Silvester in Wien mit ganz schön viel Familie – Teil 2

Noch ist das alte Jahr jung oder so ähnlich. Will heißen, dass wir noch einen Tag in Wien verbringen können, ohne mit dem alten abschließen zu müssen und Vorsätze zum Verwerfen zu suchen. Also auf deutsch, es ist erst der 30.12. und wir haben wir einen ganzen Tag für uns.

Tja und was macht man in Wien, wenn noch keine Silvesterparty ansteht? Na man geht in Museen. Bei meinen ersten beiden Aufenthalten in Wien habe ich das Thema Museum komplett durchgespielt. Ich hatte danach wunde Füße, war um drei Zentimeter geschrumpft und war wahrlich der Meinung, ich bin Sissi in Person. Seit dem gehe ich das Thema etwas entspannter an. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch beim sechsten Wien-Besuch immer noch nicht alles gesehen habe. Diese Stadt ist einfach unerschöpflich. Wobei auch von Leipzig habe ich noch nicht alles gesehen und da wohne ich schon zum 25. Mal seit 25 Jahren.

Aber mit einem Kind von 8 Jahren im Schlepptau versucht man die Museumsauswahl etwas weniger kulturlastig zu gestalten und wählt stattdessen Themen, die unsere drei Kinderherzen erfreuen. Also ging es als erstes ins Immersium, gleich ums Eck von der Hofreitschule. Hier wurden wir „Kinder“ als erstes für unser gutes Zeitgespür gefeiert, wo wir noch nicht einmal wussten, dass wir es hatten. Denn wir waren im Zeitslot von 12:30 Uhr die wirklich einzigen Gäste. Und lt. Einlasser ist das etwas Besonderes und Außergewöhnliches in diesem modernen Museum. Nun können wir als Erklärung nur liefern, dass alle anderen Familien brav das Mittagessen einnehmen oder an einem der bekannten Café-Häuser anstehen und wir stattdessen erst vor ein paar Minuten aufgestanden sind. Aber egal wie wir es rechtfertigten, wir hatten einfach alles richtig gemacht.

Also ging es ganz alleine in den ersten interaktiven Raum, der an einen Escape-Room erinnert. Da uns kein hinderlicher Tourist im Wege stand, lösten wir sehr schnell die Rätsel und durften in den Rundgang starten. Zuerst ging es über einen gefährlichen Fluss mit schwimmenden Dinosauriern, dann ließen wir uns vom T.Rex anbrüllen und danach wurde es richtig lustig. Nun mussten wir interaktiv Knochen ausbuddeln. Natürlich um die Wette. Jetzt ratet mal, wer gewonnen hat??????ICH.
Dann ging es weiter zu einer Selfi-Station und dann kam der wirklich harte Teil unserer Dinosaurier Expedition. Wir mussten tanzen. Und ich meine so richtig nach Vorlage tanzen, um Punkte zu sammeln. Dass ich hier den zweiten Platz hinter Georg belegt habe, kommt einem Wunder gleich. Nicht etwa wegen meiner fehlenden Fähigkeiten, sondern eher wegen den vielen Lachanfällen, die ich beim Tanzen meines Ehemannes durchstehen musste. Das war wirklich ein hartes Abenteuer und ich erspare Euch allen das Video dazu. Okay, an Meistbietende würde ich es sicherlich verkaufen, aber ich spreche eine Warnung aus:

„Bei Nebenwirkungen frotzen’s bitte Ihren Doktor oder Ihre Apothek’n!“

Nachdem sich mein Zwerchfell wieder beruhigt hatte ging es in den 5D-Simulator durch Jurrassic World und wir fühlten uns FAST wie im Safaribus. Wäre da nicht die Plattform mit den anderen Touristen. Ich versuche ja immer noch die 5D’s auseinanderzufitzen, aber dass überlasse ich mal lieber Eurer Fantasie.

Zum Abschluss gab es dann noch das Safari-Erlebnis mit VR-Brille im Simulator und ich muss sagen, es war ein wunderschönes Erlebnis, so mit den Dinosauriern Richtung Sonnenuntergang zu fliegen. So romantisch, so einzigartig,….so verschwommen. Aber das kann auch daran liegen, dass wir so schnell geflogen sind oder sich meine VR-Brille mit meiner Brille nicht ganz vertragen hat.
Aber egal, es war ein sehr kurzweiliges Museum und Georg strahlte über beide Wangen, als es abschließend durch den Souvenirshop ging. Warum muss immer so ein finaler Eltern-Folter-Raum eingebaut werden? Mal im Ernst, verdient ihr noch nicht genug an den Einnahmen? Muss es denn immer noch die Auswahl an Dinosauriern in Plüsch und Plastik sein? Ich finde nein und mein Sohn hat sich letztendlich auch durchgerungen, dass sein Leben weitergehen wird, ohne dass wir sofort und gleich einen Plüschdinosaurier kaufen, der vor lauter Haustieren aus Plüsch nicht mal mehr die Oberfläche des heimischen Bettes sehen würde. Braves Kind!

Nun war nach diesem Museum unser Bedarf an Dinosauriern noch nicht gestillt und so ging es für uns in das einzig wahre Naturhistorische Museum von Wien. Für mich ist es eines der schönsten Museen hier und ich war, glaube ich, bei jedem Besuch von Wien auch in diesem Museum. Eigentlich kann man sich getrost in diesem Museum für ca. 14 Tage einmieten. Man hat reichlich zu sehen, eigentlich mehr als reichlich. Zu essen gibt es auch. Die sanitären Einrichtungen sind in Ordnung. Vor der Tür gibt es einen Weihnachtsmarkt und man befindet sich in einem der schönsten Gebäude in Wien. Also durchaus zum Aushalten.

Wir hatten allerdings nur knapp drei Stunden bis zum nächsten reservierten Restaurantbesuch. Georg zog es direkt von der Garderobe in die Gesteins-Austellung. Nun könnte man meinen: Gähn, ist das langweilig. Aber weit gefehlt, den die Auswahl an Gesteinen ist so umfassend und abwechslungsreich, dass unser Sohn beschloss, sich jeden einzelnen Stein anzuschauen. Ab sofort hieß das Spiel nämlich: Finde in den vielen Vitrinen einen Edelstein aus Portugal…. Und so hefteten wir die Augen nicht auf die Steine, sondern auf die Erklärzettel unter den Steinen. Da war alles zu finden,…bis auf Portugal. Aber egal, einfach immer weiter suchen und zwischendrin viel Wissenswertes aufschnappen.

Irgendwann kamen wir in die Abteilung der Meteoriten und anderer Flugkörper. Und man muss erwähnen, dass dieses Museum eine der größten Meteoritensammlungen der Welt beherbergt. 10.000 solcher Steine muss man erst einmal ansehen. Das kann dauern. Ich gebe zu, inzwischen war ich im Modus: endlich bitte etwas anderes als Steine! Aber das hielt meine Männer nicht von der genaueren Betrachtung und dem Studium ab. Mich zog es weiter zu den wirklich interessanten Steinchen, nämlich den Diamanten in Schmuckeinfassung. Ja, auch die haben ihren Platz hier im Museum. Und während ich sabbernd an den Vitrinen hing, zogen meine Männer weiter zu den aufgespießten Schmetterlingen und Spinnen. Ich muss ehrlich gestehen, selbst mit Formaldehyd und einer Stecknadel zwischen den acht Augen mag ich keine Spinnen. Egal wie hübsch manche sie finden mögen. Mich gruselt es nur.

Also weiter zu den anderen toten bzw. ausgestorbenen Tieren. Wohlgemerkt befinden wir uns immer noch im Erdgeschoss des riesigen Museums. Hier finden wir nun aber alles mögliche an konserviertem und ausgestopftem Getier. Für unseren Sohn sind es die Helden aus allen möglichen Büchern und Filmen und somit unheimlich interessant. Für mich ist es eher Ehrfurcht, die mich befällt. Wir sind halt nur ein kleiner Teil dieser Erdgeschichte und garantiert nicht so wichtig, wie wir uns manchmal nehmen.

Aber spätestens bei den riesigen Dinosaurierskeletten drückt die Blase und die Blasen an den Füßen. Außerdem drängt der Termin für den nächsten Restaurantbesuch. Und außerdem steht vor der Haustür noch ein Weihnachtsmarkt, der besucht werden will. Also raus aus diesem Museum und freundschaftlich bis zum nächsten garantierten Besuch verabschiedet.

Und ja, hier in Wien haben tatsächlich nach Weihnachten auch noch Weihnachtsmärkte geöffnet. Einer davon lag nun zu unseren Füßen und duftete herrlich nach Süßem und Heißem. Vor einigen Jahren haben wir hier die Tradition eröffnet, dass von jeder Weihnachtsmarkt-Glühwein-Tasse, eine mit nach Hause muss. Schließlich richten wir jedes Jahr eine weihnachtliche Nachbarschaftsfete aus und wir haben viele Nachbarn. Deshalb überwinden wir auch jedesmal unsere Abscheu und trinken schließlich einen Glühwein nach dem anderen, nur um an immer neue Weihnachtsstiefeltassen aus Wien zu kommen. Ein wirklich kräftezehrendes Hobby.

So verkosteten wir auch hier einen Glühwein und ließen Tasse Nr. X in die Tasche wandern. Und obwohl unser Magen mittlerweile nach Essen schrie, verweigerten wir uns allen anderen Versuchungen. Stattdessen trafen wir uns mit unseren Eltern, die einen Tisch im Meissl & Schadn reserviert hatten. Auch hier geht ohne vorherige Reservierung nichts und gut informierte Hotelpagen empfehlen dieses Restaurant als DAS Restaurant mit dem besten Wiener Schnitzel von Wien. Da es gefühlt überall Wiener Schnitzel gibt, was sicherlich auf den Namen zurückzuführen ist, liegt die Latte hoch, im Restaurant mit der Show-Küche und dem Slogan: Schnitzel-Love. Aber als das zarte, dünne, riesige Schnitzel dann vor mir liegt, weiß ich, dass die Empfehler durchaus Recht hatten. Ein Genuss der hier zelebriert wird, inklusive super Service und einem Teller, der die Maße des Schnitzels nicht zu erfassen gewillt ist. Wir jedenfall hatten einen tollen Abend voller Schnitzel-Love und dicken Bäuchen.

Was soll ich sagen? So mit Wissen und Essen befüllt, mit lahmen Füßen von sehr vielen Schritten, blieb uns nur noch eines zu tun am Ende des Tages. Ab in die U1 und nach Hause auf die Couch. Wäre da nicht die Problematik, dass manchmal Frauen nicht auf ihre Männer hören wollen. Wir wiederum zelebrierten dieses Phänomen in der U-Bahn. Denn mein Mann wollte inklusive Sohn aussteigen und ich war der Meinung, wir müssen noch eine Station fahren. Also stiegen sie aus und ich diskutierte noch, als sich langsam die Tür vor mir schloss. Ich würde es ja nie zugeben, aber mein Mann hatte wohl Recht. Ich dafür fuhr nun eine entspannte Extrarunde durch Wien und überlegte kurz, ob jetzt der passende Zeitpunkt wäre, um mich in das Nachleben von Wien abzusetzen, inklusive einer ausführlichen Fotorunde mit den Lichtern der Stadt. Da ich aber diejenige mit dem Appartementschlüssel war, verwarf ich meine Fluchtpläne ins Nachtleben, stieg an der nächsten Station brav aus und fuhr zurück zu meinen treu wartenden Männern. Natürlich musste ich mir gefühlte Jahrmillionen anhören, wer hier nun Recht hatte. Aber da dachte ich an dieses Dinosaurierskelett vom heutigen Nachmittag und sofort war dieser Diskussionspunkt gleich gar nicht mehr so bedeutend in der Erdgeschichte, wie mein Mann noch dachte. Gute Nacht!

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