…wenn sich uns die Chance auf ein selbstbestimmtes Wochenende bietet, weil der jüngste Spross mit Oma und Opa urlaubt und die Großen eh in der Abnabelung sind, müssen wir einfach zugreifen und jede einzelne Sekunde an Schlaf, Pärchenzeit und Selbstbestimmtheit einfach genießen.
Wir genießen ja auch jede Minute mit unseren Kids, aber manchmal bleibt vor lauter Familie halt nicht viel von Dani & Swen übrig. Und alle Eltern, die das Gegenteil behaupten, sind halt einfach nur anders. Wir jedenfalls machen uns im Familienbetrieb ständig Gedanken, wie:
- Geht es Ihnen gut?
- Ist das Bett auch für Georg geeignet?
- Sind sie warm genug angezogen? Oder Schwitzen sie auch nicht?
- Finden wir in diesem Restaurant auch etwas, was die Kinder mögen?
- Hauptsache es langweilt sie nicht.
- Hat die Therme auch eine Rutsche und ein Kinderbecken?
- Ist W-Lan vorhanden, damit keine Entzugserscheinungen auftreten?
Also kurzgefasst, alles dreht sich gerechtfertigter Weise um die Kinder und ihr Wohlergehen. Doch wenn wir mal so ein Wochenende für uns ganz alleine haben, lassen wir den pre-elterlichen Egoismus mal so richtig krachen. Wir denken zwar sehnsüchtig zehn bis zwanzig Male an die Kids, aber dennoch gibt es dann nur noch:
- Wehe, wenn im Nachbarzimmer eine Familie übernachtet und Lärm macht.
- Endlich mal Foto’s von Regentropfen machen, statt nur Kinderlachen in allen Perspektiven.
- Ist das ein Adults-only-Restaurant ohne Spielecke?
- und schlafen, schlafen, schlafen…


Wenn uns Außenstehende beobachten, könnten sie auf den Gedanken kommen, wir sind so hardline-ige kinderlose Erwachsene, die nur sich und nichts anderes brauchen. Ahnt ja keiner, dass wir im letzten Souvenirshop ein Holzschwert für Georg gekauft haben und die sehnsuchtsvollen Gedanken an ihn gelegentlich hochschnippsen.
Einer der größten Unterschiede zum Familienurlaub ist jedoch die Herangehensweise an das Thema „Wandern“. Während wir uns sonst immer an dem schwächsten Glied in der Gruppe orientieren, wenn wir überlegen, was kann man an solch einem Tag reißen, gehts am Kinderlos-Wochenende nur um das stärkste Glied in der Gruppe.
Dummerweise bin ich ja das schwächste Glied in der Familiengruppe, aber meist clever genug, es auf Georg zu schieben. Deshalb hat Swen auch keine Ahnung, wenn er denkt, ohne Kinder könnten wir ja gleich mal eine Himalaya-Besteigung an einem Wochenende schaffen.
Und so hatte ich im Kinderlos-Wochenende verloren und musste nun an 3 Tagen ganze 52.000 Schritte absolvieren, meist nach oben. Am schlimmsten dabei sind jedoch die völlig unnötigen Motivierungsversuche von Swen.
„Das schaffst Du schon. Sind doch höchstens noch 3000 Höhenmeter.
Wir können uns ja dabei ein bisschen unterhalten, dann merkst du gar nicht wie anstrengend das ist.“



Klar doch, wenn mein Puls mittlerweile den Takt eines schlechten Techno-Songs hat und ich nach dem Sauerstoffzelt hechele, rede ich noch gerne mit Dir über Gott und die Welt. Und verdammt nochmal, wie kommst du auf den Gedanken, dass ich motiviert werden will? Ich will in die Therme, oder auf einen Liegestuhl mit der Sonnenbrille auf der Nase und einem Sprizz in der Hand. Wenn das so weitergeht, rufe ich die Kids an, ob sie nachkommen.
Aber nein, es ist ja unser Kinderlos-Wochenende und damit mache ich natürlich hochmotiviert jede Form der Kinderlosen-Aktivitäten mit. Ich habe auch überlebt, aber meine Wanderschuhe sind jetzt im Hospiz ohne Hoffnung auf Heilung, ich habe Muskelkater, der eher auf eine Raubkatze zurückzuführen ist und ich habe unheimliche Sehnsucht nach den Kids, die all das hätten vermeiden können.
Aber nein, es war total schön so 2 Tage durch die sächsische Schweiz zu latschen. Neben den Wander-Erlebnissen, die selbst Reinhold Messner zum Kindsvater gemacht hätten, haben wir nämlich auch Wellness gemacht. Also kein Kinderbecken und keine Rutsche, sondern das Bad der Stille und ausgiebige Saunagänge. Soviel zur Theorie.
Nun möge mir aber mal jemand erklären, warum es Menschen gibt, die den einfachen Ausdruck von „Raum der Stille“ nicht verstehen. Was ist dabei nicht zu verstehen. Deutlicher wäre doch nur:
Bitte Klappe halten!
Aber eben dies bekam, außer uns, keiner hin im Solé-Bad mit musikalischer Untermalung. Es war wie im Kino, wenn sich alle um Dich herum etwas dringendes erzählen möchten, während du die abartige Idee hast, einfach dem Film zu folgen. Manchmal kann ich diesen ungezügelten Kommunikationsdrang in unpassenden Situationen nicht ganz nachvollziehen.
Wie auch im Kino versuchte ich es mit einem lautstarken „Zscht“, aber ich erntete nur böse Blicke und hatte doch einen erhöhten Puls. Leiser wurde es deshalb nicht. Meine Phantasie endete in ungezügelten Ditsch-Verhalten, was mir aber sicher keine ruhigere Zeit im Raum der Stille eingebracht hätte.

Also half nur ein Locationwechsel. Vielleicht halten ja die Schwitzenden in der Sauna eher die Klappe. Aber auch das ging schief und dieses Mal lag es wohl an uns. Denn nach Saunagang Nr. 1 versuchten wir bekennenden Warmduscher es mit einem kalten Fußbad. Machen ja alle, kann also nicht so schlecht sein.
Tja, was soll ich sagen? Wir haben einen neuen Weltrekord im 10 Meter-Sprint aufgestellt, ganz sicher. Doch leider kam ab der Hälfte der sehr langen, viel zu langen Strecke der sehr laute Schmerzensschrei von uns zum tragen und zerstörte somit die in sich ruhenden Saunamomente.
Nun gab es wieder böse Blicke, dieses Mal für uns und wir hatten wieder einen erhöhten Puls, dank dem nun rasenden Blut durch unsere Waden.
Ich schätze dies könnte der Grund dafür gewesen sein, dass wir am Sonntag das Hotel wechseln mussten und eine Verlängerung nicht zu Stande kam. Aber dafür traf es uns im nächsten Hotel nun wirklich nicht schlechter. Ich durfte auch noch einmal wandern (nach Dresden), wir bauten zusätzliche Adrenalin-Momente ein, die einen gewissen Unterhaltungsfaktor hatten, ich bekam endlich meinen sonnigen Sprizz und mein egoistischer Fotofinger tobte sich noch etwas mehr aus.
Doch dazu mehr in Teil 2….
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