Eigentlich wollte ich ja in fünf Tagen mit einem Krug Whiskey und einem Glas Guiness, oder anders herum, in Dublin im Pub sitzen, während unsere Kinder Nüsse knacken und so einen komischen Springtanz machen. Danach sollte es in 7 Etappen quer durch den Süden der grünen Insel gehen. Mein Reisegemüt war eingestellt auf Schafe, Whiskey, Guiness und vielleicht auch das ein oder andere saubere Quellwasser. Aber irgendwie war Reisen und Reiseplanung noch nie so anstrengend und kompliziert wie in den letzten Monaten.
Jedenfalls bin ich nun insgesamt 9 Monate mit meinem Sommerurlaub schwanger gegangen, habe mich parallel als Reiseverkehrsfachfrau qualifiziert und die leidige Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, wenn man innerhalb von 6 Wochen einerseits eine irische Reise durchplant – bis ins Detail der einzelnen zu besuchenden Pub’s und aller Schafstypen – und andererseits alles anschließend wieder stornieren muss, um sich gleichzeitig neu zu orientieren auf andere Länder, Orte und Weinlokale. Es fühlt sich fürchterlich an, also der Teil 1 mit dem Buchen und Stornieren. Und diese Erfahrung lässt auch die Vorfreude etwas eintrüben, wenn es um das erneute Buchen geht. Richtig schwanger zu sein, war dagegen deutlich entspannter. Und ich habe festgestellt, dass es nichts frustrierenderes gibt, als 7 Unterkünfte, einen Mietwagen und die Flüge zu stornieren, mal abgesehen von den ganzen Pub-Reservierungen.
Aber ich habe es geschafft und bin mittlerweile im Stadium „ich packe meinen Koffer und nehme mit..“ angekommen. Also soviel sei verraten, ich werde statt Whiskey nun eher Wein trinken und statt Schafe eher Kühe fotografieren und aus dem saftigen Grün wird so grelles Grün-Weiß-Rot. Es geht also über Österreich nach Italien und da halt so ein bissl rum. Die Zugspitze wollen wir sehen, bevor wie zu George Clooney zum Kaffeetrinken fahren. Dann weiter zum Wein und ab in die Berge. Eine bunte Mischung aus Südeuropa und teils ganz neuer Regionen für uns. Aus 7 Stationen sind notgedrungen nur 4 geworden, aber auch wir werden älter und ruhiger. Und ehrlich gesagt, hat man mit 4 Wochen Vorlauf nicht mehr ganz so die ideale Auswahl an Unterkünften. Kann schon froh sein, dass ich nicht ins Zelt muss und mein Rücken dankt mir jedes Bett.
Und da es nun quasi unvermeidbar ist, dass wir wieder in den Urlaub starten, gestatte ich mir auch etwas Vorfreude während ich gedanklich noch bei den Packlisten und Teststationen bin. In den nächsten Tagen geht es los und wer Lust hat, kann gedanklich wieder mit in das Auto steigen und erleben wie wir vier die Reise zu einer Abenteuer-, Erlebnis-, LangeweilefreienZone – Reise machen. Wer schon einmal mitgereist ist weiß, dass ich alles akribisch vorbereite. Das soll nicht heißen, dass wir nicht spontan sind, aber es liegen halt alle Optionen bereit. Das mache ich auch nicht so detailverliebt, weil ich in meinem Leben Langeweile verspüre oder ein Kontrollfreak bin, sondern eigentlich nur um meiner Faulheit einen würdigen Rahmen zu geben. Denn vor Ort will ich keine stundenlangen Diskussionen darüber, was wir am nächsten Tag denn so machen könnten. Auch will ich nicht vor Ort anfangen zu recherchieren, Reiseführer zu wälzen, um dann festzustellen, dass z.B. Montags doch alle Museen geschlossen sind und man das hätte mal lieber besser planen sollen.
Nein, ich will jeden Abend mit einem Glas irischen Whiskey, äh Wein, dasitzen, in Ruhe meinen Blog schreiben, falls ich Muse habe, und mich darüber freuen, dass der Plan für den nächsten Tag steht. Ich sag’s ja, reine Faulheit.
Außerdem ist es meine Familie nunmehr nach zahlreichen Reisen schon so gewöhnt, dass sie jeden Abend die Auswahl zwischen mehreren Optionen hat, dass auch sie sich der Reisefaulheit hingibt. Eine einfache A,B,C-Antwort ohne Puplikumsjoker und man muss auch keine Reiseführer mehr wälzen.
Jetzt steht die Route und ich kann es kaum erwarten am ersten Ort anzukommen, auszupacken und loszuurlauben wie bekloppt.
Nun bleibt mir nur noch die Organisation vom Kofferfüllen und das geliebte Kofferraum-Tetris und beides macht mir keinen wirklichen Spaß. Dann habe ich noch einen Tag mit einem gänzlichen Kontrastprogramm, nämlich der goldenen Hochzeit meiner geliebten Eltern (freut ihr Euch schon auf den Flashmob inklusive Tanzeinlage all Eurer Freunde, Bekannten, Verwandten?). Und dann geht es endlich los. Das Wichtigste: Kamera, Akkus, Ladekabel und Laptop sind schon eingepackt und somit lade ich Euch ein, in den nächsten Tagen mitzureisen.
Ich verspreche, es wird wieder lustig, aufregend und auch anders. Und ein Thema werde ich wenn möglich ganz vermeiden, das Ding mit dem großen C am Anfang. Das soll nicht heißen, dass es für mich kein Thema mehr ist, aber C und ich brauchen dringend Urlaub voneinander. Und so konzentriere ich mich auf die schönen Dinge, ohne über Regeln, Tests, Masken und Einschränkungen zu schreiben, die trotzdem da sind, da bleiben und auch meine Beachtung finden. Es wird ein Urlaub mit reduzierten Kontakten, keinen Restaurantbesuchen im Innenbereich und einem reduzierten Risiko, aber mit maximaler Freude an unserer Familie, der Natur und den Möglichkeiten, die trotzdem noch so unendlich sind.
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