Mal wieder bin ich auf Aufholjagd aufgrund der langen und intensiven Tage und fange mal bei Vorgestern an, um von unseren Tagen zu berichten. Es war unser letzter Tag am Comersee und so haben wir uns noch etwas besonderes überlegt und für 3 Stunden ein Boot gechartert. Bisher waren wir ja nicht im und auf dem See, also wollten wir dies vom Boot aus erledigen. Und außerdem wurde es Zeit für ein erstes Mal mit einem Boot, ohne Führerschein mit mangelnder Erfahrung. Was sollte da schon schief gehen?
Grundsätzlich sind wir es ja gewohnt, dass unsere Urlaubsorte weinen, sobald unsere Abreise ansteht. War in Ehrwald in diesem Jahr so und in den Jahren davor hatten wir regelmässig dieses Phänomen. Da wir aber Grundoptimisten sind und nicht denken, dass sich das Klima und Wetter nun gerade nach uns richtet, haben wir natürlich nicht damit gerechnet. Swen hatte dagegen schon das weiße Kapitäns-T-Shirt bereit gelegt, alle Badeanzüge und Badehosen waren gepackt, Bier und Fanta waren gekühlt und wir hatten alle in Sonnenmilch gebadet wie Cleopatra. Die viele Sonnenmilch hätte uns letztendlich zum Verhängnis werden können. Entweder wir wären über das Boot geschlittert und hätten uns den Hals gebrochen, oder wir hätten beim Baden einen riesengroßen Ölteppich verursacht und die Seenotrettung wäre gekommen. Insofern war es vielleicht gut, dass gegen Mittag der Anruf kam, dass sie unseren Bootstrip stornieren müssen wegen angesagten Unwettern.
Natürlich hielt sich hier unsere Freude über die Absage in Grenzen, aber wie hätte es auch anders sein sollen: Der Comersee war halt verdammt traurig über unsere bevorstehende Abreise. Blöderweise sah es bis 17.00 Uhr eigentlich ganz harmlos aus und wir, inklusive unserem il Capitano jammerten rum. Doch kaum gejammert, zog über die Berge im Westen eine Gewitterfront in einem Tempo auf uns zu, dass wir uns auf unseren Plätzen in der ersten Reihe auf unserem Balkon glatt anschnallten. Okay, ich stellte noch schnell das Stativ neben mich und bereitete mich auf ein Stormchasing vor, man will ja alles im Bild festhalten.


Und nun zog innerhalb von 15 Minuten ein gewaltiger Sturm/Gewitter/Starkregen über uns und an uns vorbei. Und während im Nordwesten nach 15 Minuten schon wieder der blaue Himmel zu sehen war, goss es im Südosten noch in Strömen. Ich finde, dieses Mal hat es unser Urlaubsort mit der Traurigkeit tatsächlich übertrieben. Ich jedenfalls öffnete daraufhin ein letztes Piccolöchen und wartete darauf, dass wir mal wieder unseren Abgang angingen. Also ich meinte runter nach Varenna zu einem letzten sehr leckerem Essen. Und es war auch sehr lecker, aber wir alle hatten so ein komisches, fast unbeschreibliches Gefühl. Nordeuropäer nennen es glaube ich: frieren. Ja, wir haben tatsächlich mal in unseren kurzen Hosen und T-Shirtchen gefroren und kamen damit gar nicht klar. Das einzig gute dabei, man schafft den Heimweg nicht wie so ein zerschmolzener Käse auf der Racletteplatte, sondern kommt fast fit oben wieder an. Das gilt für die anderen Drei, ich war trotzdem fix und foxy.

Gestern nun stand wieder ein Ortswechsel an und auch dieses Jahr war es für Georg wieder ein neuer Urlaub. Wir verließen den Comersee und fuhren in unseren dritten Urlaub an den Gardasee. Und zu diesem Zeitpunkt kann ich in Bezug auf unsere Urlaubsumplanung nur feststellen, dass wir uns voll und ganz auf Wein statt Whisky eingelassen haben. Inzwischen war unser Blut rot wie Rotwein und hatte mindestens soviel Prozent. Deshalb hieß unser nächster Urlaubsort natürlich Bardolino und mich wundert es nur, dass ich kein Faß als Unterkunft gebucht hatte. Wäre übrigens mal ne nette Hotelidee für diese Region.
„Wohnen wie andere trinken!“
oder
„Wohnen sie bei uns im Faß und genießen Sie jedes Promille“
oder
„Bei uns wohnen Sie, wie Sie abends trinken!“

Doch bevor wir nach Bardolino kamen, mussten wir noch unsere erste Erfahrung mit den italienischen Autobahnen machen. Es geht um die Mautstationen, die für uns Deutsche ungefähr so exotisch sind, wie Hula-tanzende Hawaiianerinnen. Man versteht nicht, was man vor sich sieht.
Erste Lektion umfasste die entscheidende Frage: „Welche Reihe nehme ich?“. Wir entschieden dies sehr pragmatisch. Einfach nach anderen deutschen Kennzeichen Ausschau halten und hinterher fahren. So gesagt, so getan und hinten dran an einen großen Volvo. Sah halt vertrauenswürdig aus so ein Volvo. Aber im Nachhinein betrachtet ein grober Fehler. Die Dame vor uns hatte offensichtlich keinen Einfahrtsschein bei der Auffahrt gezogen und konnte somit kein Ticket einführen, was für die weitere Kommunikation und vor allem Schrankenöffnung ausschlaggebend war. Also saßen wir fest und die gute Dame hämmerte auf den roten Not-Knopf ein, als wäre es ein Flipper. Ich wünsche ihr wirklich viel Glück im Leben, aber sie darf niemals nie Amerikanischer Präsident werden. Diese Handhabung eines roten Knopfes wäre für uns tödlich. Irgendwann erbarmte sich der Herr der roten Knöpfe von drei Reihen weiter und kommunizierte mit der Dame. Da sie auch dann nicht aufhörte dieses unschuldige Gerät zu misshandeln, ließ er sie irgendwann einfach durch und wir waren an der Reihe. Wenn also jemand eine Anleitung braucht, wir wissen nun Bescheid und kamen ohne roten Knopf durch die Schranke. Mit Anlauf? Nein mit Geld!
Jedenfalls empfing uns der Gardasee anschließend mit viel Sonne, Hitze und verdammt vielen Menschen. Nicht dass es am Comersee leer war, aber soviele Menschen hatten wir dann doch nicht erwartet. Aber wie unsere Große gleich sagte, war es einfach nur abwechslungsreich und wir machten uns einen schönen Nachmittag und Abend, inklusive Baden im See, a little bit shopping und 20.000 Schritten. Zwischendrin unterbrachen wir unseren Dauerlauf nur durch Essen, Wein, Eis und ein bissl Spritz. Dabei landeten wir in einer Bar, die eine ganze, und sogar dicke Karte voller verschiedener Spritz anbot. Mein Ehrgeiz war geweckt, aber bei der Hitze reichte es nur für einen Pfirsich-Spritz, den ich nur empfehlen kann.
Als wir die letzte Runde im Dunkeln drehten, waren wir nochmals überrascht, wieviel mehr Menschen plötzlich in der Stadt waren. Wo kamen die alle her und warum trug keiner außer uns Masken. Das war uns zu spooky und so flanierten wir in unser Hotel und teilten uns auf die zwei Zimmer auf.











Georg durfte erstmal mit seiner großen Schwester in einem eigenen Hotelzimmer und damit fern unserer Kontrolle übernachten. Während Georg und Pini das sehr genossen haben, wunderbar schliefen und auch das Hotel nicht abgefackelt haben, hatte ich eine schlaflose Nacht. Ich war nämlich der Meinung das Georg irgendwann aus dem Bett fällt und zu Mami will, dass Pini seelig schläft und Georg sich allein auf die Suche nach uns macht und sich aussperrt. Da Mami und Papi auch schlafen, bekommen sie von nix mit und so beschließt Georg ganz allein eine Weltreise zu machen und war auf nimmerwiedersehen verschwunden. So oder so ähnlich tickte meine Phantasie und damit all meine Träume in dieser Nacht und somit schreckte ich bei jedem Geräusch hoch, um zu kontrollieren, ob Georg vor der Tür steht. Das nächste Mal nehme ich ne Flasche Wein mit auf’s Zimmer, geht ja gar nicht!
Entsprechend gerädert traten wir heute unsere Weiterfahrt nach Südtirol an, die uns als erstes an einem Weingut aus dem Bardolino-Gebiet führte. Gleich um 10:00 Uhr mal schnell ein paar Wein verkosten. Nein, mir fehlt der Whisky nicht! Aber wir waren brav, also erstens gab es nur 3 Proben, zweitens kostete nur ich als Nichtfahrerin und drittens, und das war der härteste Teil, kostete ich nur ein Schlückchen und der Rest des vollen Glases wurde entsorgt. Das tat mir so leid, dass wir gleich in ein paar Fläschchen für die Zeit nach dem Urlaub reinvestierten und nun ist der Kofferraum voll. Ab sofort müssen wir Dreckwäsche zurücklassen, oder als Fahne an das Auto binden.
Ab jetzt war ich keine gute Navigatorin mehr für Swen und so verließ er sich lieber auf das Auto. Und natürlich konnten wir auch den heutigen Fahrtag nicht ohne Aktivität durchziehen. Und so hatte ich uns eine Wanderung durch die Bletterbachschlucht südlich von Bozen ausgesucht. Der Vorteil, wir waren nicht von Seilbahnzeiten abhängig. Der Nachteil, um in eine Schlucht zu kommen, geht es verdammt tief um schlussendlich wieder hinauf zu gehen. Geholfen hat für meine Einstellung auch nicht die Helmpflicht, erstens nicht fotogen und ein Frisurenzerstörer und beim Fotografieren immer im Weg. Aber trotz dieser furchtbaren Nachteile war es eine tolle Wanderung und eine beeindruckende Schlucht. An den Wasserfällen durfte ich mich fototechnisch austoben, Georg liebte die Sprünge über den Flusslauf, Pini drehte Video’s, die meist ein „OMG“ von mir enthielten und Swen lobte mehrfach meine Wanderauswahl. Das nehme ich jetzt mal als Lob hin, genauso wie die Tatsache, dass wir es dieses Mal in der vorgegebenen Zeit schafften und uns nicht verliefen. War auch kaum möglich in einer Schlucht mit links und rechts ewig hohen Steilwänden, wo sollten wir schon hin.












Tja und nun sitzen wir in einer wunderbaren Ferienwohnung mit Aussicht in Südtirol, haben uns eine Jause bereitet und läuten Urlaub Nummer Vier ein. Mal sehen was die nächsten Tage uns zu bieten haben. Ich mache gleich mal einen Plan.

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