Silvester in Wien mit ganz schön viel Familie – letzter Teil

Nachdem wir uns ja vernünftiger Weise auf der Silvestermeile in Wien nicht sinnlos abschießen konnten, wachten wir im neuen Jahr auch fast beschwingt auf. Also so beschwingt, wie es in einem gemütlichen Bettchen während des Urlaubs, nach ca. 15 km quer über die Silvestermeile so möglich ist. Also eher semi-beschwingt, aber dafür ohne Schädel und ohne Aspirin im Blut. Ist doch auch mal was. Und da man das übermässige Feiern meist doppelt bereut, war dies ein recht angenehmer Start in ein neues Jahr.

Doch was macht man so an dem Tag danach, wenn alle Bühnen abgebaut werden, die Feiergeister am ausnüchtern sind, die Museen einen verdienten Feiertag haben und auch die Shoppingmeile geschlossen ist? Wir hören an so einem Tag leichtsinnigerweise auf die Wünsche unseres Duracell-Sohnes. Der war nämlich an Neujahr schon 8 Uhr munter und bereit das neue Jahr zu seinem zu machen. Und nachdem wir ihn in den letzten drei Tagen immer ganz unauffällig an den leuchtenden Fahrgeschäften des Prater vorbei gelotst hatten, waren wir nun fällig. Es ging auf eine der bekanntesten und bisher gemiedenen Attraktionen von Wien, dem Wiener Prater.

Was uns den Gang nach Canossa erleichterte war die Tatsache, dass über Wien der blaue Himmel lockte und das Pratergelände leergefegt war. Ich schätze, alle anderen Touristen lagen noch in den Betten und nüchterten aus. Wir steuerten nun als erstes das zweithöchste Kettenkarussel der Welt an. Das höchste Kettenkarussel der Welt in Stockholm hatte ich schon erfolgreich getestet und so war es gar keine Frage, dass auch ich da hoch wollte. Die ausgeschriebene Flughöhe von 95 m machte es mir jedoch schwer, noch jemanden aus meiner Familie von dieser Idee zu überzeugen. Mein Mann kettete sich symbolisch an die nächste Bank in der Sonne und wollte die Filmdokumentation übernehmen und mein Sohn hatte keine Ausrede parat, die ich akzeptiert hätte. Also rein in den Sitz und geduldig alle Fragen beantworten:

„Halten denn die Seile?
Kann ich hier rausrutschen, wenn es sich dolle dreht?
Ist hier schon mal jemand abgestürzt?“

Mit einem gut sortierten: Ja, nein, nein! konnte ich ihn überreden, zum Flug seines Lebens. Das Kettenkarussell zog uns erst in langsamen Kreisen ganz langsam und gemütlich nach oben. Sozusagen zur Eingewöhnung. Die Aussicht war mittlerweile atemberaubend schön, so ganz oben über Wien. Und das Tempo wurde auch immer schneller und schneller. Mein Versuch, diesen Weltraumflug à la Baumgartner für die nächsten Generationen festzuhalten, scheiterte echt an der Geschwindigkeit. Dem Kind die Hand halten und einhändig bei 8G zu filmen ist ein Ding des Unmöglichen. Aber unser Bodenpersonal hatte ja diesen Job übernommen, statt einfach mal mitzufliegen.

Als es dann irgendwann wieder gen Boden ging, legte die Geschwindigkeit noch einmal zu und langsam befürchtete auch ich, dass es uns aus den Sitzen schleudert. Aber alles gut, wir kamen heil unten an und wollten am liebsten nochmal, so voll mit Adrenalin wie wir waren.

Doch das war nur der Anfang: Es folgten zwei Geisterbahnen, die endlich mal wieder ihren Namen verdient hatten und sogar uns Alte erschreckten. Mit der „gesenkten Sau“ fuhren wir wie die gesenkte Sau und die Tour mit dem Autoscooter durfte auch nicht fehlen. Mittlerweile war ich mehr als froh, dass unser Silvester verhältnissmässig trocken ausgefallen ist. Sonst wäre zu befürchten gewesen, dass verschiedene Fahrgeschäfte am Ausgang Überbleibsel von mir hätten behalten müssen, wenn ihr versteht, was ich meine.

Insgesamt muss ich sagen, dass sich der Prater für Freizeitpark-Begeisterte wirklich lohnt. Einige Fahrgeschäfte übersteigen wirklich das Übliche. Während mich ja schon der Breakdancer zu einem geschriehenen „NEIN!“ bringt, gab es hier noch diverse Schaukeln, die den Begriff oben und unten deutlich durcheinander brachten, natürlich auch einen ordentlichen Freefalltower und den Volare – Flying Coaster. Zu diesem sagten wir dann doch mal „JA!“. Aber ohne zu wissen, was hier auf uns zukam. Georg erklärte sich freiwillig bereit, hier den Job des Bodenpersonals zu übernehmen, falls mal was weggewischt werden muss, oder so. Und wir bezogen die Kapseln im Stehen, die solchen Weltraumkapseln zum Einfrieren ähneln. Nur, um beim Start die Position des klassischen fliegenden Superman’s zu übernehmen. Soweit so gut, schließlich wollte ich ja schon immer mal den Job von Kent übernehmen. Aber dabei ging ich von einem tollen Flug in dieser Position aus und vergaß, dass nun Loopings und Überschläge in dichter Reihenfolge folgten. Bitte lieber Magen, halte die Klappe. Nur der Mund durfte sich für laute Schreie öffnen, die eher an die Hilfeschreie von Superman’s Geretteten erinnern, als an seinen Jubel. Aber was soll’s, im nachhinein betrachtet war es „GEIL“.

Dennoch beschlossen wir nun, dem Magen eine Ruhe zu gönnen und bestiegen das Riesenrad im Prater. Nein, nicht das klassische mit der langen Warteschlange, sondern das etwas kleinere mit einer Einzelgondel nur für uns. Das andere hatten wir schon einmal an einem der Vorbesuche besucht und wussten daher, dass man die Tickets eher vorher bucht, um das Anstehen zu vermeiden. Da wir nun alleine in unserer Gondel saßen, konnten wir die Aussicht um so mehr genießen und uns drehen, was unser Magen noch so her gab.

Abschließend ging ich mit unserem Sohnemann noch ins Spiegelkabinett und bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, ob es ihm nun noch zum Abitur reichen wird, so oft wie er gegen die Scheiben gelaufen ist. Aber er fand es lustig und ich auch.
Insgesamt ein toller Tag im Prater. Jetzt wo es langsam dunkel wurde, kamen auch immer mehr der gestrigen Feiergeister aus ihren Löchern und bevölkerten das Schaustellergelände. Für uns, Zeit in die Innenstadt zu wechseln. Ein letzter Abend in Wien mit meinen Eltern war geplant.

Wie immer hatte mein Vater in weißer Voraussicht das Restaurant vorgebucht und so nahmen wir Platz in unserem Lieblingsitaliener, dem Da Capo. Dies ist nun bereits schon seit unserem ersten Besuch in Wien ein fester Bestandteil unserer Wienreise. Und auch dieses Mal mussten wir uns zwischen lauter Leckereien entscheiden. Das Knoblauchbrot ist eines der besten, die meinen Atem in meinem bisherigen Leben ruiniert haben. Hätte ich gestern gebrauchen können, denn dann hätten wir sicherlich hi und da mehr Platz vor den Bühnen der Silvestermeile gehabt. Aber auch die Gnocchi sind einfach zum reinlegen und wohlfühlen. Und der Wein erst..und der Grappa. Heute gab es keinen Getränkemangel. So fängt das neue Jahr richtig gut an.

Langsam neigte sich unser Wienbesuch dem Ende zu. Es war ein ganz besonderes Erlebnis und garantiert nicht unser letztes Silvester in Wien. Wenn jemand weitere Empfehlungen und Tipps benötigt, teile ich gerne mein Wissen. Schreibt in den Kommentaren oder Gott-weiß-wo.

Jetzt geht es in das neue Jahr. Wir lassen uns nicht von schlechten Nachrichten ablenken, sondern planen lieber die nächsten Highlights in unserer Welterkundung. Mal sehen, was als nächstes kommt. Bleibt einfach dran.

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