Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir lieben Tiere, besonders die, die in freier Wildbahn leben dürfen und nicht hinter Gittern, so mit natürlichem Lebensraum und artgerechter Umgebung und so. Am liebsten direkt in Afrika zum Beispiel, da können die so schön frei rumlaufen.
Und da wir solche Tierfreunde sind, ist dies wohl ein Grund, warum wir eben kein Haustier haben. So ein wünschenswerter, süßer, kleiner Elefant im Garten entspricht halt einfach keiner artgerechten Haltung, auch wenn er mittlerweile ein großes Wasserloch hätte. Aber irgendwie hat die Natur mit uns etwas anderes vor. So können wir nicht länger behaupten, dass wir keine Haustiere haben, sondern müssen ein Schild aufhängen:
Leipziger Zoo 2.0
oder
Der einzige natürliche Tierpark im schönen Leipziger Süden
Keine Sorge, Eintrittsgelder sind bei uns nicht fällig, maximal ne Kasse des Vertrauens. Auch gibt es keine Bratwurstbude, auch kein Eis und lustige Maskottchen sucht ihr hier vergebens. Wobei, wenn meine Marketingidee weiter wächst und ich meine Fantasie bündele, finde ich auch noch ein passendes Kostüm für das Maskottchen. Da ich die Führungen übernehme, zwänge ich mich dann auch auch freiwillig da rein und schwitze mir meine Bikinifigur zurecht. Aber zurück zu dem Zoo, bevor hier die Fantasie mit mir durchgeht.
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass uns irgendwie unser Karma hier tiertechnisch ganz schön ankackt. Also hat es eher nichts mit pfiffiger Geschäftsidee zu tun, sondern eher etwas mit „der Rache der Tierwelt“. Aber hier könnte ich jetzt philosophisch werden und mich in der Ursachenforschung verfangen. Lieber berichte ich mal, was unser Naturzoo so alles zu bieten hat und ich schätze ich, liefere die Ursache für diesen Rachefeldzug parallel gleich mit.
Fangen wir mal mit der kleinsten, dafür aufwändigsten Attraktion an. Sie verfolgen uns schon seit Jahren. Wir dachten zwischenzeitlich wir haben uns gütlich darauf geeinigt, dass ein Zusammenleben für beide Seiten nicht gesund ist. Aber inzwischen sind ein paar Verwandte bei uns ungefragt eingezogen und so haben wir es mal wieder mit Holzwürmern zu tun. Beim letzten Mal zogen sie mit der neuen, alten TV-Bank ein und bohrten sich Nacht für Nacht durch selbige. Doch diese Herausforderung nahm ich vor ungefähr 8 Jahren an, hockte mich Abend für Abend vor den Fernseher, ohne diesen auch nur anzusehen. Ich war bewaffnet mit einer Nadel und fixierte die Bohrlöcher. In Gedanken überlegte ich schon, ob so ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Meiner Nadel entkommt keiner“ irgendjemand verstehen würde. Nun könnte man mich dafür auslachen und erwarten, dass ich irgendwann dann doch erfolglos abbreche. Aber nein, ich war der Sieger, ich war Zorro mit einem aufgespießten Holzwurm auf der Stecknadel und ich schätze, das war mein Karma-Versagen 1.0.
Denn 8 Jahre später machen es mir die Nachfahren vom TV-Bohrer nicht gerade leichter. Nun suchten sie sich den einzigen ungeölten Splint in unserem Parkett zum Bohren aus. Und dieser Splint befand sich eigentlich unerreichbar unter der Glasplatte vom Kamin. Leicht zugänglich und mit Lupenbrille und Stecknadel bewaffnet fiel also direkt mal aus. Mein Superhelden-T-Shirt hatte die Jahre auch nicht überstanden, ich schätze es waren Motten, und so hockte ich nun Abend für Abend vor dem Kamin, so ganz ohne romantische Gedanken, dafür aber mit wachsender Mordlust, denn ich sah die Löcher und die Bohrspäne, aber der eigentliche Bohrer zeigte sich mir nicht. Inzwischen lag ein wahres Mordarsenal vor mir: mehrere Drahtschlingen fein justiert und zum fangen geschaffen, mit denen ich auch unter die Glasplatte kam. Wenn er sich mal zeigte, dieser Hurensohn, oder diese Hurensöhne, war ich nicht schnell genug und ich sah förmlich den Holzwurmmittelfinger mit einem süffisanten Grinsen auf dem mit Holzspänen bestaubten Mund. Und offensichtlich war es kein Einzeltäter, sondern ein Dreier. Doch mit mir nicht und nicht in meinem Haus! Also hatte ich tatsächlich Glück und erwischte zwei dieser Bohrkumpels beim Schachtsausstieg. Nix mit frische Luft schnappen! Da warte ich und mein Drahtarsenal.

Doch der letzte hatte tatsächlich aus den Fehlern der anderen gelernt. Nach einem wochenlangen Wurm-Mensch-Spiel (Katz-Maus hätte nicht gepasst) zogen wir unsere ultimative Trumpfkarte, nämlich unsere Muskeln, okay Muskelchen. Wir hieften den Kamin samt Glasplatte zur Seite und Holzwurm-Ex sollte jetzt für uns „Ex“, aus und fertig mit dem Bohrkumpel machen, endgültig. Und bitte jetzt keine Tierschützer auf den Plan rufen, denn parallel züchte und füttere ich nämlich ganze Großfamilien dieser Exemplare mit unserem Lagerfeuerholz im Garten an. Karma 2.0?
Das Thema Kleintierzoo unter der Glasplatte hatte sich damit erledigt, aber da ich einmal den Mittelfinger des Todes gesehen habe, warte ich immer noch, ob ich nun wirklich sicher sein kann und mir getraue den Kamin wieder richtig hinzustellen. Ich schätze, kaum steht der Kamin wieder an alter Stelle kommt unsere Kleintierattraktion mit Großfamilie aus der Versenkung heraus und zeigt mir geschlossen eine Mittelfinger-Laolawelle. Dann gibt’s aber Linoleum auf die Bohrer, ich schwöre.
Nach den Holzwürmern kommen wir zur nächst größeren Attraktion, den Wühlmäusen. Auch hier haben wir eine Großfamilie auf dem Grundstück, die dank der schönen Luft, Aussicht und Ruhe zu einer Dynastie erwachsen ist. Im letzten Jahr hatten wir im Tagesdurchschnitt ca. 30 frische Wühlmaushügel und nein, ich bin nicht die Queen mit einem Grundstück wie ganz England. Wir haben es eine ganz Weile in friedlicher Co-Existenz versucht, aber wenn man irgendwann Knöcheltief in seiner Wiese steckt und die Wiese eher Ähnlichkeiten mit einer historischen Ausgrabungsstätte annimmt, hat man irgendwann einfach genug. Wir versuchten es mit Kündigungsschreiben in allen erdenklichen Varianten, aber die Wühler verließen uns nicht. Also mussten wir zu härteren Varianten greifen. Wir bauten einen Pool und verlegten unter dem Rasen Wühlmausgitter für maximale Kopfschmerzen beim wühlen. Okay, ist vielleicht nicht die logischste Schlussfolgerung, aber für uns verband es das Schöne mit dem Notwendigen.

Doch hat es die Wühlmäuse nun vertrieben? Sagen wir mal so, ich kann ihnen jetzt beim Graben aus dem Pool zuschauen, was mich deutlich mehr entspannt als vorher. Und hi und da versucht auch eine Wühlmaus das mit dem Schwimmen. Aber irgendwie ist es Ihnen nicht gottgegeben und so ritze ich alle paar Tage eine wohlverdiente Kerbe in den Beckenrand und lächele glückseelig vor mich hin. Meine einzige Alternative für dieses Karma-Dilemma wäre ein großes Grundstück für meine Wühler zu mieten, aber ich bin mir nicht sicher ob sie umzugsbereit sind. Doch wenn sie nicht gehen wollen, haben sie entweder weiter dolle Kopfweh oder ein fehlendes Seepferdchen. Mal sehen, wer gewinnt.
Was gibts denn sonst noch in unserem Naturpark? Jedes Jahr ein paar Gänse und Enten am Gartenzaun. Unser Nachbar zieht nämlich jedes Jahr ein bissl Federvieh auf, dass dann voll biologisch auf dem Weihnachtsteller landet. Und ehe jetzt geschimpft wird….wir finden das gut und lecker. Denn solange wir noch keine Vegetarier sind, was wir nicht sind, sind wir wenigstens so konsequent uns damit bewusst auseinander zu setzen. Also begleiten wir alle den kompletten Weg von:
„sind die süüüüüüüß“
über
„tolle Tiere, nur ein bissl laut“
bis
„mmmhhh lecker“
Diese Woche startete eine Ente den Fluchtversuch vom Hof „der kurzen Freude“ in Richtung „Wühlmaus-Pool-Paradies“ und genoss kurze Zeit die Freiheit. Bekanntlich schmeckt das Gras beim Nachbarn doch immer doppelt so gut. Aber es war nur ein kurzer Ausflug und es gibt jetzt noch etwas, das kurz ist. Ihm, es war der Enterich, wurden gleich die Flügel gestutzt, damit er nicht zu weit vom Weihnachtsteller wegfliegt.

Mein Problem dabei? Die sehen immer das ganze Jahr so gar nicht nach Essen aus, sind süß und unterhaltsam und ich muss mich ständig zwingen ihnen keinen Namen zu geben, denn das würde ich am ersten Weihnachtsfeiertag bitter bereuen. Wer isst schon gern die „süße Gertrud“ oder den „koketten Gustav“? Und dennoch esse ich lieber etwas, dass ich während der Aufzucht begleitet habe, als so ne anonyme Keule aus der Gefriertruhe der Massenhaltung. Darauf ein bisschen Löwenzahn für das Federvieh, damit es bis Weihnachten auch ordentlich etwas ansetzt.
Wir haben hier aber auch noch größere Tiere zu bieten. Nachbars 5 Fotopferde, die zur Zeit besonders schön zur Geltung kommen, während wir im Wühlmaus-Pool chillen. Oder die ganzen Katzen, die ich mittlerweile nicht mehr zählen oder auseinanderhalten kann. Auch den Marder, die Waschbären und den Dachs begrüßen wir hier regelmässig.

Aber eine besondere Karma-Geschichte hat uns dann noch der Fuchs beschert, der auch regelmässiger Gast im Naturzoo ist. Ich versuchs mal mit einem musikalischen Spannungsbogen: What does the fox smell like? (Der Ohrwurm bleibt ne Weile, genau wie meine Holzwürmer.)
Doch dass es der Fuchs war, wussten wir lange nicht und es bescherte uns einen Sonntagabend ohne Tatort, dafür mit sehr viel kriminalistischem Gespür. Denn im Haus roch es nach verschmorten Kabel und so krochen, rochen und schnupperten wir uns durch alle Elektroanschlüsse im Haus. Um Gottes Willen, ein Kabelbrand?? Aber egal in welche Steckdose, an welches Kabel oder in welches Elektrogerät wir auch unsere Nase steckten, wir fanden den Übeltäter nicht. Blöderweise setzt damit nicht die Beruhigung ein, sondern eher mehr Panik. Denn mit diesem Gefühl kann man sich doch nicht entspannt auf die Couch setzen oder gar schlafen gehen. Nein, wir suchten weiter. Irgendwann hatte ich den Wohnzimmertisch bzw. die Lampe darüber erschnüffelt. Irgendwo hier war der Ursprung des Übels. Wir waren schon kurz davor die Lampe abzubauen oder wahlweise die Feuerwehr zu rufen, als meine Nase an zwei Socken hängenblieb, die über dem Stuhl hingen. Das waren die Übeltäter!!!
Okay, Socken riechen nie wirklich gut, wenn sie getragen wurden. Aber ich würde meinem Mann auch nicht zu nahe treten wollen, dass er nach verschmorten Kabel riecht. Doch mit den Socken ging uns ein Licht auf, was in dem Zusammenhang wieder der Karma-Hohn war, denn die Socken hingen hier zum Trocknen, da Swen vorher in die vermeintlich vom Regen nassen Gartenschuhe geschlüpft war. Allerdings hatte es wohl gar nicht geregnet….. Zumindest nicht aus Wolken, sondern nur aus Füchsen.
Seit diesem Tag werden Gartenschuhe nie unbeaufsichtigt draußen gelassen, sondern der Fuchs bekommt andere Spielsachen: Wühlmäuse zum Beispiel, haben wir nämlich reichlich.
Also ihr seht, tiertechnisch wird hier echt viel geboten. Wir versuchen jetzt noch alle Mitbewohner zu dressieren, ich probiere verschiedene Maskottchenkostüme an und Swen erstellt einen spannenden Rundweg. Und während wir dies alles tun, denken wir noch etwas über unser angekacktes (kein Schreibfehler) Karma nach und ob ein Haustier nicht vielleicht die Lösung wäre. Kennt jemand ein Haustier, was eine Million Wühlmäuse vertreibt, Holzwürmern das Fürchten lehrt und nebenbei noch Wespen umsiedelt und den Füchsen einen Knoten in den buschigen Schwanz macht? Für Zuschriften wäre ich dankbar, natürlich nur ernst gemeinte.
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