Achtung George, ich komme…

Zwei Tage nicht geschrieben und das nicht, weil es nichts zu berichten gibt, sondern schlichtweg, weil ich am Abend zu breit, zu beseelt oder zu faul war zum schreiben. Aber nun arbeite ich brav nach und fange mal bei dem Mittwoch mit dem Ortswechsel von Ehrwald an den Comer See an. Daher rührt auch der Titel, denn hier am Comer See wartet ja George C. auf mich. Vielleicht weiß er es nur noch nicht, aber eigentlich verzehrt er sich danach, meine Bekanntschaft zu machen. Ich schätze Amal bindet ihn die ganze Woche an den Bootsanleger fest, nur um zu verhindern, dass es zu dieser schicksalhaften Begegnung kommt. Anders kann ich mir nicht erklären, dass George bisher noch nicht mit einem Boot mit dem Wimpel „Daniela, wo bist Du?“ vorbeigefahren ist, oder mit einem Flugzeug, oder schwimmend. Ich sitze heute sicherheitshalber mal auf dem Balkon und halte Ausschau, während ich schreibe.

Aber da ja bekanntlich der Weg das Ziel ist, fange ich erst einmal an von der Fahrt an den Comer See zu berichten. Es ging für uns quer durch die Schweiz, genauer gesagt durch den Engadin, ein einfach unglaublich schönes und beeindruckendes Tal. Wäre ich Schweizer oder Millionär würde ich hier gerne mal Urlaub machen. Bin ich aber nicht, deshalb reicht es nur für eine Durchfahrt. Aber so einfach kommt mir die Schweiz nun auch nicht weg. Da ich grundsätzlich ja gegen einfache Fahrtage nur im Auto bin, wird die Route immer so geplant, dass auch mal ein Zwischenstop oder fünf Fotostopps drin sind. Fotostopps habe ich an diesem Tag nicht bekommen, deshalb plante ich heimtückisch einen Aktivstop ein, ohne zu wissen was auf mich zukommt. Wären wir in Spanien hätte ich gesagt, dass ich für diese Aktion meine eigene Tomatina verdient hätte. Hier in Italien müsste ich bei der Bestrafung traditionell mit einer Kreuzigung rechnen, aber Gott-sei-Dank wurde ich begnadigt, ob der schönen Aussicht, die im Gedächtnis bleibt.

Also stoppten wir unsere Durchreise in Sils zwischen Silvaplanersee und Silsersee in der Nähe vom mondänen St.Moritz und nahmen die Furtschellas-Seilbahn auf die Mittelstation in 2312 m Höhe. Schweizer Seilbahnen sind übrigens die idealen Jungbrunnen, wusstet ihr das schon? Also zumindest für Kinder. Denn unser Sohn ist spontan verjüngt um ein Jahr, nur damit wir beim Seilbahnfahren nicht verarmen. Pini ist leider schon so groß, dass sie nicht mehr als Fünfjährige durchgeht. Glaubt mir, ich habe es versucht, aber sie hat sich gewehrt. Und wir Erwachsenen haben hier eher das Bedürfnis zu altern um schnell als Senior durchzugehen. Aber als Rentner kommen wir irgendwie noch nicht durch, was ja auch sein Gutes hat.

So fuhren wir 14:30 Uhr hinauf auf den Berg immer mit der letzten Talfahrt um 17:25 Uhr im Nacken. Oben war eine kleine Familienwanderung über 3-4 Bergseen geplant, die laut Beschreibung höchstens 1:30 h dauern würde. Also eine tolle Idee von mir, die ich im Tal meinen Mitreisenden entsprechend schmackhaft gemacht habe. Okay, es war sehr warm oben, und irgendwie sah der Aufstieg recht anstrengend aus. Aber 260 Höhenmeter klangen auch nicht so schlimm. Also liefen wir 15:00 Uhr los und stellten fest, das bergauf wirklich anstrengend ist. Eine Erkenntnis für die wir eigentlich den Nobelpreis verdient hätten, denn sie würde vielen den Tod durch Anstieg ersparen. Aber statt einer Preisverleihung kämpften wir uns Meter für Meter nach oben und ich musste den Trick von Eltern anwenden, unter dem ich als Kind schon gelitten hatte.

„Es ist nicht mehr weit. Hinter der nächsten Kurve können wir bestimmt schon den ersten See sehen und sind ganz oben. Ich schwöre es!“

Wie schon ich meinen Eltern, so glaubten mir auch meine Mitreisenden spätestens nach der zweiten Wiederholung dieses Satzes kein Wort mehr. Auch zog sich die Zeit so dahin, sodass wir langsam zweifelten, wer in Teufels Namen in 1:30 diesen Weg wohl schaffen kann. Maximal die Familie von Reinhold Messner auf einem Nachmittagsspaziergang, aber keine normale Familie. Und dabei haben wir sogar Kinder abbekommen, die gerne wandern und auf Berge steigen. Und so bin ich mächtig stolz auf unsere Kids, denn während ich nach einem Sauerstoffzelt hechelte, genossen sie sogar die steile Bergwanderung in vollen Zügen und hatten noch Spaß dabei.

Den ersten See schafften wir so auch irgendwann und dort trafen wir die mutige Entscheidung, nicht umzudrehen, sondern den Weg weiter zu laufen, obwohl wir zeitmässig schon im Rückstand waren. Lt. unserer Wanderapp sollten wir es schaffen und so entschieden wir pro Rundweg. Was wir aber nicht einkalkuliert hatten, war die Möglichkeit sich zu verlaufen. Und das lag schlicht nicht an uns, sondern an den fehlenden Hinweisschildern. Also folgten wir stoisch dem Weg um irgendwann dank App zu checken, dass wir vom Weg abgekommen waren. Klingt nicht logisch, musste aber so sein, denn wir waren tatsächlich zu weit gelaufen.

Nun saß uns die Zeit so richtig im Nacken. Ich erinnere, 17:25 Uhr fuhr die letzte Talfahrt hinab. Also keine Fotostopps mehr für mich und im Laufschritt ab über die Berge. Nur wohin nun, wenn alles gleich aussieht und wir nur die grobe Richtung kennen und zudem noch alleine unterwegs sind. Teils stapften wir querfeldein zum nächsten Weg, den wir in der Ferne sahen, teils stolperten wir über die vorhandenen Wege. Die Schwierigkeit dabei waren dann nur die hinablaufenden Gebirgsrinnsale bzw. Gebirgsbäche, quasi der Nil auf dem Berg. Das wiederum brachte uns beim Überqueren dazu mit Georg ein paar Hebefiguren aus Dirty Dancing nachzustellen. Denn wenn wir nass werden würden, ist es ja okay, aber Georg sollte trockenen Fusses zum Auto kommen und Pini hatte auch lange Beine. George machte dabei aber wirklich eine gute Figur als Baby und auch Johnny hat nix an Sexyness verloren und nebenbei meine Schuhe sind somit offiziell eingelaufen.

Dank dieses Dauerlaufes über insgesamt 5,3 km haben wir es aber schlussendlich doch geschafft, die Mittelstation rechtzeitig zu erreichen. Wir waren sogar so gut, dass wir sogar die vorletzte Bahn geschafft haben. Also hätte ich eigentlich noch locker 15 Minuten fotografieren können, was für eine sinnlose Hatz.
Aber ehrlich gesagt, war ich so ausgedörrt und fertig, dass ich am Fotografieren keine Freude mehr gefunden hatte. Meine Freude waren die Kids, die so unglaublich mitgezogen haben und ehrlich gesagt auch Swen, der nicht dazu übergegangen ist, unterwegs Steine nach mir zu schmeißen für diese tolle Idee. Ich hätte es zeitweise sogar verstanden und selbst mit Steinen nach mir schmeißen wollen.

Mit hochrotem Kopf stiegen wir dann ins Auto und fuhren die letzten Kilometer an den Comer See. Vorbei an unglaublich schönen Tälern, Bergen, Wasserfällen und Seen. Wie gesagt, einmal im Leben möchte ich ein reicher Schweizer sein. So kamen wir spät, aber noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang in Perledo hoch über dem Comer See an und unser Mario begrüßte uns und stellte uns direkt auf unseren Balkon mit dieser Aussicht, was taktisch unklug war. Denn dabei erzählte uns Mario als Fremdenführer ca. 1 h alles, was wir wissen müssten und wissen sollten zu diesem wunderschönen Ort. Ich bekam allerdings nichts von all dem mit, denn ich hatte diesen einen Sinn meiner Augen geschärft und genoss einfach nur noch diesen unglaublichen Ausblick. Nun weiß ich zwar nichts mehr davon was mir Mario erzählt hat, aber an irgendeiner Stelle erwähnte er auch, dass ich ihn auch Nachts noch ausfragen kann. Also alles geklärt.

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