12.August 2022 – Unser Auto hat sein Seepferdchen gemacht

Ja, das könnte man meinen, wenn man heute Nachmittag – wie wir – einen Blick auf unser Navi geworfen hat. Denn laut dem Navi schwammen wir direkt im Lake Powell, statt auf dem Parkplatz der Parkschwäche meines Mannes nachzugehen. Das ist ähnlich verrückt, wie die Tatsache, dass wir im Lakeview Hotel schlafen, aber weit und breit kein See zu sehen ist.

Der Lake Powell ist nichts für schwache Öko-Nerven, denn der See verschwindet allmählich und trocknet förmlich beim Zusehen aus. Damit kommen dann auch solche Kuriositäten zu Stande: Das Navi, recht aktuell, meint das Auto schwimmt neuerdings, obwohl man auf den Parkplatz einbiegt. Oder man sieht bei Seeblick nichts, was einem See nahe kommt. Nicht einmal eine Pfütze. Oder man muss vom Lakeview Restaurant erst ein Shuttle-Buggy nehmen, der einen über Stock und Stein und eine in den Fels gehauene Schlucht ca. 100 Höhenmeter tiefer zum See bringt, der laut der vorhandenen Infrastruktur kürzlich noch da oben gewesen sein muss.

Das alles fand ich heute total grazy und reichlich unwirklich. Mal abgesehen davon, haben wir den Lake Powell tatsächlich an zwei Ecken noch gefunden. Aber die Beweise der Wasserflucht sind so auffällig, dass man sich fragt, warum stehen hier nicht die Einheimischen am Rand und schütten Wasserflaschen hinein, statt mit überdimensionierten Hausbooten über den See zu schippern. Fototechnisch lässt sich das ganze schön verarbeiten, aber wenn man auf den schwimmenden Stegen steht, die sich somit der Wasserflucht perfekt anpassen, dann fragt man sich schon, was das Ganze soll.

Während ich also reichlich komische Erinnerungen an diesen Ausflug an den verschwindenden See habe, so spricht Swen vom schönsten Tag ever und ärgert mich seit Stunden. Denn als wir von den tiefergelegten Bootsstegen zurück zu unserem Bergparkplatz wollten, verzichteten wir auf den Shuttle-Buggy und liefen gen Ex-Hochufer. Georg und ich vorne weg, Pini hinterher und Swen als filmendes Schlusslicht. Bis plötzlich eine junge Blondine neben Swen anhielt und ihn fragte, ob sie in mit hoch nehmen soll. Bei 40 Grad im Schatten, liebend gerne, meinte Swen. Nur bat er dann noch übermütig um den ersten Zwischenstop, um Pini mitzunehmen und dann auch noch um den zweiten Stop um Georg und mich, seine Ehefrau, einzusacken. 

Ihm war es peinlich, denn er meint, dass sie nur ihn abschleppen wollte. Ich bin eher der Meinung, dass sie diesen „alten“ Mann nicht ihrem Schicksal überlassen wollte. Darüber streiten wir nun schon seit Stunden und in der Erinnerung von Swen, wird die Mitfahrgelegenheit immer hübscher und netter. Und ich bin mittlerweile froh, das er nicht winkend an uns vorbei gefahren ist, um den Moment zu genießen.

Aber ich habe den Tag gar nicht vor Anfang an niedergeschrieben. Denn der Anfang war der Beste. Seit ich einen Fotoapparat in der Hand halte, wünsche ich mir ein Fotomotiv für meine Löffelliste, den Antilope Canyon hier in Page. Jeder kennt die Bilder aus diesem Canyon und ich wollte schon immer selbst ein Bild schießen. Also sollte in die Planung für Amerika eine Fototour in den Antelope Canyon. Leichter gesagt als getan, da man in die beiden Antilope Canyons, Lower und Upper, keine Stative oder ähnliches mitnehmen darf, die Fototouren abgeschafft wurden und nur noch in großen Gruppen ohne Pause durchgeschleust wird. Dies ist aber nun mal ein Fotomotiv, wo man für tolle Ergebnisse einfach nicht um ein Stativ und die Langzeitbelichtung drumherumkommt. Also habe ich recherchiert wie eine Verrückte und bin letztendlich fündig geworden. Also ging es für mich 10 Uhr los zum Canyon X, zwar nicht der Antilope, aber ähnlich vom Aufbau. Für 3 Stunden mit Stativ und in einer kleinen Gruppe von 5 Personen sollte mein Traum wahr werden.

Also setzten mich meine Lieben mitten in der Wüste ab und ich ließ mich zu zwei Canyon’s fahren. Hier wurden uns nicht nur die besten Fotomotive gezeigt, nein man half mir auch noch bei den Einstellungen und der besten Positionierung. Und da auch hier gelegentlich Großgruppen durchgeführt wurden, bestand die Aufgabe der Ranger darin, dass ich in Ruhe meine Foto’s machen konnte, ohne dass mir einer ins Bild läuft. Selten habe ich besser Geld investiert. 

So konnte ich mich 3 Stunden in den beiden Canyons mit unzähligen Fotomotiven austoben. Am Anfang war ich so aufgeregt und nervös, dass ich gefühlt ewig brauchte, bevor der erste Schuss saß. Auch habe ich in den drei Stunden – trotz der Ermahnung meiner Familie – förmlich das Trinken vergessen. Die drei Stunden waren einfach nur zum Fotografieren da und da dachte ich auch bei den hitzigen Temperaturen nicht an die Wasserflaschen im Gepäck. Die Dörrpflaume ist nun eher eine Rosine.

Mit jeder Minute Erfahrung und der Hilfe meines Guides wurden die Fotoergebnisse besser. Auch wenn aktuell keine Beams (Lichtkanäle) zu sehen sind, so bin ich doch mit den Ergebnissen zufrieden. Ihr seht die unbearbeiteten Abschüsse und ich bin schon gespannt, wie es zu Hause als A1-Druck an der Wand, A3 Kalender und im Fotobuch wirkt. Einfach zu viele schöne Bilder. Wer welche braucht, sollte sich schnell melden.

Während meine Mit-Fototour-Besucher mit dem Stativ oder den Einstellungen kämpften, war ich in meinem Element und habe einfach nur dauergeshootet. Ich bin echt heute total happy.

Noch schöner war es, dass meine Familie mich auch wieder abgeholt hat. Hätte ja sein können, dass da schon mein Mann eine Mitfahrerin findet, so wie er heute drauf ist. Aber das hat er sich wohl nicht getraut, denn wir wollten anschließend noch zu viert in den Lower Antilope ohne Stativ, aber als Erlebnis für uns alle. Nur leider kam mal wieder das tägliche Unwetter und alle Touren wurden abgesagt. Doch hatten wir Glück und dürfen sie morgen früh nachholen. Deshalb auch die Suche nach dem See. Aber nun freuen wir uns auf noch so einen tollen Tag voller Glück.

2 Kommentare zu „12.August 2022 – Unser Auto hat sein Seepferdchen gemacht

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