Inzwischen sind wir in Los Angeles und die letzten Tage waren ereignisreich und lang. Deshalb muss ich heute bei einem Weinchen nachsitzen und fange mal mit der Fahrt nach Los Angeles an.
Dank unserem Zwischenstop in Barstow hatten wir es nicht mehr weit bis an die Küste und fuhren entspannt nach einem Frühstück mit echten Porzellantellern und -tassen Richtung Los Angeles. Die Größe dieser Stadt hat mich schon bei der Einfahrt erschlagen. Gefühlt 40 Autobahnen kreuzen sich hier durch die Stadt, dass ganze 5-6-spurig auf beiden Seiten. Nicht nur deshalb bin ich froh, dass wir auf unser Navi bestanden haben. Ohne, würden wir scheinbar noch immer suchen und an irgendeinem Autobahnkreuz seit Stunden Runden drehen und dabei die Aussicht auf den Smog genießen.
Nach zwei Wochen purer Natur hier durch LA cruisen ist ungefähr, als wenn man einen lebenslangen Eremiten sagt, er muss morgen seine Führerscheinprüfung am Time Square in New York machen. Ich kenne einige, vielleicht auch mich, die tendenziell nach 30 Minuten hier einfach aus dem Auto gestiegen wären mit den Worten:
„Macht doch Euren Scheiß alleine, ohne mich!“
Aber ich bin ja nicht gefahren, sondern Swen und mit unseren vier Augen auf den Verkehr und das Navi, haben wir es tatsächlich durch die Stadt geschafft. Unser Zimmer war noch nicht bereit für uns und so liefen wir erstmal durch die Mainstreet von Seal Beach zum Strand. Eines muss man hier nämlich wissen. Los Angeles ist sehr, sehr groß, also wenn man alle in einander überfließenden Orte zusammenzählt, wie Seal Beach, Long Beach, Venice Beach, Santa Monica, Bell Air, Beverly Hills und so weiter und so fort. Deshalb gibt es auch unheimlich viele Strände und eben die genannten unendlich vielen Highways, die die Orte verbinden. Wir jedenfalls waren zuerst am Seal Beach, genossen die deutlich abgekühlte Luft.
Zuerst ging es auf die Seebrücke, wo gerade ein Angelwettbewerb geendet hatte. Ein junger Mann saß stolz wie bolle an der Brüstung und fotografierte seine Trophäe für TicToc. Alle anderen Angler waren noch mitten dabei den größten Fisch zu fischen und so genossen wir den Duft von frisch zerlegtem Fisch auf der Seebrücke. Der Wellengang war ordentlich und wir sahen die ersten Rettungsschwimmer, also lauter Mitch’es. Allerdings sonnten die sich eher, als dass sie aufgeregt am Strand nach potentiellen Opfern suchten.








Wir hatten jedoch Entdeckungsdrang und Eishunger. Eins nach dem anderen, zuerst ein großes Eis, dann das Zimmer beziehen und dann wieder ins Auto, um mal den nächsten Strand Richtung Westen anzusteuern. Long Beach sollte zu schaffen sein.

Die erste unserer Los-Angeles-Erfahrungen war somit ein Parkhaus für läppische 15 $, wie wir in den nächsten Tagen noch leidlich erfahren haben. Dann ging es in die Marina, Boote beklotzen. Es ist immer erstaunlich, wie sich in solchen Yachthäfen der Reichtum sammelt und das Leid der Armen gänzlich verschwindet. Hier gibt es immer nur schwarz oder weiß, keine Vermischung. So war es auch hier. Da man mit Größe schon fast nicht mehr punkten konnte, wurde dafür die Lautstärke der Musik lauter gedreht, dass die flanierenden Menschen auch ja einen Blick auf das eigene Boot werfen. Ich finde, es ist echt immer ein Schauspiel in solch einem Yachthafen.






Das größte Boot war vier Etagen hoch, mindestens, und empfing eine ganze Highscool, die wohl ihren Abschluss feiern wollte. Uns ließ man nicht mit rein, scheinbar, weil sie unserem Jungen nicht die Highscool zugetraut haben. Wenn die wüssten…
Außerdem hörten wir am anderen Ufer, bei der Queen Mary, die der gesunkenen Titanic wahrlich Konkurrenz machen kann, ein Musikkonzert. Nur leider schluckte die See zu viel der Melodie und ich weiß nicht, wer was gespielt hat.
Nun ging es noch zur abendlichen Nahrungsaufnahme und wir wählten Bubba Gump Shrimps. Wer es noch nicht wusste, diese Kette wurde echt nur von jemanden im Nachgang zu Forrest Gump gegründet. Und erwartungsgemäß wurde es zum Hit und Verkaufsschlager. So ein cleveres Kerlchen. Ich überlege schon, was für eine Kette ich denn jetzt eröffnen könnte. Ich habe nur noch nicht den richtigen Riecher bzw. verrate es nur nicht, damit mir keiner zuvorkommt.



Wir jedenfalls haben schön Garnelen gepuhlt und Fisch gegessen und einfach mal diese laute und verrückte Stadt, in der wir ja rein faktisch noch gar nicht wirklich waren, auf uns wirken lassen. Ich kam mir wirklich vor, wie ein Eremit auf Ausgang und den anderen ging es auch so. In solchen Momenten besinnt man sich ganz bewusst auf die vielen schönen Momente, die man in den letzten Wochen erlebt hat. Alles tausend Mal mehr wert, als in einem überfüllten, lichtdurchfluteten Hafen zu sitzen und schick zu essen.
Jetzt gings aber schnell ins Hotel, denn wir empfanden so etwas wie „frieren“ und kamen damit überhaupt nicht klar. Also ab ins Hotelzimmer und aus der Klimaanlage ne Heizung machen. Gute Nacht!

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