Nach einem kurzen Ausflug in mein aktuelles Reiseverhalten, hatte es sich auch schon wieder mit meiner wiedergewonnenen Reisetätigkeit und somit geht es weiter auf Reisen durch meinen Kopf im Teil 5 meiner Erinnerungsreise von Malawi bis nach Sansibar. Mittlerweile waren wir ja im Paradies von Ruvula angekommen. Hier erwartete uns ein Abendessen beim Sonnenuntergang direkt am Strand. Mehr an Romantik ging nicht. Hätte fast vor lauter Romantik der Steffi nen Antrag gemacht. Aber das wäre dann irgendwie eigenartig geworden, liebste Freundin.

Hier erfuhren wir auch, dass der Hinweis „Die Lodge hat zu“ gar nicht von ungefähr kam, denn wir waren wirklich die letzten Gäste im Paradies. Der französische Eigentümer musste aufgeben, denn diese Straßenzölle, denen wir glücklicherweise entkommen waren, und die benachbarte Militärbasis, die ebenfalls ein Straßennutzungsgeld in Höhe von mtl. 1.500 USD verlangte, machten ihm dermaßen das Leben schwer, dass er beschlossen hatte zu schließen. Aber für seine letzten Gäste gab er noch mal alles und so wurden wir essenstechnisch so richtig verwöhnt oder für später gestopft. Franzosen stehen doch auf so Gänsestopfleber, stimmts? Gibt es auch Hühnchen-Stopfleber? Für Bikinifigur am traumhaften kilometerlangen weißen Strand war das nun wirklich nicht gerade förderlich, aber andererseits waren wir ja alleine und keiner konnte unsere Schwimmringe sehen. Auch bezweifelte ich, dass er uns nur für unsere Leber um die Ecke bringen würde. Schließlich sah er, wieviel wir tranken und so ne Leber will kein Mensch essen.
Der nächste Tag sollte einer der besten Strandtage ever werden. Nicht wegen dem türkisblauem Meer oder der Sonne, sondern wegen den außergewöhnlichen Erlebnissen dieses Tages. Der Tag begann natürlich mit einem Sprung ins Meer und einem reichhaltigen Frühstück, dem besten auf der gesamten Reise. Unsere Mägen waren zwar noch mitten im Verdauungsprozess, aber das Schöne an Bikinis und Strandkleidern ist ja, man kann hemmungslos dem Bauch seine Freiheit gönnen.
Nachdem wir es also in den Bikini geschafft hatten, ging es auf einen langen, langen Strandspaziergang, barfuß durch den Sand. Und ich bin der erste dokumentierte Fall von Blasen an den Füßen, ohne Schuhe getragen zu haben. Ein Phänomen was definitiv vollkommen überflüssig ist. Der erste Mensch auf dem Mond, oder der erste Entdecker von Amerika, das waren noch Errungenschaften. Aber die erste ohne Schuhe gelaufene Blase schafft es in absolut kein Geschichtsbuch. Um es mir dennoch schön zu reden, habe ich die Theorie aufgestellt, dass ich besonders zarte und empfindliche Füßchen habe. Vielleicht schaffe ich es so auf eine abgefahrene Blasen-ohne-Schuhe-Werbung statt in die Geschichtsbücher. Jeder wie er kann.

Außer unseren Schuhen hatten wir allerdings noch etwas vergessen, nämlich Wasser zum Trinken, was unseren Leidensdruck endlich wieder unser Camp zu erreichen noch erhöhte. Da half auch kein baden oder abkühlen, wenn man das salzige Wasser nicht die trockenen Kehlen runter spülen kann. Zwischenzeitlich hatte ich sogar Halluzinationen, denn da fuhr jemand mit dem Fahrrad den ewig langen Strand endlang. Das musste eine Wahnvorstellung sein, wer macht denn soetwas.

Würde ich hier aufhören, bliebe die Frage: Wieso war dies der tollste Strandtag ever? Eigentlich hätte ja schon die Blase gereicht als herausragendes Erlebnis, aber ja, es stimmt, das Beste kommt noch.
Den Nachmittag verbrachten also nun in einer typischen Strandhaltung. Beine hoch, Gesicht oder Po gen Sonne und bitte chillen, gelegentlich im Wasser abkühlen und weiter essen und trinken. Aber auch das machte für uns noch nicht den perfekten Strandtag aus. Denn zu uns gesellten sich vier indische Pärchen im zarten Alter von höchsten Mitte-Ende Zwanzig. Zuerst sprachen sie nicht mit uns und beobachten uns nur zögerlich. Da sie ein kleines Kind dabei hatten, übernahm die Kleine aber einfach die Kontaktaufnahme und seppelte bei jeder Gelegenheit zu uns rüber. Ihre Mutter stellte sich bei einer der Bergungsaktionen dann als Benita vor und so war der erste Kontakt geknüpft. Dann kam sie später mit scharfem Mais vorbei und ich stellte mir die Frage, warum muss in Indien alles so scharf sein, dass es uns Europäern eine mittelschwere Magenverstimmung einbringt, uns zu Feuerspuckern macht oder uns einfach nur zum heulen bringt inklusive Schnappatmung? Darmreinigung ist ja gut und schön, aber die Schmerzen dabei…
Wieder etwas später kamen dann alle vier Frauen zu mir rüber und fragten, ob ich mit ihnen baden gehen würde. Na klar, so ne äußerliche Abkühlung nach dem Mais würde mir ganz gut tun, wenngleich ich an die Erwärmung der Meeresströmungen dachte.
Auf dem Weg zum Meer erzählten sie mir, dass sie sich auch von dem französischen Eigentümern verabschieden wollten, da sie hier in den letzten 11 Jahren Urlaub gemacht hatten. Und sie warfen ein, dass sie bis jetzt trotz der Umgebung noch nie in diesem wundervollen Meer waren, da sie schlicht nicht schwimmen können und sich dazu nie alleine getraut hätten. Sie hofften nun, ich würde sie notfalls retten. Scheinbar sah ich für sie aus wie Pamela im roten Badeanzug nur halt als Daniela mit Schwimmring-Bikini. Ich nahm es einfach als Kompliment.
Da es meiner Meinung nach gar nicht geht, dass man hier an diesem Ort Urlaub macht und keinen Fuß in das Meer setzt, nahm ich natürlich die Herausforderung an und so gingen die vollbekleideten Inderinnen mit mir im Bikini mit Rettungsring-Balkon ins Meer baden. Ich redete ihnen gut zu und sie getrauten sich bis zu den Hüften ins Wasser und wir planschten wie die Kinder. Ich fand es einfach nur bezaubernd, wir kannten uns nicht, verstanden uns kaum und doch hatten wir richtigen Spaß miteinander. Irgendwann machte ich den Toten Mann und legte mich rücklings ins Wasser und ließ mich treiben. Dieses Bild hatte auf die Inderinnen ungefähr die Wirkung einer heiligen Kuh, die übers Wasser läuft. Sie bekamen den Mund nicht mehr zu und bestaunten mich, obwohl ich doch eigentlich nur im Wasser gelegen hatte. Deshalb fragte ich Benita, ob sie es denn auch mal versuchen möchte. Ich versicherte ihr, dass ich sie halten werde und ihr nichts passieren kann. Und sie vertraute mir tatsächlich und ließ sich treiben. Dabei hielt sie ganz fest meine Hand, aber mit der Zeit wurde der Griff lockerer und lockerer und sie genoss einfach das erste Mal alleine im Wasser zu schwimmen. Ich hätte vor Glück heulen können, so schön war dieses Erlebnis. Ihre Freundinnen schlossen sich nacheinander an und so trieben wir irgendwann zu fünft im flachen Wasser.
Dieses Treiben machte natürlich die Männer an Land neugierig, die im übrigen zumindest schon mal im Wasser waren, aber ähnlich viel Angst hatten. Zum Schluss stand ich also mit 8 Indern im Wasser und hielt abwechselnd die Frauen und die Männer an der Hand während sie den toten Mann schwammen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mir so sehr vertrauten. Wir hatten uns ja schließlich gerade erst kennengelernt. Aber das schöne ist, somit trug ich ein kleines bisschen zu dieser für sie unvergessenen Erinnerung an ihrem Strand bei.

Als Dankeschön luden sie uns zum Essen an ihren Tisch ein und sie hatten gefühlt unendlich viel zu essen mitgebracht. Natürlich alles nicht mit dem Scoville-Grad für Mitteleuropäer, aber aus lauter Freundlichkeit verdorben wir uns doch gerne den Magen. Wir nippten an unseren Gabeln und die Inder hauten rein. Zwischenzeitlich wollten sie wegen uns sogar mit Messer und Gabel essen. Aber da haben wir dann eher auf das händische umgelenkt, ehe es verletzte Inder gab. Wie hätten wir dieses Gemetzel am Strand erklären sollen?
„Deutsche Touristen zwingen 8 Inder zum Essen mit Besteck
ein fürchterliches Gemetzel ohne Happy End.“
Irgendwann verabschiedeten sich unsere neuen Freunde von uns und dem Franzosen und wir hatten unseren Strand inklusive Sonnenuntergangs-Wein wieder für uns. Und genau wegen dieser wunderbaren Mischung aus Erlebnissen war dies einer meiner besten Strandtage ever und ich werde ihn nie wieder vergessen.

Auf der nächsten Etappe sollte es wieder etwas Kultur geben im Land von Kilwa & Co. und schon wieder entdeckten wir Teile vom Unesco-Weltkulturerbe auf dieser wunderschönen Welt. Und wir fanden heraus warum wir den besten Guide ever in unserem Superman Osman gefunden hatten und warum das Reisen mit ihm soviel schöner ist, als mit einer deutschen Reisegruppe.
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