Sinn von Hüpf-auf-und-hüpf-ab-Bussen völlig verloren ging. Denn wir wollten nicht mehr abhüpfen. Der Busfahrer erklärte so witzig und kurzweilig jede einzelne Sehenswürdigkeit auf der Strecke, dass wir völlig gebannt waren. Auch fing er aller drei Haltestellen, oder weniger, an zu singen. Entweder irische Volkslieder, oder Songs von U2, oder Guiness- und Whiskeylieder. Alle sangen mit oder stimmten mit Beifall ein. Da es eh regnete, war dies in Kombination mit dem Wetter, die beste Ausrede den Bus nicht zu verlassen. Und so fuhren wir an allen Sehenswürdigkeiten vorbei bis zur Endstelle, gleich in der Nähe von unserem eigentlichen Startpunkt, dem Hotel. Wir waren schlicht begeistert von der Leidenschaft dieses Lenkradbedieners, der seinen Job ganz offensichtlich liebte.

Blöd war nur, dass wir ein Date hatten. Um 13:30 sollten wir am Gefängnis, dem Kilmainham Goal, eintreffen. Für diese Eintrittskarten hatte ich mir so einige Online-Minuten um die Ohren geschlagen, denn diese waren dauernd ausverkauft und ich musste mit jedem Klick auf Rückläufer hoffen. Und nun standen wir an der Endhaltestelle unseres Alleinunterhalters und hatten noch ca. 4 km bis zum eigentlichen Ziel, dem Gefängnis. Auf dem Weg mussten wir auch noch Not-Shopping und Sightseeing einfügen, denn Georg brauchte dringend waterproofed Schuhe, die auch wirklich dem Wasser widerstehen und es lagen ganz furchtbar viele Sehenswürdigkeiten, wie Kirchen, Kathedralen und Pubs auf dem Weg, die von mir fotografiert werden wollten. Fakt war, dass wir somit die letzten beiden Kilometer rennen mussten, damit wir unser Ziel noch schafften.
So trudelten wir mit drei Minuten Verspätung, aber viel Schweiß unter den Achseln im Gefängnis ein und wurden dem Tourguide hinterhergesandt. Diese Verspätung hielt mich allerdings nicht davon ab, einen kleinen fototechnischen Abstecher vor dem Tourguide zu unternehmen. Das Gefängnis landete ja hauptsächlich bei mir auf der Things-to-do-Liste, weil es als Kulisse für den Film „Im Namen des Vaters“ und für ein U2-Musikvideo hergehalten hatte und somit als Fotospot schon als durchaus tauglich durchging. Während also die gesamte Reisegruppe im Gefängnis dem „Führer“ folgte, entdeckte ich den eigentlichen Fotospot ganz ohne störende Touristengruppen und konnte der Versuchung nicht widerstehen. Dafür kassierte ich meine erste Verwarnung „Please stay with the group!“. Okay, ich bin fotomotivtechnisch echt nicht lernfähig und so kassierte ich diese Verwarnung gefühlt bei jeder Abzweigung im Gefängnis. Denn wer es noch nicht mitbekommen hat, mit dem teile ich ´meinen ultimativen Gruppenführungstipp. Bitte immer am Ende der Gruppe verweilen, denn während alle dem „Führer“ folgen und interessiert dreinblicken, bleibe ich ganz allein und kann jede Sehenswürdigkeit ganz ohne störende Mittouristen fotografieren. Mit einem charmanten Lächeln gibt der „Führer“ meist nach der dritten Verwarnung auf und akzeptiert, dass ich spät komme, aber immerhin komme.








Aber ich will auf unseren Gefängniswächter gar nicht schimpfen, denn auch er verkaufte die schon zehnmal an diesem Tag geteilten Story’s so voller Leidenschaft und Freude, dass dies ein Teil war, warum ich mich in diese Stadt verliebt habe. Und auch er hat mir mein stetiges Zuspätkommen verziehen und ich danke ihm mit schönen Foto’s.
Danach ging es wieder in den DoDubliner, wieder mit einer Live-Tour. Und auch dieser Leidenschafts-Lenkrad-Bediener vermieste uns das Hüpfen. Denn zuerst machte er sich einen Spaß, indem er uns an der Haltestelle zur Freude aller Insassen einfach übersah und im Schritttempo an uns vorbei fuhr. Ich dagegen trabte mit meinem QR-Code in der Hand neben ihm im Schritttempo her und forderte seine Aufmerksamkeit. Naja, wenigstens hatten alle im Bus ihren Spaß bei meiner „Hier-bin-ich-Nummer“. Irgendwann nach ca. 100m bis 1000m durften wir einsteigen und wurden mit lautem Jubeln begrüßt. Dass wird einem in keinem anderen H-O-H-O-Bus geboten. Auch dieser Busfahrer hatte seine lovely Eigenarten, auch er sang leidenschaftlich. Aber sein Vorteil war eine dreifache Runde durch den Kreisverkehr zu einem Kinderlied und Jubeln der Mitreisenden. Ich hätte ja noch stundenlang so weitermachen können, trotz des Regens im Nacken.
Aber um dieses Mal einen Schlusssport zum nächsten Termin zu vermeiden, trennten wir uns irgendwann vom Busfahrer und liefen quer durch die Stadt zur übermächtigen Guinness-Brauerei und unserem nächsten Sightseeing-Termin. Eigentlich ist es ja nicht nur eine Brauerei sondern eine ganze Stadt, die hier allgegenwärtig ist und so hatten auch wir uns Tickets für die Merchandising-Gelddruckmaschine besorgt. Wahnsinn, was hier für die Touristen zum Thema Bier auf die Beine gestellt wird. In einem riesigen Gebäude, welches den Uraltcharme mit modernster Architektur verbindet, wird einem bildlich und zum Anfassen alles zum Thema Brauerei erläutert. Man kann die Gerste anfassen, das Wasser hören und spüren, den Hopfen riechen und so wichtige Tatsachen erfahren, wie dass 3 Millionen Blasen in einem Pint Guinness tanzen. Ein Merchandising-Erlebnis der besonderen Art. Es gipfelt, und das kann man wörtlich nehmen, in der Roof-Top-Bar auf dem Dach, wo man mit Rundumblick, einem DJ und zahlreichen Zapfsäulen dazu gebracht wird, 1-10 Guinness zu trinken. Wir haben ganz tapfer zwei Sorten verköstigt und die ersten Sonnenstrahlen unserer Reise durch Irland genossen. Da sagt man doch:
Schönes Wetter
gutes Bier
bin besoffen
bleibe hier!
Irgendwann trennten wir uns doch von der Gelddruckmaschinerie und erwischten den dritten Live-DoDubliner des Tages. Wir Glückspilze. Dieses Mal gab es außer uns nur noch ca. 10 weitere Gäste, dass hielt den Lenkrad-Helden allerdings nicht davon ab, alles zu geben. Und so entschloss er sich in eben diesen Kreisverkehr des zweiten Erlebnisses, einfach eine Extratour fernab von der eigentlichen Route einzubauen. Und so sahen wir das weiße Haus von Dublin, welches übrigens wirklich weiß ist und eine riesige Herde von Rehen und Hirschen mitten in Dublin. Ich kann nur sagen, nehmt bitte, bitte beim nächsten Dublin-Besuch solch eine DoDubliner Tour und genießt einfach und macht mit. Wir jedenfalls fuhren mal wieder bis zur letzten Haltestelle und trennten uns nur widerwillig von dieser tollen Art, die Stadt zu erkunden. Dafür gab es schlussendlich noch ein „gutes“ irisches Abendessen mit einer Löffelspitze Whiskey und einen schönen Spaziergang zum Hotel. Und jetzt überlegen wir schon, wann wir Dublin, das nächste Mal besuchen. Schockverliebt.






























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