Gute Planung ist ja bekanntlich die halbe Miete. Und so habe ich akribisch unseren gestrigen Ausflug nach Mailand geplant. Recherchiert wie eine Wilde und versucht, alles zu bedenken. So habe ich mich zum Beispiel direkt für den gestrigen Tag entschieden, um einerseits die bereits getesteten Kinder zu nutzen, die ohne Test sonst nicht in den Dom kommen und andererseits dem Wochenendtrubel in Mailand zu entgehen. Dann habe ich mich bezüglich der Hinreise nach Mailand erkundigt und schon vorab die Züge gebucht und mich gegen Parkplatzsuche und Verkehrschaos entschieden. 10:30 Uhr hin und mit dem letzten Zug 21:20 zurück, damit wir auch etwas von der Abendstimmung haben und gemütlich essen gehen können. Dann habe ich natürlich auch den Dom vorab gebucht und dabei natürlich den Aufgang über Treppen gewählt, um dem Fahrstuhlandrang zu entkommen. Mal ganz abgesehen von der perfekt geplanten Tasche für Alles, was man auf so einem Tagestrip auch nur eventuell gebrauchen könnte. Ihr seht, ich habe eigentlich an alles gedacht. Also an fast alles. Denn in meine Planungen war nicht eingegangen, dass das Ganze nur im Frühjahr, Herbst und Winter Spaß macht, aber nicht an einem 12. August im Hochsommer.
Denn so fühlte es sich an wie ein Saunagang mit Fotoapparat und gelegentlichen Aufgüssen in Form von Wasser aus der Trinkflasche. Mann war das heiß und die Sonne gnadenlos. Mein Kopf hatte zwischenzeitlich die Farbe einer Tomate und an allen markanten Stellen hatte ich markante Schwitzflecken, die ich nicht als Muster rechtfertigen konnte. So wie wir oben das Wasser reinschütteten, kam es aus allen Poren als Fontaine wieder heraus. Zeitweise fühlte ich mich wie ein geplatzter Hydrant in rot.
Aber auf solche Kleinigkeiten, wie 50 Grad in der Sonne, konnten wir ja keine Rücksicht nehmen, denn wir waren erstmalig in Mailand und die Stadt gierte nach Besichtigung. Also vom Bahnhof aus rein in Hop-on-Hop-Off und dabei schrumpfte Georg erneut, denn während ich stur behauptete, vom Vortag noch übernommen, dass Georg ein Fünfjähriger ist, behauptete die Verkäuferin stur, dass er höchstens vier ist. Ich hatte eine sehr lange Leitung und so ging die Altersdiskussion einige Male hin und her, bis ich kapierte, dass sie mir großzügig eine Gratisfahrkarte anbieten wollte. Na wenn dass so weiter geht, ist Georg am Ende des Urlaubes knapp ein Neugeborener und kommt anschließend gleich in die Schule, das Wunderkind.
Begonnen wurde dann unser Sightseeing natürlich am Dom und gleich dort fielen wir durch das Raster. Also Pini flog durch das Raster, denn ihre weiblichen Beine entsprachen nicht den Vorgaben der göttlichen Bedeckung. Wäre sie erst Zwölf gewesen, hätte man die gleichen Beine durchgehen lassen. Aber mit 17 ging das gar nicht. Nun hatten wir die Wahl, uns an einer hundert Meter langen Schlange in der Sonne anzustellen, um einen Überhang für diese schändlichen Beine zu besorgen, oder wir wählen den typischen Daniela-Weg. Also hechtete ich zum Ausgang des Doms und wartete auf die erste Dame mit dem selbigen Schicksal. Ob es nun an den Beinen oder nicht bedeckten Schultern lag, war mir dabei völlig schnuppe. Und bevor dieser Umhang in hohem Bogen in den nächstgelegenen Mülleimer flog, schnappte ich ihn mir und kleidete Pini an. Irgendwie hatte ich mir die Mailänder Mode anders vorgestellt. Musste wohl einem sehr exzentrischen Modeguru eingefallen sein, dieser Überwurf zum Binden. Wenigstens etwas Farbe, statt diesem unschuldigen Weiß hätte er verdient. Aber mit unserer Doppelnutzung war es wenigstens eine nachhaltige Mode.

Nachdem wir dann die Impfzertifikate, Testungen, Tickets, Beinbedeckungen und Taschen gecheckt bekommen haben, ging es dann endlich in diesen fantastischen Dom. Eine wahre Augenweide und zudem auch noch fantastisch kühl in dieser Mittagshitze. Also behauptete ich stur, dass man nur im liegen tolle Foto’s von einem Dom machen konnte und legte mich auf den kalten Marmorboden. Hätte jemand an meiner Betrachtungsweiße gezweifelt, hätte ich es notfalls als Beten verkauft. Aber es störte mich keiner.
Um den Dom so richtig zu erleben, hatte ich, wie schon erwähnt, auch das Rooftop gebucht. Und damit wir den gesammelten Fahrstuhlkeimen entgehen, hatte ich für uns fleissige Wanderer die Treppenstufen als Aufstiegsvariante gebucht. In der Planungsphase klang das sehr logisch und sinnvoll. In der Mittagshitze war dies eine der schlechtesten Ideen ever. Wir kämpften uns 156 Stufen Richtung Sonne und je näher wir kamen, desto wärmer wurde es. Zwischenzeitlich befürchtete ich von Sonnenwinden gegrillt zu werden. Doch oben angekommen, hatte sich der Aufstieg wirklich gelohnt. Ein fantastischer Ausblick und wirklich ein einzigartiges Gefühl auf dem Dach des Mailänder Doms zu sitzen, während man die letzten Schlucke köstlichen Wassers als kaputter Hydrant ausschwitzt.









Nach dem Dom lag uns noch die Stadt zu Füßen und wir hechteten von Schattenplatz zu Schattenplatz, immer auf der Suche nach Wasserflaschen. Da half nur noch der nächste Hop-on-Hop-Off um wenigstens den Fahrtwind zu genießen. Und so schauten wir uns noch reichlich Mailand aus dem Bus an. Aber anders war, es ehrlich gesagt nicht mehr zu schaffen.









Gegen Abend entschlossen wir uns trotz der Hitze zu einem Spaziergang Richtung Bahnhof und nahmen alles an Abkühlung mit, was Mailand zu bieten hatte. Da waren erst einmal die Schlitze im Boden über Tiefgaragen. Herrlich kühle Luft stieg hier empor und ich hatte fast meinen Marilyn Monroe-Moment, wäre nicht mein Kleid an allen Stellen eine klebende Symbiose mit meinem Körper eingegangen. Und es gab Eis, wunderbares geschmackvolles Eis in allen Geschmacksrichtungen. Dabei spielte es auch fast keine Rolle, dass eine Kuller 3€ kostete. Was kostet die Welt? Und Marmorstufen an den Eingängen zu Banken sind auch sehr zu empfehlen. Ich überlege schon, ob ich einen speziellen Reiseführer „Mailand im Sommer“ schreiben sollte, in dem ich all meine Tipps teilen kann.
Irgendwann fanden wir dann auch noch ein Restaurant und ließen uns nieder. Die erste Bestellung lautete nicht auf einen Sprizz sondern Wasser und das ist an sich schon abartig. Aber nach dem Auffüllen aller Depots schafften wir es noch Essen zu bestellen, ich meinen Sprizz und die kühler werdende Luft zu genießen. Das bringt mich auch gleich auf die italienischen Restaurants. Am Morgen waren wir nämlich in einem dieser Etablissements frühstücken und ich grübele bis jetzt, wieso wir nicht das bestellte bekommen haben, dafür aber deutlich mehr bezahlt haben. Irgendwie ist hier die größte Aufmerksamkeit gefragt. Am Abend war es dagegen deutlich angenehmer. Wir bekamen das Bestellte und bezahlten auch nur das Bestellte, eine gänzlich untypische italienische Erfahrung.
Irgendwann hieß es dann für uns den Endspurt zum Bahnhof antreten, ab in den letzten Zug Richtung Verenna und mit dem Auto rauf auf den Berg. Serpentinen fahren macht auch tagsüber mehr Spaß, denn übermüdet und geschafft hat es eher etwas von Mutprobe, was nur von der Parkplatzsuche am Berg übertroffen wird. Aber auch diese Herausforderung haben wir gemeistert und den Abend mit ein paar Nachtbildern vom Balkon aus beendet. Den nun heutigen Faulenzertag haben wir uns redlich verdient.

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