Was ist denn eigentlich passiert?

Mit dieser Frage habe ich meinen Mann in diesem Jahr in den Wahnsinn bzw. seine Panik-Zone gebracht. Und das so richtig. Wie ich dies geschafft habe, kommt noch. Aber so viel sei verraten, dies war der meist formulierte Satz von mir in diesem Jahr.

Wir hatten gestern einen kinderfreien Abend und dank Mitgebsel des vollen Kreuzfahrtschiffes, verbrachten wir diesen kinderfreien Abend nicht mit einem Discobesuch, einem Wellness-Abend, oder überhaupt einfach nur ganz viel Alkohol, sondern gemütlich auf der heimischen Couch, wie sonst jeden Abend mit Kind auch. Ich bin nämlich ordentlich erkältet. Irgendwie war es ja zu erwarten. Wer mit 6.700 Leuten Urlaub macht, muss sich nicht wundern, wenn die Anzahl der herumschwirrenden Viren im Oktober exponentiell steigt. Und so ist solch ein Tierchen auch an mir hängen geblieben, hat sich gemütlich eingenistet und fühlt sich wohl. Da ich deshalb nun aktuell kaum Stimme habe, muss ich meiner Stimme nun hier Gehör verschaffen. Die Langeweile im Bett stresst mich mehr, als dass sie mich gesund macht.
Ich bin schon froh, dass es kein Coronchen war, denn die Meldungen in den besagten FB-Gruppen bezüglich der Infektionsdichte nach Verlassen des Schiffes, klangen eher nach 100%iger Durchseuchung, als dem Fall von einzelnen Ausnahmen.

Und wie wir da gestern so auf der Couch lagen, nutzen wir die Zeit ohne Kind einfach mal für einen urlaubstechnischen Jahresrückblick, bevor wir uns mit leerem Portemonnaie an die Planung neuer Urlaubsideen machen. War schon wieder ein tüchtig aufregendes Urlaubsjahr. In den letzten 12 Monaten waren wir in London zur ABBA-Show, in Venedig über Ostern, kurz mal in Prag, in Irland auf einem Roadtrip und nun mit der AidaNova in Norwegen. Ganz schön viel Programm und dabei habe ich hier nur die Auslandsreisen erwähnt. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, wie gut es uns geht und wieviele Träume wir uns verwirklichen. Da tun solche Abende des Rückblicks doch ganz gut und erden einen wieder, wenn man mal wieder immer mehr will. Ein Problem, das wir urlaubstechnisch mit erfunden haben. Immer schwirrt das nächste Ziel in unseren Köpfen und die Liste der Wünsche und Ziele wächst überproportional zu den Haken auf dieser Liste.

Aber gestern Abend sind wir dann im Rückblick nochmal bei einem Urlaub hängen geblieben, der hier noch gar keine Erwähnung fand. Unser jährlicher Skiurlaub in Österreich. Während wir ja sonst eher nicht so die Typen sind, die jedes Jahr wieder an den selben Ort, oder in die gleiche Unterkunft reisen, so ist es bei unserem Skiurlaub doch anders. Hier freuen wir uns über Konstanz. Mag wohl in diesem Fall besonders an mir liegen. Denn ich freue mich und fühle mich vor allem sicher, wenn ich jeden Hügel auf der Skipiste gefälligst schon kenne. Einfach aus der Angst heraus, dass neue Pisten mein skifahrerisches Können herausfordern würden.

Doch fangen wir mal von vorne mit der ungeschminkten Wahrheit an. Ich bin kein Ski-Gott! Nein, eher ist es so, dass ich bis vor 10 Jahren für mich beschlossen hatte, dass dieses Ding mit den zwei Brettern unter den Füßen ruhig die anderen machen könnten, aber bitte ohne mich. Doch dann passierte das Wunder, ich lernte meinen heutigen Mann kennen. Er ist einer dieser Exemplare, die das mit den Brettern auf der weißen Piste bei Kaiserwetter lieben. Und seine Töchter lieben es auch. Nun hatte ich also die Wahl, entweder das Ganze zumindest einmal ausprobieren oder der Beziehung wintertechnisch keine Chance zu geben.

Als wirklich verzweifelte Enddreißigerin, und so ehrlich kann ich sein, entschloss ich mich es wenigstens einmal zu versuchen. Im Nachhinein betrachtet muss ich wirklich sehr verzweifelt gewesen sein, diesen halsbrecherischen Schritt zu gehen. Gott-sei-Dank waren wir in unserem ersten gemeinsamen Skiurlaub nicht alleine, sondern hatten ein befreundetes Pärchen und die Töchter mit dabei. Und die Freundin an meiner Seite war ähnlich enthusiastisch eingestellt, wenn es um den ersten Versuch auf Brettern ging. Allein der Vorgang, in die Skischuhe zu kommen, hätte mir als vernünftigen Menschen zeigen sollen, dass das nix für mich ist. Schmerz ab der ersten Minute und alle Skifahrer behaupten auch noch, dass muss so sein. Zumindest erklärt es den übermässigen Alkoholkonsum auf den Pisten. Das lässt einen wenigstens die Qualen vergessen.

Aber als Nisi und ich endlich in den Schuhen steckten, waren wir bereit, oder so etwas ähnliches, unsere erste Skistunde in Angriff zu nehmen. Der Lachflash des Schuhanziehens hatte uns mutig gemacht.
Blöderweise hatten sich unsere Lebenspartner dazu bereit erklärt, diese Skistunde zu übernehmen. Und ich kann an dieser Stelle nur sagen, dass jedes frischverliebte Paar, dies tunlichst unterlassen sollte. Denn dies ist die ultimative Beziehungsprobe und ich befürchte, dass an ihr schon unendliche, eigentlich aussichtsreiche Bindungen gescheitert sind. So schätze ich zum Beispiel die Trennung von Brangelina ein. Brad Pitt wollte nur Skifahren üben. Und ehrlich gesagt, für ihn wäre ich auf auf die Bretter gesteigen.

Ich bin mit meinem Mann jedenfalls auch nur noch zusammen, weil nicht er die erste Stunde übernommen hat, sondern der Freund von Nisi. Ich brauche nicht erwähnen, dass die beiden nicht mehr ein Paar sind. Auch sie sind an dieser Ski-Belastungsprobe gescheitert. Okay, vielleicht gab es auch noch andere Gründe, aber in meiner Theorie war dies der erste Stein, der es ins Rollen brachte.

Jedenfalls übernahm nun Frank unsere Ausbildung als Skihasen und ich habe noch nie, nein wirklich nie, einen Freund mit so vielen Schimpfwörtern belegt, wie in an diesem sonnigen Tag im Februar 2013. Ein kleiner Tipp für alle, die in einer solchen Situation sind. Bitte nehmt Euch einen Skilehrer. Den könnt ihr den ganzen Tag ungehemmt anschreien und ihm die Freundschaft kündigen, ohne dass ihr ihn jemals wiedersehen müsst.

Wir jedenfalls fuhren nun unsere erste Abfahrt des Lebens. Der Lachflash beim Schuhe anziehen, war längst verflogen und es war nur noch Angst und Schmerz präsent. Die Abfahrt sah aus unseren Augen aus, wie die Streif in Kitzbühl und da halfen alle Motivationssprüche unseres Skilehrers nichts. Im Gegenteil, es fühlte sich komplett unnatürlich an, was wir hier taten. Warum um Himmels Willen schnallt man sich zwei steife Bretter unter die viel zu engen Skischuhe um schneller, und die Betonung liegt auf schneller, einen Berg herunter zu kommen. Nur um ihn anschließend mit einem Lift wieder hochzufahren und das Ganze zu wiederholen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der liebe Gott dies so geplant hatte, als er Adam und Eva im Paradies ausgesetzt hatte. Da war schließlich weder ein Skihang, noch ein Skilift und schon gar keine Aprés-Ski-Bude. Aber ich schätze, dass war die Rache für das Ding mit dem Apfel und der Versuchung. Wobei ich mir aktuell nicht vorstellen kann, dass die erste Skifahrerin der Welt eine Frau war, die dieser Versuchung erlag. Völlig unmöglich!

Wir jedenfalls gaben unser Bestes in dieser unnatürlichen Lebensumgebung. Der Hintern war links und rechts völlig blau und einfach alles tat furchtbar weh. Die netten Versuche unseres „Skilehrers“, uns Honig ums Maul zu schmieren, wie toll wir das machten, führten eher dazu, dass ich mir verschiedene Mordtechniken überlegte, die keine Verdachtsmomente in meine Richtung lenken würden. Frank kann froh sein, dass er überlebt hat und wir immer noch miteinander reden.
Doch trotz aller Schmerzen kam dann etwas ins Spiel, dass glaube ich bei vielen eine Rolle spielt. Sauerstoff-Überversorgung und Adrenalin im Blut. Beides in Kombination führt auf Skipisten zu Freude und völliger Selbstüberschätzung. Dazu noch der Belohnungsaperol nach bestandener Abfahrt und der Skifahrer dreht durch. Und so dachte auch ich nach Tag eins, ich wäre zum Skifahren nur so gemacht. Außerdem stand ja unsere Hochzeit in drei Monaten an und ich wollte es nicht so kurz vorm persöhnlichen Ziel total versauen. So eine Beziehung ist halt immer ein Geben und Nehmen. Und ich gab gerade ganz viel von meinem Mut und Willen in diese Skibeziehung rein.

So fuhren wir einen Tag später in Familie mit beiden Ski-hasen-Töchtern. Alle drei schmierten mir dermaßen Honig ums Maul, dass ich mich einlullen ließ und die sichere Kinderskipiste im Tal verließ um mit dem Lift bis ganz oben zu fahren. Ganz blöder Anfängerfehler. Schon auf der Fahrt fragte ich, ob man nicht einfach im Lift sitzen bleiben könnte, war ja schließlich beheizt, bis der Tag vorbei war. Aber nein, ich musste raus auf die Piste. Stoisch tat ich das, was mir am Vortag beigebracht wurde und dabei konzentrierte ich mich nur auf eines: mein Überleben. Denn hier oben war jede Abfahrt nicht nur die Streif in meinen Augen, sondern eher so eine Klippe wie letzte Woche am Preikestolen. Und so achtete ich auch nicht auf die Auswahl der Pistenfarben, sondern vertraute meinem künftigen Ehemann. Schon wieder so ein ganz blöder Fehler. Frei nach dem Motto: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, hätte ich mir einige Schmerzen ersparen können. Der gute Bräutigam wiederum konzentrierte sich nur auf meine halsbrecherische Fahrt und nicht auf die Schilder mit den Farben zu den Pisten. Und so landeten wir an meinem zweiten Ski-Hasen-Tag in meinem Leben auf einer Schwarzen Piste. Nun bekam mein Verlobter all meine, über die Jahrzehnte gelernten Schimpfwörter an den Kopf geknallt. Er ertrug es stoisch und versuchte einfach nur, mich lebend vom Berg herunter zu bringen. Ihr könnt Euch meine Schimpftiraden gar nicht vorstellen. Wäre es ein Film gewesen, der im Kinderprogramm läuft, wäre nur ein ständiger Piepton zu hören gewesen, versehen mit der Warnung:

Ausschnitte aus diesem Film sind gewaltverherrlichend und können zur Beeinträchtigung des Gehörs und der positiven Lebenseinstellung führen. Wir warnen ausdrücklich vor dem Konsum dieses Films!

Irgendwann hatte ich alle Schimpfworte verbraucht und war so verzweifelt, dass ich die Skier abschnallte und meinem Verlobten wortlos in die Hand drückte, während ich auf dem Hintern entwürdigend den Hang runter rutschte. Unten begrüßten uns seine Töchter mit der Frage: „Wird nun die Hochzeit wieder abgesagt?“.

Tja was soll ich sagen, inzwischen sind wir zehn Jahre verheiratet und ich schnalle mir jedes Jahr die Skier unter die Füße. Die Moral von der Geschicht? Scheinbar bin ich einfach zu blöd, zum „NEIN“-Sagen. Doch was hat das alles mit dem Blog-Titel zu tun? Berechtigte Frage! Es war nur der Vorspann um zu verstehen, was für ein unbegnadeter Skifahrer ich bin.

Denn in diesem Jahr, ging es wie jedes Jahr nach Österreich auf die mir bekannten Pisten. Inzwischen kannte ich jeden Maulwurfshügel, der sich unter dem Schnee verbarg und klatschte mich am Skilift mit dem Personal ab. Wenn wir eine Aprés-Ski-Hütte betraten, stand der Aperol schon bereit und verschiedene Sturzstellen trugen offiziell meinen Namen. Okay, jetzt übertreibe ich vielleicht etwas. Aber ich war eins mit diesem Hang, was vor zehn Jahren einfach undenkbar war. Auch unser Sohn hatte seit seinem zweiten Lebensjahr nichts anderes mehr gewollt, als Ski zu fahren. Ich muss zugeben, dass er es nach den wenigen Jahren deutlich besser kann als ich und auch dafür geboren zu sein scheint. Bei mir ähnelt es immer noch einem Eisbären, den man versehentlich auf Skier gestellt hat. Aber zumindest sehe ich nicht mehr aus, wie die Anfängergruppe der Dreijährigen unten am Kinderhang.

Und so komme ich zu unserem ersten Tag auf der Piste und kann nur sagen:

„Was is’n eigentlich passiert?“

Denn dieser Tag ist komplett aus meinem Gedächtnis verschwunden. Jeder hat doch schon mal den Film „50 erste Dates“ mit unserer liebsten kleinen Gertie aus E.T. gesehen. Und genau diesem Film habe ich an dem Tag offensichtlich versucht, Konkurrenz zu machen. Und ohne mich loben zu wollen, oder vielleicht doch, ich habe es deutlich realistischer dargestellt und bin seither für den Oskar nominiert.

Was war passiert? Und dabei kann ich aufgrund meines Vergessens nur berichten, was mir wiederum berichtet wurde. Wir hatten traumhaftes Kaiserwetter am Berg. Die Piste war perfekt und wir vier genossen einfach einen herrlichen Skitag. Vom Hörensagen kann ich berichten, dass ich so gut wie nie zuvor gefahren bin. Ich bin sogar von der Bergspitze gefahren und das habe ich in den letzten zehn Jahren mit großem Erfolg zu vermeiden gewusst. Alles war perfekt…bis zu dieser letzten Abfahrt. Die Kinder wollten wohl noch alleine weiterfahren und Swen und ich fuhren ins Tal für einen „wir haben überlebt“-Aperol. Swen war schneller als ich und saß schon in der Bar unten am Lift in der Nachmittagssonne und bestellte unseren Belohnungs-Aperol, als er mich an der Kinderpiste in nur wenigen Metern Entfernung auf dem Boden sitzen sah. Da es dort keinen Aperol gab, fragte er sich zu recht, warum ich da rumhockte und rief mich an. Ich berichtete ihm noch, dass ich von einer Schneewehe ausgebremst wurde und gestürzt war. Auch konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch berichten, dass ich mich etwas schummrig fühle, aber gleich zu ihm runterkomme. Schließlich stand da mein Aperol!

Doch kaum saß ich vor diesem wirklich verdienten Aperol, war der einzige Satz, den ich danach in Dauerschleife brachte: „Was is’n eigentlich passiert?“. Beim ersten Mal erzählte es mir Swen noch wie selbstverständlich, was ich ihm keine zwei Minuten vorher selbst berichtet hatte. Beim zweiten Mal fand er es noch witzig, dass ich scheinbar zu Späßen aufgelegt war und es nochmal hören wollte. Doch ab der dritten Frage schaltete Swen’s Gehirn in den Panik-Modus. Die vierte Frage folgte keine Minute später und bei Frage fünf oder sechs rief Swen die Kinder runter und beschloss, mit mir einen Besuch im Krankenhaus anzustreben.

Von all dem weiß ich nichts und hatte die verkürzte Auffassungsgabe von ca. 30 Sekunden. Denn kaum hatten wir das Auto am Krankenhaus verlassen, stellte ich die übliche Frage ergänzt durch: Wie sind wir hierher gekommen?
Ehrlich gesagt, kann ich Swen’s Panikmodus verstehen. Das Ganze war nicht mehr lustig. Ich schätze, Swen hatte nun den Druck von 50 ersten Dates vor sich und die Vorstellung, dass ich jedesmal nach dem ehelichen Beischlaf frage: Was is’n eigentlich passiert? Was für eine köstliche Vorstellung.

Ich dagegen schwebte in meiner beschützenden 30 Sekundenblase und hatte gar keine Zeit, um Panik zu empfinden. Vergass es ja schlicht immer wieder. Also nutzte ich die 30 Sekunden, um mit meiner Familie zu kuscheln und dem natürlichen Bedürfnis des Toilettenganges zu frönen. Beides verursachte auf der Gegenseite massiv Stress bis zum Anschlag. Unser Sohn war mit meinem ständigen Kuschelbedürfnis völlig überfordert und fragte sich nur, was ist mit meiner Mutter los und wann werde ich sie wieder los. Und die freundliche Krankenschwester wünschte mir nach dem zehnten Toilettengang und dem damit verbundenen An- und Abkapseln vom Monitor sicherlich einen Katheder an die Blase. Auch meine Zimmergenossin sagte vor jedem Toilettengang, dass ich darauf achten soll, dass ihr das rechte Handtuch gehört. Soweit so gut, aber der Weg bis zum Toilettensitz dauerte halt nun länger als 30 Sekunden und somit war auch diese Info für die Katz und ich schätze, ich habe stoisch ihr Handtuch benutzt. Überprüfen lässt es sich nicht mehr und Beschwerden zu diesem Thema lasse ich schlicht nicht zu.

Die einzig Ungestresste war ich mit meiner ordentlichen Gehirnerschütterung und der Auffassungsgabe einer Amöbe. Das ging wohl die ganze Nacht so weiter. Ich frage mich nur, warum sie mich nicht einfach haben auf Toilette sitzen lassen. Und ich bezweifele auch, dass von meinem Schluck Aperol nach dem hundersten Toilettengang auch nur noch ein Tropfen rauskam. Zum Kuscheln hatte ich niemanden mehr und die Beschwerden meiner Zimmergenossin über die falsche Nutzung der Handtücher vergass ich sofort wieder. Ein unbekümmertes Leben.

Die erste bewusste Erinnerung hatte ich erst wieder am nächsten Morgen gegen 10 Uhr. Zumindest kann ich mich heute noch an diesen Moment erinnern, dass ich wach wurde und mir dachte: Verdammte Axt, warum liegst du im Krankenhaus? Was ist jetzt alles kaputt an mir? Letztendlich eine panikgeschwängerte Abwandlung von: Was is’n eigentlich passiert!
In diesem Moment war es unheimlich hilfreich, dass meine Familie mir einen Zettel geschrieben hatte, der direkt über meinem Kopf hing, sodass ich ihn gar nicht übersehen konnte. So wurde ich mit einem Satz über die grundlegenden Dinge informiert und die Panik über Querschnittslähmung und gebrochene Gliedmaßen verschwanden augenblicklich. Im Nachhinein habe ich diese erste Minute sicherlich hunderte Male in dieser Nach durchlebt, aber Gott-sei-Dank wieder vergessen.

Auf jeden Fall verließ ich nun langsam wieder meine 30 Sekundenblase. Mit jedem Male wurde mir schneller klar, was Sache ist und das es mir abgesehen von blauen Flecken und einer ordentlichen Gehirnerschütterung eigentlich gut ging. Aus 30 Sekunden wurden Minuten und im Laufe des Tages auch wieder Stunden. Es gab also doch noch 2-3 Gehirnzellen, die den Betrieb am Laufen hielten. Das Kuriose für mich war, das ich zwar erzählen konnte, wie mein erster Schultag war, aber nicht mehr wusste, was am Vortrag passiert war. Nur dieses Loch von 20 Stunden blieb ungefüllt und leer.

Seit dem bringe ich diesen Satz des Titels in den unpassendsten Momenten noch mal an. Zum Beispiel wenn ich etwas vergessen habe, was ich eigentlich erledigen sollte. Oder wenn ich etwas machen soll, was ich so gar nicht will. Meine Familie findet es immer noch nicht lustig, was ich auch verstehen kann. Aber ich habe mir diese 30 Sekunden-Leichtigkeit einfach mal erhalten und weiß wie unbeschwert man sich auf der unwissenden Seite fühlen kann. Ich hatte einfach keine Sorgen und Nöte, hatte ja maximal Zeit mich zu wundern, bevor alles wieder vergessen war.

Und meinem treusorgenden Ehemann kann ich nur sagen, danke, dass du so reagiert hast wie du reagiert hast und entschuldige die Panik, die ich verursacht habe. Und ich wäre trotz allem bereit für 50 erste Dates mit Dir. Und wenn du lieb bist, frage ich auch nie wieder nach dem Sex: „Was is’n eigentlich passiert?“

Hinterlasse einen Kommentar

Webseite erstellt mit WordPress.com.

Nach oben ↑