21. August – Wenn da Rheinfoi zum Reinfoi werd

Um es gleich vorweg zu nehmen, der Tag war alles andere als ein Reinfall, auch wenn der Titel es vermuten lässt. Von kleinen Rückschlägen lassen wir uns nämlich nicht aufhalten sondern motivieren. Und eines hat die heutige Tagesmotivation schon gebracht, wir haben nun tatsächlich für die letzten Tage unsere Campingplätze gefunden. Es war schwierig, aber wir haben einen freien Himmelsplatz in Deutschland gefunden, der unsere Abwässer und unseren Abfall entgegen nehmen will, während wir etwas vor uns hin nächtigen. Eine Hotelbuchung ist zur Zeit deutlich einfacher zu bewerkstelligen. Ich habe ungelogen ca. 10 Campingplätze für die letzten drei Nächte antelefoniert, gemailt und gebettelt, gefleht und bestochen und darf jetzt happy sein, dass wir gerade in Tübingen nächtigen und dann noch Würzburg auf dem Plan steht. Die Heimroute steht nun komplett, was leider auch bedeutet, dass wir Richtungsmässig wieder gen Heimat fahren. Heul!

Jetzt gerade habe ich hervorragend in der Campingplatz-Gaststätte hausgemachte schwäbische Maultaschen schnabuliert und lausche im Hintergrund einem Tübinger Freiluftkonzert mit SozialDistancing. Also ich bin zumindest weit genug von allen entfernt und höre trotzdem alles. Und bevor ich nun endgültig von Tübingen schwärme, kommen wir doch kurz und schmerzlos zu dem Teil, der nicht geklappt hat.

Wir starteten heute wieder mega entspannt in den Tag am wunderschönen Vierwaldstättersee. Mittlerweile sind wir echte Wohnwagenprofi’s und schafften den Abbau, Umbau, Wegbau in unter einer halben Stunde. Die Teamarbeit von uns ist hervorragend und wir bieten ab sofort Coachingseminare für gestresste Familien an. Prüfungsaufgabe wird der gemeinsame Zeltaufbau ohne Anleitung sein. Wer das schafft, kann auch gemeinsam auf Weltreise. Ehe ich diese Coachingzertifikate jedoch ausstellen kann, brauche ich dringend meine eigene Weltreise. Ich wäre jedenfalls bereit für diese Berufsvorbereitung.

Unser heutiges Ziel war Tübingen. Kennen wir nicht, waren wir noch nie, klingt aber ganz nett, hatten wir uns bei unserer Routenplanung gesagt.
Auf der Strecke dorthin lag dann quasi noch der Rheinfall in Schaffhausen und ich wollte einen geplanten Fotostopp. Doch daraus wurde nichts, da wir vier und unser Auto inklusive Wohnwagenverlängerung keinen passenden Parkplatz fanden. Für Wohnmobile gibts Platz, aber für Wohnwagen keine. Wir könnten ja außerhalb der Stadt parken und dann einen Bus nehmen. Ich und mein Langer fühlen sich nun echt diskriminiert. Wir sind doch in Summe auch nicht länger als ein Reisebus, warum dürfen wir dann nicht als solcher auch irgendwo parken?

Aber was hilft das Jammern und krampfhafte Festhalten des Fotoapparates, wenn man für den Fotostopp nicht anhalten kann. Ich war auch gar nicht sauer auf Swen, denn dieses Mal lag es nun wirklich nicht an seiner bekannten Parkschwäche. Also fuhren wir weiter Richtung Tübingen und versicherten uns unterwegs noch einmal, dass deutsche Raststätten nicht mit schweizer Raststätten mithalten können.

Gegen 37 Grad kamen wir in Tübingen genau am Neckar an und parkten unseren Langen unter dem einzigen Baum. Okay, es ist ein Apfelbaum und ich erwarte eine stürmische Nacht mit Äpfelmeteoriteneinschlägen, aber es gab Schatten und morgen zum Frühstück sicher Apfelmus. Bei den aktuellen Temperaturen weigerten wir uns einstimmig in die Stadt zu laufen und nahmen das Auto.

Und die Stadt Tübingen gefällt uns ausgesprochen gut. Eine wundervolle Altstadt mit zahllosen kleinen Gassen, mal bergauf, mal bergab und mal am Neckar entlang. Die Universtitätsstadt strahlt trotz der Historie und den wunderschönen alten Häusern eine lebendige Atmosphäre der Studenten aus, die überall die Stadt beleben.

Besonders fällt dies am Neckar auf, denn hier ist soviel auf dem Fluss los, dass man ein Festival oder ein Bootsrennen vermuten könnte. Aber dass ist eine ganz normale Sommernacht. Einige schwimmen den Fluss entlang, wo ich persönlich vor Wasserpflanzen und Fischen in der Größe einer Handtasche kapitulieren würde. Andere nutzen das schon oft erwähnte SUP und paddeln was das Zeug hält. Manche nutzen es als Laufsteg und haben sich extra vorher eingeölt (Männer) oder schick gemacht (Frauen), andere machen tatsächlich nur Sport damit und einige Wenige, versuchen ihre Angst in den Griff zu bekommen und auf dem Brett zu bleiben ohne Wasserkontakt zu haben. Dann gibt es noch Tretboote, Flöße und halt die typischen Boote zum Staken oder Staken lassen.

Nachdem wir uns mit unseren letzten Kräften in ein Eiskaffee mit Terrasse zum Neckar gekämpft hatten, stärkten wir uns mit reichlich Zucker und Kalorien um der Hitze etwas entgegensetzen zu können. Der Zucker putschte uns auf und dann waren auch wir bereit auf den Kahn zu gehen und wir ließen uns staken. Die Sonne ließ langsam an Intensität nach und das Wasser strahlte von unten kühl ab. Ich persönlich hätte ja am liebsten die Füße rausgehangen. Aber entweder hätte ich mit der Aktion das Boot zum Kentern gebracht, oder ein Fisch hätte sich in meinem dicken Zeh verbissen, was schlussendlich das Boot trotzdem zum kentern gebracht hätte. Also mit diesen Perspektiven blieb ich einfach ruhig sitzen und genoss. Reicht ja schon, wenn Georg ständig die Positionen wechselte.

Doch es ging alles gut, wir stiegen völlig entspannt und von der Stadt begeistert aus unserem Kahn und nun sitze ich hier, lausche dem Konzert und schreibe von einem Tag, der so gar kein R(h)einfall war. Ist übrigens schon unser Urlaub Nummer sechs und gerade bereue ich es, dass es schon Morgen in den Urlaub Nummer sieben geht. Ich glaube, ich brauche eine Campinplatzquarantäne und meine wohlverdiente Verlängerung. Jetzt wo wir uns so perfekt eingespielt haben, das Gefühl nicht loswerden, dass wir schon seit vielen Wochen reisen und auch noch länger reisen wollen, rückt das Ende näher und näher.

Jetzt singe ich noch etwas „Zugabe, Zugabe“ und ihr und die Band im Hintergrund könnt raten, was ich meine.

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