Noch ein Tag in Würzburg und damit noch ein Tag mit Kirchen und Wein. Habe fast beschlossen Kirchenfotografin zu werden. Keine Sorge, bei den Bildern lege ich mich nicht immer auf den Boden um diese Perspektiven zu bekommen, sondern lege nur die Kamera hin. Liegend auf dem Fußboden einer Kirche könnte nämlich auch falsch verstanden werden.
Aber vielleicht eröffne ich auch ein mobiles Weinlädle. So bleibe ich in Bewegung und kann dabei viele Menschen glücklich machen. Aber ich warte noch bis nach Corona, damit ich auch viele Menschen gefahrlos zusammenbringen kann. Heute war die alte Mainbrücke zumindest tagsüber etwas leerer und so konnte ich doch glatt die vielen Hinweise zum Thema Corona entdecken. Also Hinweise gibt es hier genug, aber vor lauter Menschen hat man diese gar nicht gesehen. Also wenn man nach Hause kriecht, weil man nicht mehr laufen kann, dann hätte man auch die Hinweise sehen können. Tolle Aktion, aber irgendwie auch komisch.
„Du bist mir zu coronah!“
oder
„Du bis MIT ABSTAND die Schönste!“
waren hierbei meine Favoriten
Doch bevor ich beim Wein bleibe, gehe ich noch kurz zu den anderen Sehenswürdigkeiten von Würzburg. Über die Brücke schafften wir es ja heute recht entspannt und dann ging es über die Weinberge hoch zur Festung Marienberg, welche imposant über Würzburg thront. Während wir Großen schon wieder wegen dem Aufstieg Schnappatmung bekamen, gab Georg singend und redend das Tempo vor. Ich glaube, alle die wir überholten, hatten für heute den Ohrwurm „I like to moped, moped.“ Und so waren wir zeitweise kurz davor einen Flashmob zu initiieren.
Wir kamen dann mit vollem Trainingsring und leeren Lungen oben auf der Festung an und Georg war noch nicht ansatzweise in Wallung geraten und sang und erzählte weiter. Woher nimmt er nur seine Energie?
Wir jedenfalls schauten uns trotz Erschöpfung jeden Winkel der Festung an und genossen die Aussicht über den Main und die Stadt. Ein unbedingtes, wenn auch anstrengendes Muss hier in Würzburg.
Dann hatten wir ja gestern noch nicht jede Kirche von innen gesehen, also holten wir dies nach. Der Dom, die Marienkapelle und das Stift Haug wurden so noch innerlich betrachtet. Im Dom kamen wir sogar in den Genuss einer kurzen Orgelprobe und lauschten begeistert der Akustik. Georg war es zu laut und es kam kein Gesang drin vor, also eher nicht so tanzbar.
Und dem Stift Haug möchte ich hiermit meinen Dank aussprechen, denn endlich war die Geschichte der Kreuzigung in Bildern erklärt und durchnummeriert. Georg fragt uns nämlich in jeder Kirche Löcher in den Bauch: „Wer ist das da neben Jesus? Waren die böse? Warum hat Jesus nichts mehr an? Wer steht da noch vor dem Kreuz und Warum?“. Normalerweise lasse ich mir hier immer kreative Antworten einfallen, die einem Bibelcheck sicherlich eher nicht standhalten. Aber jeder Elternteil weiß, wie schwierig es ist Fünfjährigen seine Fragen allumfassend zu beantworten. Man hat eigentlich keine Chance. Doch hier im Stift Haug gibt es alle Phasen der Kreuzigung und man muss es nur vorlesen. Pini mimte so den Erklärbär und Georg hatte so fast keine Fragen mehr. Ich habe sicherheitshalber mal alles abfotografiert, falls die Fragen nochmal kommen.
Dann versetzten wir uns noch gemeinschaftlich in einen Zuckerschock und besuchten so einen Laden mit Berlinern mit Loch. Pini war ganz happy, weil der Laden so in ist und wir waren überfordert mit der Auswahl. Die Kinder aßen je drei von diesen vor Zucker triefenden Loch-Berlinern und wir waren schon nach einem ganz überzuckert.

Also nichts wie ab ins nächste Spital, dem Juliusspital, welches ja gleich um die Ecke lag. Und hier fand ich den Sinn des Lebens. Denn direkt neben der zentralen Medikamentenausgabe, zwischen Seniorenstift und Palliativzentrum befindet sich direkt auf dem Krankenhausgelände ein Weingut mit Weinstuben. Wein ist ja sooo gesund und kurze Wege haben hier echt seine Vorteile. Habe ich eine Alkoholvergiftung, kann ich zur Notaufnahme kriechen. Habe ich nur noch einen letzten Wunsch, kann ich mich mit sehr gutem Wein betrinken. Also mal ehrlich, habt ihr schon jemals so einen schönen Flecken Erde entdeckt? So eine Krankenhauskantine kann da echt abstinken. Hier gab es einen hervorragenden Tropfen zu Käse und Weintrauben und ich füllte schon nebenbei die Anmeldung für die Aufnahme ins Seniorenstift aus. Sicherheitshalber haben wir mal noch ein bissl Medizin gekauft, damit wir die Zeit bis zum Seniorenstift überbrücken können
So genesen konnten wir den Heimweg antreten und landeten zufrieden zum abschließenden chillen auf dem Zeltplatz. Ein letztes Mal Nudeln al la Wohnwagen, ein letzter Abwasch im Freien, ein letzter Mückenstich und dann kommt noch die letzte (?) Nacht im Wohnwagen. Eine geile Tour war es und wir sind Corona echt dankbar, denn ohne diesen Wink des Schicksals hätten wir wohl Deutschland wieder eher links liegen gelassen und uns andere Ziele gesucht. Aber so haben wir verschiedene Fleckchen in Bayern und Baden Würtemberg kennengelernt, die uns ganz sicher nochmals begrüßen müssen. Jetzt gerade mit dem Abschieds-Bocksbeutel vor mir bin ich echt glücklich und zufrieden. Morgen geht’s heim und damit wird das letzte Kapitel dieser Reise geschrieben.
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