Dies war mein Lieblingssatz vom gestrigen Tag. Nun könnte ich viel Umschweife machen, in welchem Zusammenhang dieser Satz gefallen ist, aber ich sage es einfach gerade heraus: es war eine Nonne.
Okay, geradeheraus sieht anders aus: Es war ein als Nonne verkleideter Mann, der auf dem gestrigen Weiberfasching auf die zahlreichen ungezügelten Rufe aus dem Publikum „Ausziehen, ausziehen“ reagierte.
Er hätte auch sagen können: „Nein, meine Frau sitzt auch im Publikum“, was übrigens stimmte, oder im Sinne von MeToo einfach „Nein“, aber er wählte diesen Satz, der perfekt zusammenfasst, was auf solch einem Weiberfasching abgeht.
Ich bin nun wirklich kein geborener Jeck, aber man muss alles mal ausprobiert haben und ich muss sagen, ich habe mich gestern in der Weiberrunde köstlich amüsiert. Die Nacht war so kurz, dass ich gefühlt heute Morgen noch im Faschingskostüm mit roter Nase im Büro saß, aber was macht man nicht alles, um den örtlichen Gepflogenheiten zu folgen.

Nun denkt „Mann“ ja immer, dass wir Frauen doch eh immer nur quatschen und nie die Klappe halten können und jegliches Unruhepotential immer von uns Frauen ausgeht.
Anders gestern im Festzelt. Während der Show, oder nennt man es Programm, saßen alle Mädels zwischen 18 und 80 brav auf ihrem Hintern mit der Flasche Sekt und dem Eierlikör vor sich und lauschten den meist Männlichen Jecken. Doch wenn es darum ging zu jubeln, zu applaudieren und zu grölen, waren die gleichen Mädels kaum zu zügeln. Die Stimmung im Saal war um soviel besser, als vor drei Wochen beim „normalen“ Fasching mit den Männern.
„Wehe, wenn sie losgelassen“
Sagte schon Friedrich Schiller und ich glaube er war vorher Kellner bei der Weiberfastnacht. Hier gibt es auch keine Unterschiede, ob Alt ob Jung, ob im Alltag Sekräterin oder Kindergartenerzieherin. Alle sind abgegangen wie ein Zäpfchen.
Kaum ein Mann, auch nicht der Nonner, kam ohne den Ruf „Ausziehen, ausziehen“ von der Bühne. Ich bin ja froh, dass wenigstens ein paar nackte Oberkörper zu sehen waren, denn sonst hätte ich eine weibliche Randale befürchtet, wie auch immer diese ausgesehen hätte. Ich konnte jedenfalls schon die Angst in den Augen der Security sehen.
Auch konnte ich einen Unterschied beim Tanzverhalten feststellen. Ist man mit den Männern auf Fasching läuft es in der Regel wie folgt ab: Dem Programm wird mehr oder weniger aufmerksam gefolgt, kaum kommt die Pause und die Tanzfläche wird eröffnet, verschwinden die Männer zur Raucherpause oder an die Bar. Die Frauen warten sehnsüchtig an den Tischen entweder auf ihre Männer, die sie gefälligst auf die Tanzfläche ziehen sollen, oder auf fremde Männer mit dem ähnlichen Ziel.
Also sieht die Tanzfläche anfangs recht mittelprächtig gefüllt aus und der DJ muss sich mächtig Mühe geben, die Tanzfläche voll zu bekommen und den Zustand zu halten.
Beim Weiberfasching läuft es ganz anders. Wenn das Programm zu Ende ist, gehen erst einmal alle Mädels zusammen auf die Toilette, wie es Freundinnen so machen. Doch kaum spielt der DJ die ersten Töne an, ist die Tanzfläche bis auf den letzten Quadratzentimeter voll. Aber nicht nur die, auch auf den Gängen und an den Tischen wird aus Platzgründen getanzt.
Und der DJ kann auch spielen, was er will, denn alle bleiben auf der Tanzfläche. Schlimmer noch, alle singen alles mit. Egal, ob sie mit Ihren 70 Jahren zum Beispiel schon jemals einen Apres Ski Hit gehört hat, es wird fleissig mitgesungen:
„Das sind nicht 20 Zentimeter,
nie im Leben, kleiner Peter“
Auch ich habe mitgesungen und getanzt zu Songs, wo ich sonst jegliche Mitarbeit verweigere. Aber es war ja kein Mann dabei der mich verraten konnte. Also bleibt es mein Geheimnis zusammen mit meinen tausend lieben Freundinnen.
Männer gab es an dem Abend auch ein paar: Sie durften uns bedienen (Kellner), uns beschützen (Security) und uns unterhalten (die Entertainer) und ich fühlte mich wie im Schlaraffenland. Wobei ich einige Männer schon verstörend fand. Die hatten nämlich größtenteils zum Weiberfasching das Bedürfnis sich auch in Frauenkleider zu zwängen.
Und ich muss gestehen, einige von Ihnen sahen so aus, als ob sie das öfters machen. Das macht mir dann doch etwas Angst. Aber mit einem zusätzlichen Schnäppschen von der Mundschank-Geberin ließ es sich ertragen und bei der Vorstellung des Doubles von Roland und Maite war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob Maite nicht auch im wahren Leben vielleicht ein Mann ist.
Dann habe ich auch mal wieder festgestellt, dass ich nicht mehr die Jüngste bin. Denn wie wir so zu „Alles“ tanzten, stellte ich fest, dass ich etwas wichtiges verpasst hatte.
Offensichtlich alle außer mir, kannten das Lied „Mach die Robbe“. Denn als der Satzteil kam…
„Leg Dich auf den Boden
Winkel Deine Beine an
Spann Dein Körper wie im Bogen
Nimm die Füße in die Hand…“
…sang ich noch fröhlich mit und alle anderen legten sich tatsächlich hin und machten die Robbe.
Dieser Trend ist echt an mir vorbei gegegangen. Genauso wie an den anderen Damen ü60 und dass macht mich nun wirklich leicht depressiv.
Aber auch darauf noch ein Eierlikörchen und weitersingen.
Und während ich da so sang, tanzte und feierte, gingen endgültig all meine Illusionen dahin, dass ich mir wenigstens am heutigen Morgen beim schlimmsten Fall des Auskaterns keine Gedanken um die Betreuung meines Sohnes machen muss. Denn wen traf ich auf der Tanzfläche? Die gesamte weibliche Belegschaft des Kindergartens. Die wollen doch nicht etwa auch Spaß haben und feiern?
Doch ich gönne ja wirklich jedem seinen Spaß und deshalb begrüßte ich heute alle im Kindergarten mit einem dreifachen
Hartmannsdorf Helau
Hartmannsdorf Helau
Hartmannsdorf Helau.
Wohlgemerkt hatte ich es noch geschafft die Faschingsklamotten gegen den Mütterlichen Stil auszutauschen, das Konfetti aus dem Haar zu fischen und die Kriegsbemalung abzuwischen. Also wieder bereit für 365 Tage ohne tollen Weiberfasching.
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