Unsere erste Nacht war traumhaft. Will sagen, voller Träume und ich kann mich nicht an einen einzigen erinnern. Und das mit der Ansage: der erste Traum in einem neuen Bett geht in Erfüllung. Ich schätze, ich habe von Frühstück geträumt, ging auch irgendwann in Erfüllung.
Doch es war lt. Hörensagen auch eine romantische Nacht, mit Sternenhimmel über dem Wohnwagen und einer sternenklaren Nacht. Wenn ich auch nur ansatzweise ohne Brille etwas sehen könnte, hätte ich sicherlich auch die Sterne toll gefunden und Sternschnuppen gezählt und mir eine ruhige Nacht gewünscht. So konzentrierte ich mich auf die Dunkelheit und machte Bewegungsraten, eine von mir neu erfundene Camping-Sportart. Man muss ganz still im Wohnwagen liegen und bei einer Bewegung, die den ganzen Wohnwagen in Bewegung setzt – ähnlich einem Erdbeben – raten, wer es war und anschließend zielgerichtet Socken in diese Richtung werfen. Pro Treffer gibt es einen Punkt. Ich glaube, ich hatte im Morgengrauen ungefähr 130 Punkte und war unangefochtener Sieger.
Auch muss ich noch mit dem Biolärm klar kommen, also dem Kuckuck, der mich irgendwie verfolgt und den Laubsägearbeiten aus anderen Wohnwagen. Aber insgesamt war es eine tolle Nacht. Höchstens das Bett ist etwas riesig und das meine ich so gar nicht ironisch. Wenn Swen und ich am jeweils äußeren Rand liegen, brauchen wir eine Brieftaube für die Verständigung. Aber es war wirklich schön, wirklich.
Nach dem Aufstehen stellte sich Swen seiner größten Angst und kam glücklich, aber ohne Frühstücksbrötchen zurück. Wir Anfänger hatten vergessen zu bestellen. Blöder einmaliger Fehler. Also packten wir, verstauten alles, leerten was geleert werden musste und verteilten verschiedene Projekte. Pini ist in diesem Urlaub die Fensterbeauftragte. Nachdem nämlich im Verkehrsfunkt folgende Meldung kam:
„Vorsicht auf der A9, hier befindet sich das Fenster eines Wohnmobiles auf der mittleren Fahrbahn.“
beschlossen wir, dass wir dringend einen Fensterbeauftragten brauchen, der immer den ordnungsgemäßen Verschluss der Fenster überprüft, bevor wir weiter fahren.
Ich bin übrigens der Anhängerkupplungsbeauftragte, denn nach den ersten 10 Kilometern musste ich Swen darauf hinweisen, dass die Schlingerkupplung auf die Anhängerkupplung gehört und nicht so lose in der Luft hängen sollte. Ich sag’s Euch, wir machen hier eine unglaubliche Lernkurve durch.
Georg will auch immer helfen und so ist er der Fäkalien- und Abwasser-Transporteur. Er freut sich mit seinem mobilen Köfferchen, wir freuen uns und allen ist geholfen.
Und Swen ist unser Fahrer und Stellplatzeinlenker, also quasi unser Manu-Moover statt dem luxuriösem Auto-Moover. So passt er auch in die kleinste Lücke und kommt auch wieder da raus.
Aber eines möchten wir aus unserer Lernkurve mit Euch teilen, damit ihr nicht den gleichen Fehler macht. Zuerst einmal: ne Lernkurve geht nie nach rechts oder links, sondern immer nach oben. Insofern müsste ich noch tagelang darüber nachdenken wie das Ding eigentlich faktisch richtig heißen müsste. Aber zurück zum Fehler. Wir hatten ja keine Brötchen und wollten an der ersten Raststätte ein leckeres Frühstück nachholen. Und da versteckte sich der Fehler, denn versucht wirklich nie an einem Sonntag an einer Raststätte mit einem Wohnwagen halt zu machen. Denn dann sind alle überlangen Parkplätze mit den gestrandeten LKW’s blockiert, die hier ihr Wochenende verbringen und man sieht so die Raststätten ohne Frühstück an sich vorbei rauschen. Blöde Idee. Ich war kurz davor auf der Autobahn einfach den Warnblinker einzuschalten, den Grill aufzustellen und das Problem so zu lösen.
Nachdem ich darüber nachgedacht habe, ob wir die Kurven im MCDrive auch mit Wohnwagen schaffen, bin ich einfach während der Fahrt abgesprungen und Swen hat mich mit Essen wieder eingesammelt. Ich sag’s ja, James Bond is nix gegen uns. Ach übrigens, kurze Frage: Sieht er eigentlich mehr wie Daniel Craig oder wie Halle Berry aus?

Aber irgendwann musste ich nun wirklich mal anhalten um einem Bedürfnis nachzukommen. Auf Raststätten und Autobahnparkplätzen hatten wir ja nun bekanntlich keine Chance, also runter von der Autobahn und am ersten Blumenfeld anhalten. Meine erste Frage war:
“ Haben wir ne Vase im Wohnwagen?“
Und die nächste Frage umfasste die Suche, nach einem Baum für mein Bedürfnis. Es war ja ein Blumenfeld, also gerade nicht soviele Bäume in der Nähe. Aber in ca. 500 Meter Entfernung waren Büsche und Bäume und ich rannte förmlich hin und suchte nach einer mit alten Taschentüchern gesäumten Niesche. Kaum gefunden, hing mir die Hose schon in Kniehöhe, so eilig hatte ich es. Das Problem: Hinter mir standen insgesamt 5 Bienenstöcke und ich sah mich förmlich mit runtergelassenen Hosen quer durch die Sonnenblumen und Gladiolen flüchten. Aber es ging alles gut, ich war erleichtert und wir schafften die letzten Kilometer an den „Chemiesee“ (kleiner Joke aus dem Bayern 3 Radio).
Und am Chiemsee empfing uns ein wundervoller Stellplatz am Wasser und wieder einige helfende Camper, die für uns das Einparken übernahmen, während wir die Bierwaage vorbereiteten. Tolles Völkchen:)
Tja und nun genießen wir einfach nur den See, chillen, baden, tauchen, aperolieren und warten auf den Sonnenuntergang genau vor unserem Fenster. Der Urlaub gefällt mir bisher ganz gut.
Jetzt kam der Sonnenuntergang und Leute, ich habe endlich meinen perfekten Homeoffice-Arbeitsplatz gefunden!!
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