Hurra, Hurra, heute fuhren wir in unseren fünften Urlaub in die Schweiz. Das Land der Berge, der Taschenmesser, der Löcher im Käse und des Schweizer Franken. Zu Letzterem habe ich ein gestörtes Verhältnis. Spätestens seit wir unser erstes Softeis für läppische 5 EUR genascht haben und zu Vignetten-Mehrfach-Käufern wurden. Das Land muss mir noch eine Nacht geben, damit ich mich in ein Restaurant getraue, ohne parallel meinen Kontostand checken zu wollen.

Swen und ich waren vorhin einkaufen und haben uns überlegt, ob wir heimlich zu zweit essen gehen, dann den Kindern Nudeln zaubern und so tun, als ob wir noch von dem Softeis satt wären. Den Knoblauchgeruch würden wir über eine neue Sorte Kaugummi erklären und die Zeit, die wir nicht da wären, würden die beiden eh nicht registrieren. Aber wir haben dies natürlich nicht getan, sondern haben lieber für uns alle Nudeln gekocht. Es war unser drittes Mal Nudeln, endlich werden die Corona-Bestände kleiner.
Aber die Käselöcher und vor allem die Berge versöhnen mich mit dem Franken und meinem sinkenden Kontostand. Außerdem gab es doch eine Studie, die ausgewertet hat das X-Prozent der Deutschen auf Pump in den Urlaub fahren. Ein paar Tage hier und wir sind mit die Mehrheit, endlich mal.
Auf der Fahrt hierher war ich schon wieder versucht, Swen aufzufordern regelmässige Straßensperren einzurichten, damit ich fotografieren kann. Dazu war Swen aber irgendwie nicht bereit. Stattdessen kamen dann Handy-Bilder bei fahrendem Auto raus. Nun mal ehrlich, das kann den Vergleich mit einem guten Bild doch nicht standhalten. Verwackelt, Spiegeleffekte, tote Tiere im Blickfeld und reichlich Rückspiegel. Aber irgendwann sah ich einen Parkplatz und sofort wurde der Blinker gesetzt.

Deutsche Rastplätze sind ja generell so an Stellen, wo man außer dem Versorgungs- und Entsorgungsgedanken auf keine weiteren Gedanken kommt. Schon gar nicht auf’s Fotografieren. Der Schweizer Parkplatz hatte doch tatsächlich Seeblick und was für einen. Das lud ein, länger zu bleiben und die Versorgung einzuleiten, bevor die Entsorgung nötig wurde. Ich mag die Schweiz, auch wenn das pullern hier 1 EUR kostet, statt nur 70 Cent.
Irgendwann riss ich mich vom Rastplatz mit Seeblick los und wir fuhren weiter nach Brunnen an den Vierwaldstättersee und ich sah um mich herum nur Berge, schöne Berge, fantastische Berge, viele Berge. Warum verdammte Axt, haben wir hier nur 3 Nächte??? Okay, vielleicht weil ich es nicht länger zwischen echten Dauercampern aushalte.
Wir haben ja einen wunderschönen Stellplatz, sind aber leider umzingelt. Als wir unser Wägelchen mit der Bierwaage ausrichteten, wurde in südlicher Richtung der 6m2 große Vorgarten mit dem Benzinrasenmäher gemäht und in westlicher Richtung wurde die Hecke geschnitten. So schön campen auch ist, und wir finden es wirklich toll, doch ich brauche dringend andere Menschen um mich.

Also ab zu Fuß in die Stadt, denn auch heute mussten noch Schritte abgeliefert werden. Dort hatten wir dann unser 5 EUR Eis und ich lecke gedanklich immer noch dran, damit es sich lohnt. Dafür war die Sicht auf den See wunderschön, nur die hässlichen Gewitterwolken kamen immer näher. Also Uferpromenade gen Heimatstellplatz gewählt und im Stechschritt losmarschiert. Natürlich fielen mir da die Villchen am Ufer auf, die alle meinen Namen trugen, aber mich nicht reinließen. Naja, im nächsten Leben dann halt.
Ungelogen schafften wir es mit einem Zeitunterschied von 30 Sekunden vor dem Gewitterguss in unser Wägelchen einzulaufen. Und wenn ich Guss schreibe, dann umschreibt es nur die Tatsache, dass ich Himmel nicht mehr von See unterscheiden konnte und es sich anfühlte, als würden wir durch die Waschstraße fahren. Schaut bei mir bei Insta rein, dann seht ihr einen Ausschnitt. Genauso war es übrigens auch letzte Nacht, der zweiten schlaflosen Nacht in Folge. Haben wir eigentlich Georg am Bodensee mit eingepackt? „Georg allein am See“ wäre eine schöne Fortsetzung mit Unterhaltungscharakter. Aber ich habe ihn auf einigen Foto’s von heute gerade wiedergefunden. Muss also dabei sein.
Inzwischen ist die Sonne die Berghänge runtergekullert und die Wolken ziehen weiter. Wir freuen uns auf morgen, denn dann bekommen wir unsere persönliche Fremdenführerin und ich bin gespannt auf das völlig von mir ungeplante Programm.
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