Und genau das wird sich noch herausstellen. Zumindest für uns. Denn nachdem wir in den letzten Jahren als Familie sehr individuell gereist sind, heißt es nun „neue Ufer erobern“. Ich kann schon jetzt nicht versprechen, dass ich nicht ständig auf Sprüche, Analogien und Reime zum Thema Bootsfahrt bzw. das große Meer zurückgreifen werde. Das ist halt einfach eine Steilvorlage für mich und meinen Blog. Also „Leinen los“ ins neue Seeabenteuer.
Nach unserer letzten Reise nach Irland (reintauchen erlaubt) und einigen wilden Abenteuern auf dem Wasser, die uns durchgeschüttelt, nass gemacht und zu Rabeneltern gemacht haben, hatten wir eigentlich das Fischmaul voll vom Boot fahren. Aber meistens kommt es anders und erst recht wenn man denkt. Nach dem Urlaub ist ja bekanntlich vor dem Urlaub und so machten wir uns auch direkt nach den ausgepackten Koffern Gedanken, über eine zur Verfügung stehende Urlaubswoche in den Herbstferien. Nach drei Wochen on tour, mit stetig wechselnden Unterkünften in Irland, dem damit verbunden Auspacken und Einpacken und Umpacken, der einhergehenden Selbstversorgung zum Frühstück und Abendbrot und der vielen vielen Laufkilometern, von den Fahrkilometern mal ganz abgesehen, sehnte es uns nun nach einem Rund-um-Verwöhnprogramm für die Eltern und einem Lets-Have-Fun-Programm für den „Kleinen“.
Also betraten wir zum ersten Mal, seitdem wir das Licht der Reisewelt erblickt haben, ein echtes Reisebüro. Sollte es hier noch andere Unwissende geben, das ist so ein Laden, in dem man zwischen schönen Reisebildern mit einer Fachfrau, oder einem Fachmann die Reise seiner Wünsche suchen und finden kann. Mit völliger Ahnungslosigkeit sahen wir uns also nun einer unendlichen Angebotsvielfalt gegenüber. Da war Griechenland mit vielen Inseln und Fotomotiven eine Option für unsere Idealvorstellungen. Türkei und Ägypten wählten wir irgendwie gleich ab. Aber die Kanaren und Balearen waren auch noch im Rennen. Genauso Kroatien, Italien und und und. Wie soll man sich da entscheiden? Ich hatte das Gefühl, auch unsere Reisefachfrau des Vertrauens war mit unserer Ahnungslosigkeit völlig überfordert. Aber sie nahm die Challenge an und präsentierte ihre Angebote. Jedoch nicht so 1-5 Angebote, sondern wiederum eine Riesenauswahl. Die Angebote gingen von kleinen beschaulichen Hotels über riesige Hotelberge, oder von einem täglichen Frühstück über All Inklusive bis hin zu super All inklusive. Das habe ich übrigens bis jetzt noch nicht verstanden: Was gibt es mehr, als wenn es schon „Alles“ gibt. Ich hätte ja verstanden, wenn es ein „Hätten sie noch etwas mehr bezahlt, dann hätten sie auch das Fußgraulen Inklusive-Paket“ gegeben hätte, aber dieses „Alles“ oder „Noch mehr Alles“ überforderte mich intellektuell. Ich persönlich hätte mich dieser stundenlangen Diskussion mit der Reisefachfrau meines Vertrauens ja gestellt, aber dann wären wir scheinbar noch nächstes Jahr am diskutieren und der Urlaub wäre ereignislos verstrichen.
Eines stand jedenfalls fest, wir waren maximal verwirrt und unsicher und dachten deshalb ganz kurz über eine Individualreise nach Island nach, um doch mehr unseren alten Mustern zu entsprechen. Ich war schon am Flüge raussuchen und wollte gerade die Route bockig planen. Zu viel Veränderung im Leben ist halt immer schwierig für den Menschen mit Gewohnheiten. So auch für mich.
Und genau an dieser Stelle kreuzte uns eine Kreuzfahrt zwischen die Meerjungfrauenflosse. Also eine Woche auf dem Meer bzw. dem Europäischen Nordmeer an der Küste von Norwegen entlang? Norwegen stand ja schon immer auf unserer Bucketlist und so würden wir schließlich nicht nur im Liegestuhl liegen und vor langer Weile umkommen. Diese Rundreise klang spontan wie der beste Kompromiss zwischen neuen Erfahrungen und alten Gewohnheiten. Eine Woche auf einem Schiff mit 5 Landgängen und sehr vielen Menschen. Könnte das was für uns sein????
Da wir bekennende Weltenbürger sind, standen Kreuzfahrten für uns zumindest auf der dunkelgrauen Liste, fast ganz schwarz. Aber wie Oma schon sagte: „Man sollte alles erst einmal ausprobieren, bevor man sich entscheidet.“ Und wenn das für Leber und Möhrensalat galt, was ich danach auch kategorisch abgewählt habe, so lassen wir es halt auch für eine Kreuzfahrt gelten. Oma hatte schließlich immer Recht.
Damit ist zwar nun die Anforderungsliste, der Welt im Gegenzug etwas Gutes zu tun, etwas länger, aber diese Challenge nehmen wir gerne an. Das Erstaunliche und gleichzeitig Erschreckende ist nur, dass uns diese Kreuzfahrt zu dritt mit Verandakabine und Irgendeiner Stufe von All-Inclusive weniger kostet, als eine Woche auf Kreta mit Frühstücksverpflegung. Da läuft doch deutlich was schief, beim Thema ökologischer Tourismus.
Also geht es für uns in Kürze „on the boat again“, wenngleich auch das erste Mal für mehrere Tage. Früher wollte ich ja immer mal so eine blaue Reise mit einem Segelboot machen. Ich habe mir das in den romantischsten Farben ausgemalt. Das blaue Meer, ich gut durchtrainiert, im Bikini mit großem Sonnenhut, liege an Bord rum und wir werden rundum mit den Köstlichkeiten des Meeres von einem Bootseigenen Koch verwöhnt. Okay, nun ist es halt ein kleines bisschen größeres Boot und das mit dem Bikini fällt nicht nur aufgrund der Jahreszeit flach. Uns erwarten so knapp 6.000 Menschen mehr als auf den bisher genutzten Booten. Dazu kommt noch der Koch und die Kumpels vom Service. Was wird das schon für einen Unterschied machen?
Also das Konto ausgebootet und nun heißt es, sich seelisch und moralisch auf das Abenteuer einstellen. Ich muss sagen, an Professionalität in der Urlaubsvorbereitung ist solch eine Kreuzfahrt kaum zu überbieten. Alles was das Herz begehrt, oder zumindest alles was man auf einen schwimmenden Hotel begehrt, kann man natürlich auch buchen. Natürlich mit Zusatzkosten, aber was sollte man nun schon tun, wenn man eh on Board sitzt. Also Kreditkarte zücken und dem Spaß seinen Lauf lassen. Auch hier entpuppt sich das All-Inklusive wieder als ein nur „fast alles“. Aber ich habe mit dem Fallen meiner Illusionen auch aufgehört, mit über Begrifflichkeiten aufzuregen.
Aber die Professionalität dehnt sich über diese Möglichkeiten noch aus. Zusätzlich gibt es zur gewählten Reise mindestens 1-5 Facebook-Gruppen zum Austausch, ergänzt durch Whatsapp-Gruppen. Würde ich noch auf anderen Kanälen suchen, würde ich sicher auch fündig werden. Also wenn du Alleinreisend mit Kind bist, oder Alleinreisend ohne Kind, Kapitäns-Dinner-Fan oder Fan-der-Showgrößen auf dem Schiff bist, völlig egal. Für all das kannst du schon Kontakte knüpfen, bevor Du auch nur eine Schwimmflosse auf das Boot gesetzt hast. Nun bin ich weder noch und suche somit immer noch nach der Gruppe „Wo findet mein Kind für die nächsten 7 Tage Anschluss, mit Garantie des Entfalls der Dauerbespaßung durch die Eltern“ . Ich schätze, dass es auch diese Gruppe gibt. Vielleicht unter anderem Namen, aber irgendwo werde ich sie finden. Doch vielleicht wird diese Gruppe nur unter Zubuchung diverser Bestechungsgelder freigeschalten. Ich garantiere jedoch, wir werden sie finden und wenn es dass Letzte ist, was ich zwischen dem Kapitäns-Dinner und der morgendlichen Wassergymnastik tun werde.
Wir stecken nun jedenfalls knietief in der Vorbereitung drin. Da bucht man nun schon pauschal und hat trotzdem zu tun, als würde eine Weltreise vor einem liegen. Zuerst einmal wollten wir garantiert nicht die Landtage mit Gruppenaktivitäten verbringen. Wenigstens diese sollten unseren Gewohnheiten und Sehnsüchten nach Individualität entsprechen. Also keine Busfahrt mit den gleichen Leuten, denen man schon am Buffet nicht aus dem Weg gehen kann. Stattdessen heißt es für uns Selbstorganisation der einzelnen Landtage. Es würde hier absolut den Rahmen sprengen, wenn ich hier meine Planungen teilen würde. Außerdem gibt es tatsächlich auch dafür schon unendlich viele Kreuzfahrtfans, die ihr Wissen in Blogs oder FB-Einträgen geteilt haben. Da muss ich mich nicht hinten anstellen. Außerdem braucht man in besagten Online-Foren nur eine Frage stellen und erhält sofort von erfahrenen Kreuzfahrern Antwort. Wenn man sich schon auf ein Schiff mit 6.000 Leuten begibt, wird man in keiner Minute allein gelassen mit seinen Fragezeichen.
Ich jedenfalls werde über unsere erste Kreuzfahrt völlig ungeschminkt berichten. Ganz unserem Stil treu bleibend, geht es dann um allein unsere Erlebnisse, Gedanken und vor allem Gefühle bei diesem Abenteuer. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht könnte dies für Euch Leser anregend werden. Schauen wir mal, wenn es in zwei Wochen losgeht. Ich jedenfalls bin gespannt wie ein Fisch an der Angel oder wie ein Hering in der Kühltheke. Wie wird das Abenteuer enden?
Bin schon ganz gespannt auf die Reiseberichte. Viel Spaß bei den Vorbereitungen und der Planung 😊
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